Resilienz
Im Tanzbereich
Das Thema Resilienz erfährt derzeit in vielen Diskussionen grosse Aufmerksamkeit. In einer komplexen Welt gewinnt diese Kompetenz an Bedeutung, da sie nicht nur das individuelle Wohlbefinden fördert, sondern auch die persönliche Entwicklung und Anpassungsfähigkeit unterstützt. Anlass genug für die TanzVereinigung Schweiz TVS, sich dem Thema Resilienz anzunähern.
Definition
Resilienz, ein aus der Psychologie stammendes Konzept, beschreibt eine Fähigkeit des Menschen, bei der er lernt, mit den Unsicherheiten und Herausforderungen der modernen Welt umzugehen. Resilienz hilft, Krisen zu bewältigen, sich von Rückschlägen zu erholen und gestärkt aus schwierigen Situationen hervorzugehen. Resiliente Menschen können nicht nur besser mit Stress umgehen, sondern auch persönliche und berufliche Rückschläge überwinden, ohne daran zu zerbrechen. [1]
Die Kompetenz der Resilienz im Tanzbereich
Resilienz spielt auch in spezifischen Berufsfeldern eine wichtige Rolle. Gerade im Tanzbereich gewinnt die Kompetenz der Resilienz zunehmend an Bedeutung. Tänzerinnen und Tänzer müssen körperliche und mentale Rückschläge überwinden, um erfolgreich zu sein und ihre Leidenschaft trotz Verletzungen, Konkurrenzdruck, wiederkehrende Ablehnung und Unsicherheit über die berufliche Zukunft weiterzuverfolgen. Daher fordert der Tanz nicht nur körperliche Ausdauer und Präzision, sondern stellt auch hohe emotionale und psychologische Ansprüche.
Resiliente Tänzerinnen und Tänzer sind demnach in der Lage, Verletzungen als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren, an Kritik zu wachsen und aus Rückschlägen neue Kraft zu schöpfen. Sie entwickeln die Fähigkeit, sich nach Enttäuschungen zu motivieren, neue Wege zu finden und trotz Rückschlägen weiterhin an ihren Zielen festzuhalten. Dabei spielt nicht nur die physische Widerstandskraft eine Rolle, sondern vor allem die mentale Stärke – der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, eine gesunde Selbstreflexion und der Wille, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen. Resilienz ist gerade im Tanzbereich entscheidend, um langfristig Erfolg zu haben und vor allem die Freude am Tanz nicht zu verlieren. [2, 3, 4]
Kontroversen der Resilienz im Tanz
Kontroversen rund um die Resilienz im Tanz entstehen häufig aus der Kultur hoher Erwartungen und des Perfektionismus, die die Tanzwelt durchdringen. Probleme wie Körperbildsorgen, das Potenzial für Verletzungen und die hierarchische Natur vieler Tanzinstitutionen tragen zu erheblichen psychischen Herausforderungen bei Tänzerinnen und Tänzern bei. [5,6]
Wie kann Resilienz im Tanzbereich verbessert werden?
A. PSYCHOLOLGISCHE ASPEKTE
Die psychologische Landschaft des Tanzes ist gekennzeichnet durch ein komplexes Zusammenspiel persönlicher Eigenschaften und Umweltfaktoren, die das psychische Wohlbefinden von Tanzenden erheblich beeinflussen.
1. Hemmende Prozesse
- Persönliche Eigenschaften
Forschungen identifizieren mehrere persönliche Eigenschaften, die Stress verschärfen und die psychische Gesundheit von Tänzerinnen und Tänzern beeinträchtigen können. Zu den wichtigsten zählen Perfektionismus, Besessenheit und Ego-Orientierung, die häufig in der Tanzwelt gedeihen. Diese Eigenschaften können mentale Prozesse untergraben, indem sie negative Selbstwahrnehmungen und ungesunde Körperbilder fördern, die von Gleichaltrigen- und Lehrer:innen-Dynamiken beeinflusst werden. [4]
Die Tanzumgebung selbst kann ebenfalls eine Quelle von Stress sein. Merkmale wie Leistungsdruck und eine wettbewerbsorientierte Atmosphäre schaffen Herausforderungen, welche die Entwicklung und das Wohlbefinden von Tänzerinnen und Tänzern beeinträchtigen können. Studien legen nahe, dass diese äusseren Stressoren die negativen Auswirkungen schwächender persönlicher Eigenschaften verstärken und zu einem Kreislauf emotionaler Belastungen führen können. [4]
2. Fördernde Prozesse
- Schützende persönliche Eigenschaften
Im Gegensatz dazu stehen bestimmte persönliche Eigenschaften, die mit Resilienz und psychischem Wohlbefinden bei Tänzer:innen in Verbindung gebracht werden. Attribute wie positive Persönlichkeit, Selbstvertrauen, Verbundenheit, harmonische Leidenschaft und Optimismus dienen als Schutzfaktoren, die Tanzenden helfen, mit Stressoren umzugehen. Positive Persönlichkeitsmerkmale fördern beispielsweise nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die psychologische Flexibilität, die es Tänzern ermöglicht, Herausforderungen effektiv zu meistern. [5]
- Die Rolle der Achtsamkeit
Praktiken der Achtsamkeit spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der mentalen Resilienz. Durch die Förderung des Bewusstseins für Gedanken und Emotionen ohne Urteil ermöglicht die Achtsamkeit den Tänzerinnen und Tänzern, mit Stress umzugehen und im Moment präsent zu bleiben. Forschungsergebnisse zeigen, dass Achtsamkeit die Gehirnstrukturen positiv verändern kann, die mit der Emotionsregulation und der Resilienz in Verbindung stehen, was zu besseren psychischen Gesundheitsergebnissen beiträgt. Aktivitäten wie Meditation und fokussierte Atemübungen können diesen Prozess erleichtern und Tänzern Werkzeuge an die Hand geben, um die psychischen Anforderungen ihrer Kunst besser zu bewältigen. [6]
Tänzerinnen und Tänzer stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die mentale Stärke erfordern, von der Bewältigung von Verletzungen bis hin zum Umgang mit dem Druck bei Aufführungen. Die Entwicklung grösserer mentaler und emotionaler Resilienz ist unerlässlich, um diese Hindernisse zu überwinden. Strategien wie das Führen eines Tagebuchs, das Setzen erreichbarer Ziele und die Integration von Selbstfürsorge-Routinen in den Alltag können Tanzende dazu befähigen, Stress effektiv zu bewältigen und eine positive Einstellung beizubehalten. Das Annehmen von Widrigkeiten stärkt nicht nur die Resilienz, sondern fördert auch das persönliche Wachstum, sodass Tänzerinnen und Tänzer gestärkt aus ihren Erfahrungen hervorgehen. [3]
B. PHYSISCHE ASPEKTE
- Integration von Sinneserfahrungen
Das Tanzen aktiviert mehrere Sinne, einschliesslich Sehen, Hören und Fühlen, durch Bilder, Klänge und Körperbewegungen. Diese multisensorische Integration ermöglicht es Tanzenden, ein tieferes Bewusstsein für ihren Körper und die sie umgebende Umwelt zu entwickeln, was ihre allgemeine Resilienz verbessern kann. Zum Beispiel können Visualisierungstechniken eingesetzt werden, wenn körperliche Bewegungen nicht möglich sind, sodass Tänzerinnen und Tänzer Handlungen wie das Gehen in der Natur gedanklich üben können, selbst wenn sie still in einem Büro sitzen. [7]
- Progressive Muskelentspannung
Progressive Muskelentspannung ist eine Technik, die Tanzenden erheblich zugute kommen kann, indem sie körperliche Entspannung fördert und das Körperbewusstsein verbessert. Diese Methode beinhaltet das systematische Anspannen und Entspannen verschiedener Muskelgruppen in Abstimmung mit der Atmung. Studien zeigen, dass diese Praxis nicht nur den Stress verringert, sondern auch die allgemeine körperliche Resilienz verbessert, eine wesentliche Qualität für Tänzer:innen, die häufig mit körperlichen Anforderungen und potenziellen Verletzungen konfrontiert sind. [7]
- Resilienz beim Überwinden von Verletzungen
Für viele Tanzende sind Verletzungen eine Realität, die Resilienz erfordert. Körperliche Resilienz zeigt sich in der Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen, sei es durch die Heilung von Verletzungen oder den Umgang mit den emotionalen Herausforderungen, die mit solchen Erfahrungen einhergehen. Eine unterstützende Umgebung, die durch kollaboratives Lernen und geeignete Zielsetzungen gekennzeichnet ist, spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Resilienz von Tänzerinnen und Tänzern, die sich physischen Herausforderungen stellen müssen. [9]
C. SOZIALE UND KULTURELLE FAKTOREN
- Kulturelle Stressoren im Tanz
Kulturelle Stressoren haben erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Tänzerinnen und Tänzern, die auf Faktoren zurückzuführen sind, die der Tanzkultur innewohnen. Die Studie “Mental Health in Dance” zeigt, dass beispielsweise der klassische Tanz durch eine autoritäre und hierarchische Struktur geprägt ist, die zu stiller Konformität unter den Tänzerinnen und Tänzern führen kann, was wiederum die Akzeptanz von missbräuchlichem Verhalten und unangemessenen Erwartungen zur Folge haben kann. Tanzende fühlen sich oft unter Druck gesetzt, sich an enge physische Ideale anzupassen, die einen schlanken Körperbau als Standard für Erfolg betonen. Zudem tragen die Erwartungen an persönliche Eigenschaften – wie Hingabe, mentale Härte und Bescheidenheit – weiter zum Stress in diesem Umfeld bei. [4]
- Verbundenheit und soziale Unterstützung
Die Fähigkeit, soziale Verbindungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, ist für Tänzerinnen und Tänzer elementar, da diese Beziehungen als Puffer gegen Stress dienen können. Forschungsergebnisse heben die Bedeutung sozialer Unterstützung von Freund:innen, Familie, Kolleg:innen und Mentor:innen hervor, um Stressoren im Zusammenhang mit Auditions, Verletzungen und Aufführungen zu mildern. Die Anerkennung der Rolle dieser Beziehungen verbessert nicht nur das psychische Wohlbefinden der Tänzer, sondern bietet auch ein notwendiges Netzwerk für emotionale Unterstützung in schwierigen Zeiten. [4]
- Interaktion mit der Umgebung
Tänzer:innen agieren in einem komplexen Zusammenspiel mit ihrer Umwelt, welches ihre psychische Gesundheit entweder stärken oder untergraben kann. Faktoren wie soziale und kulturelle Umstände, einschliesslich Wettbewerb und Übergänge, können erheblichen Einfluss auf ihren mentalen Zustand haben. Umgebungen, die positive Interaktionen und Unterstützung fördern, können die psychische Gesundheit nähren, während solche, die von hohem Druck oder Gleichgültigkeit geprägt sind, diese gefährden und zu potenziellen psychischen Problemen führen können. [4]
- Die Rolle der Tanztherapie
Diese therapeutische Methode betont nonverbale Kommunikation durch Bewegung, was insbesondere für Personen von Vorteil sein kann, die Schwierigkeiten beim verbalen Ausdruck haben. Die Teilnahme an der Tanztherapie findet oft in Gruppen statt, was die soziale Interaktion und den Aufbau von Gemeinschaft fördert – Faktoren, die für das emotionale Wohlbefinden entscheidend sind. Solche Ansätze helfen nicht nur bei der individuellen Heilung, sondern auch beim Aufbau kollektiver Resilienz, die die psychische Gesundheit von Tänzern insgesamt stärken kann. [10, 11, 12]
D. AUSBILDUNG UND TRAINING
- Bedeutung der mentalen Resilienz im Tanz
Das Tanztraining sollte nicht nur die körperliche Entwicklung, sondern auch das mentale und emotionale Wohl der Tänzer fördern. Die Psychologin Angela Duckworth betont, dass Erfolg aus „Grit – passion and perseverance toward long-term goals“, also Leidenschaft und Durchhaltevermögen bei langfristigen Zielen, resultiert. Dies legt nahe, dass die Kultivierung von Resilienz entscheidend ist, damit Tanzende trotz Rückschlägen und Herausforderungen in ihrer Ausbildung und ihren Aufführungen erfolgreich sind. [13]
- Strategien zur Förderung der Resilienz – Growth Mindset
Dieser Ansatz beinhaltet das Lob von Anstrengungen über Talent hinaus und die Fokussierung auf die Entwicklung der Schüler:innen, anstatt sich nur auf Ergebnisse zu konzentrieren. Indem Ausbildende betonen, was Schüler:innen „noch“ erreichen können, fördern sie eine Denkweise, die Herausforderungen als Wachstumschancen sieht. Techniken wie das Setzen von Zielen, die die Lernenden knapp über ihre aktuellen Fähigkeiten hinausfordern – auch als „bewusste Praxis“ bekannt – können die Resilienz stärken und eine anpassungsfähigere Haltung gegenüber dem Lernen fördern. [13, 14]
- Umfassendes Resilienztraining
Das Konzept des „Aktiven Resilienztrainings im Tanz“ schlägt einen strukturierten Lehrplan vor, der darauf abzielt, Tanzenden die Werkzeuge zur Entwicklung emotionaler, kognitiver, spiritueller und körperlicher Resilienz zu vermitteln. Dieses Training ist besonders wichtig in kritischen Übergangsphasen der Karriere eines Tanzenden, wie beispielsweise beim Wechsel von der Amateur- zur Profikarriere oder bei der Transition von der aktiven Tanzkarriere in eine andere Tätigkeit, bei denen die psychologischen Anforderungen deutlich höher sind. [2]
- Aufbau einer unterstützenden Umgebung
Eine unterstützende Gemeinschaft baut die Resilienz von Tanzenden auf. Die Förderung offener Kommunikation und Zusammenarbeit unter Kollegen kann eine Umgebung schaffen, in der sich Tanzende sicher fühlen, ihre Verletzlichkeiten zu zeigen und Unterstützung zu suchen. Diese soziale Rückendeckung ist entscheidend, um die Motivation aufrechtzuerhalten und eine resiliente Denkweise zu fördern. [15,16]
- Verletzungsprävention und Rehabilitation
Neben der Förderung mentaler Resilienz ist das Verständnis von Verletzungsprävention und -rehabilitation ein Schlüssel für die Reise eines Tanzenden. Durch die Vermittlung von Wissen darüber, wie Verletzungsrisiken minimiert und eine effektive Genesung ermöglicht werden kann, können Ausbildende die körperliche Resilienz der Tänzer:innen stärken, sodass diese mit neuer Stärke und Zuversicht zu ihrem Handwerk zurückkehren können. Resilienz in diesem Zusammenhang bedeutet nicht nur, Widrigkeiten zu ertragen, sondern auch, proaktiv und informiert an das Tanzen heranzugehen.[18]
Ein eindrucksvolles Beispiel in der Tanzwelt ist die Geschichte des Balletttänzers Steven McRae, der nach einem schweren Schicksalsschlag seine mentale und physische Widerstandskraft wiederaufbauen musste, um zurück auf die Bühne zu finden.
Im Film „Resilient Man“ wird illustriert, dass Resilienz erlernt und kultiviert werden kann. Diese Botschaft ist universell und spricht nicht nur Tänzerinnen und Tänzer an, sondern Menschen in allen Lebensbereichen. Resilienz erfordert Geduld, Selbstdisziplin und den Willen, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Sie ist eine Fähigkeit, die uns ermöglicht, gestärkt aus Krisen hervorzugehen und dabei über uns hinauszuwachsen.
Quellenverzeichnis
[1]: Dance/Movement as Resilience, Unity and Community in Rwanda [2]: A Call for Active Resilience Training in Dance [3]: Dancing Through Adversity: Lessons Learned from Dance Injuries [4]: Mental health in dance: A scoping review | Frontiers [5]: January reset: a brief guide to mental health for dancers [6]: Mental Wellbeing for Dancers — A Dancer's Life [7]: Embodiment Practices: How to Heal Through Movement [9]: Resilience is a journey, not a destination - Dance in Mind [10]: Dance Therapy 101: Can You Heal Through Movement? [11]: Dance/Movement Therapy: A Whole Person Approach to Working with Trauma and building resilience [12]: (PDF) Dance/Movement Therapy for Trauma Survivors [13]: Embracing uncertainty: the challenges and opportunities in dance [14]: Building Resilience - Dance in Mind [15]: Fostering Resilience in Dancers: Mental Health Strategies for Dance [16]: The Dance of Resilience: How to Thrive Through Life’s [17]: Graceful Resilience: Injury Prevention and Rehabilitation for Dancers [18]: Dancing Through Adversity: How Dance Training Builds Resilience
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Faszination Tanz
Poledance
Poledance ist eine faszinierende Kombination aus Tanz, Akrobatik und Fitness, bei der Bewegungen an einer vertikalen Stange ausgeführt werden. Ursprünglich aus Zirkus- und Akrobatiktraditionen stammend, hat sich Poledance in den letzten Jahrzehnten zu einer eigenständigen Kunst- und Sportform entwickelt.
Heute wird es in Studios weltweit sowohl als Fitnessaktivität als auch als Ausdruck von Sinnlichkeit und Körperbeherrschung praktiziert. Pole Dance fordert den gesamten Körper – er stärkt Muskeln, verbessert die Beweglichkeit und verfeinert das Körpergefühl. Gleichzeitig bietet es einen kreativen Raum, um sich selbst auszudrücken und dabei die eigenen Grenzen zu erkunden.
Hier geht es zum Video Faszination Tanz - Poledance
Zum ersten Mal Pole Dance
Adrian Hochstrasser, Mitarbeiter der TanzVereinigung Schweiz TVS, wagte sich an die Stange. Seine erste Poledance-Lektion forderte ihm einiges an Muskelkraft, Koordination und Konzentration ab und überraschte nicht nur mit blauen Flecken.
Sein Erlebnisbericht pdf.
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Tanz als soziales Handeln
Der Körper als Medium für mehr Lebensqualität im Erwachsenenalter
In ihrer Masterarbeit beschreibt Anna Pilchowski Herausforderungen des mittleren Erwachsenenalters und wie das Tanzen die Lebensqualität beeinflussen kann, unter anderem die Selbstbestimmungsfähigkeit.
Einführung
Die Masterarbeit „Tanz als soziales Handeln. Der Körper als Medium für mehr Lebensqualität im Erwachsenenalter“ von Anna Pilchowski ist 2024 im Tectum Verlag erschienen. Neben einer theoretischen Auseinandersetzung und Herleitung zeigt die Autorin anhand von fünf qualitativ durchgeführten Interviews auf, welche Effekte das Tanzen auf die interviewten Personen hat. Dazu wurden die Interviews mit der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack ausgewertet.
Mittleres Erwachsenenalter unter Spannung
Das mittlere Erwachsenenalter ist schwer zu greifen, da sich Übergänge verlagern. Zudem sind Biografien individuell aufgebaut. In der Masterarbeit wird das mittlere Erwachsenenalter auf eine Altersspanne von etwa 30-65 Jahren festgehalten – in Anlehnungen an Perspektiven unterschiedlicher Autor:innen. Menschen, die sich im mittleren Erwachsenenalter befinden, bewegen sich in unterschiedlichen Lebensbereichen wie Beruf, Familie, soziale Beziehungen, freizeitliche Tätigkeiten. Diese Aspekte enthalten einerseits Chancen für eine vielfältige Lebensgestaltung, zeitgleich jedoch auch z.B. die Gefahr von sozialem Druck und Optimierungszwängen, wodurch die Selbstbestimmung und in diesem Sinne auch die freie Persönlichkeitsentfaltung eingeschränkt werden können. Die Selbstbestimmung steht in einem Spannungsverhältnis zur gesellschaftlichen Anpassung. Dieser Gedanke wird insbesondere durch die sogenannten Beschleunigungsprozesse (Rosa 2020[1]) der Leistungsgesellschaft plausibilisiert, die u.a. anhand (körperlicher) Optimierungszwänge – um gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen – deutlich werden. In diesem Bezug stellt sich die Frage nach Handlungsspielräumen und Lebensqualität im mittleren Erwachsenenalter, denn eine Vielzahl an Menschen verfolgt das Ziel nach Glück und Zufriedenheit.
Tanz als Medium freier (Persönlichkeits-)Bildung
Sozialpädagogische Bildungsprozesse können dieses Ziel unterstützen. Sozialpädagogische Bildung arbeitet eben nicht dem sozialen Druck zu; vielmehr stehen der individuelle Sinn und die persönliche Entfaltung im Vordergrund. Hierbei wird im Rahmen der Arbeit auf das Tripelmandat nach Staub-Bernasconi (Kontext Professionalität der Sozialen Arbeit) und den Capability Approach nach Sen (Kontext Unterstützung der Verwirklichungschancen der Adressat:innen) Bezug genommen. Bildung im Sinne einer freien Persönlichkeitsentfaltung kann z.B. durch das Tanzen ermöglicht werden, da dies ein performatives Medium sozialen Handelns ist. Tanzen ist eine Interaktions- und Kommunikationsform, die reflexive Prozesse anregt. So kann u.a. inkorporiertes Wissen, beispielsweise Haltungen, durch den Tanz nach außen getragen werden. Das „Außen“ gibt Feedback, welches wiederum Reflexionsimpulse für die tanzende Person setzen kann. Herausgearbeitet wird dieser Selbst- und Weltbezug in der Publikation durch die Ambiguität nach Merleau-Ponty und die Performativität nach Wulf und Zirfas. Das Tanzen fungiert also auch als Erlebnis- und Erfahrungsraum, der Handlungsspielräume eröffnen kann.
Selbstbestimmungspotenziale in den Alltag transferieren
Durch diese theoretischen Auseinandersetzungen ergeben sich die Fragen, welche Formen sozialen Handelns im Tanz zum Vorschein kommen bzw. ob sich in diesem Handeln Selbstbestimmungspotenziale zeigen und inwiefern Selbstbestimmung ggf. auf den Alltag übertragen wird. Anhand von fünf Interviews, an denen Erwachsene mittleren Alters teilnahmen, wird dieser Fragestellung nachgegangen. Die Interviewten gehen unterschiedlichen Tanzstilen nach.
Die Auswertung der Interviews zeigt, dass alle interviewten Personen das Tanzen – wenn auch in unterschiedlicher Ausformung – mit Selbstbestimmung in Verbindung bringen. Das Tanzen eröffnet für sie Handlungsspielräume und enthält dadurch Selbstbestimmungspotenziale. Während einige der interviewten Personen insbesondere durch die soziale Interaktion Selbstbestimmungsfähigkeit erleben, nutzen andere Selbstbestimmungspotenziale bereits vor der körperlichen Auseinandersetzung und Interaktion im Tanz für sich. Die Erwachsenen machen beim Tanzen Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, wodurch sie ihren Alltag auf besondere Weise reflektieren und neu errungene Kenntnisse transferieren können.
Fazit
Die ausgewerteten Interviews geben Hinweise darauf, dass die theoretisch hergeleiteten Thesen und Fragestellungen an die realen Gegebenheiten anschlussfähig sind. Das Tanzen schafft für die interviewten Personen im mittleren Alter Möglichkeiten, Selbstbestimmungspotenziale zu nutzen, dadurch Handlungsspielräume bzw. ihre Freiheiten zu erweitern und diese zum Teil in den Alltag zu transferieren. Dies beinhaltet weiterführend auch, dass eine (positive) Beeinflussung der Zufriedenheit und Lebensqualität der interviewten Personen möglich ist.
[1] Rosa, H. (2020). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp Verlag
Quelle: TVS 11/2024 Anna Pilchowski
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Interview mit Jason Beechey
Head of Dance an der ZHdK, seit 1. August 2024
Mit Jason Beechey unterhielt sich die TanzVereinigung Schweiz TVS unter anderem über Anpassungen und Neuerungen der Tanzausbildungen an der ZHdK, über Synergien im klassischen und zeitgenössischen Tanz und über zeitgemässe Lehrpläne an Ausbildungsinstitutionen für Tanz.
Der Belgier/Kanadier Jason Beechey hat am 1. August 2024 offiziell seine Position als Head of Dance an der ZHdK angetreten, nachdem er über achtzehn Jahre die Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden geleitet hat. Durch zeitgemässe Ausbildungsprogramme und eine bessere Gesundheitsvorsorge ist es ihm gelungen, in Dresden einen grundlegenden Wandel der Tanzausbildungen zu erreichen.
Damit hat die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in Jason Beechey einen erfahrenen Pädagogen nach Zürich geholt. Die Position als Head of Dance übersieht einerseits die Tanz Akademie Zürich, welche als international renommierte Schule die Ausbildung klassischer Tänzer:innen von 15 bis 18 Jahren und ein Grundstudium für Kinder ab 11 bis 12 Jahren umfasst, zudem wird an der ZHdK gegenwärtig ein BA Contemporary Dance, sowie ein MA Dance, Choreography und MA Dance, Teaching and Rehearsing Dance Professionals angeboten. Der Head of Dance wird diese Ausbildungen in einem übergreifenden Fachbereich ZHdK Tanz weiter ausbauen.
Du bist seit dem 1. August 2024 Head of Dance an der ZHdK. Davor warst Du achtzehn Jahre an der Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden tätig. Lässt sich das Erfolgskonzept auf die ZHdK 1:1 übertragen? Welche Erfahrungen nimmst Du mit an die ZHdK?
Ich denke nicht, dass ich eine exakte 1:1-Kopie machen würde. In den 18 Jahren an der Palucca-Hochschule haben wir eine eigene Identität entwickelt. Ich bringe ein grosses Netzwerk mit Partnerschulen, Partnerkompanien, vertraute Personen, und natürlich viele Ideen, wie wir hier in Zürich etwas ganz Neues aufbauen können.
Besonders spannend finde ich hier an der ZHdK die Vielfalt der Ausbildungsprogramme – vom Grund- und Hauptstudium in klassischem Tanz bis hin zu einem Bachelor in Zeitgenössischem Tanz, einem Master in Choreografie und einem Master in «Teaching and Coaching Dance Professionals» sowie der Tanzforschung.
In den vergangenen Jahren ist die Schweizer Tanzlandschaft durch Missstände in die Krise geraten, auch die Tanz Akademie war davon betroffen. Welches sind Deine persönlichen Schwerpunkte, die Du für die Neuorientierung der ZHdK im Fokus hast?
Die Studierenden und Schüler:innen stehen im Mittelpunkt – sie sind das Herzstück! Es geht darum, ihnen einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie gut aufgehoben sind und sich rundum wohlfühlen. Hierbei spielt nicht nur der Tanz eine Rolle, sondern auch die bestmögliche Betreuung auf höchstem Niveau durch Sportmedizin, Tanzmedizin und mentales Training. Wir möchten einen Ort schaffen, an dem Eltern mit gutem Gewissen sagen können: „Ich weiss, dass mein Kind in guten Händen ist.“ Dabei sind wir im ständigen Austausch, um individuelle Perspektiven für alle Studierenden und Schüler:innen zu ermöglichen.
In der Zwischenzeit wurden Massnahmen und Neuerungen bereits umgesetzt. Mit dem HEC-Gesundheits-Programm (Health, Excellence and Career Development) haben wir den Grundstein gelegt: Elternrat und Schüler:innenvertretung sind dabei, um sicherzustellen, dass jede Stimme gehört wird. Für mich stehen Empowerment, Transparenz und Kommunikation dabei an oberster Stelle.
Seit Herbst 2022 wird unter der Leitung des damaligen Interim-Leitungsteams stufenweise ein umfassendes Gesundheitskonzept an der taZ implementiert. Wie sieht das neue Gesundheitskonzept für die Tänzerinnen und Tänzer an der ZHdK im Detail aus und warum ist es ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung?
Wir haben die bestehenden Lernstrukturen umfassend überarbeitet, zum Beispiel durch die Einführung einer 5-Tage-Woche, um dem Körper die notwendige 48-stündige Regenerationszeit zu ermöglichen – dies ist wichtig im Zusammenhang mit dem Wachstum der Jugendlichen.
Weiter steht bei uns Transparenz in der Kommunikation im Vordergrund: Wenn ein Schüler oder eine Schülerin Schmerzen hat, soll er oder sie dies offen ansprechen können! Ein Physiotherapeut vor Ort stellt neben der Rehabilitation auch die Prävention in den Fokus.
Zudem arbeiten wir mit einem interdisziplinären Team aus Yoga-, Pilates- und Mentaltrainingsexperten zusammen. Das Ergebnis ist, dass die Studierenden und Schüler:innen körperlich stärker werden, mehr Ausdauer entwickeln und ein besseres Verständnis für ihren Körper und ihre Kreativität erlangen. Diese Fortschritte sind auf der Bühne deutlich spürbar.
Wichtig ist uns, die jungen Menschen in ihrer gesamten Entwicklung zu begleiten, auch durch herausfordernde Phasen wie Wachstum oder andere Themen.
An Ballettschulen wird eine kodifizierte Technik unterrichtet, deren Prinzipien zum Teil auf Lehrplänen des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Du persönlich setzt explizit auf kreatives Lernen und die Möglichkeit, individuell nach eigenen Stärken zu wachsen. Mit welchen zeitgemässen Lehr- und Lerninhalten willst Du dieses Ziel erreichen?
Ich finde es faszinierend, dass der klassische Tanz über 300 Jahre alt ist und sich dennoch stetig weiterentwickelt. Wenn man sich eine klassische Produktion aus dem Jahre 2000 anschaut, wirkt sie heute oft altmodisch.
Wie wir tanzen und wie wir Tanz wahrnehmen hat sich enorm verändert! Wir entfernen uns immer weiter weg von alten Klischees, dass Männer nur für Hebefiguren da sind und Frauen schwerelos erscheinen müssen. Die Technik entwickelt sich ständig weiter, und es gibt noch viel Raum für zukünftige Innovationen. Das ist besonders spannend, da auch der klassische Tanz sich ähnlich dynamisch weiterentwickelt wie der zeitgenössische Tanz.
Schülerinnen und Schüler der ZHdK gehören der Generation Z (Jahrgänge 1997 – 2012) an. Eine offene Feedbackkultur spielt für die junge Generation eine zunehmend wichtigere Rolle. Jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hegen Wünsche nach Selbstverwirklichung und kollegialer Zusammenarbeit, und suchen den engen vertrauensvollen Kontakt zur Führungskraft. Kann eine Tanzausbildung diesen Wünschen gerecht werden?
In der Vergangenheit gab es das Modell, dass eine Tänzerin oder ein Tänzer nichts sagen oder hinterfragen durfte – nur mitmachen war angesagt. Natürlich kann man durch Angst und Druck schnelle Resultate erzielen, aber das hinterlässt Menschen, die längerfristig unter diesem Druck leiden und nie das Gefühl haben, gut genug zu sein. Das alte Prinzip, jemanden zu brechen, um ihn dann neu aufzubauen, lehne ich vollkommen ab.
Auch das Abhängigkeitsverhältnis, in dem der Lehrer oder die Lehrerin als unantastbare Autorität gilt und der oder die Schüler:in keine Eigenverantwortung hat, ist überholt. Es geht nicht mehr um „Power“, sondern um einen respektvollen Umgang, bei dem der Lehrkörper seine Erfahrung und sein Wissen weitergibt, ohne dabei zu dominieren. Wir sind da, um Unterstützung zu bieten, aber nur im Sinne von Angeboten, nicht durch starren Zwang.
Wir sollten Lernende ermutigen, nicht abwerten: „Du springst höher, drehst mehr, fliegst weiter! Was hast du anders gemacht, dass es diesmal besser geklappt hat?“ Diese Art des Dialogs und der Förderung bringt den klassischen Tanz viel weiter als überholte Methoden des Drucks und der Unterdrückung. Es geht darum, die Tänzerinnen und Tänzer zu stärken – Empowerment ist der Schlüssel!
Soll die Ballettausbildung grundsätzlich in Frage gestellt werden, weil sie den heutigen Ansprüchen der Gesellschaft nicht mehr entspricht?
Für mich stellt sich diese Frage nicht, denn der Tanz war noch nie so präsent wie heute. Das war früher undenkbar. Heute gibt es weltweit Aktivitäten wie "Dancing with the Stars" in Deutschland und den USA, "So You Think You Can Dance", oder Aufführungen des Royal Ballet, die im Kino übertragen werden.
Zudem spricht die hohe Zahl an Bewerbungen für Ausbildungsplätze für sich! Ob beim Youth America Grand Prix, dem Prix de Lausanne – es ist eine wahre Tanzexplosion! Das Interesse ist grösser denn je. Die Frage ist nur: Wie tanzen wir? Was tanzen wir?
Heutzutage ist das Spektrum so breit wie nie: Klassischer Tanz, Hip-Hop, Urban Dance, afrikanischer Tanz – alles findet seinen Platz. Es wäre schade, einer Art Cancel Culture zu verfallen, in der man etwa die Klassik abschafft und nur Hip-Hop fördert. Das wäre einseitig! So wie es Raum für ein Symphonieorchester und für Taylor Swift gibt, muss es auch im Tanz Vielfalt geben. Wir sollten nicht sagen: „Raus mit der Philharmonie, weil Taylor Swift mehr Publikum hat.“ Das Gleiche gilt für den Tanz.
An der Tanz Akademie Zürich ist der Kulturwandel bereits im Gange. Was gibt Dir die Gewissheit, dass der angestossene Wandel an der Tanzakademie gelingen wird?
Jedes Jahr führen wir eine Evaluation durch – vollkommen transparent. Die Schüler:innen haben dabei die Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben: Wurde ich gehört? Wie fühle ich mich? Wurde ich ausreichend unterstützt? Eine jährliche Evaluation halte ich für absolut notwendig, besonders auch, um Rückmeldungen zum neuen Health-Team zu bekommen.
Unser Austausch mit den Schüler:innen findet auf Augenhöhe statt. Es ist ein Gespräch unter Menschen, respektvoll und zugleich ungezwungen, ohne die übliche Distanz zwischen Lehrenden und Lernenden. In dieser offenen Atmosphäre kann man über alles sprechen – auch über Persönliches. Auch die Jüngsten nehmen aktiv daran teil. Neulich kamen zwei Schüler nach einer Premiere auf mich zu und fragten: „Mr. Beechey, hat es Ihnen gefallen?“ Man merkt, dass sie Ideen haben und den Mut besitzen, diese selbstbewusst zu äussern.
Was beinhaltet konkret Deine Rolle als Head of Dance und was ist das angestrebte Profil für Tanz an der ZHdK?
Als Head of Dance bin ich verantwortlich für die übergeordnete Vision im Tanzbereich: Wie tanzen wir? Was tanzen wir? Welche Forschung findet statt? Wie bauen wir das Team auf? Ich sehe meine Rolle weniger als reine Leitungsperson, die von oben Anweisungen gibt, sondern vielmehr als Katalysator. Es geht darum, ein Team zu formen, in dem jeder und jede eigene Idee und Ambitionen mitbringt. Ich möchte, dass Menschen sagen: „Ich möchte an der ZHDK arbeiten, weil ich im Tanz meinen eigenen Stil entwickeln, Choreografien schaffen oder die nächste Generation von Ballettmeistern ausbilden möchte.“
Was ist der Vorteil für Schüler:innen und Studierende von einer umfassenden Tanzausbildung mit breitem Spektrum, wie sie an der ZHdK angestrebt wird?
Wenn man einen Ort schaffen kann, an dem sowohl der klassische als auch der zeitgenössische Bereich vertieft werden kann, finde ich das grossartig.
Wichtig ist, dass wir einen Raum bieten, wo junge Talente nicht nur leben und trainieren können, sondern auch eine mögliche Berufsmatura oder einen Bachelor erwerben. So könnten wir ein umfassendes, vielseitiges Programm gestalten, das unterschiedliche Wege ermöglicht.
Die Tanzszene ist sehr vernetzt, internationale Kooperation und Zusammenarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil einer professionellen Tanz-Karriere. Welche Möglichkeiten der Teilhabe und Kooperation bestehen gegenwärtig in der Schweiz und international und was bedeutet dies für die taZ Schüler:innen und Studierenden der ZHdK?
Dieser Austausch bietet immense Möglichkeiten. TaZ-Dozierende wird bald die Pariser Opernschule besuchen, während deren Lehrkräfte uns hier vor Ort besuchen werden. Wir waren in Toronto, und im dritten Jahr des Bachelor-Programms absolvieren die Studierenden ein Praktikum in einer Kompanie. Sie kehren danach völlig verändert und gereift zurück.
Ein taZ-Schüler des vierten Jahres absolviert zurzeit ein Praktikum beim ZÜRICH Ballett, wo er in "Clara" und "Giselle" auf der Bühne steht. Diese Erfahrungen fördern nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch die Bühnenerfahrung und das Knüpfen wertvoller Kontakte.
Die Tanzwelt ist klein: Man trifft immer wieder auf ehemalige Tanzkolleginnen und Kollegen, sei es in Summer Schools oder später in Kompanien. Solche Austauschprogramme bieten nicht nur persönliche Weiterentwicklung, sondern auch den Austausch von Erkenntnissen. Was früher oft geheim gehalten wurde, ist heute durch das Internet leicht zugänglich geworden, und der Nutzen dieser Verbindungen ist enorm – auf allen Ebenen.
Fünf Fragen mit Bitte um kurze Antworten
An Dresden vermisse ich….die Leute!
Zum letzten Mal im Theater war ich….am „Mind the Gap“ in Baden (Tanz und Kunst Königsfelden).
Wenn ich nicht Tänzer oder Tanzpädagoge geworden wäre, dann am ehesten noch….ich kann nicht leben ohne Tanz!
Klassischer Tanz wird es in 100 Jahren noch geben, weil….noch riesiges Potenzial darin steckt.
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Community Dance
Normative Grenzen sprengen
Kann Community Dance uns heute dabei helfen, durch gemeinsame Bewegung kreative Begegnungen zu schaffen und soziale Barrieren zu überwinden? Ein Blick in die Entwicklung des Community Dance.
"Community Dance" kann eine wertvolle Form sein, Gemeinschaft zu fördern und Menschen durch Tanz in Kontakt zu bringen. Wir leben in einer Zeit, die ähnliche Bedürfnisse und Herausforderungen aufzeigt wie die Entstehungszeit des “Community Dance”: eine Phase der Neuorientierung, des Aufbruchs und des Ausbruchs aus festgefahrenen Systemen. In dieser Bewegung sehen wir die Chance, durch Tanz einen Raum für kreative Begegnungen und gemeinschaftliches Erleben zu schaffen.
Die TanzVereinigung Schweiz TVS möchte die Gelegenheit nutzen, um den Begriff und die Entstehung des “Community Dance” näher zu beleuchten. Indem wir uns mit der Entwicklung und den Prinzipien des “Community Dance” auseinandersetzen, möchten wir die Verbindungen zwischen Tanz, Gemeinschaft und sozialem Wandel aufzeigen. Unser Ziel ist es, die Vielseitigkeit und die gesellschaftliche Relevanz dieser Praxis zu unterstreichen und damit die Bedeutung des Tanzes als verbindendes und befreiendes Element in unserer heutigen Zeit hervorzuheben.
Der Begriff „Community Dance“ beschreibt eine Tanzpraxis, die Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen vereint, um gemeinsam Tanz zu erleben und zu gestalten. Im Vordergrund steht dabei nicht die technische Perfektion, wie es bei professionellen Tanzensembles der Fall ist, sondern das gemeinschaftliche Erlebnis, die Freude an der Bewegung sowie die Förderung von Kreativität und sozialer Interaktion. Diese Form des Tanzes richtet sich an Menschen jeden Alters, unabhängig davon, ob sie bereits tänzerische Erfahrungen haben oder nicht. Menschen können sich durch und mit Tanz begegnen, damit jeder Mensch respektiert wird und die individuellen Herausforderungen, Einschränkungen und Verschiedenheiten einbezogen werden.
Wie hat sich “Community Dance” entwickelt? “Community Dance” hat seine Wurzeln in sozialer und kultureller Interaktion und war historisch gesehen immer ein Teil des gesellschaftlichen Lebens. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Praxis jedoch stark entwickelt, besonders seit den 1960er und 70er Jahren, als gesellschaftliche Bewegungen wie die Bürgerrechtsbewegung, der Umweltschutz und der Feminismus zu einem Umdenken in der Kunstwelt führten. In dieser Zeit entstanden neue Tanzpraktiken, die sich gegen traditionelle Normen auflehnten.
In Europa hat sich ”Community Dance” in Grossbritannien stark entwickelt. Es entstand als Teil einer breiteren sozialen Bewegung, die darauf abzielte, Tanz und Kunst für eine breitere Bevölkerung zugänglich zu machen und Gemeinschaften durch Tanz zusammenzubringen. Es richtete sich an Bevölkerungsgruppen in ländlichen Gegenden oder an den sozialen Brennpunkten der Städte.
Ein grundlegendes Prinzip des Community Dance ist, dass alle Menschen uneingeschränkt teilnehmen und sich einbringen können. Zeitgenössischer Tanz eignet sich besonders gut für Community-Dance-Projekte, da er jedem Einzelnen die Möglichkeit bietet, mit persönlichem Bewegungsmaterial emotionalen Ausdruck zu finden und gleichzeitig Verbundenheit als Gruppe zu erleben. Methoden der Improvisation, wie sie im zeitgenössischen Tanz verwendet werden, erleichtern auch die Integration von Personen mit besonderen Bedürfnissen, wie etwa Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer.
Wie hat sich Community Dance speziell in der Schweiz entwickelt? In den Nachkriegsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts, besonders nach den 68er Jahren, entstand in der Schweiz wie auch in vielen anderen Ländern ein verstärktes Bewusstsein für gemeinschaftliche Strukturen und soziale Netzwerke. Es war die Zeit des Aufbruchs und der gesellschaftlichen Veränderung. Soziale Bewegungen, Bürgerinitiativen und Nachbarschaftsprojekte gewannen an Bedeutung. Die Gründung von Genossenschaften, Selbsthilfegruppen und kulturellen Vereinen spielte eine zentrale Rolle, um Menschen in einer sich verändernden Gesellschaft zu vernetzen. Die ersten Initiativen von “Community Dance” zeigten sich in der Schweiz in den späten 90er-Jahren. Das Projekt BewegGrund von Susanne Schneider gilt als Pionierprojekt der Schweiz und existiert seit 1998.
Zwei Fördererinnen des integrativen Tanzes, die sich seit Jahren für vielfältige Aufführungsprojekte und inklusiven Tanz in der Schweiz einsetzen, sind Susanne Schneider und Tina Mantel.
Die TanzVereinigung Schweiz TVS unterhielt sich mit den beiden über ihre Ansätze, den Tanz als integrative Kunstform einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen, normative Grenzen zu überschreiten und Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenzubringen. Das Interview ist hier nachzulesen.
Quellen:
Royston, Maldoom. Community Dance. Jeder kann tanzen. Das Praxisbuch von Jacalyn Carley, Henschel Verlag, Leipzig, 2010.
Anne Davier, Annie Suquet. Zeitgenössischer Tanz in der Schweiz, 1960-2010. Zu den Anfängen einer Geschichte. Aus dem Französischen übersetzt von Julia Wehren. Theatrum Helveticum, Band 21, 2021.
Weitere Informationen: https://www.communitydance.org.uk/ https://www.communitydance.org.uk/DB/animated-library/tracing-roots?ed=14074 https://www.communitydance.org.uk/DB/resources-3/what-is-community-dance
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Community Dance - Interview
Im Gespräch mit Susanne Schneider und Tina Mantel
Normative Grenzen sprengen…aber wie? Zwei Förderinnen des integrativen Tanzes, die sich seit Jahren für vielfältige Aufführungsprojekte und inklusiven Tanz in der Schweiz einsetzen, sind Susanne Schneider und Tina Mantel.
Die TanzVereinigung Schweiz TVS unterhielt sich mit den beiden über ihre Ansätze, den Tanz als integrative Kunstform einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen, normative Grenzen zu überschreiten und Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenzubringen.
Susanne Schneider war 1998 Mitbegründerin und ist seit dem künstlerische Leiterin der Compagnie BewegGrund in Bern. Sie absolvierte ihren Master an der London Contemporary Dance School mit dem Schwerpunkt integrativer Tanz. Zusammen mit ihrem Team hat sie zahlreiche Bühnenproduktionen, Workshops und Aktivitäten realisiert, die Menschen mit unterschiedlichen Körpern und Biografien zusammenbringen und unkonventionelle Tanzstücke auf die Bühne bringen. Im Oktober 2022 wurde der Verein BewegGrund mit dem Schweizer Preis Darstellende Künste ausgezeichnet, ein Jahr später folgte der Swiss Diversity Award. Im letzten Jahr feierte BewegGrund sein 25-jähriges Jubiläum.
Tina Mantel ist seit den 1980er Jahren als Tänzerin, Choreografin, Pädagogin und Leiterin verschiedenster Projekte aktiv. Ihre Tanzausbildung in Klassischem Ballett sowie Modernem und Zeitgenössischem Tanz erhielt sie an der BFA Juilliard School in New York. Zwischen 1998 bis 2010 war sie Dozentin für Tanz, Choreografie und Tanzgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste und Projektleiterin des Studiengangs Bachelor of Arts in Tanz. Sie ist Initiantin von #manntanzt sowie künstlerische Leiterin des Vereins Tanzmehr. Die TanzVereinigung Schweiz TVS berichtete bereits im Juni 2022 in einem Interview über das Projekt «manntanzt».
Frage an Susanne Schneider: Mit der Initiative BewegGrund hast du Pionierarbeit im Bereich Inklusion geleistet, indem behinderte und nicht-behinderte Künstlerinnen an gemeinsamen Bühnenproduktionen teilnehmen. Was war dein persönlicher Beweggrund für die Lancierung dieses Projekts?
In den 90er Jahren studierte ich am Laban Centre in London und absolvierte dort eine Ausbildung im Bereich Community Dance. Während dieser Zeit stiess ich auf die Pioniercompagnie Candoco, die auch heute noch aktiv ist und Menschen mit und ohne körperliche Behinderungen zusammenbringt. Als Tänzerin liegt der Fokus oft auf dem individuellen Körper und dessen Ausdruck. Im inklusiven Tanz hingegen eröffnete sich für mich eine faszinierende neue Dimension, die über das individuelle Erleben hinausgeht und gesellschaftliche Relevanz gewinnt. Mich fasziniert die Vielfalt der Körper und die kreativen Möglichkeiten, die sich aus unterschiedlichen Voraussetzungen ergeben. Es ist spannend zu entdecken, welche neuen Bewegungsformen entstehen können, wenn Menschen mit verschiedenen körperlichen Gegebenheiten gemeinsam arbeiten.
Frage an Tina Mantel: Dein Credo für den Künstlerischen Community Dance in der Schweiz lautet, dass Tanz als Kunstform allen Menschen zugänglich sein muss. Ist Tanz heutzutage tatsächlich noch nicht für alle zugänglich, und weshalb?
Das ist eine Frage der Schwellen, die es aus finanziellen, sozialen oder kulturellen Gründen gibt. Viele Menschen können ihren Kindern den Unterricht in einer privaten Tanzschule nicht finanzieren, oder in ihrem Kulturkreis wird Tanz ganz anders bewertet und praktiziert. Auch wenn es ein Kind/Jugendlicher schafft, Tanzunterricht besuchen zu dürfen, fühlt es sich dort nicht wohl, wenn es das einzige zum Beispiel nicht-weisse Kind ist. Auch Menschen mit Behinderungen finden kaum Angebote, wo sie sich tanzend ausdrücken können – BewegGrund hat da sehr viel erreicht, aber: Zum Beispiel in Zürich gibt es nur einmal pro Monat einen DanceAbility Workshop durch den Verein TANZFlug.
Im Rahmen von Tanzmehr Bühne mit*ein*ander*es Tanzfestival , das ich 2021 zum ersten Mal durchgeführt habe, geht es aber nicht um Unterricht, sondern um künstlerische Projekte, die nicht-professionell tanzende Menschen gemeinsam mit professionellen Choreografinnen und Choreografen oder Tanzvermittlerinnen und Tanzvermittlern erarbeiten. Da fehlt oft die Sichtbarkeit für solche Projekte, so dass Interessierte gar nicht wissen, wo sie andocken könnten.
Und zuletzt geht es mir bei der Zugänglichkeit auch um das Publikum. Zeitgenössischer Tanz kann sehr elitär sein. Unsere Erfahrung ist, dass die Mitwirkenden von Community Dance- Projekten meist sehr authentisch sind und in ihrer eigenen Bewegungssprache ihre Themen ausdrücken. Damit können sich Zuschauende, die nicht vom Fach sind, oft sehr unmittelbar identifizieren. Die Virtuosität von professionellen Tänzerinnen und Tänzern ist wunderschön, kann Bewunderung auslösen, was aber auch Distanz zum Publikum schafft.
Frage an Susanne Schneider: BewegGrund setzt sich für gleiche Rechte, Selbstbestimmung, Chancengleichheit und Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen ein. Warum eignet sich gerade der Tanz, um Menschen zu verbinden?
Meine Liebe gilt dem Tanz, da liegen meine Wurzeln. Natürlich könnten auch andere Kunstformen wie Musik oder Theater Menschen verbinden, doch unser primäres Interesse gilt dem Tanz.
Das Besondere bei BewegGrund ist, dass Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen tanzen. Der Tanz ist traditionellerweise mit einem perfekten Körperbild verbunden. Hier tut sich ein spannendes künstlerisches Spannungsfeld auf, indem man die Erwartungen der Zuschauenden unterläuft, indem bei uns Künstlerinnen und Künstler zum Beispiel mit einem Rollstuhl auftreten. Im Gegensatz zur Musik oder zur visuellen Kunst, bei denen Behinderungen der Künstlerinnen und Künstler oft nicht sichtbar sind, konfrontieren Tanzende mit Behinderungen das Publikum mit der eigenen Verletzlichkeit und Sterblichkeit. Zudem eignet sich der Tanz dazu, eine Schönheit in einer nicht normierten Bewegung zu finden. Diese Vielfalt ist spannend und gibt mehr Möglichkeiten.
Frage an Tina Mantel: Auf Tanzbühnen sehen wir meist junge und durchtrainierte Körper. Welche Strategien, Formate oder Akteure braucht es, um die Dance Community vielfältiger zu gestalten?
Andere Körper von vielfältigen Menschen jeden Alters, sozio-kulturellen Hintergrunds, mit und ohne Behinderungen, sollten auf Tanzbühnen selbstverständlicher zu sehen sein. Wichtig ist dabei, dass sie mit Profis arbeiten können, die über hohe künstlerische und organisatorische Kompetenzen verfügen und eine pädagogische Sensibilität in den Arbeitsprozess einbringen. Die Zusammenarbeit muss auf Augenhöhe mit den tanzenden Lebensexpertinnen und -experten geschehen, so dass sie nicht Instrumente für die/den Choreograf/-in sind, sondern den kreativen Prozess massgeblich mitgestalten können.
Dafür braucht es mehr Bewusstsein bei Förderinstitutionen für den Wert dieser eigenständigen Erscheinungsform des Künstlerischen Tanzes. Auch Produktionshäuser sollten es wagen, solche Projekte zu initiieren oder einzuladen, denn sie versprechen, ein breiteres Publikum ins Theater zu holen.
Und natürlich braucht es engagierte Tanzschaffende, welche für die Arbeit mit Lebensexpertinnen und -experten brennen, weil sie den Tanz demokratisieren und enthierarchisieren wollen.
Dafür setzt sich unser Festival ein: es schafft mehr Sichtbarkeit für Künstlerische Community Dance (KCD) Projekte und wir haben ein Manifest erstellt, das wir allen öffentlichen und vielen privaten Förderstellen für Tanz geschickt haben, um sie für den KCD zu sensibilisieren.
Fragen an Susanne Schneider und Tina Mantel: Der Tanz ist die Grundlage eures Schaffens, der Körper das Medium. Wie gewinnt ihr Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen für gemeinsame Projekte?
Susanne Schneider: Menschen mit einer Leidenschaft finden ihren eigenen Weg, und wir von BewegGrund unterstützen diesen Prozess, indem wir Türen öffnen und regelmässig kleinere Aufführungsprojekte organisieren, neben unseren professionellen Stücken. Diese Projekte bestehen aus etwa 20 Teilnehmenden, die gemeinsam mit einer Choreografin oder einem Choreografen arbeiten. Das sind klassische Dance Community Projekte, die wir gezielt ausschreiben. Zudem geben wir ab und zu Workshops an Orten, an denen Menschen mit Behinderungen leben. Häufig kommen auch Interessierte direkt auf uns zu und erkundigen sich nach Tanzmöglichkeiten.
Tina Mantel: Das ist eine gute Frage und in der Tat nicht ganz einfach. Da ich schon sehr viele Jahre als Tanzschaffende tätig bin, habe ich ein grosses Netzwerk, auf das ich zurückgreifen kann, wenn ich Tanzende für ein Projekt suche. Für junge Tanzschaffende ist das viel schwieriger. Auch weil solche Projekte im Tanz viel weniger bekannt sind als im Theater. Für mein manntanzt-Projekt muss ich immer wieder neue Männer suchen – es braucht Zeit, Fantasie und Geduld, um seine Mitwirkenden zu finden. Wenn eine Institution aber ein Projekt ausschreibt, ist dies viel einfacher als für einzelne Tanzschaffende. Das Roxy in Birsfelden macht in dem Bereich tolle Arbeit. Also auch hier ein Plädoyer für die Zusammenarbeit von Institutionen mit Choreograf/-innen resp. Tanzvermittler/-innen. Der Verein Tanzvermittlung CH will wie Tanzmehr-Verbindungen zwischen erfahrenen Tanzvermittler/-innen und interessierten Institutionen herstellen.
Frage an Susanne Schneider und Tina Mantel: Nicht alle fühlen sich in ihrem Körper wohl, um zu tanzen. Manche empfinden sich als unbeholfen oder steif, und die körperlichen sowie geistigen Voraussetzungen fürs Tanzen sind unterschiedlich. Wie schafft ihr ein Umfeld, in dem sich eure Teilnehmenden zur Bewegung wohlfühlen?
Susanne Schneider: Es erfordert Offenheit, und ich bemühe mich, nicht in vorgegebenen Normen zu denken. In unseren Warm-ups oder Technik-Lektionen geht es nicht darum, das Bein möglichst hochzuhalten. Unser Unterricht erfolgt meist im Team, eine Person mit und eine Person ohne Behinderungen, und wir bieten eine Vielzahl von Varianten an. Dadurch schaffen wir ein Umfeld, in dem unkonventionelle Bewegungen willkommen sind. Wir begegnen uns auf Augenhöhe: Auch wenn ich vielleicht mehr Tanzwissen habe, versteht mein Gegenüber besser, wie sein oder ihr Körper funktioniert. Das ist ein täglicher Lernprozess für mich. Bei uns gibt es kein „richtig“ oder „falsch“ – ich gebe lediglich Vorschläge, während die Ausführung der Bewegungen jedem Teilnehmenden selbst überlassen bleibt.
Jede/-r Teilnehmende soll sich entsprechend seines individuellen Potentials entwickeln. Zum Beispiel kann ich in einem Warm-up ein Push-up auf mindestens zehn verschiedene Arten ausführen. Diese Bandbreite an Möglichkeiten aufzuzeigen, halte ich für wichtig. Wir arbeiten oft über Improvisation und bringen die Ergebnisse dann in eine Form. Dabei entstehen neue Bewegungsqualitäten: Statt fünf Pirouetten zu drehen, erkunden unsere Teilnehmenden vielfältige Bewegungen im Raum. Meine häufigste Frage lautet: „Was kannst du tun, oder was können wir gemeinsam tun?“ Wir sollten gemeinsam nach Lösungen suchen.
Tina Mantel: Auch das braucht Zeit und viel Vertrauen – zuallererst muss jemand Lust darauf haben, zu tanzen. Und dann gibt es natürlich ganz viele verschiedene Arten von Tanz. Wenn jemand mit Paartanz oder Ballett schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann können wir bei den Ausschreibungen darauf hinweisen, dass in einem “Community Dance”-Projekt die Mitwirkenden die Bewegungen selbst entwickeln und sie nicht Schritte kopieren müssen. In der Arbeit im Studio geht es dann darum, einengende Meinungen darüber, was «Tanz» ist, abzulegen und mit ganz einfachen Abläufen wie Gehen oder Handgesten zu beginnen. Angst zu nehmen und Freude mit und durch die Bewegung zu schaffen, ist sicher zentral.
Frage an Susanne Schneider und Tina Mantel: Die TVS fördert im Rahmen des Schwerpunkts „Zusammenarbeit“ 2024/2025 Tanzschulen und Organisationen, die gemeinsam Projekte oder Veranstaltungen gestalten. Als künstlerische Leiterinnen seid ihr es gewohnt, mit verschiedenen Organisationen und Institutionen zu arbeiten. Welche konkreten Möglichkeiten seht ihr, um in Tanzschulen eine aktive und engagierte Community zu schaffen und den Austausch zwischen den Schulen zu fördern?
Susanne Schneider: Wir haben kein festes Tanzensemble mit täglichen Trainings, da uns die Ressourcen dafür fehlen. Stattdessen begleiten wir Tänzerinnen und Tänzer mit Behinderungen über einen gewissen Zeitraum und arbeiten mit Tanzschulen zusammen, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, dort zu trainieren, wo sie sich wohlfühlen. Zudem bieten wir Beratungen für Tanzschulen an und zeigen auf, wie Übungen und Bewegungen angepasst werden können.
Seit 1999 organisieren wir zudem ein Festival, bei dem wir - neben professionellen Stücken von Künstlerinnen und Künstlern mit und ohne Behinderungen - auch an zwei Tagen “Community Dance” Kurzstücke aus der ganzen Schweiz präsentieren. Neben den Aufführungen gibt es ein gemeinsames Essen und ein Warm-up, um Begegnungen zu fördern. Es wäre zu begrüssen, wenn Tanzschulen vermehrt ihre Aufführungen auch mit anderen Schulen aus der Region teilen und gemeinsam ein Festival inszenieren und offen für unterschiedlichste Tanzstile wären.
Tina Mantel: Was für eine tolle Initiative! Meine Erfahrung ist, dass Tanzschulen sich als Konkurrent/-innen sehen und dann jede alleine für die eigenen Vorteile arbeitet, was ja durchaus verständlich ist. Ein Austausch auf Augenhöhe, vielleicht moderiert durch jemanden vom TVS, wäre vielleicht ein erster Schritt, um herauszufinden, in welchen Bereichen sich Schulen vielleicht gegenseitig unterstützen können. Spontan kommt mir ein Lehrer/-innen-Tausch in den Sinn, so dass Schüler/-innen einen anderen Stil oder Herangehensweise kennenlernen. Das wäre auch eine Weiterbildungsmöglichkeit, wenn beide Pädagog/-innen jeweils anwesend wären, vielleicht sogar die Schüler/-innen an einem Ort versammeln, dann ist der Austausch für alle bereichernd.
Was das Community Building betrifft: ich denke, erfolgreiche Schulen machen das bereits sehr gut, sonst würden sie nicht funktionieren. Events ausserhalb des regelmässigen Unterrichts anzubieten (gemeinsame Essen oder Vorstellungsbesuche) und natürlich die Schulaufführungen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.
Um mehr Diversität und Inklusion zu erreichen, müssten Schulen sich überlegen, für welche Zielgruppen sie sich öffnen wollen – denn alles geht nicht! Ich empfehle dann eine Fachperson und eine selbst-betroffene Person hinzuzuziehen, um eine Strategie zu entwickeln, wie zum Beispiel der Zugang für people of colour, Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Behinderung erleichtert werden könnte. Noch besser, wenn eine Lehrperson selbst aus einer Minderheit stammt.
https://www.beweggrund.org/ http://www.tanzmehr.ch/ http://www.tanzvermittlung.ch/
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Lehrmittel im Tanz
Werkzeuge im Unterricht
Muss man denn ein Tanzprofi sein, um Kinder zum Tanzen zu animieren? Vielleicht genügt es, wenn Du dir ein paar Werkzeuge aneignest.
Die Tanzvereinigung Schweiz TVS berichtete im April 2024 im Rahmen eines Beitrags zur Rolle des Tanzens im Bildungsprozess über die Bedeutung und Umsetzung des Lehrplans 21 im Tanzbereich auf unterschiedlichen Stufen.
In diesem Beitrag stellen wir Dir ausgewählte Lehrmittel im Tanzbereich vor: von Lehrmitteln von Madeleine Mahler aus den 70er und 80er Jahren, über Cécile Kramer bis zu Tamara Gassner, deren Buch «Achtung, fertig, TANZEN» noch dieses Jahr erscheinen wird. Aber alles der Reihe nach!
1. «Kreativer Tanz», Madeleine Mahler
Zytglogge-Werkbuch, 118 Seiten, 1979. Madeleine Mahler hat sich in ihrem Buch über Kreativer Tanz intensiv mit der Bedeutung und den Möglichkeiten des Tanzes als Ausdrucksform auseinandergesetzt. Sie beleuchtet, wie kreativer Tanz genutzt werden kann, um persönliche Emotionen, Geschichten und Erfahrungen zu verkörpern und auszudrücken. Ihr Ansatz legt besonderen Wert auf die Improvisation und die Freiheit der Bewegung, wodurch Tanzende ihre Kreativität und Individualität entfalten können. Das Buch gibt praktische Anleitung mit Abbildungen und Lektionsbeispielen für Schule und Studio, kann aber auch generell als Inspiration genutzt werden.
Das Buch richtet sich sowohl an Tänzerinnen und Tänzer als auch an Pädagoginnen und Pädagogen, die den kreativen Tanz als pädagogisches Werkzeug nutzen möchten. Es verbindet Theorie und Praxis und bietet Anleitungen und Übungen.
2. «Tanz als Ausdruck und Erfahrung», Madeleine Mahler
Zytglogge-Werkbuch im Format DIN-A4, 128 Seiten, 1987. Die Tanzpädagogin Madeleine Mahler zeigt, wie mit dem Tanz aus eigenem Erleben Bewegungsfreude entstehen kann. Das Buch, welches bereits im Jahre 1987 erschien, beinhaltet didaktische Grundlageninformationen für die Unterrichtsvorbereitung und gibt daher wertvolle Inputs für den Unterricht mit Jugendlichen. Ein anregendes Buch, das den Weg zum eigenen Gestalten weisen kann.
3. «Dance360-School», Cécile Kramer
Ein interaktives Lehrmittel mit Videobeispielen. Erwerben, Anwenden und Gestalten von Tanzschritten stehen im Vordergrund. Vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe. https://dance360-school.ch/de/.
Das Lehrmittel dance360-school ist aus dem Bedürfnis entstanden, den Bereich Ausdruckskultur gezielt weiterzuentwickeln. Es unterstützt Lehrpersonen dabei, Tanzstile, vielfältige Moves und altersgerechte Choreografien spielerisch zu vermitteln. Gleichzeitig können auch interessierte Schülerinnen und Schüler das Lehrmittel eigenständig nutzen. Wer über den Unterricht hinaus lernen möchte, hat die Möglichkeit, über die interaktive Plattform coole Moves zu entdecken und mit einer persönlichen Playlist eigene Tanzkombinationen zu gestalten. Das Lehrmittel steht generell allen offen, die es für nicht-kommerzielle Unterrichtszwecke einsetzen möchten.
Zudem bietet das Lehrmittel mit über 400 Tanz-Videoclips eine interaktive Möglichkeit für Lehrpersonen, Dozierende sowie Schülerinnen und Schüler, Ideen für Schritte, Kombinationen oder ganze Choreografien zu entwickeln. Tanzstile wie Hip-Hop, Jumpstyle, Ragga, Salsa und Jive werden neben den Dance Basics angeboten. Dabei kommen auch Inputs von methodisch-didaktischen Umsetzungsmöglichkeiten betreffend der Arbeit mit der Musik nicht zu kurz.
4. «Da tanzt der Bär», Tamara Gassner
Praxisnahes Lehrmittel für Kindergarten und Unterstufe, angepasst an den Lehrplan 21, Tamara Gassner, https://dance4school.ch. Das Lehrmittel Da tanz der Bär besteht aus einem Tier-Kartenset, das wichtige Bewegungsmuster und Fortbewegungsarten spielerisch für kleine Kinder erlebbar macht und die Grundlage tänzerischer Fähigkeiten vermittelt. Dabei geht es nicht nur ums Nachahmen, sondern vielmehr ums Experimentieren und Gestalten.
Die Karten sind handlich und vielseitig zu nutzen. Durch ihren Einsatz werden die Ziele des Lehrplans 21 im Bereich Musik und Tanz für den Kindergarten und die Unterstufe abgedeckt.
Jede Karte bietet eine übersichtliche Darstellung der spezifischen Lernziele. Inspirierende Sprüche, praktische Übungen, Hilfswörter und Bewegungsskizzen unterstützen bei der Umsetzung. Ein QR-Code mit kostenlosem Download für jede Tierkarte führt zu passender Musik und zahlreichen weiteren Unterrichtsideen.
Das Lehrmittel eignet sich für Kindergärtner/-innen, Tanzpädagog/-innen, Tanztherapeut/-innen und Musikpädagog/-innen. Es erleichtert den Einstieg ins Tanzen bereits mit kleinen Kindern.
5. «Achtung, fertig, TANZEN!», Tamara Gassner
Das zweite Lehrmittel von Tamara Gassner richtet sich an die Primar- und Oberstufe. Es beinhaltet viele Aufgabenstellungen, die sich für ältere Schüler/-innen eignen, angepasst an den Lehrplan 21: https://dance4school.ch.
Das Lehrmittel erscheint im September 2024 im Ingold Verlag. Mit dem Lehrmittel Achtung, fertig, TANZEN von Dance4School und dem Verein Tanzförderung geht es nicht nur darum, Schritte und coole Choreografien zu lernen – vielmehr wird ein System vermittelt, mit dem Tanzen auch ohne professionelle Vorkenntnisse möglich wird. Dabei wird ein Rucksack voller inspirierender Ideen, praktischer Werkzeuge und wertvoller Materialien mitgegeben, um die Lernziele des Lehrplan 21 in den Bereichen Musik und Bewegung erfolgreich umzusetzen. Das Lehrmittel besteht aus handlichen, flexibel einsetzbaren Karten, die einen einfachen Einstieg ins Thema Tanzen ermöglichen.
Die Aufgaben sind geeignet für Lehrpersonen und Leitende, die selbst keine Tänzer:innen sind und sich doch gerne an das Thema Tanzen heranwagen möchten.
Für die dazu passende Musik teilt Tamara Gassner gerne ihre Spotify-Playlist.
Zu den Personen hinter den Tanz-Lehrmitteln
Madeleine Mahler war Turn- und Sportlehrerin ETH, Tänzerin und Tanzpädagogin. Sie unterrichtete Sport mit Schwerpunkt Tanz an Mittelschulen und an Lehrerfortbildungen. Mahler war Lehrbeauftragte für Bewegungsgestaltung in der Turn- und Sportlehrerausbildung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Neben den oben vorgestellten Büchern veröffentlichte sie auch noch die Publikationen «Tanzchuchi» (1981) und «Move» (1984).
Cécile Kramer ist Choreografin, Dozentin, Pädagogin, Turn-, Sport- und Tanzlehrerin. Sie absolvierte ihre Spezialausbildungen in den Bereichen Jazzdance und Hip-Hop/Streetdance in New York und Los Angeles. Kramer ist Tanz-Dozentin für angehende Sportlehrerinnen und Sportlehrer und Bewegungswissenschaftler/-innen von der Stufe der Grundlagen bis zum Spezialfach Tanzen an der ETH Zürich. https://dance360-school.ch/de/
Tamara Gassner studierte Tanzkultur in Bern, Theaterpädagogik in Luzern und Psychomotorik in München. Zudem ist sie Jugend und Sport-Expertin im Bereich Tanz. Sie ist als Dozentin für Tanzpädagogik tätig, unterrichtet an Hochschulen, im Zirkus und ist immer wieder an Tanz- und Theaterprojekten beteiligt. Als J S Expertin für Tanz leitet sie Fortbildungen und Workshops für Lehrpersonen, Sport- und Tanzlehrpersonen in der ganzen Schweiz. Mit ihrer Plattform „Dance4school“ und ihren Lehrmitteln „Da tanzt der Bär“ und „Achtung, fertig, tanzen“ bringt sie den Tanz in die Schulen. www.dance4school.ch
Quellen zu den Beiträgen
Wehren, Julia: Madeleine Mahler, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1158–1159. https://dance360-school.ch/de/ https://dance4school.ch
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Interview mit Frank Fannar Pedersen
Tanzchef am Theater St. Gallen
"Ich bin der Überzeugung, dass wir durch die Vielfalt voneinander lernen und gemeinsam wachsen können!"
Der Isländer Frank Fannar Pedersen erhielt seine Tanzausbildung an der National Ballet School of Iceland und an der Ballettschule der Finnischen Nationaloper in Helsinki. Er tanzte am Basler Ballett, der Iceland Dance Company, bei der IT Dansa in Barcelona und am Hessischen Staatstheater Wiesbaden.
Seit der Spielzeit 23/24 ist er neu Tanzchef am Theater St. Gallen und war dieses Jahr Mitglied des künstlerischen Leitungsteams des Migros-Kulturprozent Tanzfestivals Steps.
Die TanzVereinigung Schweiz TVS sprach mit ihm unter anderem über Partizipation, Diversität und Nachhaltigkeit, und wie er diese Kernwerte in der Tanzsparte umzusetzen gedenkt.
Nach einer 8-jährigen Zusammenarbeit mit Richard Wherlock am Theater Basel und Ihrer aktuellen Position als Tanzchef des Theaters St. Gallen, waren Sie dieses Jahr zudem Mitglied des künstlerischen Leitungsteams des Tanzfestivals Steps. Gibt es eine besondere Verbindung oder Affinität zur Schweiz, die diese Entscheidung beeinflusst hat?
Ich habe bisher den Grossteil meines beruflichen Lebens in der Schweiz verbracht. Ich wurde in Island geboren und verbrachte dann die ersten sechs Jahre in Deutschland. Anschliessend kehrte ich nach Island zurück und lebte dort weitere zehn Jahre. In der Folgezeit tourte ich als Tänzer mit verschiedenen Tanzkompanien durch Europa. Seit zehn Jahren lebe ich mittlerweile in der Schweiz und hatte das Glück, inspirierende und herausfordernde Arbeit im Bereich des Tanzes zu finden und mich damit auseinanderzusetzen. In der Tanzwelt ist es unüblich, so lange an einem Ort zu bleiben, doch die enge Verbundenheit mit der Natur in der Schweiz hat mich von Anfang an fasziniert und mir ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt.
Diversität spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der Kunstwelt. Wie beabsichtigen Sie, die Vielfalt im Ensemble weiter zu fördern und sicherzustellen, dass unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven auf der Bühne repräsentiert werden?
Das Tanzensemble des Theaters St. Gallen vereint Künstlerinnen und Künstler aus 14 verschiedenen Nationen. Die Vielfalt kultureller Hintergründe ist für unser kreatives Schaffen sehr bereichernd.
Die Ausprägung von Diversität spiegelt sich auch in der Auswahl der Stücke und der Choreografinnen und Choreografen wider. Wir sind bestrebt, Diversität in möglichst vielen Facetten unseres künstlerischen Schaffens abbilden zu lassen. Dazu gehört auch, die Talente unserer Künstlerinnen und Künstler wahrzunehmen und diese gezielt zu fördern. Tanzende haben oft nicht die Möglichkeit, ihr volles künstlerisches Potential auszudrücken. Wenn Künstlerinnen und Künstler beispielsweise zusätzlich noch singen oder ein Instrument spielen, würde ich diesen Talenten in St. Gallen gerne diese Plattform bieten. Tanzen bleibt aber die wichtigste Kernkompetenz. Ich glaube, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Kunstformen zunehmend unsichtbarer werden. In diesem Sinne würde ich versuchen, andere Kunstformen in den Tanz zu integrieren, ohne das zentrale Element der Bewegung zu vernachlässigen.
Diversität findet sich auch in meinem Assistenzteam wieder. Wir haben zwei «Rehearsal Directors» mit diversem Hintergrund. Die beiden unterrichten unterschiedliche Warm-up Stile, z.B. Yoga, Pilates und Contemporary Dance, Ballett- und Conditioningklassen.
Ich bin der Überzeugung, dass wir durch die Vielfalt voneinander lernen und gemeinsam wachsen können. Auch in meiner täglichen Arbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern ist es mir ein Anliegen, mich mit diversen Lebens- und Ausdrucksformen auseinanderzusetzen und inspirieren zu lassen. Diversität spielt in der Kunst eine eminent wichtige Rolle!
Nachhaltigkeit wird am Theater St. Gallen gross geschrieben. Wie planen Sie, auch weiterhin nachhaltige Praktiken in Bezug auf Produktionen, Ressourcen und menschliche Aspekte in Ihrer künstlerischen Leitung zu integrieren?
Für einen schonenden Umgang mit Ressourcen in der Kultur arbeitet das Theater St. Gallen mit der Beratungsstelle Reflector der m2act, Förder – und Netzwerkprojekt der Migros zusammen. Dabei stimmen wir mit den Richtlinien von Reflector überein. Dies erlaubt uns, kritisch unseren bisherigen Umgang mit Ressourcen zu hinterfragen und gleichzeitig eine ressourcenleichte Kulturbranche für die Zukunft zu planen.
Ein zentrales Thema im Kontext der Nachhaltigkeit meiner Tänzerinnen und Tänzer ist ihre Gesundheit: Wir arbeiten neu mit der Orthopädie St. Gallen zusammen, um den gesundheitlichen Aspekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Neben der Rehabilitation liegt unser Fokus insbesondere auf der Prävention. Durch spezifische Funktionstests werden potenzielle körperliche Defizite frühzeitig erkannt, um Verletzungen gezielt vorzubeugen.
Wir hinterfragen die Notwendigkeit des verwendeten Materials und suchen nach einfachen Alternativen oder überlegen, ob gänzlich darauf verzichtet werden kann. Diese Überlegungen führen zu wichtigen Diskussionen, in denen wir den Aufwand für die Bühnengestaltung auf ein Minimum reduzieren und kritisch hinterfragen.
Zudem beinhaltet jede Eintrittskarte für eine Vorstellung von Konzert und Theater St. Gallen die Kosten für die An- und Abreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Tarifverbund Ostwind, im Verkehrsverbund Vorarlberg und im Fürstentum Liechtenstein. Besucherinnen und Besucher werden ermutigt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht mit dem Auto zum Theater zu fahren.
Eine zentrale Frage bleibt dabei immer im Vordergrund: Wie können wir mit weniger Ressourcen dennoch beeindruckende Kunst schaffen?
In der modernen Führungskultur spielt Partizipation eine entscheidende Rolle. Können Sie konkrete Massnahmen in der Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern teilen, die Sie zu Beginn der Spielzeit 23/24 eingeführt haben, um diese Ideale umzusetzen?
Es bedarf einer grundlegenden Neuausrichtung im Verhältnis zwischen Führungskräften und darstellenden Künstlerinnen und Künstlern. Inmitten der aktuellen Diskussion über Partizipation erachte ich es als wichtig, dass die junge Generation aktiv am Prozess teilnimmt und die bestehenden Führungsmodelle kritisch hinterfragt.
Zu den Massnahmen, die wir seit Beginn der Spielzeit 23/24 zur verstärkten Partizipation der Tanzenden eingeführt haben, zählen regelmässige Company-Meetings, die mindestens einmal im Monat stattfinden. Kommunikation ist der Schlüssel zu einem respektvollen Miteinander, und ich schätze es, ehrliches Feedback von meinen Tänzerinnen und Tänzern zu erhalten.
Im Hinblick auf die Partizipation unseres Publikums haben wir seit letzter Spielzeit eine „Einführung ins Stück“ vor jeder Aufführung integriert. Zusätzlich bieten wir im Vorfeld einer Vorstellung eine «Bewegte Einführung» an, zudem besteht die Möglichkeit für Nachgespräche im Anschluss an eine Vorstellung. In der «Bewegten Einführung» erhält das Publikum die Gelegenheit, einfache Sequenzen aus den Choreografien zu erlernen und nach eigenem Vermögen umzusetzen. Ziel ist es, sich einerseits körperlich mit dem Inhalt des Stücks auseinanderzusetzen und andererseits ein konkretes Erlebnis zu bieten, als Ausgleich zu den oft abstrakten Formen oder Bildern von Bewegungen.
Inwiefern sehen Sie den Tanz als Mittel, gesellschaftliche Themen auszudrücken, und wie möchten Sie dieses Potenzial nutzen, um ein breites Publikum am Theater St. Gallen anzusprechen?
Ich definiere mich nicht zwingend als Choreografen mit sozialkritischem oder politischem Ansatz. Für mich liegt die Faszination des Tanzens darin, dass wir in der Lage sind, Dinge ohne Worte auszudrücken. Daraus schöpfe ich Ideen und versuche, auf subtile Weise zu agieren, in der Hoffnung, dass das Publikum darauf entsprechend reagiert. Ich sehe mich in der Rolle des Kreativen als jemanden, der Samen streut, die dann hoffentlich in den Köpfen des Publikums weiter wachsen werden.
Gemäss einer Medienmitteilung des Theaters St. Gallen sind Ihre Arbeiten das Produkt eines «scheinbar unerschöpflichen Ideenreichtums». Was sind Ihre persönlichen Quellen der Inspiration?
In erster Linie die Natur. Als Isländer spürt man die Kraft der Natur jeden Tag, du wächst mit den Gegensätzen von Feuer und Eis auf und erkennst, dass du auf der einen Seite sehr klein bist gegenüber den Naturgewalten. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Isländerinnen und Isländer sehr überschaubar, das heisst, die Stimme jedes/-r Einzelnen hat durchaus ein Gewicht. Aus diesen spannenden Wahrnehmungen schöpfe ich Ideen für mein künstlerisches Schaffen. Die andere Quelle ist sicherlich auch die Musik!
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse aus Ihrer bisherigen Laufbahn als Choreograf und Tänzer konnten Sie in Ihre Arbeit am Theater St. Gallen bislang einfliessen lassen oder planen Sie, noch einfliessen zu lassen?
Obwohl ich als sehr junger künstlerischer Leiter gelte, bin ich doch schon seit meinem fünften oder sechsten Lebensjahr eng mit dem Tanzen verbunden. Da kommen sehr schnell mehr als 20 Jahre Erfahrung und Wissen zusammen. Erfahrungen, die in unserem System irgendwo gespeichert oder abgebildet sind.
Ich hatte im Laufe meiner Tanzkarriere das Privileg, mit herausragenden Choreografinnen und Tänzern zusammenzuarbeiten. Dieses wunderbare Netzwerk werde ich auf jeden Fall weiter pflegen und versuchen, diese Persönlichkeiten nach St. Gallen einzuladen.
Welche innovativen Ansätze erwägen Sie, um Tanz in Zeiten der Unsicherheit lebendig zu halten?
Ich glaube, dass wir uns in der Theaterkultur gegenwärtig an einem Wendepunkt befinden. Wir sehen den erheblichen Einfluss mobiler Technologie, über die Menschen jederzeit und unmittelbar auf Inhalte wie Netflix zugreifen können. Als Theaterinstitution tragen wir eine grosse Verantwortung, gute und interessante Inhalte anzubieten. Gleichzeitig bin ich fest davon überzeugt, dass das Theater eine einzigartige Form der Begegnung und des Dialogs bietet. Es ist eine der letzten verbliebenen Institutionen, in denen wir gemeinsam etwas Einzigartiges in einem speziellen Moment erleben dürfen. Was wir heute auf der Bühne sehen, kann morgen schon ganz anders sein! Das macht das Theater zu einem besonderen Ort! Ich hoffe sehr, dass Menschen das Theater auch in Zukunft als einen Ort der Sehnsucht wahrnehmen werden.
Welche beruflichen Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Als künstlerischer Leiter des Tanzensembles ist es unabdingbar, den Blick immer in die Zukunft gerichtet zu halten, da die Verantwortlichkeiten dieses Amtes erfordern, bereits heute zu planen, was in den kommenden zwei bis drei Jahren auf der Bühne präsentiert werden soll.
Die Konzentration auf den Moment, das intensive Spüren dieses Augenblicks, ist etwas, was ich an meinem Tanz und meiner kreativen Arbeit sehr schätze. Es macht mich glücklich, diesen Raum zu gestalten und mit meinen Künstlerinnen und Künstlern in Kontakt zu treten. Es erlaubt mir, mich durch meinen eigenen Körper tief mit dem Hier und Jetzt zu verbinden und die Zukunft für einen Moment auszublenden. Diese Erfahrungen wünsche ich mir weiterhin für die Zukunft!
Quelle: TVS 8/2024 Foto: Jos Schmid
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Interview mit Laura Atwood
Tanzpädagogin und Therapeutin
Mein Ziel ist es, Tänzerinnen und Tänzer dazu zu inspirieren, nicht nur ihre technischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch ein tieferes Gefühl von Wohlbefinden und Erfüllung durch den Tanz zu entwickeln.
Laura Atwood begann ihre Tanzausbildung in New York, wo sie u.a. von Finis Jhung, Robert Denvers und David Howard unterrichtet wurde. Mit 15 Jahren erhielt sie ihr erstes Engagement mit dem Ballet Concertantes aus Puerto Rico. Seither verfolgte sie eine breit gefächerte und vielfältige Karriere mit Soloverträgen in diversen Ländern. Ab 1988 trat sie mit zahlreichen zeitgenössischen und modernen Tanzgruppen in Zürich auf. Seit 1997 unterrichtet sie ein offenes Training für Profi-TänzerInnen in Zürich und arbeitet immer wieder als Gastlehrerin für Kompanien in der Schweiz und Deutschland. Für ihre pädagogische Tätigkeit wurde sie 2004 mit dem Kulturpreis der Stadt Zürich ausgezeichnet. Laura Atwood war von 2008 bis 2011 Jury-Mitglied des jährlichen Schweizer Tanz- und Choreografie-Preises und zwischen 2010 bis 2018 Mitglied der Tanzkommission der Stadt Zürich. Sie betreibt erfolgreich eine Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin und hat zusammen mit ihrem Mann ein Tanzfotografie-Buch herausgegeben.
Laura, du hast in New York City deine ersten Tanzschritte gemacht. Kannst du uns mehr über deine Anfänge im Tanz erzählen und wie du darauf gekommen bist, Tänzerin zu werden?
Meine erste Liebe galt der Musik. Jedes Familienmitglied spielte Klavier, und so begann auch ich im Alter von sieben Jahren, die Tasten zu erkunden.
Als ich etwa acht oder neun Jahre alt war, wollte meine beste Freundin Ballettunterricht nehmen. Gemeinsam sahen wir uns eine Ballettstunde an, und die Bewegung zur klassischen Musik zog mich sofort in ihren Bann. So begann ich mit dem Tanzen, während sich meine Freundin dagegen entschied.
Als ich zehn Jahre alt war, tanzte ich bereits jeden Tag, und ich wusste, dass ich Tänzerin werden wollte. Obwohl ich die Musik liebte, erkannte ich, dass ich nie das Niveau einer Konzertpianistin erreichen würde. So entschied ich mich für den Tanz!
Welche Tanzpädagoginnen hatten am meisten Einfluss auf deine tänzerische Ausbildung und inwiefern haben sie deine Entwicklung beeinflusst?
Ich hatte nie eine formale Tanzausbildung mit Zertifikaten oder Diplomen erhalten, da ich keine offizielle Tanzschule besucht habe. Stattdessen begann ich in einer Hobbyschule. Mit 14 Jahren wechselte ich zu professionellen offenen Stunden. Später in meiner Karriere kamen wichtige Lehrer für meine tänzerische Entwicklung dazu: Marian Sarstädt, die damalige Ballettmeisterin des Scapino Ballet in Amsterdam, legte den Schwerpunkt auf Präzision und kleine Details. Finis Jhung lehrte Gelassenheit und Zentriertheit. Robert Denvers legte Wert auf Musikalität und Phrasierung. Ali Pourfarrokh, ein Ballettmeister in Deutschland, schuf eine freundliche und grosszügige Atmosphäre. Nancy Bielskis Humor schliesslich erhellte die Ernsthaftigkeit des Tanzes.
Diese Lehrerinnen erschienen in meinem Leben zur richtigen Zeit und gaben mir das, was ich brauchte, wenn ich es am meisten brauchte. Ihre Einflüsse prägen auch heute noch meinen Ansatz beim Unterrichten.
Dein erstes Engagement als professionelle Balletttänzerin hattest du mit 15 Jahren beim «Ballet de Concertantes» in Puerto Rico in den 70er Jahren. Welche Erinnerungen verbindest du mit deinem ersten Engagement?
1973 nahm ich gerade an einem offenen Ballettunterricht in New York teil, als mich eine Frau aus Puerto Rico beim Training beobachtete. Sie war Direktorin einer Kompanie und führte eine Ballettschule in Puerto Rico. Sie bot mir Flug und Unterkunft nach Puerto Rico an, und ich nahm eine Woche lang Unterricht an ihrer Schule. Als Gegenleistung diente ich als Vorbild und Inspiration für die Schülerinnen.
Nach meiner Rückkehr nach New York erhielt ich ein Telegramm mit einer Einladung, bei einem Musik- und Kunstfestival mit ihrer Kompanie aufzutreten. Ich verbrachte etwa sechs Wochen in Puerto Rico, einschliesslich Proben und Aufführungen.
Die Aufführung fand in einem grossen Hof statt, und ich erinnere mich, dass mich die fehlenden Bühnenkantenmarkierungen verunsicherten. Die Kulisse war beeindruckend: Wir tanzten unter freiem Himmel, die Sterne schienen zum Greifen nah. Es war eine unvergessliche Erfahrung!
Neben deinen Stationen als Halb-Solistin in den Niederlanden sowie als Solistin in den USA, Kanada, Deutschland und Österreich bist du 1988 für Auditions beim «ch Tanztheater» in die Schweiz gekommen. Wie kam es zum Wechsel in die Schweiz und wie hast du den Tanz Ende der 80er Jahre in der Schweiz erlebt?
Mit 29 Jahren begann ich, mich nach neuen Herausforderungen umzusehen. Bis dahin hatte ich mich hauptsächlich mit klassischem und neoklassischem Ballett beschäftigt, doch verspürte ich den Drang, Neues zu erkunden.
Auf der Suche nach einer neuen Tanzrichtung nahm ich an unzähligen Auditions teil. Dieser Weg führte mich schliesslich in die Schweiz zum «ch Tanztheater», einem rein weiblich besetzten, zeitgenössischen Ensemble.
Diese Zeit war geprägt von einem lebendigen Tanzumfeld, in dem zahlreiche kleine Kompanien die Grenzen der künstlerischen Innovation ausloteten. Die Schweizer Tanzszene war zu dieser Zeit auf der Suche nach einer zeitgenössischen Identität. Choreografen wie Peter Schelling/Béatrice Jaccard (Zürich) oder Philippe Saire (Lausanne) waren die Vorreiter dieser Tanzbewegung.
Seit 1997 unterrichtest du Ballettklassen für Tänzerinnen und Tänzer auf unterschiedlichen Stufen. Als Gastlehrerin am Zürcher Ballett und anderen Tanzinstitutionen hast du deine Expertise weitergeben können. Was hat dich dazu motiviert, als Tanzpädagogin tätig zu werden und was schätzt du am meisten an dieser pädagogischen Arbeit?
Ich wollte nie Ballettlehrerin werden. Es war das Letzte, was ich mir vorstellen konnte. Schliesslich wurde ich gefragt, ob ich unterrichten möchte und ich dachte, warum nicht, ich könnte es versuchen und schauen, was passiert.
Ich finde Ballett nach wie vor faszinierend und auch das Unterrichten dieses Tanzstils. Besonders reizvoll finde ich es, strukturierte Bewegungen auf einen Körper zu übertragen, der nicht perfekt in dieses Schema passt, und dabei sicherzustellen, dass die Bewegungen organisch bleiben und Sinn ergeben. Jeder Unterricht ist eine neue Herausforderung, da man es mit verschiedenen Schülerinnen und Schülern und deren unterschiedlichen Vorkenntnissen zu tun hat.
In deinem Ballettunterricht fällt auf, dass du in deiner Tanzpädagogik ein Klima der Ausgewogenheit schaffst, in dem sich jede Tänzerin und jeder Tänzer gleichbehandelt fühlt. Gibt es weitere Werte oder Prinzipien, die du in deinem Tanzunterricht vermitteln möchtest?
Mit Blick auf meinen Unterricht bemühe ich mich um eine ausgewogene und integrative Atmosphäre, in der sich jeder Tänzer gleichermassen wertgeschätzt fühlt. Respekt und Sicherheit sind grundlegende Prinzipien, denn ich möchte die Tänzerinnen und Tänzer dazu befähigen, den Unterricht mit einem besseren Körper- und Mindset zu verlassen, als sie ihn begonnen haben. Meine Unterrichtsphilosophie soll versuchen, die Hintergründe jedes Einzelnen und die Gründe für seine Teilnahme am Unterricht zu erkennen und zu respektieren.
Als Lehrerin möchte ich ein Klima der Gleichberechtigung und Offenheit schaffen. Egal, ob ich in einer formellen Institution oder in einer offenen Klasse unterrichte, mein Schwerpunkt liegt auf der Schaffung einer unterstützenden Umgebung, in der sich Tänzerinnen aller Niveaus willkommen und ermutigt fühlen, ihr Potenzial zu erkunden. Mein Ziel ist es, Tänzerinnen und Tänzer dazu zu inspirieren, nicht nur ihre technischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch ein tieferes Gefühl von Wohlbefinden und Erfüllung durch den Tanz zu entwickeln.
Du wurdest 2004 mit dem «Kulturpreis der Stadt Zürich» für Tanz-Pädagogik ausgezeichnet. Was bedeutet dir diese Anerkennung für deine pädagogische Arbeit?
Ich war zu dieser Zeit schon 16 Jahre in Zürich und betrachte diese Auszeichnung als Würdigung dessen, was man bisher erreicht hat und wie viel Engagement man bereits investiert hat. Es war eine Ehre, dass jemand dachte, dass meine Pädagogik unterstützenswert sei.
Ich kannte zu dem Zeitpunkt viele Tänzerinnen im Grossraum Zürich aus dem Unterricht, auch war ich gut vernetzt in den verschiedenen Kompanien, es war eine andere Art von Gemeinschaft.
Heutzutage ist das anders, die Leute gehen nicht mehr so oft zum Ballettunterricht, Ballett ist nicht mehr so im Trend. Viele bevorzugen Yoga oder Joggen. Es gibt also ein anderes Verständnis davon, wie man fit bleibt. Daher würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr diese Auszeichnung erhalten, weil ich nicht mehr so stark in der Gemeinschaft involviert bin wie damals.
Welche Ratschläge oder Ermutigungen würdest du jungen Tänzerinnen und Tänzern geben, die ihre Karriere verfolgen möchten?
Ich bin überzeugt, dass Talent allein überschätzt wird!
Um erfolgreich zu sein, braucht es mehr als nur Begabung. Die Erfolgsformel im Tanzen gleicht einem dreibeinigen Hocker: Du brauchst sicherlich ein gewisses Talent, aber noch wichtiger sind Durchhaltevermögen und eine Prise Glück. Denn das Tanzleben ist hart und oft kurz, mit viel Konkurrenz! Ausdauer ist unerlässlich, um dranzubleiben, und auch ein gewisses Mass an Glück spielt eine Rolle. Doch Glück ist teilweise selbst gemacht – wer stets in seiner Komfortzone bleibt und nie Risiken eingeht, wird nie über sich hinauswachsen.
Du hast nach deiner aktiven Karriere als Tänzerin eine Ausbildung gemacht zur dipl. Akupressur- und Akupunkturtherapeutin sowie Naturheilpraktikerin TCM. Was waren deine Beweggründe, eine zweite Karriere anzustreben?
Mein Plan war es immer, nach meiner Tanzkarriere wieder zur Schule zu gehen und etwas Neues zu lernen. Als ich meine Ausbildung zur Therapeutin begann, war ich noch aktiv als Tänzerin und trat weiterhin auf. Obwohl ich bereits mit dem Unterrichten begonnen hatte, betrachtete ich es nicht als Beruf, da ich nie Lehrerin werden wollte. Für mich war es eher ein Experiment. Letztendlich wurde dieses Experiment jedoch viel länger, als ich ursprünglich gedacht hatte.
Wie hat sich dein breites Wissen über den menschlichen Körper auf deine Tätigkeit als Tanzpädagogin ausgewirkt?
Die Kombination aus einem breiteren Wissen über Anatomie/Physiologie und Verletzungen, die auftreten können, hat die Art und Weise verändert, wie ich die Platzierung und Koordination des klassischen Balletts beurteile und korrigiere. Ich gebe auch gerne Tipps und Ratschläge, wenn ich aufgrund meiner Erfahrung als Therapeutin nach Verletzungen gefragt werde.
Du hast mit deinem Mann ein Buch mit Tanzfotografie herausgegeben. Welche Verbindung von Tanz und Fotografie inspiriert dich?
Das Veröffentlichen eines Buches mit Tanzfotografie mit meinem Mann war für mich eine natürliche Entwicklung, da ich schon immer ein Interesse an Fotografie hatte. Tanzfotografie ist ein spezifischer Bereich der Fotografie, dem wir uns besonders zugewandt haben. Wir experimentieren gerne mit dem Einfrieren von Momenten, inspiriert von Fotografen wie dem New Yorker Fotografen Lois Greenfield. Durch die Verwendung eines sehr starken und schnellen Blitzes gelingt es uns, Momente mit einer Belichtungszeit von 1/2000 Sekunde einzufangen. So entstehen Bilder, die Geschichten erzählen und Details offenbaren, die im normalen Leben gerne übersehen werden. Diese Verbindung zwischen Tanz und Fotografie fasziniert uns, da sie uns ermöglicht, Bewegungen und Emotionen in einem einzigen eingefrorenen Moment festzuhalten.
Auf einer Website steht unterhalb von deinem Lebenslauf ein Zitat von Nietzsche: "And those who were seen dancing were thought to be insane by those you could not hear the music". Kannst du uns erklären, wie es deine Beziehung zur Tanzwelt widerspiegelt?
Für mich zeigt es, dass deine Leidenschaft indem liegen sollte, was du tust. Zum Beispiel interessiert mich Fussball überhaupt nicht, aber ich könnte stundenlang über das Segeln sprechen. Ehrlich gesagt, ich würde lieber Farbe beim Trocknen zusehen, als ein Fussballspiel zu verfolgen. Ich finde es absurd, wie emotional manche Menschen werden, wenn sie jemanden einen Ball hin- und her kicken sehen. Ein Fussballfan hingegen würde es vermutlich langweilig finden, so viel Tanz anzuschauen.
Wir alle haben unsere Leidenschaften, und für andere mögen sie verrückt erscheinen. Sei verrückt! Lass die Leute denken, dass du verrückt bist! Jede und jeder hat seine eigenen Leidenschaften, und das ist grossartig!
5 Fragen mit Bitte um kurze Antworten
Was mich am meisten am Unterrichten inspiriert, ist…die Musik.
Wenn ich einen Tag in einer anderen Stadt verbringen könnte, dann… würde ich googeln, was in Museen, Theatern und Galerien angeboten wird.
Meine liebste Beschäftigung abseits des Tanzens ist… das Hochseesegeln fernab von Landsicht, weil ich den endlosen Horizont liebe.
Etwas, das nur wenige Leute über mich wissen, ist…das bleibt privat, weil ich eine private Person bin.
Wenn ich eine berühmte Person zum Abendessen einladen könnte, wäre es…Michelle Obama, weil sie ein spannender, intelligenter, empathischer und humorvoller Mensch ist und ich überzeugt bin, dass es ein toller Abend wird.
Quelle: TVS 9/2024 Foto: Michael Koschinsky
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Faszination Tanz
Salsa
Die Wurzeln des Salsa liegen in den Paartänzen, die durch die französischen und spanischen Kolonien im 16./17. Jahrhundert in die Karibik gebracht wurden.
Aus einer Mischung dieser europäischen mit den afrokaribischen Rhythmen entstand eine neue Art des Tanzes. Die Musikrichtungen und Tänze Son und Danzón entwickelten sich schon lange bevor der Begriff Salsa geprägt wurde. Tahyra Joos erzählt als leidenschaftliche Salsa-Tänzerin in der 4. Folge von Faszination Tanz von ihrer Leidenschaft.
Hier findest du das Video auf Youtube.
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Förderunterricht von Jungtalenten für das Musical BILLY ELLIOT in Zürich
Bühne frei für die Stars von morgen!
Ab November 2024 wird in der MAAG Halle Zürich das Kult-Musical BILLY ELLIOT erstmals überhaupt in einer deutschsprachigen Fassung aufgeführt.
Die TanzVereinigung Schweiz TVS berichtete bereits im Januar über die Talentsuche anlässlich der Auditions für das Musical «Billy Elliot», welche am 14. Januar stattfanden. Zahlreiche talentierte Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren stellten sich den Herausforderungen in Ballett, Stepptanz, Schauspiel und Gesang.
Inzwischen hat das Kreativteam eine erste Auswahl für die Kinderrollen «Billy» und «Michael» getroffen. Ende April wurden Moritz Fischli und Justin Périer als Erstbesetzungen vorgestellt. Die Kinderrollen sind dreifach besetzt und werden nach dem Rotationsprinzip abwechselnd gespielt. Laufend finden weitere Castings für die Zweit- und Drittbesetzungen statt, und Bewerbungen von jungen Talenten werden weiterhin entgegengenommen.
Steppen, singen, schauspielern, boxen, seilspringen, fliegen, und tanzen – die Anforderungen an die jungen Talente sind immens. Um in allen Disziplinen zu glänzen, treffen sich die jungen Darsteller regelmässig am Samstagnachmittag im Tanzwerk101 in Zürich zum Förderunterricht.
Joy Knecht, Dance Captain der Produktion, empfängt die «Billys» und «Michaels» kurz nach der Mittagspause. Beim Warm-up wird der ganze Körper in Schwung gebracht. Neben Ausdauer- und Krafteinheiten für Rumpf, Arme und Beine wird auch gezielt an der Koordination gearbeitet.
Zum Abschluss gibt es eine Runde Seilspringen - jede Drehung wird eifrig geübt, am besten im Doppelbeat und einbeinig! Die Musik wummert im Takt der Techno Beats, die ersten Schweissperlen rinnen über die Stirn, die Waden brennen – beim halbstündigen Body-Conditioning mit Joy im Tanzwerk101 wird alles gegeben!
Kaum ist der letzte Seilsprung geschafft, bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen. Einsingen steht auf dem Programm. Unter der Anleitung des musikalischen Leiters Lukas Hobi werden die Körper mit einfachen Übungen gelockert. Die Anweisung lautet: «Hüftbreit stehen, Arme fallen lassen, Schultern kreisen!» Die Anspannung von der Fitnesslektion löst sich allmählich vor dem Klavier, der Puls beruhigt sich. Mit einem sanften Summen auf "m" gleiten die Stimmen die Tonleiter hinauf und hinunter. «U» und «f» folgen, die Klänge verbinden sich wie die Zähne eines Uhrwerks, «bleibt dran!», sagt Lukas. Halbtonschritt für Halbtonschritt, erklimmen die Stimmen die Leiter, immer höher, immer freier. Die Vokale «o» und «a» folgen als nächstes, "jetzt brauchen wir einen langen Bogen", erklärt Lukas. Die Töne schwingen durch den Raum, getragen von der Bewegung des Körpers. Ein Spiel aus Spannung und Loslassen.
Nach zehn Minuten des Einsingens sind die Stimmen erwacht, warm und beweglich. Mit einem motivierenden "Viel Spass!" von Lukas bereiten sich die jungen Talente nun auf die Nummer «Expressing yourself» aus dem Stück vor.
Unter der Anleitung von Dance Captain Joy und Sarah-Jahne Brodbeck, der ehemaligen Ballerina des Opernhauses Zürich, wird an Ausdruck, Rhythmus und Synchronität gefeilt. Paarweise treten die Jungtalente miteinander an und präsentieren das bisher einstudierte Material. Lukas am Klavier animiert die Paare: "Singt lauter, mit mehr Energie! Das ist Michaels Nummer, zeigt es uns!" Er achtet besonders auf die Aussprache, die Konsonanten an den Endsilben sollen klarer und deutlicher artikuliert werden. Joy greift ein, fehlende Rhythmisierung wird sofort korrigiert. Sarah-Jahne vermisst den Tango-Ausdruck, fordert mehr Stolz und Intensität in der Bewegung. "Verinnerlicht die Schritte, erzählt mehr mit eurem Körper!"
Die Choreografie wird immer komplexer. Sprünge, Rolle vorwärts auf dem Boden, synchrones Paartanzen, dann wieder solistisch. Lukas fällt auf, dass die Kombination aus Tanz und Gesang die Akteure etwas in Atemnot bringt und gibt Tipps, wie Energie und Kraft optimal eingesetzt werden können. "Ihr müsst nicht alles singen, sprecht die Passagen, wo es möglich ist!"
Die Akteure schlüpfen nach kurzer Verschnaufpause in die Steppschuhe, parallel dazu probt Lukas im Einzelunterricht die Stimmen. Im Steppunterricht geht es gleich zur Sache. Die Geräuschkulisse ist beeindruckend, aber Joy mahnt zur Konzentration: "Zuerst ich, dann ihr, sonst wird es zu laut!" Die Arme kommen hinzu und vervollständigen das Bild kraftvoller Eleganz. Joy zeigt die neue Abfolge mit akribischer Präzision, wobei sie auf Genauigkeit in Arm- und Beinbewegungen achtet. "Hop shuffle chug shuffle" - der Rhythmus füllt den Raum, zunächst chaotisch, dann findet die Gruppe einen gemeinsamen Groove, der aus einem Guss zu sein scheint. Die Jungs meistern die Schläge mühelos, doch Joys kritisches Auge erkennt Verbesserungspotenzial in der Armhaltung. Einzeln geht sie zu den Tänzern und korrigiert ihre Haltung.
Die Originalmusik ertönt, laut genug, um sie über den eigenen Schritten zu hören. Mit zunehmender Dauer steigt auch das Tempo, bis der Stepptanz in einem furiosen Finale mündet.
Nach den lockeren Füssen im Steppunterricht ist im Ballett wieder Körperspannung gefragt! Sarah-Jane probt mit den jungen Talenten das anspruchsvolle Dream-Ballett, in dem sowohl der jüngere als auch der ältere Billy in einem Pas-de-deux auftreten. Für die Rolle des älteren Billy konnte der britische Tänzer Alexander Hallas gewonnen werden, der nicht nur beim English National Ballet, sondern auch beim Swiss Offspring Ballet in der Schweiz auftrat. Die TanzVereinigung Schweiz (TVS) berichtete bereits im März-Newsletter in einem Interview mit Franz Brodmann und Anna Simondi über die Talentschmiede «swiss offspring ballet» am Zürichsee.
Die Sequenz des Dream-Balletts ist besonders herausfordernd, da es Ballettelemente mit einer zusätzlichen Anforderung kombiniert: Die beiden Billys müssen während ihrer Choreografie mit der rechten Hand kontinuierlich einen Stuhl in Drehung halten. Es folgen akrobatische Einlagen und ein spektakuläres Duett mit Sprüngen, Rotationen und Bodenrollen in schneller Abfolge. Doch damit nicht genug: Der jüngere Billy wird an einem Seil, das an seinem Gurtgeschirr befestigt ist, in die Luft gehoben und schwebt in schwindelerregender Höhe über die Köpfe des Publikums hinweg.
Es ist bemerkenswert, was die «Billys» und «Michaels» leisten und welche erstaunlichen Lernfortschritte seit den ersten Auditions durch den regelmässigen Förderunterricht am Samstag erzielt wurden. Der Weg zum Billy Elliot ist noch lang und beschwerlich, aber mit Einsatz, Schweiss und Durchhaltewillen wird es am Ende gelingen!
Premiere ist am 1. November 2024, www.billy-elliot.ch
Quelle: MAAG Moments / AH
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DancePodGuest - Florian Lippke
Festival “Vertanzt” im Emmenthal - “Ein Bienenstaat voller Tanz und Musik”
Florian Lippke ist ein erfahrener Tanzlehrer im Breitensport mit Schwerpunkt auf den Nordischen Tänzen. Heute reist er durch verschiedene Länder wie die Schweiz, Deutschland und Israel, um in einer Vielzahl von Tanzstilen zu tanzen und zu unterrichten. Seine Leidenschaft gilt insbesondere dem BalFolk und dem Finnischen Tango.
Florian ist zudem Präsident und künstlerischer Leiter des Festivals “Vertanzt”, welches inmitten der malerischen Kulisse in Röthenbach im Emmenthal zwischen dem 18.-21. Juli stattfinden wird. Das einzigartige Festival bietet tagsüber Tanzworkshops für alle Niveaus und Altersgruppen an, gefolgt von abendlichen Shows und Live-Musik bis in die frühen Morgenstunden. Es ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs in einer schönen Open-Air-Umgebung, die Vielfalt, Inklusion und gemeinschaftlichen Spass fördert. Die Organisation basiert auf Freiwilligenarbeit und lokaler Zusammenarbeit, ohne die Notwendigkeit eines Tanzpartners oder einer Tanzpartnerin und zu erschwinglichen Preisen.
Zum Podcast - DancePodGuest Florian Lippke
Foto: Pascal Eberle
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Community Building für Tanzschulen
Förderschwerpunkt Zusammenarbeit TVS
Die TanzVereinigung Schweiz TVS legt jedes Jahr einen thematischen Schwerpunkt für Fördermassnahmen fest.
Im Zeitraum 2024/25 liegt der Fokus auf der Unterstützung von Projekten, die die Kooperation zwischen Tanzschulen, Organisationen und Institutionen stärken. Besonders gefördert werden Initiativen, bei denen Mitglieder oder Tanzschulen zusammenarbeiten, um ein Projekt zu starten, eine Veranstaltung zu organisieren oder ein regionales Angebot zu entwickeln. Siehe dazu auch den Beitrag auf unserer Webseite.
Im folgenden Beitrag präsentiert der TVS einige Vorschläge, wie Community Building in Tanzschulen umgesetzt werden kann und welche konkreten Massnahmen zur Bildung einer starken Gemeinschaft getroffen werden könnten.
Was ist Community Building?
Community Building beabsichtigt, das Zusammenleben in lokalen Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen, Zielen oder Werten zu stärken und langfristige Bindungen zwischen den Mitgliedern zu schaffen. Es geht darum, eine engagierte Gruppe von Menschen zu schaffen, die sich gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten.
Dies kann durch verschiedene Strategien erreicht werden, wie zum Beispiel das Bereitstellen von Plattformen für den Austausch, das Organisieren von Events oder das Schaffen von Anreizen für die Mitglieder, sich aktiv zu beteiligen und miteinander zu interagieren¹, ².
Im digitalen Kontext bedeutet Community Building oft, Online-Communities zu entwickeln, die sich um eine Marke, ein Produkt oder eine Dienstleistung versammeln. Community Building ist somit ein wichtiger Bestandteil des Online-Marketings und der Kundenbindung³.
Community Building spielt aber auch abseits der Online-Communities eine zunehmend bedeutende Rolle, wenn es darum geht, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Durch gezielte Massnahmen und Aktivitäten können Organisationen wie Tanzschulen eine aktive und engagierte Community schaffen, die auf Vertrauen, Zusammenhalt und Solidarität basiert².
(1) Was ist eigentlich... Community Building? - P.U.N.K.T. Digital. https://www.punkt-digital.de/809/was-ist-eigentlich-community-building/. (2) Community Building: In 4 Schritten zu einer aktiven Community. https://beunity.io/magazin/mit-diesen-4-schritten-formst-du-aus-deinen-mitgliedern-eine-aktive-community/. (3) Community Building: Deshalb ist es für das Online-Marketing so wichtig. https://www.onlinemarketingmagazin.de/community-building-ratgeber/.
Warum ist Community Building wichtig?
Community Building ist wichtig, da es dazu beiträgt, das soziale Gefüge und die Lebensqualität in lokalen Gemeinschaften zu verbessern. Indem Mitglieder aktiv eingebunden werden, sich mit der Gemeinschaft identifizieren und füreinander da sind, entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit.
Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Einzelnen, sondern stärkt auch das soziale Kapital und die Resilienz der Gemeinschaft insgesamt. Eine aktive Community kann gemeinsame Herausforderungen bewältigen, Probleme lösen und positive Veränderungen vorantreiben. Durch den Aufbau einer lebendigen und beständigen Community können langfristige Beziehungen aufgebaut, das Engagement der Mitglieder gesteigert und das Zusammenleben aktiviert werden.
Wie können lokale Gemeinschaften durch gemeinschaftsfördernde Aktivitäten gestärkt werden? 1
- Regelmässiger Austausch: Durch die Förderung von regelmässigem Austausch und Kommunikation unter den Mitgliedern können lokale Gemeinschaften gestärkt werden. Dies kann durch Veranstaltungen, Online-Plattformen oder soziale Medien erfolgen.
- Schaffung von Vertrauen: Ein vertrauensvolles Umfeld ist entscheidend für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Durch Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit kann Vertrauen aufgebaut und gestärkt werden.
- Identifikation mit Zielen: Indem die Mitglieder sich mit den Zielen und Werten der Gemeinschaft identifizieren, fühlen sie sich als wichtiger Teil des Ganzen. Dies kann durch klare Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten erreicht werden.
- Aktivierung der Mitglieder: Durch die Aktivierung der Mitglieder und die Einbindung in Entscheidungsprozesse können diese sich stärker mit der Gemeinschaft verbunden fühlen und sich engagieren.
- Gemeinschaftliches Engagement: Die Förderung von gemeinschaftlichen Aktivitäten, Projekten und Veranstaltungen kann das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und die Bindung unter den Mitgliedern fördern.
- Wertschätzung und Anerkennung: Die Wertschätzung der Beiträge und Bemühungen der Mitglieder ist wichtig, um ihr Engagement und ihre Motivation aufrechtzuerhalten. Anerkennung kann in Form von Dankbarkeit, Lob oder Belohnungen erfolgen.
(1): Zusammenfassung aus «Zusammenleben aktivieren. Community Building in lokalen Gemeinschaften». www.beunity.io/academy
Wie kann Community Building in meiner Tanzschule umgesetzt werden?
Community Building in Tanzschulen kann auf vielfältige Weise umgesetzt werden, um eine starke und engagierte Gemeinschaft aufzubauen.
Emotionale Bindung schaffen 2 - Ein Lebensgefühl und die zwischenmenschlichen Werte, die mit Tanzen verbunden sind, vermitteln, um die Herzen der Kundinnen zu gewinnen. - Storytelling nutzen und Alleinstellungsmerkmale kommunizieren, um eine emotionale Bindung zu schaffen.
Zielgruppenspezifische Angebote 2
- Zielgruppenspezifische Tanzkursformate, die auf die Bedürfnisse verschiedener Alters- und Interessengruppen zugeschnitten sind (z.B. Tanzen für Fitness, Gesundheit, Kinder, Senioren). - Individuelle Beratung und Förderklassen anbieten.
Social media und Community-Plattformen 2, 4 - Auf Social Media präsent sein und die Tanzlehrerinnen sowie die Community in den Fokus stellen durch Fotos, Videos und persönliche Beiträge. - Eine Community-Plattform oder -App nutzen, um Mitglieder zu vernetzen, Kurse zu buchen und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Dies stärkt die Bindung und erleichtert die Interaktion innerhalb der Community. - Eine Plattform bereitstellen, über die Vertreter verschiedener Tanzschulen miteinander kommunizieren und Ideen austauschen können. Dies kann eine Online-Plattform, ein Forum oder regelmässige Treffen sein.
Offline-Events und Aktivitäten 1 - Regelmässige Tanzevents, Workshops oder Wettbewerbe organisieren, um die Community zusammenzubringen. - Tanzevents oder Austauschprogramme veranstalten, um mit anderen Tanzschulen zusammenzukommen. Es können Bereiche identifiziert werden, in denen eine Zusammenarbeit für beide Seiten vorteilhaft sein könnte. Dies könnte die gemeinsame Organisation von Workshops oder Austauschprogramme für Lehrerinnen oder die Koordination von Auftritten oder Veranstaltungen umfassen. - Gemeinsame Aktivitäten ausserhalb der Tanzstunden organisieren, wie Ausflüge oder Charity-Events. - Weitere konkrete Möglichkeiten für Community Building im Tanzstudio werden in der Folgefrage beantwortet.
Mitglieder einbinden und Austausch fördern 3 - Mitglieder ermutigen, sich auszutauschen, Feedback zu geben und an der Weiterentwicklung der Tanzschule mitzuwirken. - Möglichkeiten für Mitglieder anbieten, sich als Mentoren oder Botschafterinnen der Tanzschule zu engagieren. Erfahrene Tänzer können als Mentoren für Neulinge fungieren, um Wissen und Leidenschaft weiterzugeben. Dies fördert das Engagement und die Identifikation mit der Tanzschule.
Barrierefreiheit und Inklusion 5 - Eine inklusive Programmgestaltung bereitstellen, die Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Fähigkeiten und Altersgruppen anspricht. - Teilhabe einer vielfältigen Community ermöglichen.
Netzwerkbildung - Treffen oder Veranstaltungen organisieren, bei denen Vertreterinnen verschiedener Tanzschulen zusammenkommen können, um sich kennenzulernen und Ideen auszutauschen. Dies kann helfen, ein Netzwerk zu etablieren und den Austausch von Ressourcen und Informationen zu fördern.
Gemeinsame Ziele setzen - Gemeinsame Ziele identifizieren, die durch die Zusammenarbeit von Tanzschulen erreicht werden können, wie z. B. die Förderung der Tanzkunst in der Gemeinschaft, die Erweiterung des Angebots an Tanzstilen oder die Steigerung der Bekanntheit aller beteiligten Tanzschulen.
(1) https://wolf-of-seo.de/was-ist/communitybuilding/ (2) https://site.wko.at/geschaeftsmodell-transformation/Branchenworkshops_einzeln/transformation-leitfaden-tanzschulen.pdf (3) https://beunity.io/magazin/die-drei-voraussetzungen-fuer-eine-aktive-community/ (4) https://www.eversportsmanager.com/de/blog/community-building-fuer-dein-studio/ (5) https://www.tanz-choreo.at/business/
Welche konkreten Aktivitäten eignen sich für Community Building im Tanzstudio?
Gemeinsame Choreografien erlernen 1, 2 - Das Erlernen und gemeinsame Einstudieren einer Gruppenchoreografie fördern die Teamarbeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl. - Dabei können unterschiedliche Tanzstile miteinbezogen werden.
Tanz-Workshops und Masterclasses 2 - Regelmässige Workshops oder Masterclasses mit Gastlehrerinnen oder erfahrenen Tänzern bringen neue Impulse und Perspektiven ein. - Dies ermöglicht einen Wissensaustausch und stärkt die Gemeinschaft.
Tanz-Battles und Wettbewerbe 3 - Spielerische Tanz-Battles oder interne Wettbewerbe fördern den Teamgeist und den respektvollen Umgang mit Konkurrenz. - Sie motivieren die Tänzerinnen, ihr Bestes zu geben und aneinander zu wachsen.
Gemeinsame Auftritte und Events 1, 2 - Die Vorbereitung und Durchführung von Auftritten, Shows oder Tanzevents schweisst die Gemeinschaft zusammen. - Dabei können verschiedene Rollen wie Choreografin, Mentor, Organisatorin etc. übernommen werden.
Durch diese Aktivitäten wird nicht nur die tänzerische Entwicklung, sondern auch der Teamgeist, die Motivation und die Bindung innerhalb der Tanzgemeinschaft gestärkt.
(1) https://www.tanz-choreo.at/business/ (2) https://www.tanzkurse-zurich.ch/firmenevent-teambuilding/ (3) https://scarlettentertainment.com/de/categories/team-building-activities-and-workshops/musik-und-tanz-teambuilding
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Tanz und Kunst Königsfelden
Interview mit Filipe Portugal
Filipe Portugal wurde im Januar 2024 als Nachfolger von Brigitta Luisa Merki zum neuen künstlerischen Leiter der Tanzinstitution Tanz und Kunst Königsfelden, mit Sitz in Baden, ernannt.
Er erhielt seine Tanzausbildung in Lissabon am Nationalkonservatorium Portugals. Während seiner aktiven Tanzkarriere beim Nationalballett von Portugal und dem Ballett Zürich tanzte Filipe als erster Solist für renommierte Choreografen wie Mats Ek, William Forsythe, Jirí Kylián, Heinz Spoerli und Christian Spuck. Im Juni 2020 entschied er sich schliesslich, sich ganz auf seine choreografische Karriere zu konzentrieren. Letztes Jahr arbeitete der portugiesisch-schweizerische Choreograf mit einem internationalen Tanzensemble, Streichquintett und Sängerin an einem Gesamtkunstwerk für die Klosterkirche Königsfelden, dieses Jahr choreografierte er für die Kompanie des Salzburger Landestheaters.
Du kommst ursprünglich aus Portugal. Mit welchem Blick schaust du auf die Tanzszene Schweiz?
Es ist bemerkenswert, dass in einem so kleinen Land wie der Schweiz, die ja sogar noch kleiner ist als Portugal, praktisch jede grössere Stadt über eine eigene Tanzkompanie verfügt.
Ich selbst war bis 2020 während 16 Jahren beim Ballett Zürich. Anders als das Ballett Zürich widmen sich die meisten anderen Kompanien der Schweiz der modernen Tanzszene. Genf beispielsweise ist da stark vertreten, ebenso Basel, St. Gallen und Bern. Das Béjart Ballet Lausanne nimmt zwar eine Sonderstellung ein, tendiert aber ebenfalls zur Moderne, wobei gelegentlich auch Spitzentanz präsentiert wird – wie kürzlich in Bern zu sehen war.
Seit meinem Karriereende und dem Beginn meines Choreografie-Masterstudiums an der ZHdK habe ich mich verstärkt mit der freien Szene in der Schweiz auseinandergesetzt. Im Vergleich zu Portugal, wo es lediglich eine nationale Kompanie und einige wenige weitere Ensembles gibt, ist die Vielfalt in der Schweiz überwältigend.
Mein Eindruck der Schweiz ist, dass sich alle anderen Kompanien neben dem Ballett Zürich in eine ähnliche Richtung, nämlich den modernen Tanz, bewegen. Es scheint fast so, als ob dieselben Choreografinnen von einer Kompanie zur anderen wechseln – von Bern nach Basel und so weiter. Diese Homogenität finde ich etwas bedauerlich. Die Schweiz bietet so viele Möglichkeiten für Tanz und sollte diese auch nutzen, indem sie ein breiteres Spektrum einbezieht.
Was zu verbessern ist: In der Schweiz, einem Land mit hohen Lebenshaltungskosten, gehören die Tänzer nach wie vor zu den am schlechtesten bezahlten darstellenden Künstlern!
Nach deiner Zeit als Solist an renommierten Häusern bist du inzwischen als Choreograf aktiv geworden. Vermisst du aktuell das Tanzen oder die eigene Performance auf der Bühne?
Nicht wirklich! Schon früh keimte in mir der Wunsch, selbst zu choreografieren. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, mich ganz dieser Leidenschaft zu widmen. Mir war stets bewusst, dass es wichtig ist, den richtigen Moment für den Abschied von der Bühne zu wählen. Mit 42 Jahren beendete ich meine aktive Tanzkarriere – ein guter Zeitpunkt, wie ich finde.
Rückblickend auf meine Karriere kann ich sagen, dass ich grosses Glück hatte. Ich durfte mit renommierten Kompanien und Choreografen zusammenarbeiten und ein vielfältiges Repertoire erleben, das von klassischem Ballett bis hin zu Contemporary und neoklassischen Stücken reichte.
Der Übergang zum Choreografen gelang mir reibungslos. Zwar verhinderte die Pandemie einen offiziellen Abschied von der Bühne, doch vermisse ich diesen nicht. Ich geniesse die neuen Herausforderungen und die Zusammenarbeit mit jungen Tänzerinnen, die voller Energie und Tatendrang sind.
Du hattest die Gelegenheit, mit renommierten Choreografen wie Heinz Spoerli, Christian Spuck und anderen zu arbeiten. Wie hat sich diese Zusammenarbeit auf deine künstlerische Entwicklung ausgewirkt beziehungsweise was hast du daraus gelernt?
Als Choreograf schöpfe ich enorm aus meinen Erfahrungen als Tänzer. Jede Rolle, jedes Vortanzen und jede Begegnung mit einer Choreografin hat mich geprägt. Besonders lehrreich war die Zusammenarbeit mit Heinz Spoerli und Christian Spuck als Direktoren. Von ihnen lernte ich nicht nur choreografische Techniken, sondern auch den Umgang mit künstlerischen Prozessen und Herausforderungen.
Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Choreografen hat meinen eigenen Stil geschärft und mir die Freiheit gegeben, meine Kreativität voll auszuleben. Als Choreograf entwickle ich mich ständig weiter und suche immer nach neuen Ausdrucksformen. Gerade mein aktuelles Projekt am Salzburger Landestheater erforderte spontane Anpassung und Inspiration durch die Tänzerinnen.
Obwohl ich persönlich keine Konflikte mit meinen Direktoren hatte, konnte ich viel von ihrer Art der Konfliktlösung lernen. Es ist keine leichte Aufgabe, Direktor einer Tanzkompanie zu sein und die Belange so vieler Künstlerinnen und Künstler zu koordinieren. Ihre Erfahrungen werden mir sicherlich nützlich sein, falls ich jemals meine eigene Kompanie gründe.
Im Januar 2024 wurdest du zum künstlerischen Leiter von Tanz und Kunst Königsfelden ernannt. Davor hat Brigitte Luisa Merki, Gründerin von «Flamenco en route» während 40 Jahren die Leitung verantwortet. Was inspiriert dich an dieser neuen Aufgabe? Und wie willst du die künstlerische Ausrichtung gestalten?
Die Funktion als künstlerischer Leiter bei Tanz und Kunst Königsfelden kam für mich zum perfekten Zeitpunkt. Die Institution bot mit ihrer soliden Basis die ideale Gelegenheit, meine Ideen einzubringen und Bestehendes weiterzuentwickeln.
Anfangs war ich etwas skeptisch, da ich den Wechsel vom kreativen Schaffen im Tanzstudio zur administrativen Tätigkeit im Büro zunächst als grosse Umstellung empfand. Doch schnell stellte sich heraus, dass auch die Verwaltungsarbeit viel Raum für Kreativität bietet. Das Potenzial der Institution auszubauen und neue Projekte zu entwickeln, empfand ich als äusserst reizvolle Inspiration und Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit Salomé Martins als choreografische Assistentin und Koordinatorin des Residenzzentrums tanz erweist sich dabei als grosse Bereicherung.
Meine Ambitionen als künstlerischer Leiter zielen darauf ab, Tanz und Kunst Königsfelden zu einem Zentrum für Tanz in der Schweiz zu entwickeln. Im Fokus steht dabei der Aufbau eines starken Teams, das meine künstlerischen Visionen umsetzen und neue Projekte realisieren kann. Schritt für Schritt möchten wir das Angebot der Institution erweitern, um ein vielfältiges Programm für ein breites Publikum zu bieten. Dazu gehören unter anderem die Förderung von Nachwuchstalenten, die Initiierung von internationalen Kooperationen und die Entwicklung neuer Veranstaltungsformate.
Seit 2020 besteht an der Königsfelder Tanzinstitution das Residenzzentrum tanz , das dem professionellen Tanz-Nachwuchs die Erarbeitung eigenständiger Projekte ermöglicht, sowie eine Kids Company. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
In den Studios von Brigitta Merkis ehemaliger Tanzkompanie stehen uns zwei Studios und ein Gästehaus zur Verfügung. So können freiberufliche Tänzerinnen und Choreografinnen während ihrer Produktionen für zwei bis drei Wochen in unserem Gästehaus wohnen. Sie erhalten ein Stipendium, so dass ihre Reise- und Lebenshaltungskosten gedeckt sind und können sich so voll und ganz ihrer Arbeit widmen.
Am Ende der Residenz findet immer ein "Showcase" statt, bei dem die Teilnehmenden ihre Arbeiten präsentieren können. Dabei kann es sich sowohl um bereits angekündigte Premierenstücke handeln, zu deren Fertigstellung wir beitragen, als auch um Experimente mit völlig neuen Ideen.
Die Kinderkompanie ist das Ergebnis eines pädagogischen Projekts von Brigitta Merki, das Kindern die Möglichkeit bietet, zweimal pro Woche Hip-Hop und Contemporary Dance auszuprobieren, ergänzt durch regelmässige Aufführungen, welche jedes zweite Jahr stattfinden. Mein Ziel ist es, dieses Programm weiterzuentwickeln und jenen Kindern, die ihre Leidenschaft für den Tanz auch nach der regulären Unterrichtszeit ausleben möchten, ein Zuhause zu bieten. So entsteht eine stetig wachsende Gemeinschaft junger Tanzbegeisterter, die sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam ihr Talent entfalten. Die Förderung von Tanzbildung ist von großer Bedeutung, denn selbst wenn diese Kinder später keine professionellen Tänzer werden, gehören sie dann zu unserem Publikum.
Wenn wir von pädagogischen Tanzkonzepten sprechen, möchte ich hier unbedingt auch noch das Bildungsprogramm «Mein TraumRaum» erwähnen: 200 Schülerinnen und Schüler der vierten bis sechsten Klasse der Schule in Gränichen wirken mit und seit Januar 2024 arbeiten, kreieren und proben sie Woche für Woche an der Verwirklichung ihres eigenen "Traumraums", einer Kreation aus bildender Kunst, Musik, Film und Tanz.
Neu gibt es bei Tanz und Kunst Königsfelden auch die «Pre-Professionals Summer Academy». Welche Ziele verfolgst du damit?
Es handelt sich hierbei nicht um eine feste Kompanie wie etwa die Junior Kompanie der Opernhäuser. Die diesjährige erste Ausgabe der "Pre-Professionals Summer Academy" ist ein intensives Sommerprojekt, bei dem junge Tänzerinnen - neben der Einstudierung von Choreografien - zusammenleben und voneinander lernen sollen.
Unsere erste Ausgabe unter dem Titel «Mind the gap» steht Tänzerinnen und Tänzern aus aller Welt offen. Nach sorgfältiger Prüfung der Vorschläge von Ballettschulen und der Bewerbungsunterlagen, die klassisches und zeitgenössisches Repertoire umfassen, wählen wir insgesamt 12 Talente aus. Bislang haben uns Bewerbungen aus Kanada, den USA, Deutschland, Frankreich, Portugal und weiteren Ländern erreicht. Die Auswahl der Teilnehmerinnen ist noch im Gange. Dabei liegt uns die Förderung des Schweizer Tanznachwuchses am Herzen, gleichzeitig legen wir großen Wert auf eine internationale Mischung.
Drei Stücke mit Choreografien von Marco Goecke, Maša Kolar und mir werden im August Premiere haben. Wir hoffen, dass sich die Sommerakademie als eine Art Netzwerkplattform entfaltet, auf der junge Tänzer die Möglichkeit haben, ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben und sich zu präsentieren.
Welches sind deine persönlichen choreografischen Themen? Hast du eigene Themen, die dir am Herzen liegen?
Als Choreograf war ich nie jemand, der mit einem fertigen Konzept in die Proben geht. Lieber tauche ich gemeinsam mit dem Team ins Material ein. Erst wenn die Musik mich komplett durchdringt, kann ich choreografieren. Genauso wichtig ist mir der Austausch mit den Tänzerinnen. Wie entsteht ein Dialog, was kann ich von ihnen lernen, wie reagieren sie auf meine Vorschläge? Das reizt mich an meinem Beruf.
Neben all diesen Aufgaben unterrichtest du noch Ballett-Förderklassen an verschiedenen Tanzschulen der Schweiz. Wie schaffst du es, alles unter einen Hut zu bringen?
Mein Kalender ist tatsächlich prall gefüllt, manchmal vergesse ich sogar etwas einzutragen (lacht). Dank des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystems in der Schweiz kann ich dennoch flexibel zwischen den verschiedenen Standorten pendeln.
In den Anfängen meiner Karriere konnte ich allein vom Choreografieren nicht leben. Um nicht nur auf Aufträge warten zu müssen, habe ich deshalb von Anfang an zusätzlich Unterricht gegeben. Obwohl ich meine Unterrichtstätigkeit in diesem Jahr aufgrund meiner Verpflichtungen in Königsfelden etwas einschränken musste, war es mir stets wichtig, weiterhin aktiv als Tanzlehrer tätig zu sein.
Diese vielfältigen Aktivitäten sind für mich enorm wichtig; sie geben mir Energie und sind wie mein neuer Tanz!
Welche anderen Interessen oder Ziele hast du neben deiner Arbeit als Tänzer und Choreograf? Gibt es noch andere Bereiche, in denen du gerne aktiv bist oder dich weiterentwickeln möchtest?
Die Möglichkeit, freie Zeit zum Entspannen zu finden, beispielsweise in den Bergen, bleibt mir im Moment leider kaum. Meine Wochenenden sind oft mit Choreografie-Projekten für verschiedene Schulen und die Oper ausgefüllt.
Grundsätzlich stimme ich neuen Aufgaben immer zu, weil ich sie einfach brauche; sie geben mir Energie. Gleichzeitig erkenne ich die Notwendigkeit, langfristig meine Aktivitäten zu reduzieren. Derzeit befinde ich mich jedoch im Schaffensrausch und möchte die Zeit so produktiv wie möglich nutzen!
5 Fragen mit Bitte um kurze Antworten
- An der Choreografie interessiert mich… die Zeit im Studio mit den Tänzerinnen, in der ein Dialog entsteht und wir unsere künstlerische Richtung festlegen.
- Meine Sommerferien verbringe ich… normalerweise in Portugal, denn Portugal ist einfach grossartig im Sommer. Natürlich vermisse ich meine Familie, aber wir besuchen uns regelmässig, sowohl dort als auch hier, sodass ich nie weit von zu Hause entfernt bin.
- Meine Lieblings-Tanzrolle war… das ist schwierig zu beschreiben. Ich habe immer davon geträumt, Romeo zu verkörpern, und als ich die Rolle dann tanzte, war es pure Magie. Eine besondere Rolle war für mich der Vater und Carabosse in Mats Eks "Dornröschen". In diesen Momenten auf der Bühne fühlte ich mich vollkommen in der Rolle versunken, eins mit der Musik und der Geschichte. Es waren schlichtweg unbeschreibliche Erlebnisse!
- In 10 Jahren sehe ich mich… als künstlerischer Leiter einer Kompanie.
- An Portugal vermisse ich… selbstverständlich meine Familie! Wir stehen in engem Kontakt und unsere Verbundenheit ist stark. Unvergessen bleibt mir die Unterstützung meiner Eltern, als ich als kleiner Junge Ballett tanzen wollte. Diese Rückendeckung war unbezahlbar und hat mir den Weg zu meiner heutigen Karriere geebnet.
Unter diesem Link findest du mehr Infos zu den Veranstaltungen von Tanz und Kunst Königsfelden.
Quelle: TVS 5/2024 Foto: Regula Bearth
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Lehrplan 21
Die Rolle des Tanzens im Bildungsprozess
Die TanzVereinigung Schweiz TVS befasst sich im folgenden Beitrag mit der Bedeutung und Umsetzung des Lehrplans 21 im Tanzbereich auf unterschiedlichen Schulstufen.
Dazu wurden fünf Sportlehrpersonen aus verschiedenen Kantonen befragt, die jeweils auf unterschiedlichen Schulstufen unterrichten. Diese Experten wurden eingeladen, ihre Perspektiven und Erfahrungen zum Lehrplan 21 zu teilen, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie der Lehrplan 21 das Tanzen in der schulischen Praxis beeinflusst und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus ergeben.
Hier gibt es mehr Details
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DancePodGuest - Elvis Petrovic
Durch Tanz Brücken bauen - Solothurner Tanztage
Elvis Petrovic ist Präsident der "Solothurner Tanztage", eines ehrenamtlichen Vereins aktiver und ehemaliger professioneller Tänzerinnen und Tänzer, welcher sich für die Förderung und Vermittlung der Kunstform Tanz, insbesondere des Urban Tanzes, einsetzt.
Seit 2016 organisiert Elvis und sein Team ein vielfältiges und attraktives kulturelles Programm, das verschiedene Zielgruppen anspricht und Brücken zwischen den Tanzschaffenden und dem Publikum baut.
Der Verein strebt danach, Plattformen für Tänzer:innen zu schaffen, ihre Begeisterung auf Bühnen, Strassen und Plätze zu bringen, und als Anlaufstelle für Tanzschaffende und Mitglieder zu fungieren, indem er Fachwissen, Netzwerke und Infrastruktur zur Verfügung stellt. Zielstrebig, kompetent und kreativ setzt sich Elvis dafür ein, die Kunst des Tanzes zugänglich zu machen, Plattformen für Begegnungen zu schaffen und das kulturelle Leben innerhalb und ausserhalb des Kantons Solothurn zu bereichern.
Zum Podcast - DancePodGuest Elvis Petrovic
Foto: Thomas Ulrich
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swiss offspring ballet
Interview mit Anna Simondi und Franz Brodmann
Ins Leben gerufen wurde das swiss offspring ballet (s.o.b.) von Franz Brodmann und Anna Simondi. Das Bühnenprojekt versteht sich nicht nur als reine Tanzkompanie, sondern auch als Weiterbildungsprogramm, das junge Tänzerinnen und Tänzer (19 - ca. 22 Jahre alt) zu Beginn ihrer professionellen Laufbahn fördert.
Auf Tourneen durch die Schweiz sammeln sie wertvolle Bühnenerfahrung, während die Zusammenarbeit mit verschiedenen Choreograf:innen und die Vielfalt der Stilrichtungen ihr Repertoire erweitern und ihre Fähigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen choreografischen Ansätzen vertiefen.
Unter dem Titel "Zwischen Stuhl und Tanz" präsentiert das swiss offspring ballet ein neues Programm mit Choreografien von Francisco Patricio, Benoît Favre und Franz Brodmann. Die Premiere findet am 16. März 2024 in Männedorf (ZH) statt.
Der künstlerische Leiter und Choreograf von s.o.b., Franz Brodmann, war während 20 Jahren Haus-Choreograf der Cinevox Junior Company und choreografierte für das Staatstheater Wiesbaden, das Nationaltheater Brünn und das Stadttheater St. Gallen. Anna Simondi ist ausgebildete Balletttänzerin des Teatro alla Scala di Milano und Inhaberin der KiBa Tanz Akademie rechter Zürichsee. Sie war 12 Jahre lang auf den Bühnen der Opernhäuser Düsseldorf und Zürich und an unzähligen Gastspielorten als Solistin und Demisolistin zu sehen.
Franz, gibt es ein Schlüsselerlebnis für deinen Einstieg in die Tanzwelt?
Ein entscheidendes Erlebnis war zweifellos der Moment, als ich im Kino den argentinischen Tänzer Jorge Donn den Boléro von Maurice Béjart vor dem Eiffelturm tanzen sah. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich unbedingt tanzen wollte. Kurz darauf wagte ich mit 20 Jahren den Schritt nach Brüssel zur Audition an der École Mudra und wurde angenommen.
Kannst du uns etwas über deine persönliche Entwicklung als Choreograf erzählen?
Franz: Die Entwicklung meiner choreografischen Fähigkeiten verlief parallel zu meinem tänzerischen Schaffen. Während meiner Ausbildung an der Mudra in Brüssel bot sich uns die Gelegenheit, in einem Workshop eigene Choreografien zu kreieren. Bei den Schulaufführungen in Barcelona hatten wir dann die Möglichkeit, diese Choreografien aufzuführen. Maurice Béjart persönlich sah sich unsere Arbeiten an und wählte zwei Stücke aus, darunter auch meine eigene Kreation. Natürlich fühlte ich mich ungemein geehrt und stolz, und nach der Vorstellung fügte Béjart hinzu: "C'est presque professionnel ce que tu as fait!"
Was ist dir in dieser langen choreografischen Schaffenszeit besonders wichtig geworden? Und welche Einflüsse prägen deine Arbeit als Choreograf?
Franz: Die Musik dient stets als Quelle der Inspiration für mein künstlerisches Schaffen. Dabei betrachte ich nicht nur den Stil, die Melodie oder den Rhythmus als Ausgangspunkt, sondern strebe danach, den emotionalen Gehalt der Musik zu erfassen. Fragen, die mich während meiner Auseinandersetzung mit der Musik begleiten, sind zum Beispiel: Wie kann ich das Unsichtbare sichtbar machen? Wie kann ich dem Publikum Klarheit vermitteln, in dem, was sie vielleicht bereits erahnen?
Eine bedeutende Quelle der Inspiration sind für mich Handlungsballette, bei denen ich traditionelle Werke durch meine eigene Interpretation zum Leben erwecke. Im Handlungsballett finde ich eine doppelte Inspirationsquelle: einerseits die Musik selbst und andererseits die Handlung, die sie begleitet.
Mein künstlerischer Weg wurde von verschiedenen Einflüssen geprägt. Als Tänzer entwickelt man im Laufe der Zeit ein eigenes Vokabular. Diese verschiedenen neoklassischen und zeitgenössischen Einflüsse verschmelzen über die Jahre und formen möglicherweise meinen individuellen choreografischen Stil. Zu den Choreografen, die mich am meisten beeinflusst haben, zählen sicherlich Künstler wie Kylián, Forsythe sowie die Choreografen, mit denen ich als Tänzer zusammengearbeitet habe, wie Uwe Scholz, Bernd Bienert und Heinz Spörli.
Wie seid ihr beide auf die Idee gekommen, dass swiss offspring ballet (s.o.b.) zu gründen?
Anna: Die ursprüngliche Idee entsprang dem gemeinsamen Interesse von Franz und mir an einer Zusammenarbeit. Zu dieser Zeit führte ich bereits seit 25 Jahren erfolgreich eine Ballettschule in Meilen und genoss die kreative Arbeit mit den Kindern. Der Wunsch, mit professionellen Tänzerinnen und Tänzern zu arbeiten, wurde immer drängender, und ich fühlte mich motiviert, mich einer neuen Herausforderung zu stellen. Natürlich erforderte dieser Schritt viel Mut von uns beiden. Nach der Gründung des s.o.b verblieben wir zunächst noch ein Jahr in Meilen, bevor wir schliesslich nach Uetikon umzogen.
Das erste Jahr in Meilen stellte eine grosse Herausforderung dar, da die Tänzerinnen und Tänzer ausserhalb unserer Ausbildungsstätte untergebracht waren. Die damit verbundenen Kosten für den täglichen Pendelverkehr zwischen Ausbildungs- und Wohnort belasteten das Budget der Auszubildenden erheblich.
Durch den Umbau in Uetikon konnten wir im Stockwerk über dem Ballettsaal acht Tänzerinnen und Tänzern eigene Zimmer zur Verfügung stellen. Vier weitere Tänzerinnen und Tänzer leben aktuell noch bei ihren Eltern ausserhalb von Uetikon.
Die Möglichkeit, mit dem Weiterbildungsprogramm des s.o.b. eine professionelle Laufbahn zu starten, ist etwas Besonderes. Könnt ihr uns mehr über das Weiterbildungsprogramm des s.o.b. erzählen und wie es jungen Tänzerinnen und Tänzern hilft, ihre professionelle Laufbahn zu starten oder weiterzuentwickeln?
Anna: Wir bieten ein vielfältiges Weiterbildungsprogramm für Tänzerinnen und Tänzer an, die üblicherweise nach ihrer Ausbildung an einer Ballettakademie zu uns gelangen. Die Grundidee unseres Programms basiert auf dem Modell einer Jugendballettkompanie, das darauf abzielt, die jungen Erwachsenen auf ihrem Weg von der "Akademikerin/Akademiker" zur ausgereiften Profi-Tänzerin/zum ausgereiften Profi-Tänzer zu begleiten und heranzuführen. Unser Ziel ist es, sie optimal auf ihre erste Arbeitsstelle als professionelle Balletttänzerin bzw. professionellen Balletttänzer vorzubereiten.
Neben der Verfeinerung ihrer technischen Fähigkeiten legen wir besonderen Wert darauf, im täglichen klassischen und modernen Training praktische Schwerpunkte zu setzen. Wir streben danach, den Ballettunterricht so exemplarisch wie möglich zu gestalten, um den jungen Tänzerinnen und Tänzern eine Vorstellung davon zu vermitteln, was sie in ihrem zukünftigen Berufsleben erwartet.
Darüber hinaus ergänzen wir den umfangreichen Stundenplan mit Pilates-Trainings. Die heutigen Ballettprofis haben einen muskulöseren Körperbau als noch vor 30 Jahren. Die Ästhetik des Balletts unterliegt einem stetigen Wandel, dem wir in unserer Ausbildung Rechnung tragen und mit Verantwortungsbewusstsein begegnen. Ich bin davon überzeugt, dass die Tanzausbildung nicht nur eine perfekte Vorbereitung auf die berufliche Laufbahn ist, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur persönlichen Entwicklung der jungen Frauen und Männer leisten kann.
Zusätzlich vermitteln wir Kontakte zu Theatern und Ballettkompanien und unterstützen sie bei der Erstellung von Bewerbungen oder Bewerbungsvideos.
Franz: Ein zentrales Anliegen unseres Weiterbildungs-Programms liegt darin, dass Tänzerinnen und Tänzer während der täglichen Proben für die verschiedenen Aufführungen – die den Grossteil unserer täglichen Arbeit ausmachen – sich intensiv mit der Erarbeitung verschiedener Choreographien, Stile und den Anforderungen diverser Choreograph:innen auseinandersetzen. Dies ist es, was unserer Arbeit den Charakter einer professionellen Kompanie verleiht und den Tänzer:innen an einer Schule noch nicht vermittelt wurde. Darüber hinaus dürfen wir die Auftritte während unserer Tourneen nicht vergessen: Die Erfahrung auf der Bühne die damit verbundene Möglichkeit, über sich selbst hinauszuwachsen, sind von unschätzbarem Wert.
Nach welchen Kriterien wählt ihr Tänzerinnen und Tänzer für das Weiterbildungsprogramm und die Produktionen beim s.o.b. aus?
Franz: Eine solide bis sehr gute klassische Grundlage ist unerlässlich, ebenso wie eine zeitgemässe zeitgenössische Technik. Heutzutage sind die Grenzen zwischen den verschiedenen Tanztechniken fliessend, weshalb Vielseitigkeit in der Ausbildung von zentraler Bedeutung ist. Eine fundierte klassische Technik ist zeitlos und ermöglicht es mir, mich in jeder Hinsicht auszudrücken.
Ein weiteres entscheidendes Kriterium für mich ist die Musikalität, da Musik für mich die primäre Inspirationsquelle für Bewegung darstellt.
Was sind Herausforderungen bei der Planung einer Tournee durch die Schweiz?
Franz: Eine der grössten Herausforderungen besteht sicherlich in der Finanzierung. Mit Ausnahme weniger Stipendiatinnen und Stipendiaten zahlen alle Tänzerinnen und Tänzer beim swiss offspring ballet Kursgebühren. Unser jährliches Budget muss durch Sponsoring, Stiftungsanträge und Anfragen an die öffentliche Hand ergänzt werden.
Vor Beginn jeder neuen Saison koordiniere ich die Spieltermine mit den Theatern und wir erstellen intern einen Spielplan. Dabei planen wir auch die Besetzung des Tanzensembles, da wir oft mit Gasttänzerinnen und -tänzern zusammenarbeiten.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass wir keine Kooperationsverträge mit Stadttheatern haben. Ein beträchtlicher logistischer Aufwand entfällt zudem auf die Werbung. Für jeden Aufführungsort müssen entsprechende Plakate und Flyer erstellt werden. Ich beauftrage einen Fotografen, kümmere mich um den Druck der Plakate und Flyer und organisiere das Aufhängen an den Plakatsäulen. Zusätzlich nehme ich Kontakt zu lokalen Printmedien auf, um Werbung zu schalten, Anzeigen zu platzieren oder eine Vorschau auf unsere Tournee zu veröffentlichen.
Inwieweit können die jungen Tänzer:innen mit ihren eigenen Ideen an den choreografischen Umsetzungen teilhaben und mitentwickeln?
Franz: Die Beteiligung an der choreografischen Umsetzung variiert stark je nach Stückauswahl. Es gibt Momente, in denen die Gestaltung der Choreografie für mich klar ist, weil ich sehr klare Bilder im Kopf habe. Andererseits möchte ich den Tänzerinnen und Tänzern auch Freiraum lassen. Zum Beispiel überlasse ich es ihnen, wie sie eine Phrase bei einem Pas de Deux auf Spitze beginnen möchten. Oder ich gebe ihnen Raum zur Kreation einer Bewegungssequenz in Form einer Improvisation, obwohl dies eher die Ausnahme darstellt. Manchmal gibt die von mir gewählte Musik einen klaren Rhythmus vor, der wenig Raum für Improvisation lässt.
«Zwischen Stuhl und Tanz» heisst euer neuestes Programm, welches am 16. März in Männedorf (ZH) Premiere feiert. Warum dieser Titel? Was begeistert euch am Thema und was dürfen Zuschauende erwarten?
Franz: Es handelt sich um ein Wortspiel, inspiriert vom Originalausdruck "zwischen Stuhl und Bank". Ich habe unsere beiden Gastchoreografen gebeten, ein Konzept für ihre Stück zu entwickeln. Dabei habe ich versucht, den gemeinsamen Nenner aus unseren drei Stücken zu finden. Es stellte sich heraus, dass die Schnittmenge einen zwischenmenschlichen Raum darstellt, in dem wir uns mit der Wahrnehmung beschäftigen, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und wie die Welt uns wahrnimmt.
In diesem neuen Stück möchten wir uns mit der Frage auseinandersetzen, worauf wir im zwischenmenschlichen Kontext aufbauen können und wie wir die Herausforderung angehen können, neben den medialen Einflüssen eine eigene Meinung zu behalten. Wir sind daher permanent gefordert, uns in der Schnittstelle zwischen verschiedenen Einflüssen zurechtzufinden.
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DancePodGuest - Amanda Arnaud
Berner Ballett-Tänzerin in den USA
Amanda ist gebürtige Bernerin und begann mit 6 Jahren Ballett zu tanzen. Als Jugendliche besuchte sie das Sportgymnasium und war Schülerin mehrerer Berner Tanzschulen. Zusätzlich war sie Mitglied der Danse Suisse Förderklasse Bern, nahm professionelle offene Klassen in Zürich und erhielt Stipendien für Sommerintensivkurse in Italien und Frankreich.
Nach einigen erfolgreichen Jahren als Wettkampf-Tänzerin im Bereich Modern und Jazztanz entschied sie, sich mehr auf klassisches Ballett zu fokussieren. 2014 trat sie als Cinderella im gleichnamigen Ballettmärchen in Bern auf. Dieser Auftritt führte sie zur Entscheidung, professionelle Tänzerin zu werden. Als erste Schweizerin wurde sie an der Gelsey Kirkland Academy in New York angenommen, die sie 2018 absolvierte. Ihr Abschluss dort öffnete ihr die Tür zu amerikanischen Ballettkompanien. Zu den wichtigsten bisherigen künstlerischen Stationen gehören das International Ballet in North Carolina, das New York Dance Project und das Russian Ballet Orlando in Florida.
Zum Podcast DancePodGuest - Amanda Arnaud
Foto Rachel Neville
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Billy Elliot Musical-Audition in der Maag Halle Zürich
Jugendliche aus dem deutschsprachigen Raum wetteiferten nebst Schauspiel und Gesang auch in Ballett und Stepptanz
24 Jahre nach der Verfilmung wird «Billy Elliot» nun erstmals in einer deutschsprachigen Musical-Fassung die Maag Halle Zürichs erobern. Die mit Spannung erwartete Premiere findet am 1. November 2024 statt.
Der TanzVereinigung Schweiz TVS wurde die Ehre zuteil, live beim Vortanzen und Vorsprechen am Sonntag, 14. Januar, dabei zu sein. Ein exklusives Erlebnis, das es uns ermöglichte, das Geschehen hautnah mitzuverfolgen und über die potenziellen Billys zu berichten. Der TVS hat bereits in der letzten Newsletter-Ausgabe im Dezember auf die Auditions für «Billy Elliot» hingewiesen.
Zum Hintergrund: «Billy Elliot» begann als britischer Film aus dem Jahr 2000, der von Stephen Daldry inszeniert wurde. Der Film spielt während des Bergarbeiterstreiks in Großbritannien 1984/1985 und erzählt die bewegende Geschichte eines Jungen namens Billy, der seine Liebe zum Ballett entdeckt, obwohl seine Familie und die Gemeinschaft eher traditionelle Werte vertreten. Der Erfolg des Films, insbesondere die mitreißende Erzählung und die beeindruckenden schauspielerischen und tänzerischen Leistungen, legten den Grundstein für die Entwicklung des gleichnamigen Musicals. Der Drehbuchautor Lee Hall, der auch das Drehbuch des Films verfasst hatte, adaptierte die Geschichte für die Bühne. Elton John wurde für die Musik des Musicals gewonnen.
Die Musicalversion des Stücks lief allein am Londoner West End über 11 Jahre und auch am Broadway in New York sorgte es Abend für Abend für Standing Ovations. Weltweit gewann die Bühnenfassung 83 Auszeichnungen, darunter 10 der begehrten Tony Awards.
Der Audition-Tag in Zürich begann gegen Mittag, als eine Gruppe junger Talente zwischen 8 und 14 Jahren in Begleitung ihrer Eltern im Foyer eintraf. Die Kulisse der urbanen Maag Halle-Architektur verlieh dem Ambiente die idealen Voraussetzungen. Kurz nach Unterschrift einer Einverständniserklärung durch die Eltern, in der sie Foto- und Videoaufnahmen während der Vor- und Nachbereitung, aber auch während der Produktion, zustimmten, ging es los:
Die zahlreichen Kandidaten versammelten sich direkt auf der Originalbühne, jeder stellte kurz seinen Vornamen vor und teilte den anderen mit, was er am Morgen gefrühstückt hatte. In einem Kreisritual sollte der nächste Kandidat die Namen und Frühstücksgewohnheiten der bereits Vorgestellten wiederholen. Das Erinnerungsvermögen wurde bereits ein erstes Mal auf die Probe gestellt!
Der Regisseur und Choreograf Mitch Sebastian startete daraufhin mit einer Reihe von Aufwärmübungen: unterschiedliche Geh-Geschwindigkeiten, zackige Stop-and-go-Bewegungen, mal ausgedehnte Entschleunigungen bis wieder hin zu beschleunigten Passagen mit Richtungswechseln. Eine Regieanweisung lautete: "Schließt nun die Augen, und wenn ihr das Gefühl habt, es ist der richtige Moment, dann springt in die Luft!" Gleichgewicht, kinästhetische Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen wurden auf spielerische Art erprobt.
Nach dem Aufwärmen erinnerte der Regisseur die Teilnehmer daran, dass sowohl Konzentrationsfähigkeit als auch Erinnerungsvermögen erforderlich sind, um später die Texte und Choreografien zu erlernen und diese abzurufen. Zusätzlich sind ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeiten gefragt, um später auf der Bühne wirkungsvoll mit anderen Darsteller:innen interagieren zu können. «Es ist völlig in Ordnung, etwas nervös zu sein!» betonte der Regisseur. Der Fokus sollte auf dem Vergnügen und der Freude liegen. Es sei klar, dass einzelne Teilnehmer in bestimmten Disziplinen brillieren würden, während sie in anderen Sparten vielleicht noch nicht ganz ihr volles Potenzial abrufen können.
Als erstes eröffnete Shyrleen Müller, selbst 8-fache Stepptanz-Weltmeisterin und Projektleiterin für internationale Shows bei der MAAG Music & Arts AG, die Tanzaudition mit Stepptanz und erkundigte sich bei den Jugendlichen nach ihren musikalischen und rhythmischen Begabungen. Sie präsentierte den Steppschuh, der mit zwei Platten ausgestattet ist. Anfänglich wurden ausschließlich die oberen Platten in Bewegung und Klang versetzt. Shyrleen verdeutlichte die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten im Stepptanz, auch wenn im Vergleich zu einem Instrument wie dem Schlagzeug weniger perkussive Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Anschließend folgte die Imitation des charakteristischen Gangs von Charlie Chaplin. Es wurden komplexe Kombinationen von Step-Heel und Heel-Step, Shuffle-Step, Slides und Flaps eingeübt. Elegante Armbewegungen, die an die Anmut des Eiskunstlaufens erinnerten, begleiteten den kontinuierlichen Wechsel des Körpergewichts zwischen Stand- und Spielbein. Mit zunehmender Geschwindigkeit wurde die Choreografie intensiver und durch kleine Sprünge ergänzt. Nach einer Übungsphase erfolgte der ernsthafte Teil des Trainings: Shyrleen gab das Signal für die abschließenden letzten beiden Durchgänge, in denen die erlernten Elemente vor der Jury zur Perfektion gebracht wurden.
Nach einer kurzen Trink- und Verschnaufpause ging es nahtlos in den Gesang über. Bereits wartete der musikalische Leiter, Lukas Hobi, seines Zeichen Lead-Sänger bei Bliss, der erfolgreichsten A Cappella-Gruppe der Schweiz, gespannt auf die gesanglichen Präsentationen. Doch zunächst wurde der Körper behutsam auf die bevorstehende Darbietung vorbereitet. In vielfältigen Tonlagen stimmten die Kandidaten zunächst Vokale an. Bewegungen und Sprünge begleiteten die Übungen, während Schultern nach hinten gerollt und gelockert wurden, um den Körper einzustimmen.
Danach wurden einzelne Konsonanten kurz oder lang angesungen, begleitet von Armbewegungen und Gesten. Summübungen konzentrierten sich auf einen Konsonanten, der von einer tiefen Tonlage hin zu den höheren Tönen der Tonleiter folgend erklang. Lukas ermunterte sie, bei den höheren Tönen etwas mehr Lautstärke zu erzeugen. Er verteilte Text und Noten, und erkundigte sich, ob jemand den Text bereits auswendig konnte. Nach eher zaghaften Meldungen widmete er sich direkt den rhythmisch anspruchsvollen Textstellen aus dem Stück. Lukas lobte die Jugendlichen für ihre makellose Vorbereitung. Der Gesang wurde daraufhin intensiver eingeübt.
In Paaren trugen sich die Jugendlichen das bisher Gelernte gegenseitig vor. Der Kreis wurde geöffnet und die Gesangsqualitäten vor dem Kreativteam zu zweit vorgetragen. Lukas ermutigte die Kandidaten, den Song alleine vorzutragen. Mit motivierenden Worten, "ihr werdet ganz viel Applaus erhalten!", stieg allmählich das Selbstvertrauen, und einer nach dem anderen fasste Mut, solo aufzutreten und sein Bestes zu geben.
Nach kurzem Durchatmen folgte der Schauspielteil. Unter der Leitung der Regieassistenz wurden zunächst die Dialoge ab Blatt gelesen. Im Anschluss daran erfolgte die szenische Umsetzung, wobei den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben wurde, dem Text weiterhin vom Blatt zu folgen. Immer mehr ausgewählte Requisiten wurden in die Szene integriert. Der Regisseur kam hinzu und gab präzise Anweisungen zur Haltung und Dynamik, wobei er stets Raum für kreative Vorschläge der Jugendlichen zuließ. Die Teilnehmer hatten durchaus eigene Vorstellungen darüber, wie die Charaktere in der Szene interpretiert werden sollten!
In der letzten Auditionrunde folgte die Ballett-Sequenz! Sarah-Jane Brodbeck, eine renommierte ehemalige Ballerina, die die TanzVereinigung Schweiz TVS bereits in einem Interview vergangenen Herbst vorstellte, übernahm die Leitung und begann mit einem Ballett Warm-up. Einige der Kandidaten erlebten ihre allererste Ballettstunde. Nach einigen eleganten Sprüngen begab sich die Gruppe direkt in die Diagonale. Temps levé und genés folgten in kurzen Intervallen, gefolgt von chassés und fouettés, arabesque, jetés und développés – eine rasante Abfolge von Bewegungen, die einen schnellen Wechsel von einem Bein zum nächsten erforderten. Der Puls stieg, und erste Schweißperlen wurden sichtbar. Ein Kandidat fragte amüsiert, ob für die Produktion noch Französisch gelernt werden müsse.
Paarweise präsentierten die Jugendlichen die spontan einstudierte Sequenz in der Diagonalen. Die Ballettlehrerin begleitete die Tänzer und markierte, wo nötig, einzelne Bewegungen mit. Mittlerweile zeichnete sich eine gewisse Müdigkeit bei den Jugendlichen ab, was angesichts der intensiven Prüfungen in verschiedenen Disziplinen, die die Kandidaten seit vier Stunden durchlaufen hatten, kaum überraschte.
Doch damit nicht genug! In einem weiteren Teil wurde zusätzlich eine originalgetreue Choreographie- Sequenz aus dem Stück einstudiert. Koordinierte Armbewegungen mit raumgreifenden Ausfallschritten wurden nach kurzer Einstudierungszeit vor der Jury präsentiert.
Zum Abschluss dankte die Projektleiterin Shyrleen allen Teilnehmern für das tapfere Durchhalten und verabschiedete die Jugendlichen und ihre Eltern nach einem reich befrachteten Nachmittag. Es wurden am Tag selbst noch keine Entscheidungen vor den Kandidaten verkündet.
Insgesamt war die Billy Elliot Musical-Audition in Zürich ein Tag voller Emotionen, Talent und Entschlossenheit. Die angehenden Billy-Darsteller verliessen die Bühne stolz, wenn auch müde. Können die Kandidaten an zwei Auditions das Kreativ-Team überzeugen, werden sie im Februar in ein einwöchiges Recall-Camp eingeladen. Danach folgen ein weiteres Talent-Camp während einer Woche im April und ein Probenvorbereitungscamp im Juli (2 Wochen). Doch schon bald warten im Februar weitere Kandidaten darauf, ihr Talent zu beweisen und die Bühne der Maag Halle mit Leben zu füllen!
Bermerkung: Das Casting der Kinder-Hauptrollen wird fortlaufend weitergeführt. Es gibt also immer noch die Chance, sich für das erste Camp zu bewerben. Anmeldung über die Website: billy-elliot.ch/castings
Was hat dich dazu inspiriert, an dieser Audition teilzunehmen?
«Weil ich die Musik und das Musical liebe!»
«Ich liebe es, auf der Bühne zu tanzen!»
«Musicaldarsteller zu sein ist mein Traumjob, ich kann mich mit Billy voll und ganz identifizieren!»
«Man kann alles rundherum vergessen!»
«Ich bekam eine Nachricht von meinem Tanzstudio und ich liebe es, auf der Bühne zu stehen!»
Wie hast du dich auf diese Audition vorbereitet?
«Die Texte habe ich auswendig gelernt!»
«Ich habe Text- und Notenmaterial bekommen. Wir mussten ein Video einschicken und ich habe mich mit YouTube darauf vorbereitet!»
Welche schulischen und ausserschulischen Konsequenzen würde ein mögliches Engagement mit sich ziehen?
«Das Gymnasium Immensee würde mich unterstützen.»
«Das Schulprogramm wird angepasst und eventuell bin ich in einzelnen Fächern notenbefreit. Ich würde nur das Nötigste machen und die Schule würde mich unterstützen!»
«Ich dürfte früher aus der Schule, ich müsste einfach den Schulrat fragen!»
«Ich wäre im Sommer sowieso fertig mit der obligatorischen Schule!»
Quelle: TVS / MAAG Moments 01/2024
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Tanz- und Musicalschule "The Moving Factory" in Losone
Interview mit Danielle Brunner
Seit mehr als 20 Jahren führen Danielle Brunner und ihr Mann Niki Bolen die Tanz- und Musicalschule „The Moving Factory“ zuerst in Locarno, dann in Losone. Kennengelernt haben sich die beiden in Wien beim Musical Cats. Im Interview gibt uns Danielle Brunner, die als Tänzerin unter dem Schweizer Choreografen Heinz Spörli getanzt hat, interessante Einblicke in die Aktivitäten ihrer Tanzschule.
Kannst du uns mehr über die Gründungsgeschichte von "The Moving Factory" erzählen und wie sich die Schule im Laufe der Jahre entwickelt hat?
Nach gemeinsamen Engagements als Künstler entschieden mein Mann Niki Bolen und ich während meiner künstlerischen Auszeit, eine Tanzschule zu gründen. Aufgrund einer Verletzung begann ich mit Ballettunterricht im Liegen, was überraschend gut funktionierte. Wir beschlossen, die Tanzschule im Tessin zu eröffnen, inspiriert durch das Klima und die Nähe zu Italien.
Ursprünglich hatten wir die Tanzschule meiner Mutter in der Deutschschweiz übernommen, die wir schon bald darauf schlossen und „The Moving Factory“ in Locarno gründeten. Im Gegensatz zur vorherigen Schule integrierten wir neben Ballett auch weitere Tanzstile und erweiterten das Angebot im Musicalbereich kontinuierlich.
Unsere Leidenschaft für Tanz gaben wir unseren Schülern weiter. Die Kleinsten kamen wöchentlich, 8-Jährige zweimal, und 10-Jährige dreimal. Einige kamen auch täglich. Für diese entwickelten wir eine „Preformazione“, eine Vorberufsausbildung, mit intensivem Ballett, Jazz, Hip-Hop, Contemporary, Akrobatik und optional Gesangsunterricht für Musical-Ambitionierte.
Welche Tanz- und Gesangsprogramme bietet ihr an eurer Schule an?
Im Bereich Tanz bieten wir klassischen Tanz, Jazz Dance, Akrobatik, Modern Dance, Hip-Hop und Video-Dance an. Für welche Tanzlektionen die Kinder und Jugendlichen sich entscheiden, hängt letztendlich von ihrem Alter und ihren Bedürfnissen ab.
Eine 4-jährige Schülerin macht bei uns beispielweise 45min kreatives Ballett pro Woche. Ab 7 Jahren legen wir den Teilnehmenden nahe, zweimal pro Woche zu trainieren. Ab 8 Jahren wäre auch Kinder-Hip Hop möglich.
Die Priorität soll zunächst allerdings auf einem fundiertem Balletttraining liegen. Wenn die Schüler:innen zu früh Hip-Hop tanzen, fehlt später die Basis fürs Ballett. Daher empfehlen wir zweimal in der Woche Ballett. Wenn der Wunsch besteht, früh mit Hip-Hop oder Modern zu beginnen, werden wir die Schüler:innen selbstverständlich nicht davon abhalten.
Wenn Schüler:innen nur einmal pro Woche ins Training kommen, besteht die Gefahr, dass sie unser breitgefächertes Tanz- und Theaterangebot an der Schule gar nicht wahrnehmen. Kommen zusätzlich die Geschwister von Teilnehmenden zu Besuch und stellen bspw. an Trainings, Wettkämpfen oder Vorstellungen fest, wie ihre Gleichaltrigen in anderen Disziplinen Fortschritte erzielen, packt sie das Interesse. So können wir auf das vielfältige Tanzangebot aufmerksam machen und sie zusätzlich motivieren.
Zusätzlich haben wir festgestellt, dass sich die Begeisterung für den Tanz auch entwickeln kann. Plötzlich kommt das Kind und fragt, ob es noch mehr Stunden bei uns besuchen kann. Dann fängt allerdings das grosse Problem an: Wie bringen wir dies den Eltern bei?
Dabei stossen wir auf unterschiedliche Reaktionen: Einige Eltern sind sofort mit den Zusatztrainings einverstanden, bei anderen braucht es mehr Überzeugungsarbeit. Wenn die Schüler:innen zirka 12 Jahre alt sind, fangen sie unter Umständen an, selbständig bei den Eltern mehr Unterstützung für die Förderung ihrer Tanzleidenschaft einzufordern.
Im Bereich Musical, Gesang und Theater dauert die Grundausbildung drei bis vier Jahre und besteht aus zirka 10 bis 12 Stunden Training pro Woche.
Welche Bedeutung hat die Anerkennung als Prüfungszentrum der Royal Academy of Dance (RAD) für die Schüler:innen und eure Schule selbst?
Die Anerkennung als Lehrer:innen der Royal Academy of Dance (RAD) ist für Schüler:innen und die Schule entscheidend. Die Teilnahme an anerkannten Prüfungen setzt klare Ziele für die Schüler:innen, steigert Motivation und Produktivität. Die Prüfungen erfordern spezifische Fähigkeiten, fördern Disziplin und Engagement. Bestandene Prüfungen führen zu offizieller Anerkennung im Tanz, stärken das Selbstvertrauen und ermutigen zu kontinuierlichem Fortschritt. Die Schule profitiert von klaren Zielen, motivierten Schülern und erhöhter Wertschätzung, was ihre Professionalität und Reputation in der Tanzgemeinschaft stärkt.
Welche Erfolge haben Absolvent:innen eurer Schule in den Bereichen Tanz und Gesang erzielt?
«The Moving Factory» hat sich darauf spezialisiert, Schülerinnen und Schüler so vorzubereiten, dass sie an den besten professionellen Tanz- und Musicalschulen sowie Universitäten weltweit aufgenommen werden können. Viele unserer ehemaligen Absolventinnen und Absolventen haben beeindruckende Resultate in den Bereichen Tanz und Gesang erzielt. Ein Grossteil von ihnen hat die Gelegenheit erhalten, auf zahlreichen Bühnen und in verschiedenen Tanzsparten ihr Talent zu beweisen.
Einige unserer ehemaligen Schülerinnen und Schüler haben an den gleichen renommierten Theatern in Wien Engagements erhalten, an denen auch wir als Künstler:innen gearbeitet haben. Dies freut uns sehr und wir sind stolz darauf, dass unsere ehemaligen Schüler:innen in der Welt des Tanzes und des Gesangs erfolgreich sind.
Wie tragen Tanz und Gesang zur persönlichen Entwicklung der Schüler:innen bei, abgesehen von den künstlerischen Fähigkeiten?
Tanz und Gesang tragen auf vielfältige Weise zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung bei!
Es erfordert Mut und eine Portion Selbstvertrauen, vor anderen Kolleg:innen aufzutreten. Durch regelmässiges Training, Aufführungen und Wettkämpfe gewinnen Schülerinnen und Schüler an Selbstwert. Diese positiven Eigenschaften sind auch auf andere Lebensbereiche übertragbar.
In vielen Tanz- und Gesangsgruppen ist Teamarbeit entscheidend. Die Schülerinnen und Schüler lernen, effektiv in Gruppen zu arbeiten, Konflikte zu lösen und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Dies fördert die sozialen Kompetenzen und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Jugendliche, die ihren eigenen Stil und ihre individuelle künstlerische Identität entwickeln, werden unterstützt, die Entfaltung ihrer Persönlichkeit und ihrer Interessen zu erkunden.
Die jungen Tanzaspirant:innen erscheinen mir wie Blütenknospen, die sich langsam öffnen und ihre volle Schönheit entfalten. Unsere Aufgabe besteht darin, in jedem Schüler und jeder Schülerin Stärken zu entdecken und sie bestmöglich zu fördern.
Welche Rolle spielt die Gewährleistung eines sicheren und unterstützenden Lernumfeldes in eurer Schule?
Die Sicherheit und Unterstützung unserer Schüler:innen stehen im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Ein klarer Verhaltenskodex für Lehrpersonen und Teilnehmende schafft Erwartungen für respektvolles Miteinander. Fortbildungen zum Erkennen von Missbrauch sind integraler Bestandteil unserer Präventionsmassnahmen. Regelmässiger Austausch zwischen Lehrpersonen fördert effektive Anpassungen an die Bedürfnisse der Schüler:innen. Diese Massnahmen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass unsere Schule ein unterstützendes und sicheres Lernumfeld bietet.
Welche Herausforderungen und Freuden bringen das Unterrichten von Tanz (und Gesang) mit sich, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen?
Das Unterrichten von Tanz und Gesang bei Kindern und Jugendlichen kann eine wunderbare und äusserst lohnende Erfahrung sein, die mit vielen Freuden, aber auch Herausforderungen verbunden ist.
Kinder und Jugendliche haben eine natürliche Neugier und Kreativität. Das Unterrichten von Tanz und Gesang ermöglicht es ihnen, sich kreativ auszudrücken und ihre Gefühle auf eine einzigartige Weise zu zeigen. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass wir Lehrpersonen aufs Neue überrascht werden.
Wenn Schülerinnen und Schüler Fortschritte erzielen und ihre Fähigkeiten verbessern, steigert dies nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern auch das der Lehrpersonen. Im Unterricht entsteht eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen. Die Fähigkeiten, die Kinder im Unterricht erlernen, können sie auf ihren Lebensalltag übertragen. Dies trifft gleichermassen auf die Erfahrung der Lehrpersonen zu.
Das Unterrichten ist allerdings auch mit verschiedenen Herausforderungen gekoppelt.
Kinder und Jugendliche können manchmal ungeduldig sein und streben schnelle Ergebnisse an. Es erfordert viel Geduld und Ausdauer, um sie auf ihrem Weg zu begleiten. Als Lehrkraft müssen wir garantieren können, dass alle auf ihrem individuellen Niveau abgeholt werden.
Oftmals kann es schwierig sein, die Motivation der Schülerinnen und Schüler aufrechtzuerhalten, insbesondere dann, wenn sie frustriert sind oder das Interesse verlieren. Es erfordert einfallsreiche Lehr- und Lernmethoden, um sie weiterhin für den Tanz und Gesang zu begeistern.
Trotz dieser Herausforderungen überwiegen die Freuden am Unterricht mit Jugendlichen. Die Möglichkeit, ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu beobachten und ihre künstlerische Reise zu begleiten, ist äusserst erfüllend.
Wie unterstützt ihr Schüler:innen, die möglicherweise unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten haben?
Für gezielte Prüfungsvorbereitungen oder Vorstellungen bieten wir zusätzliche Unterrichtsstunden an, an denen Schüler:innen teilnehmen können, wenn sie sich unsicher fühlen oder zusätzliche Unterstützung benötigen. Obwohl diese Zusatzstunden für alle offen sind, ermutigen wir insbesondere diejenigen, die mehr Unterstützung benötigen, regelmässig daran teilzunehmen.
Zusätzlich bieten wir private Nachhilfestunden zu einem fairen Preis an. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass alle Schüler:innen, unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten, Zugang zu zusätzlicher Unterstützung haben.
Im Gruppen-Unterricht betonen die Lehrkräfte die Stärken jedes Schülers und jeder Schülerin und ermutigt sie, an ihre Stärken zu glauben. Dies hilft, Selbstvertrauen aufzubauen und sich in der jeweiligen Lernumgebung wohlzufühlen.
Wie sieht die Zukunft von "The Moving Factory" aus? Habt ihr Pläne für die Einführung neuer Programme oder Projekte?
Die Zukunft von "The Moving Factory" sieht vielversprechend aus, da wir weiterhin daran arbeiten, ein zufriedenes Lehrerteam zu haben und in allen Tanzdisziplinen erfolgreich an Wettbewerben teilnehmen zu können.
Unser Hauptziel ist es, unseren Schüler:innen sowohl qualitativ hochwertigen Unterricht als auch die Möglichkeit zu bieten, ihre Fähigkeiten und Leidenschaft für den Tanz zu entwickeln.
Darüber hinaus möchten wir unser Angebot im Bereich Theaterunterricht weiter verbessern.
Obwohl wir bereits einige Schüler haben, die es an grossen Schauspielschulen in London geschafft haben, ist die Bekanntheit von "The Moving Factory" in dieser künstlerischen Sparte noch nicht weit verbreitet. Wir sind noch in den Anfängen, aber wir arbeiten daran, unser Theaterprogramm zu erweitern und zu fördern.
Website von “The Moving Factory”: https://www.movingfactory.ch/
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Wie gestalte ich aus psychologischer Sicht eine gesunde Unterrichtsatmosphäre im Tanz?
Referat von Dr. Sanna M. Nordin-Bates- Teil 2
Was passiert, wenn die grundlegenden Bedürfnisse nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz im Unterricht unterstützt werden? Welche Motivationstypen gibt es? Im 2. Teil ihres Vortrags am Symposiums "Healthy Dance Education" (September 2023) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) fokussiert Dr. Sanna M. Nordin-Bates auf die psychologische Sicherheit.
Zusammenfassung 2. Teil
Grundsätzliche psychologische Aspekte für eine gesunde Unterrichtsatmosphäre im Tanz präsentierte Dr. Sanna M. Nordin-Bates anlässlich des Symposiums "Healthy Dance Education", welches im September 2023 an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) stattfand.
Im ersten Teil betonte die Referentin die Bedeutung eines Umfelds, das die grundlegenden Bedürfnisse nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz unterstützt, um eine gesunde Lernumgebung zu schaffen.
Im zweiten Teil des Vortrags fokussiert Nordin-Bates nun auf die psychologische Sicherheit und verdeutlicht, wie die Erfüllung oder Behinderung dieser Bedürfnisse das Wohlbefinden und die Leistung im Tanzunterricht beeinflusst.
Nordin-Bates verdeutlicht, dass die Förderung von Autonomie es den Lernenden ermöglicht, authentisch zu sein und ihre Meinungen auszudrücken, während gleichzeitig ein Gefühl der Zugehörigkeit durch gemeinsame Zusammenarbeit und das Primat der Menschlichkeit vor der künstlerischen Leistung entsteht. Die Erfüllung des Kompetenzbedürfnisses unterstützt die Sicherheit in den eigenen Fähigkeiten.
Die Illustration des Modells von Deci & Ryan (2000) zeigt, wie die Unterstützung dieser Grundbedürfnisse zu mehr selbstbestimmter Motivation führt und damit positive Ergebnisse im Tanzunterricht begünstigt. Psychologische Unsicherheit entsteht, wenn diese Bedürfnisse beeinträchtigt oder behindert werden.
Die Selbstbestimmungs-Theorie von Deci und Ryan (2000) beleuchtet weiter auch das Spektrum der Motivationstypen. Dieses erstreckt sich von der Motivationslosigkeit über extrinsische Motivation bis hin zur intrinsischen Motivation. Motivationslosigkeit bedeutet fehlendes Verständnis für Handlungen oder fortgesetzte Aktivitäten ohne klaren Grund. Extrinsische Motivation hingegen variiert von fremdbestimmtem Handeln aus äußerem Druck bis zu handlungsleitenden Gründen aus persönlicher Wertung.
Die intrinsische Motivation, basierend auf persönlicher Freude und Interesse, gilt als die selbstbestimmteste Form. Die Theorie betont, dass intrinsische Motivation (die aus der Freude an der Aktivität selbst resultiert) überlegen ist und zu positiveren Emotionen, höherem Engagement und besserer Leistung führt.
Nordin-Bates präsentierte Studien, die zeigen, dass die Befriedigung der oben aufgeführten Bedürfnisse zu selbstbestimmterer Motivation und positiveren Gefühlen gegenüber dem Tanz führt.
Die Präsentation schloss mit praktischen Strategien zur Unterstützung dieser Bedürfnisse im Tanzunterricht. Dazu gehören die Gewährung von Mitspracherecht, die Förderung von Zusammenarbeit und die Schaffung einer Umgebung, die das Gefühl der Gleichwertigkeit unter den Tänzer:innen fördert.
Nordin-Bates' Vortrag unterstreicht, wie die Unterstützung der grundlegenden Bedürfnisse nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz dazu beiträgt, eine gesunde und unterstützende Lernumgebung im Tanzunterricht zu schaffen, die wiederum zu besserer Motivation, emotionaler Erfüllung und verbesserter Leistung führt.
Hier geht's zu den detaillierten Ausführungen des Referats von Dr. Nordin-Bates
Quelle: Dr. Sanna M. Nordin-Bates (Referentin), Universität Bern (Dr. Andrea Schärli)
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Faszination Tanz - Ballsaison
Ballsaison
In der 3. Folge unserer Serie „Faszination Tanz“ gibt uns Marianne Kaiser einen Einblick in die zauberhafte Welt der Ballsaison.
Marianne Kaiser war Initiantin und Gastgeberin des KAISER BALLS in Zürich. Die Grande Dame des Schweizer Paartanzes entführt uns in die Welt der Ball Saison – ein gelebtes Märchen, ein Merkpunkt im Leben und ein Schritt auf das gesellschaftliche Parkett.
Hier geht es zum Video Faszination Tanz – Ballsaison
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DancePodGuest - Jonathan Huor
Choreograph, Tanzpädagoge
Jonathan Huor wurde in Kambodscha geboren und wuchs in der französischen Schweiz auf. Er erhielt seine Tänzerausbildung in der Schweiz, London und New York.
Als internationaler Choreograf mit Sitz in Zürich hat er Anerkennung für seine Arbeit als Tänzer, Dozent, Choreograf und künstlerischer Leiter erhalten. Mittlerweile ist Jonathan doppelter Preisträger der Deutschen Musical Akademie in der Kategorie „Beste Choreografie" für «Mein Name ist Eugen» sowie jüngst auch für „Romeo und Julia“. Sein beeindruckendes Repertoire umfasst Musical-, Event- und Fernsehproduktionen. Darüber hinaus wird er regelmäßig eingeladen, Meisterklassen in verschiedenen Ländern zu unterrichten.
Zum Podcast DancePodGuest - Jonathan Huor
Foto Lauretta Sutter
Quelle: TVS/Jonathan Huor 11/23
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Wie gestalte ich aus psychologischer Sicht eine gesunde Unterrichtsatmosphäre im Tanz?
1. Teil des Referats von Dr. Sanna M. Nordin-Bates, Symposium Zürich, Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), September 2023
Psychologische Sicherheit ist nicht nur im Spitzensport ein grosses Thema. Es ist Voraussetzung für stressfreies Lernen, ermöglicht, Fehler machen zu dürfen und sich gleichzeitig zugehörig, autonom und kompetent zu fühlen. Dr. Sanna M. Nordin-Bates erläuterte an einem Symposium, was “psychological safety” umfasst und wie sie gefördert werden kann.
Zusammenfassung
Dr. Sanna M. Nordin-Bates betont in ihrem Vortrag anlässlich des Symposiums "Healthy Dance Education" an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) die grundlegende Bedeutung psychologischer Sicherheit im Kontext des Tanzunterrichts. Die Erkenntnisse über "Psychological Safety" haben eine breite Anwendung in verschiedenen Bereichen wie Tanz, Sport, Gesundheitswesen, Unternehmen und Schulen, unabhängig von Altersgruppen oder geografischen Regionen, und bieten eine wertvolle Wissensgrundlage für die Förderung eines gesunden Lernklimas mit vielfältigen Vorteilen.
Die Referentin verdeutlicht, dass "Psychological Safety" eine Atmosphäre schafft, in der Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert werden und ein offener Dialog über Probleme und Herausforderungen möglich ist. Diese Sicherheit ermöglicht es den Lernenden, Risiken einzugehen und unter Druck bessere Entscheidungen zu treffen.
Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2000) dient in verschiedenen Kontexten als Grundlage zur Förderung eines gesunden Lernklimas. Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz sind zentrale Bedürfnisse, deren Erfüllung nicht nur die Selbstbestimmung stärkt, sondern auch die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden steigert.
Nordin-Bates weist darauf hin, dass eine Nichterfüllung dieser Bedürfnisse zu Herausforderungen wie eingeschränkter Selbstbestimmung, sozialer Ausgrenzung und einem Gefühl der Inkompetenz führen kann, was sich negativ auf das Lernen und die persönliche Entwicklung auswirkt.
Im Kontext des Tanzunterrichts präsentiert sie verschiedene Strategien, um die Autonomie der Schüler:innen zu fördern. Dazu gehören umfassende Erklärungen über die Zwecke der Übungen, die Möglichkeit zur Entscheidungsfindung innerhalb klarer Grenzen sowie die Förderung individueller Zielsetzungen.
Ebenso unterstreicht die Referentin die Wichtigkeit eines Zugehörigkeitsgefühls, das durch Vertrauen, Kooperation, offene Kommunikation und die Gestaltung einer positiven Gruppendynamik gefördert wird.
Die Förderung der Kompetenz beinhaltet den Fokus auf den Lernprozess, die Betonung verschiedener Herangehensweisen, konstruktives Feedback und die Setzung realistischer Erwartungen.
Ihr Vortrag verdeutlicht, dass die Erfüllung dieser Bedürfnisse zahlreiche Vorteile mit sich bringt, darunter gesteigertes Wohlbefinden, höhere Leistungsbereitschaft und längeres Engagement der Lernenden im Tanz.
Insgesamt zeigt der Beitrag von Dr. Nordin-Bates auf, welche Relevanz einem Umfeld im Tanzunterricht zukommt, welches psychologische Sicherheit gewährleistet und die grundlegenden Bedürfnisse der Tänzerinnen und Tänzer unterstützt. Die Schaffung einer Atmosphäre, welche Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz fördert, ist von entscheidender Bedeutung für eine gesunde und unterstützende Lernumgebung im Tanzunterricht. Dieses Umfeld ermöglicht es den Lernenden, ihr volles Potenzial zu entfalten und sich als Tänzer:innen sowie als Individuen weiterzuentwickeln.
Hier geht's zu den detaillierten Ausführungen des Referats von Dr. Nordin-Bates
Quelle: Dr. Sanna M. Nordin-Bates (Referentin), Universität Bern (Dr. Andrea Schärli)
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Kindertanz - Buchempfehlungen
Buchempfehlungen zum Kindertanz - eine Auswahl
Die empfohlenen Bücher zur Kindertanzpädagogik bieten vielfältige Ansätze für kreativen Tanzunterricht. Ergänzend dazu wird in Verbindung mit dem "Kids in Dance"-Interview mit Sabine Schindler die Bedeutung der Choreografie in Gitta Barthels "Choreografische Praxis" und Gabriele Kleins "Choreografischer Baukasten" verdeutlicht.
«Tanzen mit Kindern» von Renate Fischer, 204 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2002, ISBN: 9783764926663
Spielformen – Technik – Improvisation – Gestaltung. Umfassende Einführung und Anleitung zum Tanzen mit Kindern ab fünf Jahren.
Die Übungen, Spiele und Tanzvorschläge beziehen sich vorwiegend auf die Arbeit mit Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren.Der erste Teil des Buches bietet alles Wissenswerte zur Unterrichtsgestaltung, zu den Themen „Raum“ und „Gruppe“ sowie eine schrittweise Entwicklung der Tanztechnik bis hin zu Tanzgestaltungen. Die Lehrperson kann hier auf zahlreiche Spiele und Übungen zurückgreifen, die durch Fotos und Abbildungen veranschaulicht sind.
Im zweiten Teil werden konkret ausgearbeitete Tänze vorgestellt. Sie decken das ganze Spektrum vom Barocktanz bis hin zur modernen Tanzgestaltung ab.
«Djingalla» von Gabriele Westhoff, 120 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2011, ISBN: 978-3-937337-43-2
Tänze, Tanzgeschichten und kreative Bewegungsideen: Kreative Tanzanleitungen und Bewegungsideen
Dieses Buch bietet kreative Aktivitäten, die zu den Stücken der 4 Djingalla-CDs getanzt und gespielt werden können. Es wurde speziell für die musikalische Arbeit in Eltern-Kind-Gruppen, musikalische Früherziehung, Kindergärten, Grundschulen sowie Erwachsenen- und Senior:innen-Gruppen entwickelt. Das Buch enthält vielfältige Themen, die durch neue Bewegungs- und Spielideen zur Djingalla-Musik bereichert werden. Der Zugang zur Musik erfolgt über abwechslungsreiche Einstiege, wie rhythmische Verse, Lieder, Bücher und mehr, um alle Sinne anzusprechen. Die Gestaltung der Aktivitäten erfolgt mit einer Vielzahl von Instrumenten und Materialien, darunter Claves, Rasseln, Gymnastikbänder und mehr. Die Methoden und Übungen wurden erfolgreich mit Kindern und Erwachsenen unterschiedlicher Altersgruppen erprobt und entwickelt. Das Buch bietet praktische DIN A4-Größe, Noten, Liedtexte, methodisch-didaktische Tipps sowie übersichtliche Tabellen und zahlreiche Beispiel-Fotos.
«Tatzentänze – Mäuseschwänze» von Susi Reichle-Ernst und Ulrike Meyerholz, 160 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2014, ISBN: 3729608827
Spielideen für den bewegten Unterricht von der Eltern-Kind-Gruppe bis ins Grundschulalter Werkbuch.
In diesem Buch von Susi Reichle-Ernst und Ulrike Meyerholz werden erlebnisreiche Unterrichtsbausteine zum Thema Musik präsentiert, die auf die Begleit-CD abgestimmt sind. Die fröhlichen Tanzweisen, komponiert von Roman Wyss, begeistern Kinder, Eltern und Pädagog:innen gleichermaßen und inspirieren sie dazu, sich in Tiere und fantasievolle Szenarien zu verwandeln. Die Verbindung von Musik, Rhythmus und Bewegungsspielen bietet eine vielseitige Erfahrung und ermöglicht Kindern, ihre kreative Bewegungsfreude auszuleben. Das Buch enthält auch Fingerspiele, Reime und Lieder, die das gemeinsame Erleben in der Gruppe abrunden. Das übersichtliche Konzept und klare Anweisungen machen dieses Buch zu einer praktischen Ressource für Unterrichtende in verschiedenen pädagogischen Settings.
«Tanz im Glück» von Susi Reichle-Ernst und Ulrike Meyerholz, 168 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2007. ISBN: 3862275620. Zielgruppe: 4-10 Jahre
Märchen bewegen Kinder.
Dieses Buch ermöglicht es Kindern im Alter von 4 bis 10 Jahren, Märchenfiguren wie Räuber, Hexen, Zauberer und Zauberinnen, Prinzen und Prinzessinnen durch Bewegungsspiele, Reime, Lieder und Tänze lebendig werden zu lassen. Die Kinder können ihre spontane Bewegungsfreude ausdrücken und dabei in innere Seelenwelten eintauchen, wodurch pädagogisch-künstlerische Impulse auf lustvolle und kreative Weise umgesetzt werden. Bekannte Märchen der Gebrüder Grimm werden mit Musik und Bewegung verknüpft, und die Spielideen können zu Aufführungen entwickelt werden. Das übersichtliche Konzept des Buches erleichtert die Umsetzung für Lehrer:innen in Grundschulen, Kindergärten, Musik- und Tanzschulen, unterstützt durch die Begleit-CD mit passender Musik von Bernd Sippel. Die Vorschläge in den Kapiteln sind einfach umsetzbar und ermöglichen das tänzerische Darstellen von Märchenfiguren sowie die Gestaltung von choreografierten Märchenaufführungen unter Verwendung der im Übungsteil erlernten Elemente.
Im Zusammenhang mit dem im Newsletter November 2023 erschienenen Interview zu “Kids in Dance” mit Sabine Schindler kann folgende Literatur empfohlen werden:
«Choreografische Praxis» von Gitta Barthel, 272 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2017. ISBN: 978-3-8376-3779-3.
Vermittlung in Tanzkunst und Kultureller Bildung
Vermittlung, Tanzkunst und Kulturelle Bildung stehen in engem Zusammenhang. Gitta Barthel stellt künstlerisch-kulturelle Projekte vor, in denen Choreograf:innen mit heterogenen Gruppen arbeiten. Sie erschließt Vermittlung als immanenten Bestandteil von Choreografie und liefert eine faszinierende Zusammenstellung von Vermittlungspraktiken und Aufmerksamkeitslenkungen. Theoretische Ausgangspunkte bilden die tanzwissenschaftliche Reflexion zu Praktiken des erweiterten Choreografiebegriffes und die Betrachtung des Bedingungsgefüges gegenwärtiger Tanzvermittlung aus der Perspektive des Kreativitätsdispositivs. Die in der praxeologischen Tanzwissenschaft verortete Studie trägt Erkenntnisse zur Tanzpädagogik ebenso wie zur Kulturellen Bildung bei.
«Choreografischer Baukasten. Das Buch» von Gabriele Klein, 280 Seiten, deutsch, Erscheinungsjahr: 2015. ISBN: 978-3-8376-3186-9
Der »Choreografische Baukasten« ist eine an der zeitgenössischen choreografischen Praxis orientierte Werkzeugkiste. Er entstand in Zusammenarbeit mit international renommierten Choreograf:innen, die Erfahrungen aus eigenen künstlerischen Projekten eingebracht haben. Der Baukasten präsentiert ein breites Spektrum zeitgenössischer choreografischer Arbeitsweisen und ist von der Idee geleitet, Möglichkeitsräume für eine choreografische Praxis zu schaffen. Der »Choreografische Baukasten. Das Buch« überträgt das offene Baukasten-System in ein Buchformat in Kombination mit digital abrufbaren Materialien. Das Buch versammelt praxisorientierte Module zu den Themen »Generierung«, »Formgebung«, »Spielweisen«, »Zusammenarbeit« und »Komposition« sowie einen Essay zur zeitgenössischen Choreografie und Interviews mit Jonathan Burrows, Nik Haffner, Thomas Kampe, Martin Nachbar, Jochen Roller, Anna Huber und Hubert Machnik, die einzelne Arbeitsweisen exemplarisch veranschaulichen. Zusammen mit den digital abrufbaren Praxiskarten liefert der »Choreografische Baukasten. Das Buch« Anregungen für erfahrene Choreograf:innen und Tänzer:innen sowie alle, die in Theater, Performance oder in therapeutischen Settings mit choreografischen Prozessen und Produktionen befasst sind. Es stellt aber auch jenen, die bislang wenig Erfahrung mit Choreografie hatten, das Handwerkszeug zur Verfügung für einen experimentellen, spielerischen Umgang mit Bewegung und Tanz.
Quelle: siehe Verlage der jeweiligen Bücher, 12/2023 - voir les éditeurs des livres concernés, 12/2023 - vedere gli editori dei rispettivi libri, 12/2023
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Von der Bühne zur Tanzpädagogik
Die Erfolgsgeschichte von «Kids in Dance» - Interview mit Sabine Schindler
Sabine Schindler ist Choreografin und ausgebildete Tanzpädagogin MAS ZFH. Sie unterrichtet regelmässig im Raum Zürich (u.a. am Tanzwerk101) und arbeitet als freischaffende Choreografin an verschiedenen Theatern und Projekten sowie an Schulen in der Tanzvermittlung.
Sabine erhielt ihre professionelle Tanzausbildung in Zürich und Paris. Während ihrer mehrjährigen, beeindruckenden Karriere avancierte sie zur Tänzerin auf den Bühnen von Zürich bis Shanghai und bereicherte sowohl nationale als auch internationale Tanzkompanien.
Mit ihrer kreativen Ader, der hohen Bewegungsqualität und ihrem Fachwissen in vielen Tanzstilen, übernimmt sie als Choreografin federführend Einfluss auf Inszenierungen in verschiedenen Bereichen. Zudem inszeniert, organisiert und choreografiert sie Events und arbeitet im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
2020 gründete sie gemeinsam mit der Sozialpädagogin Bettina Aremu das Projekt «Kids in Dance», wo sie als künstlerische Leiterin und Co-Geschäftsführerin agiert.
Sabine, du hast als professionelle Bühnentänzerin in TV-Sendungen, diversen Events und Showproduktionen aber auch in zeitgenössischen Tanzkompanien national und international gearbeitet. Als eine der ersten Tänzerinnen hast du 2006 den Master in Tanzpädagogik in der Fachrichtung moderner und zeitgenössischer Tanz an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK abgeschlossen. Wie kam es zum Entschluss, noch während deiner Bühnentätigkeit einen pädagogischen Weg im Tanzbereich einzuschlagen?
Für mich gestaltete sich dieser Übergang als ein organischer Prozess. Ein zufälliges und interessantes Gespräch führte mich zur Tanzpädagogik. Dies erwies sich als der entscheidende Impuls für meine berufliche Entwicklung. Während meiner aktiven Tanzkarriere hatte ich noch nicht als Lehrerin fungiert. Erst als ich mich als Tänzerin etabliert hatte, absolvierte ich meinen Master in Tanzpädagogik.
Im Verlauf meiner Laufbahn wurde ich zur Choreografin für Theaterproduktionen, darunter beispielsweise Swiss Christmas, für Musicals und Zirkusvorstellungen wie u.a. für den Circus Monti. Diese beiden Tätigkeiten - die pädagogische wie auch künstlerisch-choreografische - entwickelten sich mehr oder weniger zeitgleich. Somit ergab sich für mich ein natürlicher Übergang von der Bühnenpräsenz als Tänzerin hin zu pädagogischen und choreografischen Tätigkeitsfeldern.
Dieser Übergang war unter anderem ein entscheidender Faktor, der mich dazu bewog, gemeinsam mit der Sozialpädagogin Bettina Aremu "Kids in Dance" zu gründen. Mir lag gleichermassen daran, professionelle Tänzerinnen und Tänzer in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen, wie auch Jugendliche im Rahmen von "Kids in Dance" fürs Tanzen zu begeistern und kulturelle Teilhabe zu fördern. Für mich besitzen beide Tätigkeiten einen gleichwertigen Stellenwert.
Von der Stadt Zürich hast du 2013 ein Werkstipendium zugesprochen bekommen, um deine choreografischen Recherchen zu vertiefen. Was nimmst du aus diesen drei Monaten in Brüssel hinsichtlich deiner choreografischen Tätigkeiten mit?
In der Zürcher Tanzszene hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein breites Netzwerk, während ich in Brüssel praktisch niemanden kannte. Diese Zeit in Brüssel war äusserst bereichernd für mich und hat mir wertvolle Erkenntnisse vermittelt. Sie hat meine Wertschätzung für Kultur und Kunst intensiviert, auch dank der Interaktionen und des künstlerischen Austauschs mit den Menschen vor Ort. Während dieser Zeit haben wir intensiv trainiert, getanzt und uns bei Vorführungen zusammengefunden.
Eine der wichtigsten Lehren, die ich aus dieser Zeit gezogen habe, besteht darin, dass es entscheidend ist, seinen künstlerischen Ansätzen und Überzeugungen treu zu bleiben. Es erfordert Mut, sich beim Kreieren für einen bestimmten Ausdruck, eine Sequenz oder eine Bewegung zu entscheiden und diese Entscheidung weiter zu verfolgen.
Seit 2020 bist du künstlerische Leiterin und Co-Geschäftsleiterin des Vereins «Kids in Dance». Kannst du uns mehr über die Inspiration und den Ursprung von «Kids in Dance» erzählen? Was hat dich dazu motiviert, Tanzprojekte und -workshops für Jugendliche zu initiieren?
Meine Projektpartnerin, die Sozialpädagogin Bettina Aremu, arbeitete bereits vor der Vereinsgründung mit vielen Jugendlichen zusammen. Ähnliche Projekte wie z.B. ChanceTanz waren bereits aus Deutschland bekannt. In regelmässigen Abständen besuchte Bettina meinen Tanzunterricht und erlebte persönlich die positiven Auswirkungen des Tanzens. Aus dieser Erfahrung heraus entstand ihre Idee, junge Menschen verstärkt für den Tanz zu begeistern, und sie wandte sich an mich, um ein entsprechendes Projekt ins Leben zu rufen.
Unser erstes Projekt fand 2018 mit Jugendlichen aus Zürich-Nord statt und wir bekamen direkt die Möglichkeit, das Projekt in Kooperation mit dem Theater Gessnerallee in Zürich zu produzieren und präsentieren. Es folgten zwei weitere Projekte an der Gessnerallee, noch bevor der Verein "Kids in Dance" gegründet wurde. Bereits seit dem Jahr 2018 engagieren wir uns also in der Umsetzung dieser Projekte, und schliesslich erfolgte im Jahr 2020 die offizielle Gründung des Vereins "Kids in Dance".
Wie gestaltet sich der typische Ablauf eines «Kids in Dance» -Projekts? Kannst du uns Beispiele für die Arten von Tanzproduktionen geben, die die teilnehmenden Jugendlichen erarbeiten?
Wir bieten eine Vielzahl von Formaten an: In unserem halbjährlichen Programm treffen wir uns einmal wöchentlich mit den teilnehmenden Jugendlichen in den Proberäumen eines kooperierenden Theaters. Nach sechs Monaten endet diese Phase in einer Tanzvorstellung mit mehreren Aufführungen. Die Projektdauer variiert selbstverständlich in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Fördermitteln und je nach Spielstätte.
Darüber hinaus organisieren wir in Zürich Intensivwochen während der Schulferien, in denen wir uns während zwei Wochen täglich der tänzerischen Arbeit widmen. Diese Projekte gipfeln in Aufführungen in der Gessnerallee, wo wir das Glück haben, auf deren Bühne zu proben. In der Regel ist während dieser beiden Wochen auch eine Fachkraft des Theaters vor Ort, die uns in technischen Belangen, wie beispielsweise der Licht- und Soundtechnik, unterstützt.
Während des Probenprozesses führen wir die Jugendlichen ins Theater und schauen ab und an gemeinsam mit ihnen Vorstellungen.
Zudem sind wir seit 2020 beim Zürcher Theater Spektakel vertreten, wo unsere Jugendlichen in Workshops direkt von renommierten Künstlerinnen und Künstlern lernen und am Abend deren Vorstellungen besuchen können.
Hast du Geschichten oder Erfahrungen von ehemaligen Teilnehmenden, die die Auswirkungen von Kids in Dance auf ihr Leben und ihre berufliche Entwicklung verdeutlichen?
Durch unsere enge Zusammenarbeit im sozialpädagogischen Bereich entsteht eine ausserordentlich starke Bindung unter den Jugendlichen. Wenn Jugendliche unsere Kurse besuchen, ist es nicht selten, dass auch deren Geschwister bei den Vorführungen anwesend sind oder selbst an Workshops teilnehmen. Dies führt zu einer Vielzahl von Interaktionen und einem regen Austausch unter den Jugendlichen, wodurch während der Projekte oft tiefe Freundschaften entstehen. Freundschaft ist übrigens auch ein Thema, mit dem wir uns in den nächsten Produktionen auseinandersetzen möchten.
Zudem ist erfreulich festzustellen, dass die Teilnahme an den "Kids in Dance"-Projekten bei den Jugendlichen zu einem gestärkten Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in Bezug auf sich selbst, ihre Fähigkeiten und ihre eigene Kreativität führt. Die Notwendigkeit von Geduld, beispielsweise beim Einstudieren mit Requisiten, wird ihnen bewusst. Zudem erlernen sie die Bedeutung von Teamarbeit und entwickeln eine reflektierte Herangehensweise in ihrem tänzerischen Ausdruck. Wir sind der Überzeugung, dass diese erworbenen Qualitäten auch für ihre zukünftige berufliche Entwicklung von grossem Nutzen sein werden.
Darüber hinaus hoffen wir, dass sie die Haltung, die sie durch unsere "Kids in Dance"-Projekte entwickelt haben, beispielsweise in einem Vorstellungsgespräch bewahren können und sich in solchen Momenten an ihre wertvollen Erfahrungen zurückdenken werden.
Wir wissen durch verschiedene Aussagen von Jugendlichen, dass sie nach einem «Kids in Dance»-Projekt mehr Mut haben und mehr an ihre eigenen Fähigkeiten und sich selbst glauben.
Was sind einige der Herausforderungen, die Jugendliche mit strukturellen Benachteiligungen diverser Art in Bezug auf den Zugang zu kulturellen Bildungsangeboten haben? Wie trägt «Kids in Dance» dazu bei, diese Herausforderungen zu bewältigen?
Wir sprechen gezielt Jugendliche mit solch einem Hintergrund an, da derartige Angebote für sie nicht automatisch zugänglich sind. Viele Jugendliche werden durch eher elitäre Angebote im kulturellen Bildungsangebot nicht wirklich abgeholt. Die Kosten spielen oft auch eine Rolle. Konkrete Angebote müssen einer Vielzahl von Jugendlichen persönlich übermittelt werden, um ein erstes Beziehungsband zu knüpfen. Erst dann trauen sie sich, teilzunehmen. Um unser Angebot niederschwellig zu gestalten, sind alle Angebote von “Kids in Dance” – sowohl die Projektteilnahme wie auch die öffentlichen Aufführungen – kostenlos.
Eine Herausforderung liegt zweifellos darin, dass Jugendliche zum Beispiel vom Bundesasylzentrum oft zahlreiche Termine haben und es ihnen schwerfällt, sich zusätzlich für ein Projekt zu verpflichten, regelmässig zu erscheinen und sich zu engagieren. Manchmal sind sie schlichtweg zu erschöpft, um weitere Verpflichtungen einzugehen. Dennoch stehen wir auch dann, wenn sie nicht regelmässig kommen, in kontinuierlichem Austausch mit ihnen, halten unsere Türen offen und begegnen ihnen stets auf Augenhöhe.
Zusätzlich stellen sprachliche Barrieren eine weitere Herausforderung dar. In unserem letzten Projekt "Wart schnell" wurden sämtliche Unterrichtsanweisungen immer in den drei Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch vermittelt. Tanz erweist sich jedoch als ein besonders wirkungsvolles nonverbales Kommunikationsmittel, das es ermöglicht, sich zu verständigen und physisch zu verbinden, selbst wenn keine gemeinsame Sprache gesprochen wird.
Für mich persönlich ist es bedeutsam, den Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, dass sie bei mir nicht funktionieren müssen. Wenn sich eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer einmal müde fühlt, werde ich sie oder ihn nicht zur Teilnahme zwingen. In meinen Workshops gibt es viele, die zuvor nie getanzt haben und schon nach wenigen Wochen zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Ich gebe Bewegungsanweisungen vor, stelle aber auch Improvisationsaufgaben. Auf diese Weise gestalten wir unsere Projekte gemeinsam, indem auch die Jugendlichen Bewegungsideen beisteuern.
Wie können Jugendliche, die an den «Kids in Dance»-Projekten teilnehmen, ihre kreativen Fähigkeiten im Bereich Tanz einbringen?
Da einige Jugendliche zuvor keinerlei Erfahrung im Bereich Tanz haben und niemals zuvor auf einer Bühne gestanden haben, liegt der Schwerpunkt zunächst darauf, ihre kreativen Fähigkeiten zu entdecken, bevor die Projekte gemeinsam entwickelt werden. Ich schaffe eine Struktur, indem ich die Teilnehmenden beispielsweise dazu anleite, sich als Gruppe zu versammeln und sich wie Wellen zu bewegen, sobald ein blaues Licht in einer Ecke angeht. Durch einen spielerischen Ansatz werden sie dazu ermutigt, bestimmte Vorgaben umzusetzen. Anhand meiner Beobachtungen ihrer Umsetzung wähle ich dann bestimmte Bewegungselemente der Jugendlichen aus und versuche, ihre Ideen verstärkt zu integrieren.
Ein weiteres Beispiel ist, dass die Jugendlichen sich gegenseitig Tanzstile, die sie beherrschen, beibringen, wie unter anderem im Projekt «Wart schnell».
Da die Jugendlichen ausserhalb von «Kids in Dance» ständig unter Beobachtung stehen, ist es uns wichtig, dass sie bei uns einen geschützten Raum vorfinden, in dem sie ihre kreativen Ausdrucksmöglichkeiten frei entfalten können.
Wie werden die Gruppen für die «Kids in Dance»-Projekte zusammengestellt? Gibt es spezielle Kriterien oder Prinzipien, die bei der Auswahl der Jugendlichen berücksichtigt werden?
Die Kids in Dance Formate richten sich grundsätzlich an alle tanzinteressierten Jugendlichen. Gezielt angesprochen werden Jugendliche mit Migrationsgeschichte und/oder Fluchterfahrung sowie Jugendliche aus sozial- und bildungsbenachteiligten Kontexten oder sozio-ökonomisch belasteter Situation, die einen erschwerten Zugang zu ästhetischer Bildung und kulturellen Angeboten haben.
Unsere Sozialpädagogin Bettina Aremu verfügt über ausgezeichnete Verbindungen in der öffentlichen Jugendarbeit sowie zu Einrichtungen wie dem Bundesasylzentrum und anderen sozialpädagogischen Institutionen. Zudem pflegt sie enge Beziehungen zu verschiedenen Schulen in der Region. Als Team suchen wir aktiv den Kontakt zu den Jugendlichen, präsentieren das Projekt und erfragen direkt ihr Interesse an einer Teilnahme. Die bezüglich Class, Race und Gender gemischten Gruppen erfolgen nicht nach einem Ausleseprinzip, sondern zeigen ein Abbild unserer (post-migrantischen) Gesellschaft. Durch die heterogene Gruppenzusammensetzung wird interkulturelle Begegnung möglich und gelebte Vielfalt (Deep Diversity) wirksam.
In der Stadt Baden haben wir bereits drei solcher Projekte erfolgreich durchgeführt. Dabei haben einige Jugendliche mehrfach an unseren Projekten teilgenommen, was auf ihr anhaltendes Interesse hinweist. Dies gibt dem Projekt Kids in Dance Kontinuität und wir können die Jugendlichen über mehrere Jahre in ihrer Entwicklung begleiten.
Wie kann die Gemeinschaft, einschliesslich der Kulturschaffenden und der Öffentlichkeit, zur Unterstützung und Weiterentwicklung von «Kids in Dance» beitragen?
Unsere Absicht besteht darin, nachhaltige Beziehungen zu Kulturinstitutionen zu etablieren, die "Kids in Dance"-Projekte unterstützen, um dort Proben sowie Vorstellungen durchzuführen. Darüber hinaus schätzen wir die Möglichkeiten, Kooperationen mit angesehenen Institutionen wie dem Zürcher Theater Spektakel einzugehen. Diese Institutionen und Festivals bieten eine ausgezeichnete Plattform, auf der unsere Jugendlichen unmittelbar in die Welt des Theaters eintauchen und von erfahrenen Künstlerinnen und Künstlern lernen können.
Inwiefern hat die Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen dazu beigetragen, die Sichtbarkeit und den Erfolg von «Kids in Dance» zu steigern? Gibt es bestimmte Partnerschaften oder Kooperationen, die hervorzuheben sind?
Die Aufführungen von "Kids in Dance" sind fest im regulären Veranstaltungsprogramm der genannten Kulturinstitutionen verankert. Dies erweist sich als äusserst wertvolle Anerkennung und trägt massgeblich zur Steigerung unserer Sichtbarkeit nach aussen bei. Gelegentlich werden unsere Aktivitäten auch auf Initiative der Theater in verschiedenen Printmedien hervorgehoben. Teilweise suchen die Medien selbst den direkten Kontakt zu uns für Interviews oder Berichterstattungen im Vorfeld sowie für Rezensionen.
Zu den bisherigen Kooperationspartnern gehören beispielsweise das Kurtheater Baden, die Gessnerallee Zürich, das Phönix Theater in Steckborn, die *ALTEFABRIK in Rapperswil-Jona und eben das Theater Spektakel Zürich. In naher Zukunft planen wir zudem Projekte in der Westschweiz. Damit möchten wir den sogenannten «Röschtigraben» tanzend überspringen.
Wie finanziert sich «Kids in Dance», und wie können Interessierte oder Sponsoren dazu beitragen, die Aktivitäten und Projekte zu unterstützen?
Der Verein "Kids in Dance" finanziert seine Aktivitäten hauptsächlich durch Unterstützung von Stiftungen. Besonders erwähnenswert ist hierbei die herausragende Rolle der DROSOS STIFTUNG, die ihre Förderung auf die kreative Entfaltung von Jugendlichen ausrichtet. Diese mehrjährige Unterstützung ist bis zum Jahr 2025 gesichert.
Obgleich diese Zuwendung von substanzieller Bedeutung ist, reicht sie nicht aus, um die Vielzahl unserer Projekte zu finanzieren. Aus diesem Grund führen wir gezielte Fundraising-Massnahmen für einzelne Projekte durch und können mittlerweile auf die Unterstützung von über 40 verschiedenen Stiftungen zählen, die "Kids in Dance" fördern. Darüber hinaus sind wir auch auf die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand wie z.B. SWISSLOS oder dem Bundesamt für Kultur angewiesen, da unsere Projekte für die Teilnehmenden kostenfrei und die Aufführungen für das Publikum gratis sind.
Wir verfolgen grundsätzlich keine Sammlung von Spenden an den Veranstaltungsorten. Potenzielle Förderer, wie etwa private Unterstützer, haben jedoch die Möglichkeit, sich über unsere Webseite mit uns in Verbindung zu setzen.
Wie hat sich «Kids in Dance» seit seiner Gründung entwickelt, und welche Pläne hast du für die Zukunft?
Unser Team hat sich stark erweitert. Wir starteten zu zweit und haben inzwischen sechs engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Reihen. Zudem haben sich spezialisierte Choreografinnen-Sozialpädagoginnen-Teams gebildet, beispielsweise für die Durchführung der Projekte in Steckborn und Rapperswil-Jona.
In der Zukunft hoffe ich fest darauf, dass "Kids in Dance" einen festen Platz in der kulturellen Landschaft der Schweiz einnehmen wird. Unsere Bestrebungen zielen darauf ab, unser Projekt zugänglich zu gestalten, was konkret bedeutet, dass es sowohl für die teilnehmenden Jugendlichen als auch für das Publikum kostenfrei bleiben soll. Diese Werte sind für uns, für «Kids in Dance» und im Sinne der kulturellen Teilhabe von grundlegender Bedeutung und sollten unbedingt bewahrt werden.
Selbstverständlich würde es mich erfreuen, wenn in der Zukunft ein ehemaliger Teilnehmer oder eine ehemalige Teilnehmerin unserer Projekte die Leitung eines Projekts übernehmen oder mich bei der Betreuung unterstützen würde.
Interviews von Jugendlichen zu «Kids in Dance» findest du hier.
Website von “Kids in Dance”: https://kidsindance.ch/
Quelle: Sabine Schindler 11/23
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DancePodGuest - Nina Burri
Kontorsionistin, Tänzerin, Model, Schauspielerin
Nina Burri begann mit sechs Jahren zu tanzen: erst Ballett, dann Jazz, Stepptanz, Modern Dance und Akrobatik. Später kamen die Schauspielerei und der Gesang dazu.
Ihre Ausbildung zur staatlich geprüften Balletttänzerin machte sie an der Staatlichen Ballettschule in Berlin. Mit 30 Jahren studierte sie in China an der Kontorsionistenschule. Sie war Tänzerin im Béjart Ballett, tourte mit dem Zirkus Knie und war in den Finals von America’s Got Talent. Was sie heute macht, wie sie zur Kontorsion kam und weshalb sie immer noch begeistert auf der Bühne steht, erzählt sie im Interview mit Adrian Hochstrasser.
Zum Podcast DancePodGuest - Nina Burri
Weitere Informationen https://www.ninaburri.com
Pfeilbogen Bild: Jorinde Gersina
Quelle: TVS/Nina Burri 09/23
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Von der Tänzerin zur engagierten Veranstalterin
Interview mit Sarah-Jane Brodbeck
Sarah-Jane Brodbeck ist in Zürich aufgewachsen, wo sie auch ihre Ausbildung zur professionellen Balletttänzerin erhielt. Sie tanzte über 15 Jahre als Solistin bei internationalen Kompanien. Ihr Repertoire zeigt eine Vielfalt an verschiedenen Rollen, Choreografien und Tanzstilen auf, die vom klassischen Ballett über den neoklassischen bis hin zum zeitgenössischen Tanz reicht.
Sarah-Jane gründete letztes Jahr zusammen mit Katharina Lips die Firma Brodbeck & Lips, bei der sich alles um Tanzt dreht und brachte im vergangenen Jahr «Homage to Ballet – A Night with the Stars» in der Zürcher Maag-Halle zur Aufführung. Nachdem die beiden Frauen im Juni eine Homage an Heinz Spoerli in Basel organisierten, kommt es diesen Herbst am 22. und 23. September im Theater 11 zu einer Neuauflage der erfolgreichen «Homage to Ballet».
Mit ihren Vorstellungen haben sie sich das Ziel gesetzt, dem Publikum die aktuell besten Tänzer:innen zu präsentieren, um das Tanzfeuer zu entfachen. Keine andere Ballett-Gala in der Schweiz hatte bis anhin einen solchen Starauflauf. Auch dieses Jahr kommt man ins Staunen ab den Namen: Polina Semionova, Iana Salenko, Anna Ol, Friedemann Vogel usw. Für die diesjährige Ausgabe haben sich Brodbeck & Lips etwas Einzigartiges ausgedacht: Ein Rahmenprogramm rund um die beiden Vorstellungen, welches über eine Woche lang abwechslungsreiche Aktivitäten bietet.
Im letzten Jahr gründete Sarah-Jane zusammen mit ihrem Mann Vahe Martirosyan das SAVA Health and Training Studio in Zürich. Daneben studiert Sarah-Jane Tanzwissenschaften an der Universität Bern. Am 24. September 2023 organisieren Brodbeck & Lips mit der Universität Bern zusammen ein Symposium zum Thema: «Focus on topics of psychological harm and safeguarding in a dance environment».
Warum sie die mentale Gesundheit interessiert und warum ihre Transition für sie ein bedeutender Prozess war, verrät sie Adrian Hochstrasser im Interview.
Sarah, du hast weltweit auf zahlreichen Bühnen getanzt: am Royal Swedish Ballet, als Solistin im Zürcher Ballett unter Heinz Spoerli, und zuletzt bis Januar 2022 am Staatsballett Berlin. Was fasziniert dich am Tanz?
Meine Faszination am Tanz kommt daher, dass man mit Bewegung vieles ausdrücken kann. Besonders im Ballett offenbart sich diese einzigartige Möglichkeit auf ästhetisch ansprechende Weise. Man kann Geschichten erzählen und zum Teil abstrakt sein.
Schliesslich ist es auch die Verbindung mit der Musik, die mich fasziniert. Es ist toll, wenn man sich zur Musik bewegen kann. Tanzen ist wie eine globale integrative Sprache, die ohne Worte auskommt.
Wie kam es bei dir zum Entscheid, professionell zu tanzen?
Den Entscheid dazu traf ich vergleichsweise spät. Mit der Kunst und Sportschule begann mein tägliches Balletttraining, später wechselte ich ins Kunst und Sport Gymnasium. Es kam der Punkt, an dem ich realisierte, dass meine Leidenschaft dem klassischen Ballett gehört. Bis zu meinem 18. Lebensjahr beschränkte sich meine Ausbildung allerdings nicht ausschließlich auf das Balletttraining, denn die Schule begleitete mich stets parallel.
Dann entschied ich mich, mich voll auf das Ballett zu fokussieren und ich bekam vom Kunst und Sport Gymnasium ein Urlaubsjahr. Mein Ziel war herauszufinden, wie es mir ergeht, wenn ich alles auf eine Karte setze. Sollte es nicht funktionieren, bestünde immer noch die Möglichkeit, zurück zur Schule zu gehen. In meinem Abschlussjahr nahm ich an Auditions teil und ergatterte gleich den ersten Job als Halbsolistin am Zürcher Ballett.
Wenn du heute auf deine Karriere als professionelle Tänzerin zurückblickst, gibt es Entscheidungen, die du heute anders treffen würdest?
Eine Matura habe ich nicht in der Tasche, deshalb frage ich mich hinterher, ob es möglich gewesen wäre, das Gymnasium abzuschliessen. Rückblickend auf meine tänzerische Laufbahn gibt es keine Entscheidungen, die ich bereue.
Was rätst du jungen Tänzer:innen, die den Wunsch haben, ihre Leidenschaft zum Tanz beruflich auszuüben?
Wenn das Potenzial besteht, ermutige ich jeden Tänzer und jede Tänzerin dazu, den Schritt zum professionellen Tanz zu wagen. Der Beruf des Tänzers oder der Tänzerin ist eine wunderschöne Tätigkeit, die zwar einiges von einem abverlangt, jedoch auch wunderbare Aspekte bereithält.
Ein wesentlicher Faktor dabei ist, ein "Open Mindset" zu bewahren. Die Karriere im Tanz ist von kurzer Dauer, daher ist es entscheidend, sich bewusst zu machen, dass eine zweite berufliche Phase irgendwann ansteht. Dies sollte nicht als Hindernis betrachtet werden, sondern vielmehr als Ansporn und Chance. Dennoch ist es eine Herausforderung, dieses "Open Mindset" während der Aktivkarriere als Tänzer:in aufrechtzuerhalten, da der Beruf des/-r Tänzers:in eine grosse Aufmerksamkeit erfordert. Es bedarf einer bedeutenden Investition in diese Berufung, die im Wesentlichen einem Spitzensport gleicht.
Weiter würde ich raten, eine gesunde Leidenschaft für den Beruf zu bewahren. Es ist ratsam, hin und wieder mal Urlaub zu nehmen, zu wandern und ähnliche Aktivitäten zu unternehmen. Solche Tätigkeiten ermöglichen es, dieses „Open Mindset“ zu erhalten.
Dazu noch eine kleine Anekdote: Als ich mich entschied, das Gymnasium abzubrechen, stellten mir viele meiner Kollegen:innen die Frage nach meiner beruflichen Zukunft. Damals konnte ich diese Frage nicht eindeutig beantworten, was mich ein wenig beunruhigte. Gleichzeitig bemerkte ich, dass auch meine Kollegen:innen keine eindeutige Antwort darauf hatten, was sie in 15 Jahren zu tun gedenken. Mit 18 Jahren ist es eben schwierig, einen Blick in die Zukunft zu werfen und zu wissen, was man mit 35 Jahren machen wird.
Sicherlich ist es ungewöhnlich, das Gymnasium abzubrechen, um sich voll und ganz der Tanzleidenschaft zu widmen. Unsere Schweizer Kultur legt großen Wert auf Sicherheit. Dennoch denke ich, dass es heute üblicher ist, nach einer ersten beruflichen Ausbildung einen Quereinstieg in ein anderes Tätigkeitsfeld zu wagen. Die Gesellschaft ist diesbezüglich offener geworden. Zudem können Arbeitgeber:innen von den Qualitäten von ehemaligen Profi-Tänzern:innen profitieren. Sie gelten als äußerst diszipliniert und hochmotiviert!
Seit 2020 absolvierst du den MAS in Dance Science an der Universität Bern. Hat sich dein Blick auf den Tanz durch das Studium verändert? Inwiefern?
Direkt vor dem Ausbruch der Pandemie habe ich gemeinsam mit einer Kollegin, die ebenfalls im Staatsballett Berlin tanzte, den MAS in Dance Science in Bern begonnen. Der Lockdown bot dann etwas mehr Zeit fürs Lernen. Das Tanztraining wurde schließlich wieder aufgenommen, damit wurde auch die Doppelbelastung von Training und Studium spürbar grösser. Diese Situation war äußerst anspruchsvoll, denn das Tanzen stellt nicht nur physische, sondern auch mental hohe Anforderungen.
Während meiner Studienzeit konnte ich mir umfangreiches Wissen über den Tanz aneignen. Mein besonderes Interesse gilt dem generellen Verständnis des Körpers. Aspekte der Trainingslehre, wie etwa die Optimierung der Ausbildung und des Trainings für Tänzer:innen, faszinieren mich sehr.
Betrachten wir mal das Ballettunterrichtssystem: Der Unterricht hat sich trotz einiger Fortschritte nicht grundlegend verändert. Ein "mehr ist besser"-Mindset prägt nach wie vor die Herangehensweise. Diese Haltung habe ich stets hinterfragt. Es ist nun an der Zeit, neue Erkenntnisse in die tänzerische Praxis zu integrieren, denn es gibt viele Möglichkeiten, beispielsweise auch mental zu arbeiten. Das Studium hat meine Ansichten in dieser Hinsicht bestätigt.
Allerdings hege ich als Balletttänzerin Skepsis gegenüber bestimmten Theorien, die uns durch wissenschaftliche Literatur vermittelt werden. Nehmen wir zum Beispiel einen/-e Hochspringer:in in der Leichtathletik. Das Ziel ist relativ klar und einfach – höher zu springen, um sich zu verbessern. Im Tanz hingegen sind die Anforderungen vielfältiger und komplexer. Sprünge, Drehungen, Dehnungen usw. sind involviert. Ist es demnach sinnvoll, Tänzer:innen einem Hochsprungtraining zu unterziehen, um sie zu besseren Tänzer:innen zu machen? Selbstverständlich kann man an Sprunghöhe und -kraft arbeiten, jedoch muss aus einem/-r Balletttänzer:in nicht zwangsläufig ein/-e Hochspringer:in werden.
Zudem sollte man die technischen Aspekte wie das „Turn-out“ nicht vernachlässigen. Unvorhersehbare Faktoren wie das Tempo der Musik können eine wichtige Rolle spielen. Wenn der/die Dirigent:in die Musik an einem Abend schneller spielt, bedeutet das, dass die Landung nach einem Sprung früher vorbereitet werden muss, um im Einklang mit der Musik zu bleiben. Ein Sprung mit maximaler Sprungkraft ist dann wenig hilfreich! Ich frage mich daher, welche Theorien man wirklich im Ballett anwenden kann. Ich finde diesen Diskurs absolut spannend!
Zusätzlich haben die psychologischen Aspekte meine Perspektive erweitert. Alle meine Kollegen:innen im Spitzensport erhielten mentale Unterstützung. In meiner Ausbildung zur Tänzerin wurden diese mentalen Aspekte allerdings nicht ausreichend behandelt, selbst in den Tanzkompanien wurden Themen wie Stressbewältigung, Auditionsängste oder Lampenfieber nicht angesprochen. Man musste diese Aspekte in Eigenregie angehen. Die mentale Stärke wurde bei uns Tänzer:innen stets als gegeben vorausgesetzt. Die Möglichkeit der Weiterentwicklung wurde nicht in Betracht gezogen. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb ich den Master of Advanced Studies (MAS) in Bern begonnen habe. Ich spürte, dass genau in diesem Bereich Fortschritte möglich sind und wollte tiefer in dieses Thema eintauchen, um mehr darüber zu verstehen und zu lernen.
Wie hast du als Tänzerin an deiner mentalen Gesundheit gearbeitet?
Fortsetzung des Interviews
Quelle: Sarah-Jane Brodbeck 09/23
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Dehnen für Tänzer:innen
Artikel von Brenda Critchfield
Der Artikel "Stretching für Tänzer und Tänzerinnen" von Brenda Critchfield befasst sich mit der Bedeutung von Stretching und Beweglichkeit beim Tanzen.
Zusammenfassung
Der Artikel "Dehnen für Tänzer:innen" von Brenda Critchfield behandelt die Bedeutung des Dehnens und der Beweglichkeit für Tänzer:innen. Beweglichkeit ist entscheidend für fließende und ästhetische Bewegungen im Tanz. Es werden verschiedene Aspekte des Dehnens beleuchtet, darunter Bewegungsumfang versus Flexibilität, Arten des Dehnens, geeignete Zeitpunkte, Gewebe zum Dehnen, individuelle Unterschiede und die Dauer sowie Häufigkeit des Dehnens.
Bewegungsumfang (Range of Motion, ROM) und Flexibilität werden unterschieden: ROM hängt von anatomischen Faktoren ab, während Flexibilität die Fähigkeit der Weichteile beschreibt, sich über den ROM hinaus zu dehnen. Dynamische und statische Beweglichkeit werden erklärt, wobei letztere für Verletzungsvorbeugung besonders wichtig ist.
Zudem werden die Arten des Dehnens erläutert: Ballistisches Dehnen birgt Verletzungsrisiken, dynamisches Dehnen ist kontrolliert und aufwärmend, statisches Dehnen wirkt langfristig, und propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) erfordert eine gewisse Vorsicht.
Im Beitrag von Critchfield werden weiter geeignete Zeitpunkte für das Dehnen betont: Statisches Dehnen vor dem Tanz oder Unterricht ist nicht ratsam, während kurzes Dehnen von weniger als 15 Sekunden die Leistung nicht beeinträchtigt. Verbesserung der Beweglichkeit erfordert langfristiges Training nach dem Tanztraining.
Die Gewebe, die gedehnt werden sollen, werden erläutert: Muskeln und Faszien sollten gedehnt werden, während Bänder und Gelenkkapseln nicht übermäßig gedehnt werden sollten.
Individuelle Unterschiede, wie Körperstruktur und genetische Veranlagung, beeinflussen die Beweglichkeit. Hyperbewegliche Tänzer:innen sollten auf Stabilitätstraining achten, während weniger bewegliche Tänzer:innen gezieltes Dehnen benötigen.
Die Dauer des Dehnens: 30 Sekunden statische Dehnung nach dem Tanzen ist ausreichend, um Beweglichkeit zu erhalten. Kontinuierliches Dehnen über Wochen führt zu anhaltendem Effekt.
Zusammenfassend betont der Artikel, dass gezieltes Dehnen die tänzerische Leistung verbessern und Verletzungsrisiken mindern kann, vorausgesetzt die richtige Technik, Timing und Individualisierung werden berücksichtigt.
Originalbeitrag von Brenda Critchfield ins Deutsche übersetzt
Quelle: Brenda Critchfield
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Tango Argentino
Der gesundheitliche Nutzen des Tangotanzens
Der Tanz hat eine universelle Präsenz in Kulturen weltweit und prägt das soziale Gefüge. In jüngerer Zeit hat Tanz und Musik eine wachsende Bedeutung für die Förderung der Gesundheit erfahren. Besonders der Tango hat sich als wertvolle Ressource für Gesundheit und Wohlbefinden erwiesen, insbesondere im Zusammenhang mit Parkinson.
Der Ursprung des argentinischen Tangos reicht in die 1880er Jahre zurück und hat sich von einem afrikanischen Sklaventanz zu einer global anerkannten Tanzform entwickelt. Diese Kunst verbindet Musik, enge Umarmungen und subtile improvisierte Bewegungen, wodurch sie eine einzigartige therapeutische Plattform für zwischenmenschliche Fähigkeiten bietet.
Die gesundheitlichen Vorteile des Tangotanzes sind vielfältig. Körperlich fördert er Muskelkraft, Ausdauer, Gleichgewicht und kardiovaskuläre Fitness. Das soziale Miteinander, die Achtsamkeit, kognitive Fähigkeiten und emotionale Gesundheit werden gestärkt. Bei Parkinson-Patienten hat sich der Tango als besonders wirksam erwiesen. Studien zeigen, dass Tangotanzen ihre Lebensqualität, Mobilität, Gleichgewicht, Kognition und emotionale Stabilität verbessert.
Die multidimensionale Erfahrung des argentinischen Tangotanzes beeinflusst positiv alle Aspekte des Lebens und der Gesundheit. Dies erstreckt sich auf Personen jeden Alters, sowohl gesunde als auch eingeschränkte. Die Fähigkeit, durch Tanz Körper, Geist und Seele zu verbinden, macht den Tango zu einer wertvollen Ressource für die Gesundheitsförderung und das Wohlbefinden.
Dennoch bedarf es weiterer Forschung, um die Auswirkungen des Tangos auf soziale, emotionale und körperliche Gesundheit besser zu verstehen. Langzeitstudien und Diversifizierung der Forschergruppen sind notwendig, um die Ergebnisse zu stärken und zu erweitern. In der Parkinson-Forschung sollten nicht-motorische Symptome wie soziale Beziehungen und Lebensqualität weiter untersucht werden.
Nähere Informationen zum Beitrag findest du hier unter Der gesundheitliche Nutzen des Tangotanzens
Quelle: Adrian Hochstrasser 09/23
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Dance Spetters – Junge Menschen, Tanz und Kreativität
Interview mit Maria Speth
Maria Speth (NL) ist Tänzerin, Tanzpädagogin und Tanzentwicklerin. Ihre pädagogische Vision ist es, jungen Menschen zu helfen, ihre eigenen Stärken zu entwickeln und erkennen. Dazu verwendet sie einen lösungsorientierten Ansatz, der innovatives Denken und Kreativität erfordert.
Tanzunterrichtenden stellt sie auf ihrer Webseite eine Fülle von inspirierendem Unterrichtsmaterial kostenlos zur Verfügung - zusammengetragen aus ihrer langjährigen tanzpädagogischen Tätigkeit.
«Tanzen ist Fühlen mit dem Körper, Denken mit dem Körper, Wissen und Sprechen mit dem Körper»
Wie bist du zum Tanz gekommen?
Der Tanz hat mich gepackt und eigentlich nie verlassen! Als Kind war ich immer voll von Liedern und Bewegung, so dass ich vermute, dass ein tanzendes Gemüt in meinen Genen liegt. Im Laufe meines Lebens wurde dieses Grundgefühl aus vielen verschiedenen Perspektiven genährt. Es wurde auch herausgefordert, geformt und manchmal verzerrt, was zu immer neuen Wegen und verschiedenen Landschaften führte und bis heute anhält.
Was fasziniert dich am Tanz? Welche Rolle spielt er in Ihrem Leben?
Tanz bewegt mich, und Tanz ist für mich das wichtigste Medium, um mich auszudrücken.
Er ist mein Bewegungsmotiv und hat mich zu einer lebenslangen Suche nach den verschiedenen Farben des Tanzes motiviert. Auch wenn ich mich nicht körperlich bewege, bewege ich mich innerlich. Ausgebildet in klassischem und zeitgenössischem Tanz entdeckte ich den kreativen Ansatz und den faszinierenden Prozess im Tanz mit seinen zahlreichen Möglichkeiten.
Wenn ich andere im Tanz treffe, sprechen wir vielleicht unterschiedliche Sprachen, aber unsere Körper wissen, wie sie nahtlos miteinander kommunizieren können. Jeder kann tanzen, und jeder Mensch hat seine eigene, einzigartige Art, sich zu bewegen. Indem wir uns im Tanz begegnen, entsteht ein Prozess des Austauschs und des voneinander Lernens, der für das eigene Wachstum sorgt. Das habe ich persönlich schon unzählige Male erlebt.
Ein wirklich bereichernder Prozess, und ich schätze alle Menschen sehr, vor allem die jungen Menschen, die mich mit ihrer Neugier und ihrer Suche nach neuen Wegen immer wieder herausfordern.
Wie bist du dazu gekommen, mit Kindern und jungen Erwachsenen zu arbeiten und was fasziniert dich an der Arbeit?
Junge Menschen, insbesondere Kinder, können sehr unverfälscht reagieren, sie sind oft wahre Philosophen. Kinder sind noch nicht durch Wissen und eingefahrene Muster eingeschränkt, sie denken leicht über den Tellerrand hinaus. Das fordert mich heraus, und ihre Reaktionen geben ebenso oft Stoff für neue oder andere Gedanken.
Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als ich einen Tanzkurs zum Thema "Higgledy-Piggledy" vorbereitet hatte, mit Bildern von spitzen Eisschollen, die in verschiedene Richtungen zeigten, und italienischen Dörfern, die an die Hügel geklebt waren. Während ich dieses Thema vorstellte, kam ein Schüler auf den Vergleich mit den Zähnen seines Bruders, der gerade vom Kieferorthopäden behandelt worden war.
Das Thema und die Motivation der Gruppe waren auf der Stelle verankert, wir tanzten nicht nur die ganze Stunde über alle Aspekte von verrückten Zähnen, Zahnspangen und Weisheitszähnen... es entstand ein komplettes Projekt, und die Schüler wollten wochenlang weiter um dieses Thema herum entdecken und tanzen. Natürlich haben wir alle eine Menge gelernt!
Deshalb sind junge Menschen für mich eine unglaubliche Quelle der Inspiration. Aus der Struktur zu einer eigenen Interpretation zu kommen, ist immer ein faszinierender und kreativer Prozess, immer anders, oft überraschend.
Weshalb ist Tanz wichtig für Kinder?
Für mich besteht die Bedeutung des Tanzes darin, dass junge Menschen eine andere Sprache lernen, in der sie sich ausdrücken können. Und das kann besonders wertvoll sein, wenn die Kinder noch nicht über ausreichende sprachliche Fähigkeiten verfügen, um sich auf raffinierte Weise auszudrücken. Es hilft ihnen auch, Aspekte ihrer eigenen Persönlichkeit zu erforschen. Sie entdecken, wie es ist, mit anderen zu interagieren, was sie mögen oder nicht mögen und wie sie mit anderen zusammenarbeiten oder verhandeln können.
Welche Rolle spielt der Tanz in der Entwicklung junger Menschen?
Wenn man eine Gruppe von jungen Menschen ansieht, weiss man nicht, was aus jedem von ihnen einmal werden wird. Haben wir eine zukünftige Premierministerin, einen Klempner, eine Wissenschaftlerin oder vielleicht einen Tänzer vor uns?
Für welchen Beruf sie sich auch immer entscheiden, sie brauchen alle die gleichen Werkzeuge, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Ich bezeichne diese Werkzeuge gerne als die "Fünf Cs"; Fähigkeiten, die in jedem Menschen vorhanden sind und die gefördert werden sollten, um sie weiterzuentwickeln:
«Communication/Kommunikation» - sowohl verbal als auch nonverbal (Worte, Gesten, Bewegungen, Berührungen, Töne und Bilder). Die Grundelemente der Kommunikation können eine Botschaft auf viele verschiedene Arten ausdrücken. «Cognition/Kognition» - lebenslanges Sammeln von Fachwissen. Neues Wissen öffnet die Türen zu weiterer Entwicklung und zur Entdeckung neuer Wege. «Condition/Kondition» - Es ist wichtig, sowohl körperlich als auch geistig in Form zu sein. Die Pflege von Körper und Geist ist ein wesentliches Element, um ein gesundes Gleichgewicht zu halten, und ein Mensch im Gleichgewicht ist ein Mensch in Bewegung. «Creativity/Kreativität» - Denken mit Gefühlen und Fühlen mit dem Verstand. Wenn wir junge Menschen auffordern, verschiedene Möglichkeiten zu erforschen, regen wir einen kreativen Prozess an, den wir so gut wie möglich fördern müssen. «Curiosity/Neugierde» - führt zum Suchen, zum Verstehen wollen und zum Entdecken neuer Horizonte.
Die oben genannten Fähigkeiten sind für junge Menschen von entscheidender Bedeutung. Eine Premierministerin, ein Klempner, eine Wissenschaftlerin oder ein Tänzer, sie alle brauchen sie, um kompetent zu sein in dem, was sie tun.
Im Tanz kann man all diese Fähigkeiten auf spielerische Weise nutzen, durch eine kooperative Bewegung stehen die jungen Menschen in einem ständigen sozialen, kulturellen, kognitiven und emotionalen Austausch. Warum also geben wir jungen Menschen nicht die Möglichkeit, von, mit und durch den Tanz zu lernen, indem wir alltägliche Themen aufgreifen?
Nachfolgend ein praktisches Beispiel, das sich an junge Menschen richtet und auf dem Alltag basiert: Handys! Hast du schon einmal deine eigene Telefonnummer getanzt?
Visualisiere das Display deines Handys und stell dir vor, dass es vor dir auf dem Boden liegt, vergrößert auf einen Meter mal einen Meter. Kannst du deine Nummer springen?
Und wenn du die Reihenfolge kennst, welche Art von Sprüngen würdest du gerne machen: große, kleine, verdrehte? Kann jemand anderes deine Nummer notieren, während du sie springst?
Wenn du deine Nummer jemandem mitteilst, sprichst du die Zahlenkombination gleichmäßig und monoton aus ODER verwendest de eine Art Rhythmus? Manchmal ist es schwierig, die eigene Nummer zu erkennen, wenn jemand sie in einem anderen Rhythmus wiederholt... Kannst du deinen Sprüngen einen eigenen Rhythmus hinzufügen?
Wenn wir alle gleichzeitig unsere Nummer springen, sehen wir, dass wir alle die ersten beiden Ziffern in die gleiche Richtung springen (Ländernummer), danach sind viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zu erkennen.
Das sieht man noch besser, wenn wir die Zahlen 0 - 9 mit einer Bewegung versehen, bei der wir nur unseren Oberkörper benutzen. Zuerst müssen wir uns die Bewegungen gemeinsam ausdenken und automatisieren, dann setzt jeder die Bewegungen in eine Phrase um, die zu seiner eigenen Telefonnummer passt. Es wird tatsächlich sofort zu einem Tanz.
Wenn wir nun mehrere Schüler in einer Gruppe zusammenstellen, entsteht eine interessante Choreografie: Die ersten beiden Nummern sind bei der ganze Gruppe glecih, danach fehlen uns die Augen!
Übrigens, wird die Art zu springen und sich zu bewegen anders sein, wenn wir verschiedene Musikfragmente hinzufügen? Springt man schneller, lässiger, förmlicher?
Mit den oben genannten Aufgaben appellieren wir an Fertigkeiten, wie analytische Fähigkeit, räumliche Orientierung, Kognition, Kooperationsfähigkeit, Musikalität und nicht zuletzt an Kreativität!
Welchen Herausforderungen begegnest du bei deiner Arbeit und wie gehst du damit um?
Ich muss an ein Zitat von Einstein denken: "Wir können Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen, mit der wir sie geschaffen haben ..."
Wir leben in einer sich schnell verändernden Welt, und die Erkenntnisse von heute können morgen schon ihre Bedeutung verloren haben. Kürzlich haben wir aus erster Hand erfahren, wie Covid uns herausgefordert hat, andere Wege in unserer Bildung und Kommunikation zu gehen. Die Menschen scheinen oft mehr und mehr in ihrem Kopf zu leben, und ihr Körper wird eigentlich hauptsächlich dazu benutzt, diesen Kopf zu transportieren. Obwohl wir mit dem Mund sehr weit gehen können, stolpern wir oft über den Rest des Körpers.
Der Tanz ist ideal geeignet, um die Verbindungen zwischen Bildung, Kultur und Kunst lebendig und dynamisch zu halten. Deshalb ist es wichtig, dass wir weiterhin verschiedene Ansätze für die Vermittlung von Tanz als Kunsterziehung junger Menschen erforschen.
Ein Problem in eine Herausforderung zu verwandeln, ist für mich nach wie vor ein Motiv für Bewegung. Es ist sicherlich eine große Herausforderung und manchmal sogar beängstigend, aber es ermöglicht uns auch, uns als Tanzunterrichtende und vor allem als Menschen weiterzuentwickeln.
Wie siehst du deine Rolle als Tanzpädagogin? Was möchtest du weitergeben?
Ein wichtiger Aspekt meiner Rolle als Tanzpädagogin ist es, Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln und sich der Qualitäten bewusst zu werden, die sie oft schon haben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ich biete ihnen Möglichkeiten, sich als Tänzer:innen, Choreografierende, Zuschauer:innen und Kritiker:innen im weitesten Sinne des Wortes zu entwickeln.
Darüber hinaus betone ich die Bedeutung eines kreativen Lernprozesses, der aus verschiedenen Kontexten und Verständnissen heraus betrachtet wird. "Mach, was du willst" ist für mich keine Option. Manchmal gehe ich von einem sehr strukturierten Rahmen aus, der von den Jugendlichen langsam aufgegriffen wird, manchmal gehen wir zunächst auf Entdeckungsreise und enden mit einem Tanz, den wir gemeinsam entwickelt haben.
Ich bereite meinen Unterricht stets sehr gut vor, aber dies ist eigentlich für mich selbst gedacht, um sicher zu stellen, dass mein Unterrichtsmaterial gut durchdacht ist und ich weiß, was ich den Schüler:innen mitgeben will, oder was ich möchte, dass sie am Ende der Stunde wissen oder können.
Aber... wenn die Stunde beginnt, ist mein Fokus auf die Schüler:innen gerichtet und es kann gut sein, dass ich mein Ziel auf eine andere Art und Weise erreiche, als ich ursprünglich beabsichtigt hatte. Wenn ich den Schüler:innen aufmerksam zuhöre, stoßen wir manchmal auf unerwartete Nebenwege, die eine Unterrichtsstunde so schön und besonders machen können. Das heißt aber nicht, dass mein Unterricht per Definition nur hin und her schwappt.
Gerade weil ich mich gut vorbereitet habe, schaffe ich es am Ende, wieder auf die Hauptstraße zu kommen, die zum Ziel führt, aber... mit schönen Abstechern, die ich ohne die Ideen der jungen Leute vielleicht nicht erlebt hätte!
In diesem Sinne bin ich eher eine Vermittlerin, oder facilitator.
Wie siehst du die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden?
Ideal ist es, wenn alle Beteilgten gleichermaßen in einen Prozess des gegenseitigen Lernens und Teilens eingebunden sind.
Eine Lehrperson kann einen (kreativen) Lernprozess erleichtern, indem sie Fragen stellt und Vorschläge entgegennimmt, aber nicht unbedingt einen klaren Schritt-für-Schritt-Plan vorgibt. Sie will, dass die Schüler:innen neue Einsichten gewinnen, anstatt ihnen zu sagen, was sie Ihrer Meinung nach wissen sollten.
Das erfordert ein echtes Interesse für die Schüler:innen, mit einer intrinsischen Neugier auch in Bezug auf ihre Umgebung. Eine Kommunikation, die Raum für ihre Wahrnehmung der Welt, ihren Beitrag und ihre Meinung lässt. Eine großartige Gelegenheit, auch von ihnen zu lernen!
Maria, du verfügst über einen unglaublichen Erfahrungsschatz, du unterrichtest seit vielen Jahren an verschiedenen Tanzakademien, Institutionen und leitest Workshops. Dieses Wissen, das aus deiner langjährigen pädagogischen und künstlerischen Erfahrung stammt, stellst du auf deiner Website als Inspirationsquelle kostenlos zur Verfügung. Kannst du uns ein wenig mehr über Dance Spetters erzählen?
Alle meine obigen Antworten spiegeln die Vision wider, die ich auch bei Dance Spetters verfolge. Ich plädiere für ein Bewegungsmotiv! Gib den Menschen eine Motivation zu erforschen und es werden schöne Dinge passieren. Die eigene Kreativität zu fördern, aber auch das gemeinsame Entdecken und Lernen auf möglichst viele verschiedene Arten, das ist mir wichtig. Kreativität in der Bildung ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit, die wir als Unterrichtende fördern müssen.
Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass die Tänze von Dance Spetters sowohl vielen Kindern als auch ihren Lehrpersonen gefallen haben. Die Verspieltheit und der Spaß waren ansteckend und machten den Lernprozess bunt und herausfordernd. Probleme wurden zu Möglichkeiten, sie zu lösen zu einem Abenteuer.
Ich hatte das Bedürfnis, zu einem globalen Austausch beizutragen und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, durch, mit und im Tanz zu lernen und sich zu verbinden.
Die Tänze, die in Dance Spetters vorgestellt werden, sind Themen aus dem Alltag, die mit vielen Vorschlägen versehen sind, mit der Absicht, die Benutzer:innen mit den vielen verschiedenen Ideen für Tanzaktivitäten zu inspirieren.
Jeder Tanz hat einen Hintergrund und ein Thema, das der Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 18 Jahren entspricht und bei dem das spielerische Element und die Improvisation eine zentrale Rolle spielen. Mehr als drei Jahrzehnte lang hatten Kinder aus aller Welt Spaß daran, die verschiedenen Tanzideen zu erkunden. Das ist der Hauptgrund, warum wir vor kurzem die Entscheidung getroffen haben, die Musik über verschiedene Streaming-Dienste zu veröffentlichen und die Tanzbeschreibungen kostenlos online zu stellen.
Weitere Informationen www.dansspetters.nl
Foto: Daphne Dumoulin
Quelle: Dance Spetters - Maria Speth 06/23
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Feedbackkultur in den darstellenden Künsten
MAS Abschlussarbeit Adrian Hochstrasser
Feedback ist einer der zentralen Mechanismen, um Motivation, Zufriedenheit und die Leistung von Mitarbeitenden kurz- bis langfristig positiv zu beeinflussen. In seiner MAS Arbeit setzt sich Adrian Hochstrasser mit der Bedeutung, Anwendung und Akzeptanz des Aufwärtsfeedbacks bei Führungskräften und darstellenden Künstlern/-innen auseinander.
Adrian Hochstrasser ist Tanzschaffender, Musicaldarsteller, Choreograf, Regisseur und unterrichtet nebenbei argentinischen Tango. Nach seiner Ausbildung zum Sportlehrer an der ETH Zürich (Master of Science), studierte er Tanz an der Zürcher Tanz Theater Schule, später folgten ein MAS in Dance Science an der Uni Bern und ein Executive Master in Arts Administration an der Universität Zürich.
Die Idee für diese Abschlussarbeit entstand vor dem Hintergrund einer verbandsinternen Umfrage des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes SzeneSchweiz zu Machtmissbrauch und sexueller Belästigung in den darstellenden Künsten, die der Verband im November 2020 in seinem Mitgliedermagazin «Ensemble» veröffentlicht hat.
Die Kommunikation zwischen Führungskräften und Künstlern/-innen sowohl in den Kulturinstitutionen als auch in der freien Szene steht an einem heiklen Punkt. In Organisationen mit grosser Machtdistanz, in denen Mitarbeitende sich dem Urteil der Führungskraft fügen, sind Macht und Information stark zentralisiert und liegen bei wenigen, hierarchisch festgelegten Personen. Top-Down Verfahren kommen in diesen Machtkonstellationen daher häufig zur Anwendung. Eine Veränderung hin zu einer beidseitigen wertschätzenden Haltung zwischen Führungskräften und den darstellenden Künstlern/-innen ist nur möglich, wenn eine ehrliche Feedbackkultur gelebt wird.
Zusammenfassung der Arbeit lesen Feedbackkultur in den darstellenden Künsten
Weitere Infos zu Adrian Hochstrasser
Quelle: Adrian Hochstrasser 06/23
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Faszination Tanz - Indischer Tanz
Indischer Tanz
In der 2. Folge unserer Serie „Faszination Tanz“ erzählt Sharmila Bansal Rao wie sie den Bharata Natyam Tanz lebt und lehrt.
Sharmila Bansal Rao gehört zu einer Generation, die neue Ideen umsetzt, um diese Kunst noch lange am Leben zu erhalten. In diesem Interview entführt sie uns in die Welt des indischen Tanzes – eine Liebeserklärung an die indische Tanzkunst. Als Inhaberin der Tanzschule Sharmila Rao gibt sie in wöchentlichen Tanzkursen ihr Wissen und die damit verbundene Leidenschaft weiter.
Hier geht es zur Faszination Tanz – Indischer Tanz
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Mission Rudolf
Ein interaktives Spiel für Kulturdetektiv:innen
Wer ist «Rudolf»? Wieso taucht er bei der Polizei auf? Was hat es mit dem Tanzen auf sich?
Ein kniffliger Fall. Die Polizei ist überfordert. Irgendwie scheint es bei den Rätseln um Bewegung und Tanz zu gehen, denn «Rudolf» redet andauernd davon, dass das Tanzerbe vergessen worden sei. An fünf Orten der Stadt Winterthur hat «Rudolf» einen Teil des Passworts versteckt, welches nötig ist, um die Bombe zu entschärfen. Diese droht, die Menschen erstarren zu lassen
«MISSION RUDOLF» ist eine neue Spielform mit kniffligen Tanz-Rätseln, Erkundung verschiedener Kulturorte, Wissenswertem aus Tanz und Kunst und einer abenteuerlichen Geschichte. Mittels einer gratis App wird in und um Winterthurs Altstadt gespielt. Der Trail ist geeignet für Kinder ab 8 Jahren in Begleitung, Jugendliche und Erwachsene und dauert ungefähr 2½ bis 3 Stunden.
«MISSION RUDOLF» wurde von Astrid Künzler konzipiert und, zusammen mit dem Programmierer Lorenz Elmiger (und einem vielfältigen Team aus den verschiedensten Kunstbereichen, umgesetzt.
Astrid, du bist sehr vielseitig im Tanz unterwegs, unter anderem als Tänzerin, Choreografin und Organisatorin des Tanzfests in Winterthur. Wie bist du darauf gekommen eine “Tanz/Kultur-App” /«MISSION RUDOLF» zu entwicklen?
Ich hatte im Masterstudiengang „Performing Arts“ an der Uni Bern eine Arbeit über Vermittlung von Kunst geschrieben und eine weitere über Hybridität und Intermedialität. Das hat mich sensibilisiert. Da mein Sohn zudem sehr gerne am Computer spielt, habe ich versucht, der Motivation dazu auf den Grund zu gehen. Ausschlaggebend war dann ein online Rätselspiel des Geheimgangs 188 während der Corona-Pandemie, das mit dazu inspiriert hat, eine komplett neue Spielform zu entwickeln, die sich von A-Z um Tanz dreht.
Welchen Herausforderungen seid ihr begegnet?
Weil es eine komplett neue Form ist, Tanzkultur zu vermitteln, hatten wir sehr viele Herausforderungen. Das fing bei der Mittelbeschaffung an weil es ja noch keine Vorlagen gab, sondern nur ähnliche Trails. Eine grosse Frage war für uns, welche Inhalte zur Tanzkultur wir in Rätsel packen könnten und welche wir über das Storytelling und die verschiedenen Orte vermitteln. Eine weitere grosse Herausforderung war, wie wir die Rätsel bauen können, damit Spielende sich tatsächlich bewegen müssen und dies dann auch überprüfbar ist. Denn digitale Geräte verfügen ja nur über Zeichen – also Buchstaben und Zahlen. Wir wollten aber das Gefühl, welches beim Tanzen entstehen kann, erlebbar machen und das bedeutete, dass Spielende selber tanzen ohne sich zu blamieren.
Was ist das Besondere an «MISSION RUDOLF»?
Die Verbindung der realen Welt mit digitalen und gezeichneten Welten. Und dass alles mit Tanz zu tun hat: vom Storytelling und den Orten, die Spielende erlaufen, zu den Illustrationen und natürlich den Rätseln, die eben nicht einfach kognitiv lösbar sind, sondern vor allem körperlich ausgeführt werden müssen. Ausserdem kann im digitalen Archiv von Rudolf ein Grossteil der Tanzgeschichte entdeckt werden.
Was fasziniert dich an der Verbindung zwischen Tanz und digitaler Kultur?
In der Auseinandersetzung mit Vermittlung, insbesondere mit der Tanzvermittlung, ist mir aufgefallen, dass wir seit über 20 Jahren das Gleich machen. Nur sind wir als Gesellschaft in der Digitalität angekommen. Es fasziniert mich, Wege zu finden, wie Tanz in seiner Vielfalt und als Kunstform einer Digitalgesellschaft vermittelt werden kann, denn Tanzen hat für mich viel mit Kommunikation zu tun.
Wie geht es weiter? Was wünscht du dir für die Zukunft?
Wir werden Mission Rudolf per 2024 für Zug adaptieren, was ein schöner nächster Entwicklungsschritt ist. Und das ist auch mein Wunsch für die Zukunft: dass wir Mission Rudolf auf verschiedene Städte adaptieren können, um so die regionalen Eigenheiten in der Tanzgeschichte und Tanzkultur zugänglich zu machen.
Weitere Informationen www.mission-rudolf.ch
«MISSION RUDOLF» im App Store gratis herunterladen Apple oder Google Play
Foto: Marko Mijatovic - grundstudio.ch
Quelle: Verein Kulturvehikel 06/23
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DancePodGuest - Natalie Wagner
Choreografie, Leidenschaft und berufliche Identität im Tanz
Natalie Wagner ist als Choreografin, Tanzpädagogin und Mentorin seit vielen Jahren international tätig. Sie kreierte und leitete zahlreiche Kurz- als auch abendfüllende Produktionen und ist seit der Spielzeit 2022/23 künstlerische Leitung und Chefchoreografin der Tanzkompagnie an den Landesbühnen Sachsen.
Im Podcast erzählt sie, wie sie zum Tanz gekommen ist, was sie in ihrer künstlerischen und pädagogischen Arbeit inspiriert und geprägt hat und weshalb ihr ein gesundes Arbeitsumfeld, Selbstverantwortung und Wertschätzung so am Herzen liegen. Ausserdem spricht sie über das Gesundheitsprojekt für Tänzer:innen am Theater und ihre Studie zum Thema der beruflichen Identität im Tanz, dass sie im Rahmen eines zweijährigen Landesstipendiums für Graduierte und Meisterschüler:innen in Dresden realisiert hat.
Zum Podcast DancePodGuest - Natalie Wagner
Weitere Informationen www.nataliewagner.ch
Fotos:
Julius Zimmermann / Tankompagnie Landesbühnen Sachsen
Sonia Bartuccelli / Head shot
Quelle: TVS/Natalie Wagner 06/23
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In Bewegung
Interview mit Nadja Sieger
Nadja Sieger, auch bekannt als Nadeschkin, ist freischaffende Bühnenkünstlerin, Komikerin, Filmschauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin, Synchronsprecherin und leidenschaftliche Lindy-Hop Tänzerin.
Zusammen mit Urs Wehrli tourt sie als „Ursus & Nadeschkin“ bereits seit 1987 durch die halbe Weltgeschichte. Ob im Schauspielhaus, Konzertsaal, Fernsehen oder Zirkus – das kreative Duo weiss sein Publikum stets aufs Neue zu begeistern und mitzureissen.
Welche Rolle spielen Tanz und Bewegung in deinem Leben?
Ich bin ein Leben lang in Bewegung. Die Vorhersage, dass ich aufs Alter hin ruhiger werde, hat sich nicht bewahrheitet. Entweder bin ich mit über fünfzig noch zu jung dafür, oder ich lerne das Stillsitzen nie und nimmer.
Kannst du dich noch an deine erste Begegnung mit Tanz erinnern?
Meine Mutter erzählte mal, dass ich ihr als Zweijährige, während einer Kindergartenaufführung aus dem Zuschauerraum entwischte. Ich sei schnurstracks auf die Singsaalbühne geklettert, hätte dort mit meinen dicken Moonboots an den Füssen, Purzelbäume geschlagen, und damit erfolgreich die Kindergarten-Tanzvorstellung meiner älteren Schwester torpediert.
Ihr eröffnet euer Programm “Der Tanz der Zuckerpflaumenfähre” mit einem an den Nussknacker angelehnten Pas de Deux. Macht ihr eure Choreografien selber? Und wie kann man sich das vorstellen?
Für unser aktuelles Bühnenstück wollten wir uns bezüglich Bewegung weiterentwickeln. Anders als in allen bisherigen Produktionen engagierten wir im Vorfeld Tanzprofis und Choreografinnen zum Produktionsteam dazu. Wir übten Hip-Hop mit Giovi Minasi, einem Profitänzer aus Zürich, kopierten eine Bollywood-Choreo mit Lisa Perissinotto, einem Multitanztalent aus Bern, und erlernten unsere ersten Ballettschritte unter strenger Anleitung von Laura Altwood, einer ehemals langjährigen, professionellen Primaballerina. Das war Flucht nach vorn, zumindest in Bezug auf Ballett in unserem Alter. Für das Shag Tanzen war ich zuständig. Hier kombinierte ich Schrittabfolgen und Figuren, die ich bei Markus & Bärbel aus München erlernte, passend auf die Musik. Shag ist ein Swing-Paartanz aus den 30er und 40er Jahren.
Woher kommen die Ideen für ein neues Programm?
Da gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Aber ein paar Zutaten, die gibt‘s: Mit genügend Zeit, einem freien Kopf, einer gesunden Distanz zum Alltagsgeschehen und einem liebevollen Blick ins Hier und Jetzt, kann ich gut Ideen entwickeln. Es wird aber auch erzählt, dass kreative Köpfe vor allem unter Druck erst richtig produktiv werden. Beides wird stimmen, aber ich glaube, dass das wirklich Neue tatsächlich nur bei denjenigen an die Tür klopft, die mit genügend Zeit zu Hause sind, um es herein zu lassen.
Wie gehst du mit Frustsituationen um?
Mit Tapetenwechsel: Frische Luft, Rennen, alles was Distanz zum Frust schafft, damit mir dieser nicht weitere Kraft rauben kann. In einer zweiten Phase setze ich mich hin, und sortiere das Passierte, indem ich es aufschreibe, denn die beste Vorbereitung ist eine gute Nachbereitung.
Du bist auch begeisterte Lindy Hop Tänzerin. Wie kam es dazu und was fasziniert dich gerade an diesem Tanzstil?
Ich war anfangs Dreissig, und nahm Hip-Hop und Streetdance Stunden mit meist sehr viel jüngeren Teilnehmenden. Ich mochte diesen Tanzstil, fand es aber immer doof, dass man sich dabei im Spiegel zuschauen musste. Ausserdem war man immer auch mit seinen Schritten allein. In dieser Zeit erzählten mir Freunde vom Lindy-Hop und einem weltweiten Revival dieses alten Paartanzes. Ich landete in einem Crashkurs, und tanzte in der anschliessenden Party die ganze Nacht lang durch, bis zum gemeinsamen Frühstück. Das war der Start einer neuen, bis heute andauernden Passion.
Beim Lindyhop hat man – auch in der Rolle des Followers – sehr viele Freiheiten. Man kann seine Musikalität einbringen, und damit die Führung mitgestallten. Das kannte ich von keinem anderen Paartanz. Ausserdem gefällt mir das soziale Drumherum, dass viel mehr Wasser als Alkohol getrunken wird, und dass man in dieser Szene eine unglaublich grosse Vielfalt an Menschen auf der Tanzfläche findet. Es tanzen Junge und Alte, Dicke und Dünne und alles andere, mögliche dazwischen. Und falls es mal zu wenig Leader hat, gibt’s Rollentausch: Dann tanzen die überzähligen Frauen mit Frauen, oder umgekehrt, die Männer mit Männern.
Welchen Tanzstil, den du noch nie getanzt hast, würdest du gerne einmal auszuprobieren?
Irisch oder Schottisch?
Auf eurer Webseite steht zu lesen, dass Urs Wehrli und du euch selber, aber auch gegenseitig ausgebildet habt. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen? Und was würdest du Autodidakten mit auf den Weg geben?
Als wir uns gegenseitig das Tanzen, Jonglieren und Einradfahren beibrachten, gab es dafür keine Kurse. Als Teenager sah man etwas am Fernsehen, war fasziniert, und probierte es nachzumachen. Eine andere Wahl hatte man Ende der Achtziger, Anfangs Neunzigerjahre nicht. Die einzige Wahl, die wir hatten war: Probieren oder nicht probieren. Wir hatten kein Internet, wo man Tutorials schauen konnte, nur das eigene schepprig aufgenommene Musikvideo von Michael Jackson, Madness und Co, wo meistens der Anfang fehlte, weil man zu spät die «Rec-Taste» gedrückt hatte. Und weil eben das weltweite Web noch nicht erfunden worden war, kannte man auch nichts von seiner Konkurrenz. Vielleicht hatte man darum etwas weniger Angst?
Heute geht man mit den eigenen Ideen unvorsichtiger um, und schneller raus an die Öffentlichkeit. Man konfrontiert sich dadurch oft zu früh mit irgendwelchen anonymen Meinungen. Online gibt’s nur den Daumen: Du wirst hochgelobt oder ausgebremst. Dabei funktioniert das, was zweidimensional Klicks generiert, live nicht unbedingt – und umgekehrt! Ausserdem wird Erfolgreiches sofort wieder vergessen, wenn nicht nachgelegt werden kann.
Da lob ich mir unsere Ruhe von damals. Unfertiges durfte wachsen. Man war nicht perfekt, aber immer irgendwie auf dem Weg. Ein Weg, den ich übrigens heute noch empfehle. Denn sowohl früher wie auch heute gilt: Übung mach den Meister und die Meisterin.
Und – Corona hat es ja bewiesen: Meetings, wo nur einer spricht, und alle anderen zuhören, funktionieren durchaus online. Bei Diskussionen wirds bereits schwieriger, weil in der Übertragung Verzögerungen zwischen Red und Antwort das Timing beeinträchtigen. Und Theater- oder Tanzproben funktionieren online höchstens zur Not, aber in Tat und Wahrheit überhaupt nicht – denn in der Kunst ist vor allem etwas wichtig: Das richtige Timing!
Was gehört für dich unbedingt zu einer künstlerischen Ausbildung?
Neugier, Selbstkritik, Ausdauer und Humor.
Beschäftigt dich das Älterwerden?
Wenn ich erklären muss, warum ich meine grauen Haare nicht färbe, wenn Frauen in meinem Alter keine Falten mehr haben, oder Lippen wie Zwanzigjährige, dann beschäftigt mich das Alter.
Was berührt dich in deiner Arbeit und im Leben?
Ich habe das Glück, dass ich – auch nach 36 Jahren im Theater, immer noch und immer wieder Neues entdecke. Erst letzte Woche sah ich eine umwerfende Griechisch-Schweizerische Tänzerin, die ganz alleine eine unglaublich schwere Thematik leichtfüssig, poetisch, unglaublich weiblich, lustig, frech , und das alles hocherotisch auf die Bühne brachte. Wer also glaubt, dass da nichts mehr nachkommt, hat aufgehört hinzuschauen.
Du führst auch sonst ein sehr bewegtes Leben. Ihr seid oft auf Tournee, du reist viel und hast an den verschiedensten Orten über einen längeren Zeitraum gelebt (z.B. Australien, New York, Berlin). Welche Reiseerfahrungen haben dich geprägt und worauf freust du dich jeweils, wenn du wieder nach Hause kommst?
Ausserhalb der Comfort-Zone zu arbeiten und leben, macht flexibel. In anderen Welten gibt es neue Probleme und neue Lösungen. Man muss die Dinge immer wieder neu denken, denn was bei uns gilt und funktioniert, tut es anderswo nicht unbedingt. Auf Reisen kommt darum die Beweglichkeit an erster Stelle. Und beim Heimkommen freut man sich genau auf das andere: Das Gewohnte, immer Gleiche, Sichere.
Welche beruflichen Wünsche hast du für die Zukunft?
Dass ich gesund bleibe, beweglich, und es nicht müde werde, den Umweg zu gehen.
Mehr erfahren
www.nadjasieger.com
www.ursusnadeschkin.ch
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Tanzspuren – Eine Oral History der Schweizer Tanzgeschichte
Dokumentarfilm - Stiftung SAPA
Die Stiftung SAPA, Schweizer Archiv für Darstellende Künste sammelt, dokumentiert, archiviert und verbreitet in der Schweiz produzierte, mit der Schweiz in Verbindung stehende oder für sie bedeutende Werke aus dem Bereich der Darstellenden Künste (Tanz, Theater, Performance).
Basierend auf Videointerviews, wurden vom Schweizer Archiv für Darstellende Künste – Stiftung SAPA, die Lebensgeschichten von zehn in der Schweiz ansässigen Tanzschaffenden, zu einem einstündigen berührenden filmischen Porträt verwoben.
Diese bereits betagten Tänzer:innen, Choreografen/-innen, Pädagogen/-innen haben die tanzhistorisch bedeutsame Zeit der 1960er bis 1980er Jahre miterlebt und die Schweizer Tanzszene selber massgeblich geprägt. Sie erzählen von ihren Netzwerken, Ausbildungs- und Aufführungsmöglichkeiten sowie von ihren Lebensverhältnissen als Tanzschaffende in dieser Zeit. Die Porträts veranschaulichen und verlebendigen so die Fülle unterschiedlicher Karrieren und Lebensläufe im Tanz und lassen über die vielfach unerwarteten Berührungspunkte Zusammenhänge sichtbar werden.
Tanz ist eine flüchtige Kunstform, sie zu dokumentieren stellt eine Herausforderung dar. Gerade in der Schweiz ist die Quellenlage lückenhaft und die Tanzgeschichte entsprechend mit Leerstellen versehen. Durch die Videoaufzeichnungen der Interviews durch die Stiftung SAPA wird auch eine Grundlage für die wissenschaftliche Auswertung geschaffen.
Interviewt wurden: Monique Bosshard (*1941), Jean Deroc (1925-2015), Marianne Forster (1943-2014), Peter Heubi (*1943), Ulla Kasics (*1926), Noemi Lapzeson (1940-2018), Fritz Lüdin (*1941), Fumi Matsuda (*1943), Annemarie Parekh (*1941) und Evelyn Rigotti (*1938).
Das Pilotprojekt wurde 2012 vom Bundesamt für Kultur BAK ausgezeichnet und konnte dank der finanziellen Unterstützung des BAKs, der Lotterie Romande und der Stanley Thomas Johnson Stiftung realisiert werden.
Link zum Dokumentarfilm Tanzspuren (1h)
Weitere Informationen zu den Oral History Projekten der Stiftung SAPA
Quelle: Stiftung SAPA 06/23
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Motherhood in the World of Ballet
Dokumentarfilm
Was passiert, wenn sich der Weg zur Spitzentänzerin mit dem Weg zur Mutterschaft kreuzt?
Die dreissigminütige Kurzdoku unter der Regie von Clara Arasanz, begleitet fünf der weltweit führenden Balletttänzerinnen und gibt Einblick in ihre Leben als tanzende Mütter.
In persönlichen Interviews erzählen Polina Semionova (Staatsballett Berlin), Mathilde Froustey (San Francisco Ballet), Anna Ol (Dutch National Ballet), Léonore Baulac (Opéra de Paris) und Iana Salenko (Royal Ballet London) von der Schwangerschaft, Geburt und der Rückkehr auf die Bühne aus der Sicht einer modernen Tänzerin.
Dokumentarfilm “Motherhood in the World of Ballet” auf Englisch
Quelle: www.dance-masterclass.com 05/23
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DancePodGuest - Anna Chiedza Spörri & Baba Altenburger
Tanz und Rassismus
Wer kann es sich leisten von einem tanzschaffenden Leben zu Träumen? Wer hat Zugang zu Tanz und was braucht es, um veraltete Strukturen, Bilder und Narrative nachhaltig zu verändern? Mit diesen und weiteren wichtigen Fragen rund um das Thema Rassismus, setzen sich die beiden Tänzerinnen, Choreografinnen und Aktivistinnen Anna Chiedza Spörri und Baba Altenburger im Podcast auseinander.
Sie sprechen über ihre Erfahrungen mit Rassismus, die Verbindung von Tanz und Musik, was sie geprägt und in ihrer künstlerischen Arbeit inspiriert hat und erzählen von ihrem Aufenthalt an der renommierten Tanzschule “École des Sables” in Senegal .
Anna Chiedza Spörri ist Tänzerin choreographiert für verschiedene Künstler:innen und kreiert ihre eigenen Projekte. Sie hat Sozialanthropologie studiert, ist Mitbegründerin vom Café Révolution sowie der Limelight Tanzplattform und momentan mit ihrer ersten eigenen Produktion „Perspectives“ auf Tour.
Baba Altenburger ist ebenfalls Tänzerin, Choreografin, Aktivistin und Lehrperson für den Kindergarten. Sie hat ein Studium in Sozialanthropologie, Theaterwissenschaften und Gender Studies abgeschlossen und begleitet und berät verschiedene Institutionen und Theater, die ihre Spielstätte diskriminierungskritischer und inklusiver gestalten möchten.
Zum Podcast DancePodGuest - Tanz und Rassismus
Baba Altenburger babadance
Weitere Informationen www.annachiedza.com
Café Révolution - Safer Space www.caferevolution.ch
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DancePodGuest - Julie Kerner
Chinesischer Tanz, soziales Engagement und die Liebe zum Tanz
Julie Kerner ist Tänzerin, Choreografin und diplomierte Bewegungspädagogin. Sie hat ostasiatische Kunstgeschichte, Völkerrecht und Sinologie studiert und unterrichtet orientalischen Tanz, Bauchtanz, chinesischen Tanz und Franklin Methode® - kurz gesagt sie ist sehr vielseitig und breitgefächert in der Tanzwelt unterwegs.
Im Podcast erzählt sie, wie sie zum orientalischen und chinesischen Tanz gefunden hat, was sie daran fasziniert, über die positive Wirkung von Bauchtanz in der Schwangerschaft und die Wichtigkeit, sich auch mit der Kultur hinter den Tänzen vertieft auseinanderzusetzen. Sie engagiert sich stark im sozialen Bereich und hat das Projekt “Dances for the Children” ins Leben gerufen, mit dem Ziel den Verein “Chance Swiss”, der sich für Kinder- und Frauenrechte einsetzt, zu unterstützen. Dafür organisiert sie alle zwei Jahre eine grosse Tanzbenefizgala mit Künstler:innen aller Tanzsparten.
Zum Podcast DancePodGuest - Julie Kerner
Weitere Informationen www.julie.ch
Soziales Engagement www.chanceswiss.ch
Quelle: Julie Kerner 03/23
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Ganzheitliche Gesundheit im Tanz
“Attention and Focus in Dance” - Buchtip und Interview mit Clare Guss-West
Clare Guss-West ist ehemalige Profitänzerin, Choreografin, Holistic Health Practitioner und Autorin. Als Vorsitzende des IADMS-Komitees "Dance for Health" und Direktorin der Dance & Creative Wellness Foundation setzt sie sich international für den Tanz als kreative Gesundheitsmethode ein.
Sie arbeitet mit Kompanien wie dem Royal Ballet, dem Finnish National Ballet, der Mark Morris Dance Group NY und dem Bern Ballett zusammen und unterrichtet im Rahmen des MAS Dance Science der Universität Bern und des Diploms "Dance, Health & Aging" der Universität Côte d'Azur, Frankreich.
Du bist professionelle Tänzerin, Choreografin, Tanzwissenschaftlerin und ganzheitliche Gesundheitspraktikerin. Wie bist du zum Tanz gekommen und welche Rolle spielt der Tanz in deinem Leben?
Ich habe im Alter von 4 Jahren mit dem Tanzen angefangen, also kann man wohl nicht sagen, dass ich mich selber bewusst für das Tanzen entschieden habe. Ich habe mich von der Hobbytänzerin zur professionellen Tänzerin, Choreografin, verletzten und wieder genesenen Tänzerin, Regisseurin, Tanzpädagogin, Dance Teacher Trainerin und Verfechterin des Dance for Health entwickelt. Das sind fast 60 Jahre Tanz!
Tanzen ist mein Leben - mein Lebensweg, fast ein spiritueller Weg - eine physische Mediation, die mir täglich eine körperliche und geistige Erdung bietet, und es ist der Ort, an dem ich mich zu Hause fühle, wo auch immer auf der Welt ich mich gerade befinde.
Sowohl ein ganzheitlicher Zugang als auch die Verbindung von Tanz und wissenschaftlichen Erkenntnissen sind dir wichtig. Wie hat sich das entwickelt?
Ich habe mich vom professionellen Tanz zurückgezogen, wegen Verletzungen, die auf meinen unnötig anstrengenden Trainingsansatz und die Anforderungen des professionellen Tanzes zurückzuführen waren. Ich machte eine Umschulung zur ganzheitlichen Gesundheitspraktikerin, um zunächst meine eigene Genesung und mein Wohlbefinden und dann das Wohlbefinden anderer zu unterstützen. Diese Zeit war sehr prägend, doch dann merkte ich, nach mehr als einem Jahrzehnt im Gesundheitsbereich, dass ich weit weg war von zu Hause. Ich beschloss meine Erfahrungen und mein Wissen im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit in den Tanz einfliessen zu lassen, um die Ausbildung professioneller Tänzer:innen zu verbessern und den Tanz selbst als innovative Gesundheitspraxis im wachsenden Bereich des Dance in Health zu validieren.
In den letzten Jahren hast du dich intensiv mit dem Thema Aufmerksamkeit und Fokus im Tanz beschäftigt. Was fasziniert dich besonders an diesem Thema?
Als ich zum Tanz zurückkehrte, war ich überrascht, dass meine körperliche Leistung trotz 15 Jahren Abstinenz vom Ballettstudio viel besser war als mit 20 Jahren. Ich tanzte stärker, schneller, leichter, einfacher. Wie war das möglich? Mit dem Eintauchen in die ganzheitliche Gesundheits- und die somatische Chi Kung-Praxis, hatte sich mein gesamter Fokus verändert. In der östlichen Bewegungspraxis - Chi-Kung, T'ai Chi, Kung Fu - beruht erfolgreiche Bewegung auf drei Schwerpunkten: Fokus auf die körperliche Ausrichtung - Fokus auf Aufmerksamkeit und Intention - Fokus auf Atem und Energie. Alle drei Fokusse werden gleichzeitig trainiert, um optimale Bewegungsergebnisse zu erzielen. Der einzige Unterschied bestand darin, mir bewusst zu werden wohin ich meine Aufmerksamkeit lenkte und wie ich meinen Atem platzierte - verrückt, wenn ich an die unglaubliche Anstrengung meiner frühen Trainingsjahre denke. Ich fragte mich, ob diese Fähigkeiten übertragbar waren und begann mit Pilotkursen und Recherchen in Paris, um herauszufinden, wie ich diese Fertigkeiten anderen Tänzer:innen mitgeWieso sind Aufmerksamkeit und Fokus wichtig im Tanz?
In der traditionellen westlichen Tanzausbildung konzentrieren wir uns fast ausschließlich auf den ersten grundlegenden Fokus - die physische Ausrichtung/alignment oder wie eine Bewegung von außen aussieht, den anderen beiden Bereichen schenken wir kaum Beachtung. Das bedeutet, dass viele Tänzer:innen mit suboptimalem Kraftaufwand, Energie und Geschwindigkeit arbeiten. Achtsames Mentaltraining zur Entwicklung von Fähigkeiten zur Aufmerksamkeitsfokussierung ist das A und O für erfolgreiche, beständige Höchstleistungen. Fünfundzwanzig Jahre sportwissenschaftliche Forschung belegen die Parallelen zum östlichen Bewegungsansatz im Training. Die systematische Anwendung von Aufmerksamkeits- und Fokustraining im Tanz führt zu besseren körperlichen Leistungen, unnötige Anstrengung, Ermüdung und Verletzungen werden vorgebeugt und die künstlerischen Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten verbessert.
Was genau versteht man unter “External Focus of Attention” (EFA), oder auf deutsch externer Fokus der Aufmerksamkeit?
Ein externe Fokus der Aufmerksamkeit wird als "Konzentration auf die Wirkung der Bewegung" beschrieben und wird als natürliche Strategie in der östlichen Bewegungspraxis verwendet. Es handelt sich dabei um einen Ansatz für das Cueing von Bewegungen oder das Self-Cueing, der den Fokus der Tanzenden gezielt von der eigenen und bewussten Kontrolle einzelner Körperteile wegführt. Dieser so genannte "externe" Fokus ermöglicht es dem Körper/Geist, auf reflexive, automatische Bewegungskontrollprozesse zurückzugreifen und kognitive Reserven freizusetzen, was unmittelbar zu effizienteren und wirksameren Bewegungsergebnissen führt.
Der fantastische Aspekt des EFA-Ansatzes ist, dass es sich wirklich um eine "Einheitsstrategie" für das Erlernen von Bewegungsfertigkeiten für tanzende Menschen, jeglichen Alters und Nieveaustufen, handelt. Die Verwendung von EFA-Anweisungen kann auch die Leistung von Tänzer:innen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und älteren erwachsenen Tänzer:innen unterstützen, für die Aufmerksamkeit, Fokus und Kognition durch den natürlichen Alterungsprozess eine größere Herausforderung darstellen.
Als Lehrperson sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass Aufmerksamkeit wie ein "Muskel" trainierbar ist - Aufmerksamkeit ist ein Prozess, der parallel zu körperlichen und technischen Bewegungsfähigkeiten entwickelt werden kann.
Wie hat sich dein Blick auf Tanz im Verlauf der Jahre verändert? Was hast du gelernt?
Dass es beim Tanz nicht um den Körper geht - wir tanzen in einem Kontinuum, in dem wir die Energie, das Licht und die Musik, die im und um den Körper herum fließen, zu einer flüchtigen Skulptur formen, die Tanz ist; Sich auf einen Körper einzustellen, der sich Tag für Tag, Jahr für Jahr verändert, wie der Ozean - jeden Tag eine andere Farbe, eine andere Tiefe, ein anderer Rhythmus, eine andere Herausforderung - und mich zu fragen, wie werde ich heute mit diesem Körper tanzen?
Und meine Freude am Tanz und an der Musik unermesslich zu teilen!
Was gibst du Tanzpädagog:innen mit auf den Weg?
Der Entschluss, die unglaublichen Vorteile des EFA-Ansatzes in den eigenen Unterricht zu integrieren, ist eine Reise, ein Prozess, wie das Erlernen einer neuen Sprache. Die Ergebnisse sind bei den Schüler:inen aber sofort spürbar. Das ist ermutigend und motiviert, weiterzumachen und zu erforschen.
Beginnen Sie einfach damit, sich Ihrer eigenen gewohnheitsmäßigen Aufmerksamkeitsentscheidungen bewusst zu werden - wie lenken Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Schüler:innen? Auf die bewusste Einstellung und Kontrolle der eigenen Körperteile? Oder auf die gewünschten Aspekte der Bewegung? Warum und wann tun Sie das? Wenn wir uns nie bewusst entschieden haben, eine bestimmte “attentional motor control Strategie" zu verwenden, dann ist es wahrscheinlich, dass wir einfach wiederholen, was wir gehört haben, und so unterrichten, wie es uns beigebracht wurde, weil sich das für uns am vertrautesten und "normalsten" anhört und anfühlt. Bewusstheit ist mehr als 50% der Reise - seien Sie geduldig mit sich selbst und genießen Sie es, zu experimentieren und Ihre Unterrichtspraxis zu bereichern.
Was gibst du Tanzenden und Tanzschüler:innen mit auf den Weg?
Darauf zu vertrauen, dass 'weniger mehr ist'.
Klug und ökonomisch zu arbeiten.
Die Bewegungen der eigenen Gedanken zu kennen. Sie allein haben die Macht, dich zu deinem vollsten Potenzial zu erheben oder deine Kraft, deine Energie, deinen Fokus und dein Selbstvertrauen zu untergraben und zu vermindern.
Zu entdecken, dass dein Geist dein stärkster Muskel ist.
Buchtips
Guss-West, Clare (2021), Attention and Focus in Dance - Enhancing Power, Precision and Artistry. Champagne, IL.: Human Kinetics Books.
Attention and Focus in Dance - Enhancing Power, Precision and Artistry ist ein praxisnahes Handbuch, das auf den Erkenntnissen der Aufmerksamkeitsforscherin Gabriele Wulf beruht. Es soll Tänzer:innen sowie Tanzpädagog:innen helfen, ihre Kraft- und Ausdauerreserven zu erschließen, effizientes Bewegen zu ermöglichen, die Sinneswahrnehmung zu schärfen und ihr tänzerisches Potenzial freizusetzen. Es ist ein systematischer, wissenschaftlich fundierter Ansatz für die mentale Arbeit im Tanz.
Guss-West, Clare/Leventhal, David (2023) Attentional Focus Strategies for Dance Educators. Champagne, IL.: Human Kinetics Books.
Attentional Focus Strategies for Dance Educators ist ein Arbeitsbuch voller interaktiver Erkundungs- und Reflexionsaufgaben, Podcasts und Videos zur Entwicklung von EFA-Lehrstrategien in der Praxis, anwendbar für alle Tanzpopulationen. Es wurde zusammen mit David Leventhal von der Mark Morris Dance Group, NY, verfasst und kann bei aktiver Teilnahme mit 12 Stunden für die berufliche Weiterbildung anerkannt werden.
Weitere Informationen
www.attentionfocusindance.com
Foto: Eeva Suorlahti Tänzer:innen: Clare Guss-West mit Tänzerinnen des Finnish National Ballet: Kailey Kaba, Emmi Pennanen, Terhi Talo, Ben Kuefler, and Chefphysiotherapeutin Johanna Osmala.
Quelle: Clare Guss-West 03/23
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TDC - Territoires Dansés en Commun
Tanzvermittlung überschreitet Grenzen
TDC - Territoires Dansés en Commun ist ein grenzüberschreitendes französisch-schweizerisches Projekt zur künstlerischen und kulturellen Bildung im Bereich Tanz. Durchgeführt wurde es von 2018 bis 2021 zwischen dem Territoire de Belfort, dem Pays de Montbéliard, dem Kanton Jura und dem französischsprachigen Teil des Kantons Bern.
TDC ermöglichte die Entwicklung von Tanzaktionen und -projekten im schulischen, soziokulturellen und medizinisch-erzieherischen Umfeld. Es umfasste verschiedene Aktivitäten, insbesondere die Ausbildung und Vernetzung von Akteur:innen der künstlerischen und kulturellen Bildung im Bereich Tanz (Künstler:innen, Lehrpersonen, Erzieher:innen und Kulturvermittler:innen) auf beiden Seiten der Grenze.
In vier Jahren hat TDC 60 Akteur:innen vor Ort ausgebildet und 1.100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene konnten an den verschiedensten Tanzvermittlungsprojekten, die in 27 Einrichtungen in den Aktionsgebieten von TDC durchgeführt wurden, teilnehmen.
Verschiedene Ressourcen aus den vier Jahren dieses Projekts sind auf der Website www.danse-tdc.com zugänglich.
- Dokumentarfilm TDC (25 min)
- Die wissenschaftlichen Arbeiten der mit TDC assoziierten Forscher: Gian Desboeufs, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Bern-Jura-Neuenburg (HEP BEJUNE), und Patrick Germain Thomas, Soziologe, die das Projekt begleitet haben.
- Guide TDC, ein Leitfaden für alle, die im Rahmen einer Partnerschaft ein Projekt zur kulturellen Bildung im Bereich Tanz ausarbeiten möchten.
Getragen wurde das Projekt von VIADANSE direction Fattoumi/Lamoureux - Centre chorégraphique national de Bourgogne-Franche-Comté in Belfort und der AICC - Association Interjurassienne des Centres Culturels und ihren Partner:innen von ÉVIDANSE. Nach Abschluss des TDC-Projekts und 20 Jahren französisch-schweizerischer Zusammenarbeit im choreografischen Bereich möchten die Partnerstrukturen ihre Zusammenarbeit fortsetzen.
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Music’s power over your brain
Kurzinterview mit Michael Spitzer
Musik hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Gehirn. Musik bringt uns zum Tanzen, mildert Stress, indem sie den Cortisolspiegel senkt und das Gehirn mit angenehmen Neurotransmittern wie Dopamin durchflutet und dient als Kanal, für die Verarbeitung von Emotionen, die sich sonst nicht in Worte fassen lassen.
Musik - und insbesondere Rhythmus - regt uns an, uns zu bewegen, aber unsere Fähigkeit, uns zu bewegen, beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir Musik hören. Unser auditorisches und motorisches System sind untrennbar miteinander verbunden. Nicht umsonst ist in der Sesotho-Sprache das Verb für Singen und Tanzen dasselbe (ho bina), da davon ausgegangen wird, dass die beiden Handlungen zusammen auftreten.
Der Mensch ist ein 4 Millionen Jahre altes musikalisches Tier, erklärt auch der Musikexperte Michael Spitzer, Menschen haben Musik gemacht und gelernt, diese zu erkennen, seit unsere Spezies gelernt hat, auf zwei Beinen zu gehen und einen vorhersehbaren Takt zu erzeugen.
Musik ist ein hervorragendes Mittel, um Erinnerungen festzuhalten und tiefste Emotionen und die eigene Identität auszudrücken. All diese Dinge fördern die geistige Gesundheit, und letztlich kann Musik auch zu einer Form der Achtsamkeit werden.
Michael Spitzer ist Professor für Musik an der Universität von Liverpool. Als Musikwissenschaftler interessiert ihn besonders die Überschneidung und Verbindung von Musik zu anderen Disziplinen, von Philosophie und Psychologie bis hin zu Biologie und Religion. In seinen Veröffentlichungen beschäftigt er sich mit westlicher Musik von Gesang bis Pop sowie mit der Musik der Welt aus einer globalen und tiefgreifenden historischen Perspektive und organisiert weltweit Konferenzen zum Thema Musik und Emotionen.
Zum Interview (EN) auf Youtube mit Michael Spitzer Music’s power over your brain
Weitere Infos zum Thema Musik und Neurowissenschaften your brain on music
Quelle: Michael Spitzer 02/2023
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Faszination Tanz - Hula Hoop
Hula Hoop Dance
In der 1. Folge unserer neuen Serie „Faszination Tanz“ erzählt Andeli Zumbühl was sie beim Tanzen mit dem Hula Hoop und anderen schwingbaren Gegenständen erfüllt und inspiriert.
Andeli Zumbühl hat sich wortwörtlich dem Flow verschrieben. Sie ist Flowartistin, Hula Hoop Trainierin und Instructor in der nationalen und internationalen Hula Hoop Szene. Als Inhaberin der Tanzschule Andeli Flowart Move gibt sie in wöchentlichen Kursen ihre Passion weiter. Mit Weiterbildungen an internationalen Conventions prägt und vertieft sie den jungen Sport weiter.
Hier geht es zum Faszination Tanz – Hula Hoop Dance: https://www.youtube.com/watch?v=1hvasSQaEVs
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Guide danse et santé
Leitfaden Tanz & Gesundheit - CND Paris
Die Qualität und Nachhaltigkeit von Tanzkarrieren hängt in hohem Maße von der körperlichen, geistigen und sozialen Gesundheit der Tänzer:innen ab. Das Centre National de la Danse - CND Paris sieht Gesundheit als eine kollektive Verantwortung und hat einen Leitfaden “Tanz & Gesundheit” herausgegeben, zur Prävention und Sensibilisierung.
Er richtet sich an Tänzer:innen, die die ersten Akteur:innen ihrer Gesundheit und Selbstfürsorge sind, aber auch an Tanzpädagog:innen, Choreograf:innen, Gesundheitsfachkräfte und alle, die die Tanzenden auf ihrem Weg begleiten, über die gesamte Lebensspanne hinweg - vom Aufbau als Kind, über die Veränderungen in der Adoleszenz bis hin zur Entwicklung im Erwachsenenalter und den Auswirkungen des Älterwerdens.
Tanzschulen, Kompagnien, Produzierende und alle anderen Einrichtungen, die Tänzer:innen beschäftigen und begleiten, tragen durch die Arbeitsbedingungen, die sie schaffen (Arbeitsrhythmus, materielle Bedingungen, Prävention psychosozialer Risiken etc.), eine zentrale Verantwortung, um eine sichere Ausübung des Tanzes zu gewährleisten.
Tänzerinnen und Tänzer verfügen über ein ausgeprägtes Körperwissen. Dieser Leitfaden soll ihnen dabei helfen, sich ihre Bedürfnisse, Grenzen, Schwächen und Stärken und die Auswirkungen ihrer Praktiken bewusster zu machen und manchmal auch bestimmte vorgefasste Meinungen und Herangehensweisen in Frage zu stellen oder zu korrigieren. Er bietet allen Akteur:innen des choreografischen Bereichs Werkzeuge, Denkanstöße und Ratschläge, für eine gesündere und nachhaltige Tanzpraxis.
Der vorgeschlagene Ansatz ist übergreifend für alle Tanzarten: Er geht nicht auf die Besonderheiten jeder Technik oder Ästhetik ein, sondern bevorzugt vielmehr einen globalen Ansatz und stellt die Tanzenden sowie den Beruf in den Mittelpunkt.
Der Leitfaden Tanz & Gesundheit wurde durch die Arbeit und das Engagement von Ärzten, Physiotherapeuten, AFCMD-Spezialisten, Forschern usw. ermöglicht und mit der Unterstützung des französischen Kulturministeriums veröffentlicht. Er ist das Ergebnis und das Spiegelbild eines kollektiven Vorgehens, das die verschiedenen Kompetenzbereiche und Ansätze berücksichtigt, ohne dabei Meinungsverschiedenheiten oder divergierende Standpunkte außer Acht zu lassen.
Leitfaden (FR) guide danse et santé herunterladen
Quelle: CND - Centre National de la Danse Paris, 2023
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Kartenset connectivedance
Tanz & Faszien
Lisa Lareida ist Tanzschaffende aus Bern und Begründerin des Projekts connectivedance. Analog zur ganzheitlichen Vernetzung der faszialen Strukturen im Körper (englisch: connective tissue), möchte sie mit connectivedance eine multidimensionale Verbindung zwischen Tanz und Körperwissen schaffen. Diese vereint verschiedene Angebote und Weiterbildungsmöglichkeiten für Tänzer:innen und Bewegungsinteressierte. Das Herzstück dieses Vorhabens ist das methodische Kartenset connectivedance, welches im März 2023 veröffentlicht wird.
Wie bedeutsam die faszialen Strukturen für den Körper sind, zeigen ein steigendes Interesse und die Forschung auf diesem Gebiet. Damit einhergehend wird auch dem Training der Faszien zunehmende Bedeutung beigemessen. Der Tanz bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten der faszialen Arbeit, die so in kaum einem anderen Training vorzufinden sind. Diese Ausgangslage methodisch für den Tanzunterricht, die choreografische Arbeit, wie auch für die Bewegungsrecherche zu nutzen, birgt grosses Potential für den Tanz der Zukunft. Durch die bewusste Integration der faszialen Arbeit können Bewegungsqualitäten aus einer anderen Perspektive und parallel empirisch betrachtet werden. Die tänzerischen Bewegungen gewinnen an Qualität, der Körper wird ganzheitlich und nachhaltig trainiert.
Dadurch wird verständlich, welch grossen Einfluss der Tanz auf den Körper hat und wie sehr dieser auch im präventiven Bereich profitiert. Als Konsequenz kann der Tanz eine gesteigerte Integration in die alltäglichen, gesellschaftlichen Strukturen erleben, was auch zur veränderten Wahrnehmung dieser Kunstform beiträgt.
Das Kartenset
Im Kartenset trifft künstlerisches Tanzwissen auf einen anatomisch wissenschaftlichen Hintergrund. Das Kartenset besteht aus 25 Karten, die in fünf Themenkategorien unterteilt sind. Sie enthalten sowohl allgemeines wie auch tanzspezifisches, anatomisches Wissen, sowie Anwendungsbeispiele für den Unterricht. Die Anwendungsbeispiele sind so beschrieben, dass sie in unterschiedlichen Tanzsparten angewendet werden können und auch der Bewegungsrecherche dienen. Der Einsatz der Karten erlaubt es den Nutzer:innen, eigene Übungen und Bewegungen durch die «Brille der Faszien» zu betrachten und zu adaptieren. Somit dient es einer anderen, oder vielleicht auch neuen, Umsetzung der Bewegungsqualitäten im Tanz.
Für eine spielerisch-methodische Umsetzung ist das Spiel in fünf Levels aufgebaut. In den Levels werden die einzelnen Karten aufbauend angewendet und zum Schluss mit den unterschiedlichen Themenkarten kombiniert. Diese Methodik regt zu einer individuellen künstlerischen Anwendung an und fördert eine zunehmend bewusste Arbeit mit den faszialen Strukturen des Körpers. Ein Konzept, das nicht nur für das Training von Tänzer:innen, sondern auch von Bewegungsspezialist:innen anderer Sparten genutzt werden kann.
Weitere Informationen zu connectivedance
Zum TVS Interview connectivedance Faszien & Tanz mit Lisa Lareida
Kartenset bestellen [email protected]
Quelle: connectivedance 01/23
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DancePodGuest - Michelle Schachtler Dwarika
Tanzpsychologie
Michelle Schachtler Dwarika ist Tanzwissenschaftlerin, Forschungsassistentin und Gastdozentin für Tanzpsychologie. 2022-2026 promoviert sie an der Universität Birmingham im Bereich Sport- und Tanzpsychologie. Als Mitglied des IADMS Dance Educator's Commitee arbeitet Michelle eng mit einem internationalen Netzwerk von Tänzer:innen und Tanzpädagog:innen zusammen.
Im Podcast erzählt sie, wie sie zur Tanzpsychologie gekommen ist, was sie daran fasziniert und welche Rolle psychische Gesundheit im Tanz spielt. Ausserdem setzt sie sich mit verschiedenen tanzpsychologischen Fragen auseinander - was versteht man unter Resilienz und wie kann man diese fördern und entwickeln? Welchen Stressoren sind Tänzer:innen besonders oft ausgesetzt und welche Bewältigungsstrategien stehen ihnen zur Verfügung? Und was es braucht, um ein Unterrichtsklima zu schaffen, dass die Tanzschüler:innen und Tänzer:innen nicht nur physisch sondern auch psychisch und mental stärkt und wachsen lässt?
Zum Podcast DancePodGuest - Michelle Schachtler Dwarika
Weitere Ressourcen zum Thema Resilence and Ethics in Dance Education
Quelle: Michelle Schachtler Dwarika 2023
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Syncopated Ladies - Tap World
Wilde Beinarbeit und weibliche Kraft
Die Syncopated Ladies sind eine weibliche Stepptanzgruppe aus Los Angeles, die von den Emmy Award nominierten Schwestern Chloé und Maud Arnold gegründet wurde. Die Arbeit der international anerkannten Stepptänzerinnen hat sie weltweit in über 30 Länder geführt und ihnen die Möglichkeit gegeben, die Kunst des Stepptanzes durch Film, Fernsehen und Live-Veranstaltungen zu feiern und mit einem breiten Publikum zu teilen.
Die viralen Videos der Syncopated Ladies wurden bereits über 100 Millionen Mal aufgerufen. Sie haben mit Megastar Beyonce zusammengearbeitet, sind bei “So You Think You Can Dance” als Gewinner des ersten Dance Crew Battles aufgetreten und wurden vom US-Repräsentantenhaus als Botschafterinnen der Künste geehrt.
Doch für die Schwestern ist Tanz nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine Form des Aktivismus. Mit der Chloé & Maud Foundation setzen sie sich für Chancengleichheit und den Zugang zu hochwertigen Bildungsangeboten im Bereich Tanz für afroamerikanische Kinder ein, wollen weibliche Tänzerinnen ermächtigen und engagieren sich stark im Kampf gegen systematischen Rassismus im Tanz.
2015 hat das Choreografie- und Produktionsduo ausserdem den preisgekrönten Dokumentarfilm TAP WORLD produziert. Die innovativsten Stepptänzer:innen aus der ganzen Welt teilen ihre persönliche Geschichte, sprechen über Inspiration, Herausforderungen und Triumphe, begeistern durch ihr tänzerisches Können und verleihen dieser Kunstform neues Leben.
Tanzvideo Beyonce Tap Formation by Syncopated Ladies
Weitere Informationen www.syncopatedladies.com
Link zum Film TAP WORLD auf Google Play und iTunes
Quelle: Syncopated Ladies 2023
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“(Un)credited" - Tanzdoku
Die Wurzeln des Afro Dance in Nigeria
Diese Doku rückt die Tanzszene in Nigeria ins Rampenlicht. Mit Red Bull “Dance Your Style Nigeria 2019” im Hintergrund gibt "(Un)credited" Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Afro Dance in Nigeria und zeigt auf, wie dieser eine globale Mainstream-Kultur geprägt hat.
Alles beginnt in Lagos - dort wirft "(Un)credited" einen Blick auf die Stärke und Signifikanz der Tanzkultur in Nigeria, begleitet Tänzer:innen, die am “Dance Your Style” Event teilnehmen und setzt sich mit der Frage auseinander, wie diese Tanzschritte den Weg um die ganze Welt gefunden haben.
Der Film “(Un)credited - wie der Titel schon erahnen lässt, stellt die Wurzeln des Afro Dance in den Mittelpunkt und feiert die Schöpfer dieser einflussreichen Tanzbewegungen, die bis heute nicht genug gewürdigt wurden.
Der ganze Film in Englisch www.redbull.com - “(un)credited”
Fotocredit © Tyrone Bradly: "Dancer and choreographer Hermès dancing in a city with children"
Quelle: www.redbull.com 01/23
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DancePodGuest - Oliver Dähler
Dance and Transition
Oliver Dähler ist Tänzer, Tanzpädagoge, Tanzvermittler und Choreograf. Nebst seiner künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit engagiert er sich stark im Bereich der Umschulung und Weiterbildung von Tanzschaffenden. Er hat einen Executive Master in Arts Administration und ist sowohl Initiant, als auch Geschäftsleiter des Transition-Center SSUDK für die Karriereentwicklung von darstellenden Künstler:innen.
Viele Tänzer:innen können ihren Beruf nicht bis zur ordentlichen Pensionierung ausüben, daher ist eine berufliche Umstellung inhärenter Bestandteil ihrer Laufbahn. Oliver Dähler und die SSUDK sind überzeugt, dass darstellende Künstler:innen, insbesondere Tänzer:innen hochspezialisierte Expert:innen auf ihrem Gebiet sind und es gilt die hervorragenden Skills auch für die Zeit nach ihrer Bühnenlaufbahn sinnvoll zu nutzen, damit diese zurück in die Gesellschaft fliessen können
Im DancePodGuest spricht er über Herausforderungen, denen Tanzschaffende im Umschulungsprozess oder bei der Gründung einer eigenen Tanzschule begegnen, die Kompetenzen, die sie sich während ihrer künstlerischen Laufbahn aneignen und seine eigenen Erfahrungen als Bühnentänzer und Tanzpädagoge.
Zum Podcast DancePodGuest - Oliver Dähler
Weitere Informationen zum Transition-Center SSUDK
Weitere Informationen zu Oliver Dähler
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 11/2022
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DancePodGuest - Nina Corti
Die Kunst des Flamenco
Nina Corti hat die Flamencokunst geprägt, wie kaum jemand anderes. Sie hat als Künstlerin viele Erfolge gefeiert, ist mit unzähligen professionellen Musikschaffenden, Musikformationen und Orchestern an renommierten Häusern und Bühnen auf der ganzen Welt aufgetreten und hat ebensoviele Menschen mit ihrem Tanz begeistert. Dabei ist sie sich selber als Künstlerin immer treu geblieben.
2022/23 feiert sie ihr 50-jähriges Bühnen- und Karrierejubiläum und hat 2021 ihr eigenes Tanzstudio “Vorstadt66” in Schaffhausen gegründet, wo sie ihren grossen Erfahrungsreichtum in Kursen und Workshops an ihre Schüler:innen weitergibt.
Im DancePodGuest blickt Nina Corti auf ihr Lebenswerk zurück und erzählt wie sie zum Flamenco gefunden hat, von ihrer Verbindung zur Musik, was sie inspiriert und herausfordert und über die Freude ihre Kunst mit anderen zu teilen.
Zum Podcast DancePodGuest - Nina Corti
Weitere Informationen zu Nina Corti
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 11/2022
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«Wheels In Line» - Line Dance mit Rollstuhl
Interview mit Karin Müntener
Line Dance war für Karin Müntener genau die Tanzart, die sie suchte. So wurde aus ihrem Hobby ihr Beruf, ihre Berufung. Diese Leidenschaft möchte sie mit allen Tanzschüler:innen teilen.
Seit 2008 unterrichtet Karin Line Dance und 2011-12 machte sie die Ausbildung zum Line Dance-Teacher beim Dachverband SCWDA. Man trifft sie an vielen nationalen und internationalen Events und selber organisiert sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter zahlreiche kleinere und grössere Events.
Bereits 2011 hast du dein eigenes Line Dance Studio Speedy Gon-CH-ales in Sennwald und Buchs gegründet. Wie ist es dazu gekommen, dass du dein Leben dem Line Dance verschrieben hast?
Tanzen war schon immer mein Traum. Leider war es in unserer Kindheit noch nicht so, dass man von den Eltern für ein Hobby überall hingefahren wurde. So tanzte ich als Kind vor dem Spiegel im Hausflur. In den Flitterwochen in Florida sah ich dann das erste Mal Line Dance. Ich schaute gefesselt diesen Tänzer:innen zu und wusste, dass es genau das ist, wonach ich immer gesucht habe. Da es aber in der Schweiz noch nicht bekannt war, lernte ich die ersten Tänze mit Videos daheim im Wohnzimmer. Es vergingen wieder viele Jahre, bis endlich in unserer Gegend ein Line Dance-Kurs angeboten wurde. Von da an konnte mich niemand mehr bremsen.
Was fasziniert dich besonders an diesem Tanzstil?
Ich tanze alleine und bin doch nicht alleine. In der Disco fühlte ich mich nicht wohl. Ich wollte einen Ablauf beim Tanzen oder einen Tanzpartner der mich führt. Beim Line Dance sind die Schrittfolgen vorgeschrieben, aber ich habe immer noch die Möglichkeit, meinen eigenen Variationen und Style einzubringen. Dazu kommt, dass ich nicht abhängig von einem Tanzpartner bin und zu vielen verschiedenen Musikstilen tanzen kann, sei es Country, Pop, Rock, Blues. Die Vielfalt der Tanzschritte, von Cha Cha Cha über Swingtänze, Polka und mehr machen Line Dance zudem spannend. An Events kann ich alleine gehen und treffe viele Gleichgesinnte in allen Altersklassen.
Nebst regulären Kursen leitest du auch eine Line Dance Tanzgruppe für Rollstuhlfahrende und Fussgänger:innen. Kannst du uns etwas zu den Anfängen von «Wheels in Line» erzählen?
In der Tageszeitung stand, dass Fussgänger:innen für einen Rollstuhl Tanzkurs gesucht werden. Da ich gerade die Tanzlehrer:innenprüfung in der Tasche hatte, konnte ich meine Fühler für Neues ausstrecken. Bei der Anmeldung sagte ich, dass ich Tanzlehrerin sei und mehr zur Weiterbildung den Kurs besuchen möchte. Ich bekam dann aber die Mitteilung, dass sie nun genug Tänzer:innen hätten. So war das für mich erst mal ad acta gelegt. Drei Monate später bekam ich ein Mail, ob ich nicht direkt diesen Kurs übernehmen und leiten wolle. Und so nahm das Ganze seinen Lauf. Der ideale Ort wurde gesucht, Tänze umchoreographiert und ich traf mich mit den Rollstuhlfahrer:innen zum Austausch. Ich setzte mich selber in den Rollstuhl, um mich mit den Bewegungsmöglichkeiten vertraut zu machen. Im November 2013, nach einem halben Jahr Vorbereitung, fand dann der Tag der offenen Türe in der Turnhalle in Sennwald statt. Ich spürte die Freude und den Spass bei den Interessent:innen und entschloss mich, den Kurs zu starten. Somit waren die «Wheels in Line» geboren. Seit etwas mehr als einem Jahr sind wir nun in Buchs im eigenen Tanzlokal, welches wir nach einer Spendensammlung behindertengerecht umbauen durften.
2023 feiert ihr mit «Wheels in Line» das 10-jährige Jubiläum. An welche Momente erinnerst du dich besonders gerne?
Da sind viele Erinnerungen. Eigentlich ist jede Tanzstunde ein besonderer Moment. Uns besuchen immer wieder Gäste. Durch diese Begegnungen im Kurs erleben wir Spannendes und Neues. Natürlich sind auch all die verschieden Auftritte unvergessen. Ein Auftritt ist mit etwas mehr in Erinnerung verbunden. Wir traten vor internationalen Line Dancern auf und spürten, wie nahe unser Auftritt allen ging. Bei Auftritten beeindruckt mich auch immer wieder, wie humorvoll und gelassen Rollifaher:innen mit Hindernissen umgehen. Da kann man sehr viel von ihnen lernen!
Welchen Herausforderungen seid ihr im Verlauf der Jahre begegnet?
Wo „rollstuhlgängig“ drauf steht ist nicht immer rollstuhlgängig drin. Das erleben wir vor allem, wenn wir on tour sind. Sei es der Transport vom Bahnhof zum Ort des Events, das Hotelzimmer, der Veranstaltungsort oder die öffentlichen Toiletten. All die Erlebnisse zu erzählen sprengt den Rahmen dieses Interviews. Eine grosse Herausforderung ist sicher, dass wir alle sehr weit auseinander wohnen. Wir haben Tänzer:innen aus den Kantonen St. Gallen, Graubünden, Thurgau und Aargau. Bei einem Auftritt ist das Koordinieren, wo und wie wir uns treffen, nicht einfach. Einige reisen mit dem Zug. Da kommt man am Abend nicht immer überall hin. Kurzfristige Anfragen sind also kaum realisierbar.
Im Tanzunterricht gilt das Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ So finden wir immer eine Lösung und jede:r macht so viel, wie er:sie kann.
Wie hat die Arbeit mit “Wheels in Line” deine pädagogische Tätigkeit über die Jahre beeinflusst? Was hast du gelernt?
Demut, Geduld und Dankbarkeit. Nichts ist selbstverständlich. Alles was bei uns so einfach und schnell erledigt ist, braucht bei Menschen mit Handicap viel, viel länger. Ich bin dankbar, dass ich mit so tollen Menschen zusammenarbeiten darf. Ich lerne auch sehr viel von ihnen.
Was ist dir wichtig in deinen Tanzkursen? Was inspiriert dich?
Der Spass und die Gemeinschaft. Mir ist in allen Kursen wichtig, dass meine Schüler:innen mit Freude zum Tanzen kommen und mit einem Lächeln nach Hause gehen. Wichtig sind mir auch gemeinsame Eventbesuche, wo wir Erlerntes anwenden können. Wir treffen immer wieder Leute, welche sich nicht vorstellen können, dass man im Rollstuhl tanzen kann.
Was würdest du Tanzpädagog:innen, die ihren Tanzunterricht und das Tanzangebot an ihrer Schule inklusiver gestalten möchten, mit auf den Weg geben?
Nicht reden, sondern tun. Probiert es doch einfach! Natürlich ist es nicht überall möglich, da eine gewisse Infrastruktur gegeben sein muss. Je nach Behinderungsgrad braucht es vielleicht eine Begleitperson die mitmacht. Man wächst mit der Erfahrung. Perfektion braucht es nicht - Freude steht im Vordergrund.
Was möchtest du Tanzenden mit und ohne Rollstuhl mit auf den Weg geben?
Dankbar zu sein, ein so schönes Hobby zu haben und mehr Geduld mit sich selber und den Anderen zu üben. Es ist nicht wichtig wie wir tanzen – sondern dass wir tanzen!
Weitere Informationen Speedy Gon-CH-ales
Quelle: TanzVereinigung Schweiz 11/22
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We’ve got the power - Dance teacher's views on autonomy and person-environment fit
MAS Thesis Michelle Schachtler Dwarika
Geschichten über strenge, kontrollierende und destruktive Lehrmethoden, gerade in Tanzgenres wie dem Ballett, sind kein erst kürzlich, im Zuge von “#metoo" entdecktes Phänomen.
Vielmehr scheinen solche Geschichten uns daran zu erinnern, dass die autoritäre, stillschweigende und von oben nach unten gerichtete Lehrtradition, die durch verzerrte Machtverhältnisse gekennzeichnet ist, auch bei uns noch nicht der Vergangenheit angehört.
Durch die Linse der Selbstbestimmungstheorie untersucht Michelle Schachtler Dwarika in ihrer Masterarbeit welche Einstellungen und Auffassungen Tanzunterrichtende zu Autonomie und Autonomieunterstützung haben (dazu gehören z. B. die Bereitstellung persönlicher Wahlmöglichkeiten und die Begründung und Wertschätzung von Individualität) und wie diese den Unterrichtsstil beeinflussen. Außerdem setzt sich die Arbeit mit Erfahrungen und Ansichten von Tanzlehrpersonen in Bezug auf die Person-Umwelt-Passung und deren Beziehung zur Autonomie auseinander.
Michelle Schachtler Dwarika ist Tanzwissenschaftlerin, Forschungsassistentin und Gastdozentin für Tanzpsychologie. Als Mitglied des IADMS Dance Educator's Commitee arbeitet Michelle eng mit einem internationalen Netzwerk von Tänzer:innen und Tanzpädagog:innen zusammen. Zu ihren Hauptinteressen gehören psychische Gesundheit und Resilienz im Tanz, Stressoren und Bewältigungsstrategien sowie Autonomie in der Tanzpädagogik. 2022-2026 promoviert sie an der Universität Birmingham im Bereich Sport- und Tanzpsychologie.
Hier lesen Sie die Zusammenfassung der Studie
Weitere Ressourcen zum Thema Resilence and Ethics in Dance Education
Foto: Eduardo Valle de Anton
Quelle: Michelle Schachtler Dwarika 2020
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Buchtipp I «Tanz einfach!» von Peter Lovatt
Wie Rhythmus und Musik uns gesund, glücklich und stark machen
Bewegung verbindet Menschen. Bewegung verändert unser Denken. Bewegung vermittelt Emotionen. Bewegung ist das bestimmende Merkmal des Lebens und sein wichtigster Motor für Veränderungen.
«Tanz einfach!» ist ein Buch für Menschen, die klüger, stärker und glücklicher sein wollen.
Es enthält Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Geschichten und vor allem Tanz. Es inspiriert, die Musik aufzudrehen, aufzustehen und sich selbst glücklich zu tanzen – auch und gerade diejenigen, die von sich selbst glauben, sie könnten nicht tanzen.
Der Ansatz von Dr. Peter Lovatt in «Tanz einfach!» basiert auf der Grundannahme, dass wir zum Tanzen geboren sind. Der Tanz ist eine der stärksten Kommunikationsformen, die wir haben. Tanz ist unser Puls, unser Herzschlag, unser Atem. Er ist der Rhythmus unseres Lebens.
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Tanzen die Art und Weise, wie Menschen fühlen und denken, verändern und das Selbstwertgefühl eines Menschen steigern kann. Tanzen ist nicht nur schlichtes Bewegungstraining. Die Erfahrung, sich einem Rhythmus hinzugeben, kann einen tiefgreifenden Einfluss auf alle unsere Lebensbereiche haben – es hilft uns, besser zu kommunizieren, kreativer zu denken und kann uns kraftvolle Impulse geben, um unser Leben positiv zu verändern. Sich selbst im Moment bei einem Song oder einem anderen Musikstück zu verlieren, kann Ängste, Depressionen und Gefühle von Einsamkeit lindern. Dabei spielt es keine Rolle, wie gut jemand tanzen kann, noch geht es um einen bestimmten Tanzstil.
Wenn Sie geglaubt haben, Worte seien mächtig, dann warten Sie ab, bis Sie erleben, was Bewegung kann …
Dr. Peter Lovatt ist Tanzpsychologe und in England auch als Dr.Dance bekannt. Nach seiner Karriere als professioneller Musicaltänzer studierte er Psychologie, Englisch und Neural Computation und verband seine Faszination für Psychologie und Neurowissenschaft mit seiner Leidenschaft für das Tanzen. 2008 eröffnete er sein “Dance Psychology Lab”, wo er erforscht, wie Bewegung soziale Interaktionen, unser Denken sowie die Art , wie wir Probleme lösen, beeinflusst. Zudem ist Dr. Peter Lovatt Motivations-Coach und hält weltweit Vorträge über die transformative Macht des Tanzens.
Buch auf deutsch «Tanz einfach!»
Weitere Informationen zu Peter Lovatt
Quelle: Peter Lovatt 2022 www.peterlovatt.com
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Soft Skills in Dance
A guidebook to enhance your practice
Wie wir unsere eigenen Stärken erkennen, uns um andere kümmern, wie wir mit Ungewissheit und Komplexität umgehen und wie wir uns im Raum zurechtfinden - das sind nur einige der wesentlichen menschlichen Fähigkeiten, auch Soft Skills genannt, die wir beim Tanzen entwickeln.
Welche Fähigkeiten üben und entwicklen wir, wenn wir eine Tanzerfahrung teilen? Was geschieht, wenn wir uns in die Augen schauen, uns die Hand reichen oder gemeinsam im Moment balancieren?
Wir üben uns in der Fähigkeit des Miteinanders.
Wir navigieren durch das empfindliche Gleichgewicht zwischen unserer eigenen Realität und der der anderen.
Zusammen zu tanzen bringt die Menschen in den gegenwärtigen Moment und schafft eine gemeinsame Erfahrung, um sich als Teil eines Kollektivs, einer Gemeinschaft zu fühlen:
Was wir körperlich üben, wird zu unseren geistigen Fähigkeiten.
Was wir geistig üben, prägt die Art und Weise, wie wir auf andere in unserem Umfeld zugehen.
Je mehr wir diese Art von Soft Skills im Tanz verkörpern und uns dessen bewusst sind, desto stärker können diese Fähigkeiten werden.
Das Team von Empowering Dance - The Soft Skills Teaching and Learning Approach, das vom EU-Programm Erasmus Plus mitfinanziert wird, hat diesen digitalen Leitfaden entwickelt, um Tanzschaffende (Choreograf:innen, Tanzende, Tanzpädagog:innen) dabei zu unterstützen, die Vermittlung von Soft Skills in ihre künstlerische Tanzpraxis sowie in andere Arbeitsbereiche außerhalb des Tanzes zu integrieren.
Die Entwicklung des Leitfadens wurde von Monica Gillette und Prof. Sara Houston in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunstschaffenden und sieben europäischen Partnerinstitutionen - CSC - Centro per la Scena Contemporanea (Bassano del Grappa, Italien), Dansateliers (Rotterdam, Niederlande), HIPP - Croatian Institute for Movement and Dance (Zagreb, Kroatien), K3 | Tanzplan Hamburg / Kampnagel (Deutschland), La Briqueterie CDCN (Val-de-Marne, Frankreich), University of Roehampton (London, UK) und University of Zagreb, Academy of Fine Arts (Kroatien).
Link zum Leitfaden in englischer Sprache Soft Skills in Dance Guidebook
Webseite Empowering Dance
Fotocredit: Empowering Dance - The Soft Skills Teaching and Learning Approach
Quelle: Empowering Dance - The Soft Skills Teaching and Learning Approach 09/22
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«Mental Coaching bedeutet, das Innere nach außen zu bringen»
Interview mit Rebekka Scharf
Die österreichische Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin Rebekka Scharf ist Dipl. Mental Coach für Erwachsene sowie Tanz- und Kulturschaffende mit Schwerpunkt Aufbau Selbstvertrauen, Blockaden lösen und Selbstfindung.
Sie hat ihre Ausbildung an der Anton Brucker Privatuniversität in Linz abgeschlossen und bildete sich in New York an der Martha Graham und Merce Cunningham School weiter. Sie tanzte in verschiedenen zeitgenössischen Produktionen in der Schweiz, tourte mit der Kelly Family durch Deutschland und bespielte verschiedene Gothik-Musikveranstaltungen mit der Company „Cie Quilla“. Sie unterrichtet in diversen Tanzschulen und ist Mitglied beim Schweizer Dachverband V-P-T sowie bei der Swiss Coaching Association SCA.
Nebst deiner künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit, bist du diplomierter Mental Coach, kannst du uns etwas mehr zu diesem Berufsfeld erzählen?
Der Beruf Coach ist vor allem bekannt im Sportbereich. Sportler:innen zu coachen, um Höchstleistungen zu erzielen und mental zu stärken.
Der Unterschied zu Trainer:in und Berater:in ist, dass wir als Coach davon ausgehen, dass jeder Mensch die Lösung bereits in sich trägt. Coaching ist eine Reise zu sich selbst. Durch kreative Interventionen und Impulse meinerseits erarbeiten die Klient:innen selbständig ihr Ziel sowie die nächsten Schritte dahin. Es ist jedes Mal aufs Neue spannend, den überraschten Gesichtsausdruck der Klient:innen zu beobachten und mitzuerleben sowie die Motivation, die nächsten Schritte nun anzugehen.
Als Mental Coach arbeiten wir auftrags- und zielorientiert. Wir gehen in die Tiefe, verweilen da kurz und legen dann den Fokus nach vorne. Beobachtungen aus der Metaperspektive ermöglichen uns einen anderen Blickwinkel, und oft geschieht bereits hier ein Aha-Erlebnis.
In deiner Diplomarbeit zum Dipl. Mental Coach hast du dich vertieft mit dem „Selbst“ bei Tanz- und Kulturschaffenden auseinandergesetzt.
Das Selbst betrifft das eigene Selbstvertrauen, den Selbstwert sowie die Eigen- und Fremdwahrnehmung. „Wie nehme ich mich wahr, wie werde ich wahrgenommen?“, „Was sind meine Stärken, und woran möchte ich noch arbeiten“, „Was motiviert mich, was zieht mich runter?” und „Wie soll ich mich entscheiden?“
Ein Auszug aus Gedanken, welche Tanz- und Kulturschaffende oft heimsuchen. Gedanken sind kraftvoll und bestimmen unser Handeln und unsere Präsenz maßgeblich – auch unbewusst.
Misserfolge werden als persönlichen Misserfolg angesehen und schnell kann es passieren, dass man sich wertlos und schlecht fühlt. Der Fokus liegt dann vor allem beim Misserfolg, die kleinen Erfolge werden übersehen, meistens.
Theoretisch ist uns das allen bewusst. Wir wissen, dass der Fokus auf dem Positiven uns hilft, der Negativspirale zu entkommen. Praktisch gesehen ist dies dann oft gar nicht so einfach.
Von Mental Coaching für Tänzer: innen hat man bereits gelesen und es gibt mittlerweile auch Workshops in einzelnen Tanzschulen – es ist jedoch noch nicht sehr verbreitet. Aber genau da sehe ich Potential und auch Bedarf um Tänzer: innen mental noch stärker zu machen, zu unterstützen, zu fördern, den eigenen Wert noch mehr zu erkennen und Ängste und Blockaden in Stärken umzuwandeln.
Wie bist du zum Mental Coaching gekommen?
Als Tanzpädagogin merkte ich rasch, wie sehr mich eigentlich der Mensch und die persönlichen Geschichten und Erfahrungen faszinierten - mehr als die vorgegebene Tanztechnik.
Bei jedem:r einzelnen nehme ich den momentanen Stand ihres Könnens und setze da in meiner Arbeit als Tanzpädagogin an. Ich möchte Emotionen sehen und spüren und die Tänzer:innen da abholen, wo sie gerade stehen. Mich interessiert und fasziniert der Mensch mit seiner individuellen Bewegungssprache und wie Emotionen auf die eigene individuelle Art ausgedrückt werden.
Oft merkte ich, dass Tänzer: innen sich selbst zurücknahmen aus Angst zu versagen, sich zu blamieren und den eigenen Wert nicht kannten. Mich interessierte daher, wie kann man dem entgegenwirken – ja, sogar unterstützen. Wie kann der Fokus auf positive Gedanken uns unterstützen, bei sich zu bleiben und sich nicht von Meinungen und Wahrnehmungen anderer aus der Bahn werfen zu lassen? Wie kann man sich selbst und die jeweilige Rolle authentisch und überzeugend rüberbringen? Diese Fragen stellte ich mir immer und immer wieder.
Was fasziniert dich am Mental Coaching?
Als langjährige Tänzerin und Tanzpädagogin durfte ich neben der Bühnen- und Unterrichtserfahrung auch viel über Emotionen und über das Selbst erleben. Glücks- und Erfolgsgefühle, welche mich motivierten und mir das Gefühl gaben, nichts und niemand kann mich in meiner Kreativität aufhalten, lösten sich ab durch Ängste aller Art, die mir den Boden unter den Füssen wegzogen. Angst, nicht gut genug zu sein, es niemals zu schaffen, zu versagen und sich zu blamieren und negative Gedanken, die mich darin bestärkten, bestätigten und am Erfolg hinderten.
Wie sehr Gedanken uns in allem bestärken können und wie man diese FÜR uns und IN unser Schaffen einsetzen kann, das interessierte und faszinierte mich von Anfang an. Auch die Einstellung zu sich selbst, das Vertrauen in sich als Person und in die eigene Arbeit.
Du bist immer noch auch als Tänzerin und Tanzpädagogin aktiv, wie hat die Auseinandersetzung mit dem Mental Coaching deine pädagogische Arbeit und deine Sichtweise auf den Tanz beeinflusst?
Ich versuche ganz klar Coaching und Pädagogik zu trennen. Mein Fokus im Unterricht ist aber wie bereits erwähnt, die Tänzer: innen in ihrem Sein zu stärken und darauf aufzubauen. Zudem achte ich darauf, dass verschiedene Rollen und Emotionen durch die Tänzer: innen authentisch dargestellt werden und arbeite vermehrt mit der Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Zukünftig werde ich neben Einzel- auch Gruppencoachings anbieten, welche in Rahmen von Workshops explizit für Tänzer: innen angeboten werden. Dazu erarbeite ich im Moment ein Konzept zugeschnitten auf Themen, welche hilfreich für Tänzer:innen, Tanzpädagog:innen und Kulturschaffende im Berufsalltag sein werden.
Was würdest du Tanzlehrpersonen und Tänzer:innen mit auf den Weg geben?
Ich würde ihnen ein paar Fragen mitgeben: Wo stehe ich im Moment? Was macht mich aus? Was sind meine Stärken? Woran möchte ich arbeiten? Wo möchte ich hin?
Sich selbst zu reflektieren ist bereits der erste Schritt zu sich selbst und den eigenen Stärken.
Manchmal sieht man aber vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Da empfehle ich wärmstens, sich die Zeit und den Raum zu geben, sich einer externen Person anzuvertrauen. Einer Vertrauensperson, die die Themen neutral betrachtet und zusammen mit den Klient:innen analysiert und zum selbst definierten Ziel begleitet – Schritt für Schritt.
Weitere Informationen: www.rebekkascharf.com
Foto: Igor Rus
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS/10/22
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Dodzi Dougban - Künstler auf Augenhöhe
Filmdoku über einen gehörlosen Tänzer
Wir tauchen ein, in ein Leben voller Tanz. In seiner Kunst geht es dem energievollen und ausdrucksstarken Hip Hop Tänzer Dodzi Dougban um Sein, um Begegnungen auf Augenhöhe, um Sensibilität und die Bestärkung anderer. Es geht um ein Leben in Verbindung zu Menschen, die sich gegenseitig akzeptieren und bereichern.
Als gehörloser Afrodeutscher begegnet Dodzi von klein auf Vorurteilen. Er wächst mit Tanz und Rhythmus auf und entwickelt früh Strategien gegen Diskriminierung. Das inspirierenden Filmporträt von “Sehen statt Hören” gibt Einblick in das Leben dieses mitreissenden Tänzers und begleitet ihn in seinem künstlerischen Alltag.
Zum Film Dodzi Dougban - Künstler auf Augenhöhe
Quelle: ARD Mediathek 09/22
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The role of imagery in becoming a dance professional
Masterthesis von Salomé Martins
Die Tänzerin und Tanzpädagogin Salomé Martins sieht Imagery als Schlüsselinstrument, das der Bewegung auf ästhetische, sensorische, emotionale und authentische Weise Qualität verleiht und sie verbessert.
Die Praxis der Imagination, Visualisierung und Bildsprache wird schon seit langer Zeit in verschiedenen Kontexten, von religiösen, spirituellen und heilenden Praktiken bis hin zu Psychotherapie und Sport eingesetzt. Die ersten Erfahrungen mit Bildern und Bewegung beginnen, sobald die Schüler:innen das Tanzstudio betreten, und entwickeln sich allmählich weiter zu verschiedenen Typen und Kategorien. Für Salomé Martins stellt Bildsprache/Imagery eine Vorbereitung auf das Erlernen einer Tanztechnik dar und ist ein essentieller Bestandteil des Prozesses des Erlernens einer Tanztechnik und der Entwicklung einer individuellen Bewegungssprache.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit anatomischen und metaphorischen Bildern auseinandergesetzt, um das Verständnis für das wichtigste Werkzeug, das jede:r Schüler:in bereits besitzt, zu wecken - den physischen Körper. Dabei stützt sie sich auf wissenschaftliche Studien, sowie ihre eigene Forschungsarbeit und Erfahrungen als Schülerin, professionelle Tänzerin und Tanzpädagogin.
Nach Abschluss ihrer tänzerischen Ausbildung in Portugal war Salomé Martins als Tänzerin, Solistin und Probeleiterin an verschiedenen Theatern und Tanzcompanies in ganz Europa engagiert, u.a. am Tanz Luzerner Theater, beim Ballet National de Marseille, am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, Staatstheater Darmstadt und Braunschweig. 2022 schloss sie ihren Master in Dance/Teaching and Coaching Dance Professionals an der ZHdK Zürich ab.
Video Link in englischer Sprache The role of imagery in becoming a dance professional
Quelle: Salomé Martins 07/2022
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«Wichtig ist nur, wer du sein willst»
Tanz in seiner Vielfalt entdecken: Welcome to Burlesque!
New Burlesque feiert die Weiblichkeit, doch was ist Burlesque? Wie nehmen wir diese Kunstform wahr? Wir sind diesen Fragen nachgegangen und wurden in eine glamourvolle Welt der Verführung, voller Glitzer und Humor, hineingezogen.
Was es war - Die Anfänge
Der Begriff Burlesque stammt vom italienischen Wort «burla», das Scherz, Witz oder Spass bedeutet.
Im 16. Jahrhundert bezeichnete Burlesque eine Theaterform der «einfachen» Leute, welche von derben, skurrilen Inhalten und überspitzten Charakteren gezeichnet war. Den Ursprung finden wir in der italienischen Operette von Francesco Berni, dem Namensgeber dieser Kunstform.
Durch Wanderbühnen in Europa hinterliessen die volksnahen Darbietungen einen bleibenden Eindruck. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene eigenständige Formen.
Zu was es wurde - Weiterentwicklung
Der Schritt vom Strassentheater mit seinen skurrilen Parodien hin zur Show mit erotischen Komponenten vollzog sich ab dem 19. Jahrhundert. Die Burlesque Dar- bietung, mit ihren humoristischen sowie erotischen Elementen, entwickelte sich dann zu einem eigenständigen Genre, sozusagen vom Volkstheater zur Kunst des Entblätterns.
Um den Unterhaltungswert der varietéähnlichen Darbietungen zu erhalten, wurden Elemente aus dem Rahmenprogramm der Wanderzirkusse kopiert und in den sogenannten Sideshows weitergelebt. Attraktive Damen deuteten einen Striptease an und wurden dabei von Unterhaltungskomikern begleitet. Nicht selten bedeutete so ein Auftritt für den Komiker die Feuerprobe: Wer das Publikum zum Zuhören und Lachen bringen konnte, obwohl sich nebenbei eine Schönheit beinahe auszog, der hatte offensichtlich Talent und wurde wieder engagiert.
Als beim Striptease nach 1930 die vollständige Entkleidung erfolgte, löste sich die Verbindung von Moderation, Tanz, Gesang und angedeutetem Striptease auf.
Im Film «I’m no Angel» (ersch. 1933) spielt Mae West eine Tänzerin beim Zirkus, welche erotische Auftritte mit kultiviertem Smalltalk verband. Als Inbegriff der Femme fatale brach sie etliche damals gültige sexuelle Tabus, indem sie die Freiheit der Liebe und Gleichheit der Geschlechter proklamierte.
Im Laufe der 40er und 50er Jahre entwickelte sich Burlesque weiter und vermischte sich zunehmend mit dem populärer werdenden Pin-up.
Mit der in den 60er Jahren aufkommenden sexuellen Revolution geriet der Burlesque-Tanz immer mehr in Vergessenheit und wurde erst Anfang der 90er Jahre durch den sogenannten New Burlesque wiederbelebt.
Was es ist - Burlesque heute
New Burlesque ähnelt dem Striptease. Der Unterschied zum herkömmlichen Striptease besteht im Grad des Ausziehens. Während beim Striptease die Hüllen ganz fallen, bleiben beim Burlesque die wichtigsten Stellen bedeckt. Die Brustwarzen werden mit Nipplepads bedeckt, die Höschen sind knapp, werden aber nicht aus- gezogen. Aufwändige Kostüme mit Federboas, Netzstrümpfen, Fächern und Korsagen betonen die Weiblichkeit. Oft schlüpfen Tänzerinnen in Rollen, verknüpfen ihre Bewegungen und Songtexte mit tänzerischen und verführerischen Nummern. Sogar Elemente des modernen Tanzes sowie Accessoires aus der Fetischszene sind hier zu sehen. Erlaubt ist, was gefällt. New Burlesque feiert die Weiblichkeit: niveauvolle Unterhaltung, welche erotische Fantasien anregt.
Mit dem Hollywoodfilm «Burlesque» (2010) haben Christina Aguilera und Cher die Kunstform auf die Kinoleinwand gebracht. Auf einen Schlag wurde Burlesque weltweit bekannt. Die Choreografien und Tänze im Film sind heute noch in den Köpfen der Personen verankert.
Wir von der TVS durften 2022 der «European Queen of Burlesque» Meisterschaft, mit international renommierten Künstler:innen beiwohnen und wurden mit humorvollen, sinnlichen, erotischen, faszinierenden und mystischen Shows verwöhnt. Mit Styles wie Classic, Neo, Comedy und Dark Cabaret sind den Künstlerinnen fast keine Grenzen gesetzt. Beim Boylesque verwandeln sich sogar männliche Künstler zu glamourösen Geschöpfen. Es war erfreulich zu erleben, dass Burlesque nach wie vor sehr facettenreich ist und alles erlaubt ist, was gefällt. Im Anschluss an die Show, hatten wir die Gelegenheit, mit einer Vertreterin des Comedy Burlesque zu sprechen: Cheeky Kelly hat das Publikum mit einer raffinierten Parodie, gespickt mit gleichermassen schrillem wie subtilem Witz, begeistert.
Interview mit der Burlesque Tänzerin Cheeky Kelly
Cheeky Kelly, was bedeutet für dich Burlesque?
Ursprünglich galt Burlesque als eine humorvolle und theatralische Darstellung. Burlesque stammt vom Wort «burla», das lustig bedeutet – für mich persönlich ein sehr wichtiger Aspekt! Burlesque heisst aber auch, sich ausdrücken zu können und zu zeigen, wer man wirklich ist. Ethnische Herkunft, Nationalität, Aussehen oder Figur spielen keine Rolle – es ist nur wichtig, wer du sein willst und dass du den Mut hast, dies durch Burlesque auszuleben.
Wie bist du zu Burlesque gekommen?
Nachdem ich Mutter geworden war, hatte ich das grosse Bedürfnis, etwas für mich zu tun. Ich wollte meinen Körper wieder besser spüren und etwas ausüben, das sich gut anfühlt. Also trat ich im 2013 der Secret Follies Company bei und tauchte in die Kunst des Burlesque ein. Nach ein paar Lektionen war mir sofort klar, zu welchem Stil ich mich zugehörig fühlte. Es verging nicht viel Zeit, bis ich meinen ersten Auftritt hatte – seitdem trete ich bei verschiedenen Veranstaltungen auf (Kabarett Ohlala Chérie in Zürich, Kabarett Lune Noire in Bern sowie private Veranstaltungen).
Du hast dich wegen des Ursprungs des Burlesque für den Comedy Style entschieden. Finden wir in den verschiedenen Shows, die du anbietest, auch andere Styles?
Mein Burlesque Style ist durch und durch von der Comedy geprägt. Ich liebe es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und die Zuschauer zum Lachen zu bringen – denn vergesst nicht, was Burlesque ist: Es ist nicht nur eine Verführungskunst auf höchstem Niveau, sondern die Kunst des Ausdrucks!
www.cheekykelly.com
Bericht von Katiuscia Di Marino und Jenny Leone (unterrichtet selbst Burlesque Workshops) von Polelicious Pole Dance Winterthur.
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 09/2022
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Tanzen macht glücklich!
Interview mit Sylvia Frauchiger
Tanzen macht glücklich, davon ist Sylvia Frauchiger überzeugt. Im TVS Interview geht sie den Fragen auf den Grund, wie Tanz und Glück miteinander verbunden sind, wie das Wissen um Glück den Tanzunterricht bereichern kann und warum der Tanz, sowie das Glück in die Schule gehören.
Sylvia Frauchiger hat ihre Ausbildung zur Tänzerin und Tanzpädagogin an der Rotterdamse Dansacademie (heute Codarts) abgeschlossen. Sie unterrichtet Zeitgenössischen Tanz im Studio Akar in Bern und in zahlreichen anderen Institutionen für Menschen zwischen 4 und 90 Jahren. Ausserdem ist sie Lehrerin für das Schulfach Glück, Kursleiterin und Coach für Persönlichkeitsentwicklung.
Was ist Glück?
Die einfachste Frage zuerst. . .! Immer wieder stelle ich sie in meinen Kursen und auch mir selbst. Und es gibt einfach so viele Antworten! Glück ist ein Gefühl. Ein schönes Gefühl, das wir Menschen bewusst oder unbewusst anstreben. Wir alle möchten glücklich sein. Wir tun alles Erdenkliche, mehr oder manchmal auch weniger Sinnvolle, um dieses Glück für einen kurzen Moment zu fühlen. Ein wunderschöner, oft flüchtiger Seinszustand, der den ganzen Körper erfasst.
In meiner Arbeit liegt der Schwerpunkt auf dem psychologischen Wohlbefinden. Es wird auch das eudaimonische Wohlbefinden, oder Werteglück genannt und geht zurück auf Aristoteles. Hier ist der Fokus auf dem persönlichen Wachstum und der Selbstentfaltung. Dieses Glück hat viel damit zu tun, dass man in seinem Leben autonom handeln kann, Umweltanforderungen meistern kann, persönliches Wachstum erlebt, positive Beziehungen pflegt, sich selbst akzeptiert und einen Sinn im Leben erkennen kann.
Was hat Tanz mit Glück zu tun?
Tanzen macht nachweislich glücklich. Es kommen auf natürliche Weise viele Faktoren zusammen, die laut der Glücksforschung dazu beitragen, das Glücksempfinden zu steigern. Beim Tanzen bist du ganz im Moment anwesend, oft in einem Flow Zustand, wo du an nichts anderes denkst. Du bist in Verbindung mit dir, deinem Körper, deinen Gefühlen, deiner Seele, aber auch mit dem Raum, der Musik und anderen Menschen. Du tust deinem Körper und deiner Seele etwas Gutes und zusätzlich schüttet der Körper beim Tanzen die Glückshormone Dopamin und Endorphin aus.Tanzen stärkt zudem die Selbstwahrnehmung und im besten Fall das Selbstvertrauen. Also ein richtiger Glückscocktail, der ganz bewusst genossen werden kann.
Macht Tanzen immer glücklich?
Natürlich hängt der Glücksfaktor sehr davon ab, wie der Unterricht stattfindet, oder in welchem Umfeld man tanzt. Tanzen daheim zu deiner Lieblingsmusik oder an einer Party bringt manchmal mehr Glücksgefühle als die Tanzschule. Tanzen kann nämlich auch unglücklich machen.
Unglücksfaktoren sind: Sich immer zu vergleichen, sich überfordern, nicht auf seinen Körper hören, sich selbst abwerten, sich zu hohe Ziele setzen und die kleinen Fortschritte nicht wertzuschätzen. Dazu kommt es auf die Unterrichtsmethode an und schlussendlich vor allem auch auf die Tanzlehrperson, bei der du den Unterricht besuchst. Diese sollte achtsam korrigieren und keinesfalls deine Person damit abwerten oder blossstellen. Tanzen ist immer sehr persönlich. Es ist dein Körper, der da Kritik erhält und der untrennbar mit deinen Gefühlen und deiner Seele verbunden ist. Unachtsame Kommentare können tief gehen und sehr verletzend wirken.
Hol dir Hilfe, wenn dich das Tanzen nicht mehr glücklich macht! Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, aber das Grundgefühl sollte ein gutes sein. Achte gut auf deinen Körper. Wisse stets, dass Körper, Geist und Seele mit dir tanzen. Das kann nicht getrennt werden und alle Ebenen brauchen deine Aufmerksamkeit. Der Körper zeigt es durch Schmerzen, der Geist durch schlechte Gedanken und die Seele durch traurige Gefühle, wenn etwas nicht mehr stimmt. Probiere der FREUDE zu folgen, sie kennt den Weg zum Glück am besten!
Du unterrichtest das Fach «Glück» an Schulen und bietest verschiedene Fortbildungen für Lehrpersonen an. Kannst du uns mehr dazu erzählen?
Das Schulfach Glück kommt auch der positiven Psychologie und hat zum Ziel das psychologische Wohlbefinden der Kinder zu stärken. Es wurde von Dr. Ernst Fritz Schubert ins Leben gerufen. Ich habe am Fritz- Schubert- Institut die Weiterbildung besucht, nachdem mir bewusst wurde, wie sehr die selbststärkenden Faktoren in den Schulen fehlen und wie stark glücklich es machen kann, wenn man erkennt, wie wertvoll und richtig man ist. Auch bei schlechten Noten, oder wenn man nicht der Norm entspricht. Im Unterricht probiere ich mit den Kindern herauszufinden, was ihre Stärken sind, was sie gut können, was sie glücklich macht und was sie brauchen, um sich gut und sicher zu fühlen. Wir reden auch viel über Gefühle und natürlich tanzen wir immer!
Wie bist du zum Glückscoaching gekommen?
Glückscoaching ist für mich Persönlichkeitsentwicklung. Entwicklung verstehe ich im Sinne von: Alles was nicht zur natürlichen Persönlichkeit gehört «entwickeln», damit das Schöne in jeder Person wieder sichtbar ist. Der Kern ist immer heil und schön, nur oft eingewickelt und verdeckt. Menschen die an sich glauben, sich lieben, ihre Talente und Stärken zum Wohle aller einbringen und glücklich sind, sind unerlässlich für eine bessere Welt. Deshalb fange ich mal in den Schulen an. Kinder sind die Zukunft.
Wie hat das deine tanzpädagogische Arbeit beeinflusst?
Mir war schon immer wichtig, dass meine Schüler:innen glücklich aus meinem Unterricht kommen. In den letzten Jahren habe ich das «Glück» immer bewusster als Ziel und Fokus ins Zentrum gestellt. Ich baue auch vermehrt Körperwahrnehmungsübungen und Achtsamkeit in meinen Unterricht ein. Ich probiere noch bewusster immer wertschätzend zu sein, persönliche Fortschritte zu sehen und die Schüler:innen nicht zu vergleichen. Ich gebe mir Mühe alle zu sehen und dort zu ermutigen, wo sie es brauchen.
Der Tanz begleitet dich schon dein ganzes Leben lang, was fasziniert dich immer noch daran?
Tanz ist ein Wunderding. Mich fasziniert am meisten, was er mit uns macht, mit unseren Gefühlen und unserer Seele, wie er uns glücklich machen kann! Ob als Zuschauerin oder als Tanzende, hat Tanz für mich, wie fast nichts sonst, die Kapazität Gefühle herbeizuzaubern und oft auch das Glück. Ich liebe den Tanz, weil beim Tanzen das Glück immer mitschwingt. Verbindung ist das Zauberwort. Im Tanz fühle ich mich manchmal so glücklich verbunden mit mir, dem Raum, den Menschen, der Musik und dem Universum. Das schafft nur der Tanz.
Weitere Informationen www.raum-für-glück.ch
Foto: Rolf Siegenthaler
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 09/2022
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DancePodGuest - Gizella Erdös
Von der Liebe zum Tanz, verzerrten Körperbildern & Essstörungen
Nebst ihrer künstlerischen, choreografischen und tanzpädagogischen Arbeit, begleitet Gizella Erdös als Bewegungsanalytikerin und -therapeutin Menschen mit Essstörungen am Kompetenzzentrum für Essstörungen in Zürich.
Für Gizella Erdös ist Tanzpädagogik auch eine Lebenshaltung - seit über 35 Jahren unterrichtet sie mit viel Leidenschaft Charaktertanz, unter anderem an der Ballettschule für das Opernhaus Zürich und hat für diverse Produktionen Choreografien kreiert. Im Podcast spricht sie über ihre Liebe zum Tanz, von verzerrten Körperbildern und möglichen Auslösern von Essstörungen und wie diesen im Tanzunterricht entgegengewirkt und damit umgegangen werden kann.
Zum Podcast auf schweizerdeutsch: DancePodGuest - Gizella Erdös
Weitere Informationen zu Gizella Erdös
Anlaufstelle bei Essstörungen: Schweizer Gesellschaft für Essstörungen
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 08/2022
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Tanz und Intimität - Intimacy Direction & Coordination
Interview mit Emma Murray
Die neuseeländische Tänzerin und Choreografin Emma Murray setzt sich im TVS Interview mit dem Thema Tanz und Intimität auseinander.
Emma war Solistin am Royal New Zealand Ballet und tanzte am Stadttheater Bern. Nebst ihrer künstlerischen und choreografischen Tätigkeit, unterrichtet sie an verschiedenen Tanzschulen und Companies. 2020 schloss sie den Master in Performance Art Practice an der HKB Bern ab und macht aktuell eine Ausbildung in Intimacy Direction & Coordination (TIE).
Aktuell bildest du dich zum “Intimacy Director & Coordinator (TIE)” weiter, kannst du uns etwas mehr zu diesem Berufsfeld erzählen und wie du dazu gekommen bist, dich mit dem Thema Tanz und Intimität auseinanderzusetzen?
Eine Tanzkollegin in Neuseeland, die ihre Ausbildung vor kurzem abgeschlossen hat, machte mich auf die Online-Kurse in Intimitätsführung und -koordination aufmerksam. Intimitätsexpert:innen sind Choreografierende und Fürsprecher:innen von Schauspielenden. Bei Szenen, die Nacktheit und/oder intime Körperkontakte beinhalten, fungieren sie als Verbindungsglied zwischen Darstellenden und der Produktion. Intimacy Direction bezieht sich auf die Arbeit für Theater oder Live-Performance, Intimacy Coordination auf die Arbeit für Fernsehen und Film.
In der Film- und Theaterbranche werden schon seit längerem Intimacy Directors und Coordinators in Arbeitsprozesse eingebunden, wo siehst du Potential für diese Arbeit im Tanzbereich?
Ich denke, dass die auf Zustimmung basierenden Praktiken, die der Intimitätsarbeit innewohnen, für junge Tanzschüler:innen und auch im Tanzausbildungsbereich ganz allgemein, von großem Nutzen sein können. Die Intimitätsarbeit beschäftigt sich mit wichtigen Fragen zum Thema Grenzen und Schnittstellen zwischen körperlichen, beruflichen, persönlichen und kulturellen Grenzen. Auch die grössere Tanz-Community kann vom Wissen, wie man innerhalb dieser Grenzen kooperativer und kreativer arbeiten kann, nur profitieren.
Wo siehst du die grössten Hürden oder Herausforderungen?
In der Schaffung neuer Normen innerhalb der Tanzkultur. Zum Beispiel, zu etablieren, dass Tänzer:innen, mit denen man gut arbeiten kann, Tänzer:innen sind, die pünktlich erscheinen, sich gut im Raum einfügen, aber auch ihre eigenen Grenzen respektieren und Bedürfnisse artikulieren können.
Hast du als Tänzerin selber Momente erlebt, in denen du dich unwohl gefühlt hast?
Ja. Den Unterschied zwischen Unbehagen und einer Grenze zu erkennen, ist etwas, das ich immer noch lerne, innerhalb und außerhalb des Tanzstudios!
Körperkontakt gehört in vielen Tanzstilen mit dazu, sei dies im Paartanz, Contact Impro oder auf der Bühne, im Laien als auch professionellen Bereich, dabei nimmt jeder Mensch Berührungen anders wahr. Welche Aspekte können auch in den Tanzunterricht übertragen werden oder miteinfliessen?
Als Pädagog:in, Regisseur:in oder Choreograf:in kann man oftmals die eigene “Machtposition” nicht einfach abgeben, aber man kann Wege finden, diese durch auf Zustimmung basierten Praktiken zu mildern, oder abzuschwächen. In einem der TIE-Online-Kurse, an dem ich teilgenommen habe, wurde die Zustimmung als Raum zum Atmen bezeichnet - um im Proberaum bewusst informierte Entscheidungen treffen zu können. Die Verwendung offener Fragen, ist beispielsweise eine gute Möglichkeit dies zu tun, oder sich auf ein Pausenwort zu einigen. Anstatt "Nein" zu sagen, was sich in einer kollaborativen Umgebung als harter Stopp und Herausforderung anfühlen kann, kann die Wahl eines Ersatzwortes oder einer Geste, eine Pause oder einen Raum zum Atmen und Nachdenken ermöglichen, bevor das Gespräch fortgesetzt wird.
Der Umgang und die Beziehung zum eigenen Körper ist in allen Tanzbereichen immer wieder zentrales Thema. Wie hat sich deine Beziehung zu deinem Körper über die Jahre verändert? Und wodurch wurde dies beeinflusst?
Mehr und mehr empfinde ich es als Privileg, so lange mit dem sich bewegenden Körper gearbeitet zu haben. Trotz (oder gerade wegen?) der fehlenden Sicherheit, hat mir die Zeit, die ich als Tänzerin, Lehrerin oder Choreografin damit verbracht habe, durch und über den Körper (nach)zudenken, zu einer Reihe von wertvollen Fähigkeiten verholfen, die zu einem guten Leben beitragen.
Gerade im Bereich der Intimität ist Kommunikation von grösster Wichtigkeit. Welche Rolle spielt dabei die Sprache?
Ich war überrascht zu erfahren, wie sehr die Arbeit der Intimitätsführung und -Koordination auf choreografischen Werkzeugen beruht. Der Tanz und die Intimitätsarbeit teilen sich ein ähnliches Vokabular für die Bewegungsführung. Ein Vokabular, das zum Beispiel verschiedene Berührungsebenen oder den sich vergrössernden oder verkleinernden Abstand zwischen einzelnen Körperteilen oder Körpern beschreibt. Die Sprache ist prägnant und kodifiziert und zielt darauf ab, nicht überladen oder sexualisiert zu sein. Folglich wird von den Darstellenden nicht erwartet, dass sie bei der Aufführung intimer Szenen eine "Chemie" oder "eine bestimmte Art von Magie" erzeugen. Diese entlastete Sprache, die für die Choreografie intimer Momente oder direkter Bewegungen verwendet wird, ermöglicht den Tänzer:innen und Schauspieler:innen Handlungsfreiheit und bewegt sich während den Proben innerhalb von klaren Grenzen.
Wie hat die vertiefte Auseinandersetzung mit dieser Thematik deine eigene künstlerische und pädagogische Arbeit beeinflusst?
Ich bin begeistert von der Aussicht, dass diese Arbeit in meine Unterrichtspraxis einfließen wird - während ich mehr lerne und mich qualifiziere. Ich möchte wirklich dazu beitragen, die Säulen der Intimitätsführung und -Koordination mit dem Berufsfeld Tanz zu teilen. Nicht, um den kreativen Ausdruck einzuschränken oder zu zensieren, sondern um seine Qualität zu verbessern, indem ich diejenigen ermächtige, die für die Kreieren und Performen verantwortlich sind!
Was wünscht du dir für den Tanz?
Machtpositionen und wahrgenommene Arbeitsknappheit (Gig-Economy) führen bei Tänzer:innen und Tanzschaffenden oft zu einem Überlebensmodus, der ihr kreatives und kognitives Denken hemmen und sich möglicherweise auf Fragen rund um das Thema Zustimmung auswirken kann. Ich würde das Tanzstudio gerne als einen Ort der Ermächtigung und Empowerments sehen, für all diejenigen, die dort arbeiten.
Weitere Informationen zu Emma Murray
www.emmamurray.ch
Informationen zum Thema Intimacy Direction & Coordination
www.theatricalintimacyed.com
www.idcprofessionals.com
Foto: Nicole Pfister - Choreografie: Emma Murray
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 08/2022
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“manntanzt” - Männer wippen nur mit dem Fuss…
Interview mit Tina Mantel
Tina Mantel ist seit den 1980er Jahren als freiberufliche Choreografin, Tänzerin und Pädagogin tätig. Ihre Tanzausbildung erhielt sie in New York (BFA Juilliard School) wo sie auch das Choreografieren entdeckte. Sie unterrichtete über zehn Jahre lang Tanz, Choreografie und Tanzgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste. Danach studierte sie Tanzwissenschaft und gründete das Projekt „manntanzt“.
2021 lancierte sie das Tanzmehr Bühne mit*ein*ander*es Tanzfestival. Sie ist Vorstandsmitglied der TanzLOBBY IG Tanz Zürich und unterstützt als Coach Tanzschaffende auf ihrem persönlichen Weg.
Du bist Choreografin, Tanzschaffende und Tanzwissenschaftlerin und arbeitest seit vielen Jahren im Bereich des künstlerischen Community Dance, kannst du uns etwas mehr zu diesem Arbeitsfeld erzählen?
Das Unterrichten war für mich immer Teil meiner Tätigkeit, nicht nur Profis, sondern auch nicht-professionell tanzende Menschen von Kindern bis Senior:innen möchte ich Tanz als Kunstform erleben lassen. Die künstlerische Arbeit an Projekten mit solchen Gruppen begann mit „manntanzt“. Im künstlerischen Community Dance arbeiten wir als professionell ausgebildete Tanzschaffende mit sogenannten „Lebensexpert:innen“, d.h. Menschen, die ihre ganze Biografie, ihre Schwächen und Stärken in den künstlerischen Prozess einbringen, über die Mittel der Bewegung. Was mich daran interessiert, ist immer wieder neu zu entdecken, wie aus Bewegung „Tanz“ wird – und was das genau für mich ist. Laien sind in der Regel nicht behaftet mit tänzerischen Bewegungsmustern, sie gehen anders an Aufgabenstellungen heran als professionelle Tänzer:innen. Das hat viel mit Entdecken zu tun und mit Authentizität. Eine Poesie des tänzerischen Ausdrucks mit ihnen zu entwickeln, finde ich immer wieder magisch.
Im Jahr 2012 hast du “manntanzt” ins Leben gerufen. Was genau steckt dahinter?
Ich hatte damals an der ZHdK den ersten Bachelor Studiengang für Zeitgenössischen Tanz organisiert und bei den Aufnahmeprüfungen wieder einmal erlebt, wie wenig tanzende Männer es in der Schweiz gibt. Von ca. 50 Bewerbungen waren gerade mal drei Männer, einen konnten wir aufnehmen. Als der Studiengang aus politischen Gründen gestoppt wurde, liess mich die Frage nicht mehr los, weshalb in unserer westlichen Kultur Männer kaum Zugang zum künstlerischen Tanz haben. So entstand die Idee, zu diesem Thema ein Projekt zu machen, eben „manntanzt“. Es war nur als Workshop Aufführung gedacht, aber zusammen mit dem Regisseur Roger Nydegger entstand dann ein abendfüllendes Stück, das alle begeistert hat. In der Folge bot ich den teilnehmenden Männern an – es waren 13 – ein regelmässiges Tanztraining für sie durchzuführen. Seither sind insgesamt vier abendfüllende und drei kürzere Produktionen entstanden und das Training läuft kontinuierlich, wenn auch mit Schwankungen bei den Teilnehmerzahlen.
Wie kommst du als Frau dazu, ein Tanzformat speziell für Männer zu entwickeln?
Vielleicht ist es für professionelle Tänzer so selbstverständlich, dass es wenig Männer in Tanzangeboten gibt, dass sie nicht auf die Idee kommen. Zu Beginn fand ich es wichtig, dass ich mit einem Mann zusammen arbeite bei einer Produktion. Inzwischen weiss ich, dass dies nicht notwendig ist. Bei einem Mann als Leitung würden vielleicht Konkurrenzgefühle oder Alpha Gehabe aufkommen. Wir sind jetzt ein reines Frauenteam bei der Probenarbeit mit Delia Dahinden (Regie) und Antje Brückner (Licht) und das funktioniert sehr gut.
Letztendlich ist es ein feministisches Projekt, Männern den Zugang zum künstlerischen Tanz zu erleichtern. So wie Fussballspielen für Mädchen inzwischen selbstverständlich ist, wünsche ich mir, dass Jungs und Männer sich dem Tanz zuwenden können, ohne verachtende Vorurteile aus ihrem Umfeld aushalten zu müssen.
Wie kann man sich eine manntanzt Stunde oder Workshop konkret vorstellen?
Das Montagstraining unterscheidet sich inhaltlich nicht von einem Angebot für eine gemischte Gruppe. Vielleicht nutze ich manchmal andere Bilder oder Musikstücke, aber das sind Nuancen. Das wichtigste ist, dass die Männer unter Gleichgesinnten sind und ihr Interesse am Tanz ausleben können. In gemischten Gruppen sind sie ja die Exoten, das mögen viele nicht.
Ich biete in der ersten Stunde ein Körpertraining für Bewusstsein, Kraft, Flexibilität und Koordination an, basierend auf Zeitgenössischem Tanz und José Limon Technik. Im zweiten Teil improvisieren wir mit wechselnden Themen, alleine, zu zweit und als Gruppe. Hier ist der kreativ-gestalterische Aspekt im Vordergrund. Für reine Selbsterfahrung gibt es andere Angebote.
Die Jubiläums Workshops dauern einen Tag und nehmen jeweils das Thema eines manntanzt Stückes auf. Beim ersten Workshop geht es wie beim Stück von 2012 um die Hemmungen aber auch Sehnsüchte, die Männer mit Tanz verbinden. Andere Themen sind männliche Pioniere aus der Tanzgeschichte, Nähe und Distanz zwischen Männern oder die Frage nach einem zeitgemässen Heldentum.
Welchen Herausforderungen begegnest du in deiner Arbeit?
Die grösste Herausforderung ist immer wieder, tanzinteressierte Männer zu finden, denen mein Angebot zusagt. Die Männer, die bei einer Produktion mitwirken, machen nach dieser zeitintensiven Phase oftmals eine Pause. Junge Männer scheinen sich nicht mehr frei nehmen zu können für das Tanzen, wenn sie Väter werden. Älteren Männern werden die körperlichen Herausforderungen irgendwann zu viel. So gibt es immer wieder Wechsel, aber es ist schön, dass viele Männer im Schnitt ca. 4 Jahre bleiben.
An welche manntanzt Momente und Erlebnisse erinnerst du dich besonders gerne?
Wenn ein Mann über den Tanz etwas Neues über sich erfährt und sich wohler fühlt in seinem Körper, ist das ein Geschenk. Immer wieder die Offenheit, Energie und Kreativität der Männer im Training zu erleben, finde ich erfüllend. Und in jedem Stück gab es lustige, ästhetisch schöne und emotional berührende Momente. Zum Beispiel das Ende von „Von Mann zu Mann zu Mann“, wenn die Tänzer in einer Reihe mit dem Rücken zum Publikum stehen, und zaghaft ihre Hände zueinander ausstrecken und wieder sinken lassen. Das hat mich jedes Mal gerührt und dieses Gefühl im Publikum wieder zu erkennen, fand ich sehr schön.
Du hast dich auch wissenschaftlich damit auseinandergesetzt und an der Uni Bern eine Arbeit zu diesem Thema geschrieben: “manntanzt - how male dancers destabilize gender roles”. Die Beziehung zwischen Tanz und Männlichkeit, scheint, gerade in der westlichen Kultur, immer noch mit gewissen Vorurteilen belastet zu sein, worin siehst du aus tanzwissenschaftlicher Sicht mögliche Gründe dafür?
Ich kenne da verschiedene Ansätze. Einerseits auf einer kulturhistorischen Ebene: Der männliche Körper durchlief in den letzten zweihundert Jahren einen historischen Wandel. In prähistorischen Zeiten tanzten fast ausschliesslich Männer, auch Louis XIV erhielt seinen Übernamen „Sonnenkönig“ von einer Hauptrolle in einem Ballett. Doch der männliche Tänzer verschwand im 19. Jahrhundert, in der Zeit des romantischen Balletts und Ballerinen Kults, praktisch von den westlichen Theaterbühnen. Ähnlich verschwand auch der männliche Akt aus der Malerei und Bildhauerei, und die männliche Kleidung erfuhr mit der Einführung des schwarzen Anzugs ein einheitliches Understatement. Männer wurden quasi unsichtbar während sie gleichzeitig für den normativen Blick in patriarchalen Gesellschaften stehen. Deshalb sind Männer auf der Bühne in einer prekären Lage, wenn sie wie Tänzer, ihren Körper ins Rampenlicht stellen. Denn der heterosexuelle, männliche Blick darf sich per definitionem nicht für das Spektakel des tanzenden männlichen Körpers interessieren, da sonst unbewusste oder bewusste homoerotische Reaktionen ausgelöst werden, die wiederum homophobe Reaktionen provozieren
Auf einer individuelleren Ebene reibt sich das Kontrollbewusstsein in unseren mittel- und nordeuropäischen Gesellschaften mit dem Tanz. Vor allem Männer lernen immer noch, dass ein richtiger Mann seine Gefühle unter Kontrolle hält und seinen Körper diszipliniert. Tanz ist immer auch ein Stück Kontrollverlust, tanzend entziehen wir uns dem rationalen Denken, das fällt Männern schwerer als Frauen. Auch die Kirche hat dazu beigetragen, dass Tanzen als minderwertige oder gar keine Kunstform betrachtet wird.
Hingegen hat der Tanz für Männer in südlichen oder osteuropäischen Gesellschaften eine ganz andere Bedeutung. Dort wo der Volkstanz ein aktiv gelebter Teil der Kultur ist, finden Männer selbstverständlicher zum Tanz, als Hobby oder als Beruf.
Welche Haltung liegt deiner künstlerischen und pädagogischen Arbeit zugrunde?
Ich kann das vielleicht so zusammenfassen: Respekt und Neugierde für die tanzenden Menschen einerseits und das Teilen meiner grossen Leidenschaft für den Zeitgenössischen Tanz als kreative Ausdruckform.
Wie hat deine Arbeit im Bereich des Community Dance, deine Sicht auf Tanz verändert oder beeinflusst?
Mich interessiert Perfektion nicht mehr, tanztechnische Leistungen kann ich schätzen, aber sie begeistern mich selten. Und die Kommunikation mit dem Publikum ist mir immer wichtiger geworden. Ich möchte die Menschen erreichen und sie nicht ratlos vor einem Tanzstück sehen. Mit der ersten “manntanzt” Produktion fand ich heraus, dass diese Männer auf der Bühne, die wie der Bruder, Vater oder Nachbar aussehen, die Zuschauenden unmittelbar ansprechen und berühren. Weil die Identifikation selbstverständlicher ist, als mit durchtrainierten, virtuosen, professionellen Tänzern. Die ich aber auch sehr schätze!
Was motiviert dich an deiner Arbeit? Woraus schöpfst du?
Ich hoffe, das habe ich bereits ausgedrückt: ich liebe den Tanz und möchte ihn deshalb möglichst vielen Menschen zugänglich machen, ob sie selbst tanzen, auftreten oder Stücke schauen. Tanz leidet unter anderem darunter, dass alle meinen zu wissen, was es ist, aber jede:r Mensch etwas anderes darunter versteht. Tanz kann soziale Praxis sein an Partys und Feiern, es kann ein Sport sein, er wird kommerziell genutzt in Werbung oder Musikvideos, und er kann eben auch eine Kunstform sein. Und auch da gibt es eine grosse Bandbreite vom Klassischen Ballett bis zum Konzept Tanz. Wer mehr über Tanz weiss, findet einen besseren Zugang dazu. Das ist meine Motivation.
Das Tanzen ist auch weiterhin meine Quelle – ich fühle mich nie so lebendig wie beim Tanzen und ich hoffe, dass dies noch lange so ist.
In diesem Jahr feiert manntanzt sein 10-jähriges Jubiläum. Wie geht es weiter und welche Wünsche und Visionen hast du für die nächsten zehn Jahre?
Ich wünsche mir, dass es manntanzt Satelliten in verschiedenen Städten gibt - unterschiedliche Tanzangebote, die sich an Männer und Jungs richten. Ich möchte selbst noch einige Stücke mit Männern auf die Bühne bringen und dann auch eine Nachfolge finden, so dass die Arbeit weitergeht, auch wenn ich einmal nicht mehr die Energie dafür habe. Kurzfristig wünsche ich mir vor allem, dass sich genügend interessierte Männer melden, um die Workshops in Winterthur, Basel, Bern und Luzern durchführen zu können!
Was würdest du Tanzschulen, Tanzpädagog:innen und tanzfreudigen Männern mit auf den Weg geben, in Bezug auf genderübergreifende Zugänglichkeit von Tanz?
Ich empfehle unbedingt Angebote nur für Buben, Jungs und Männer einzurichten, geleitet von männlichen und weiblichen Tanzschaffenden. Das können zu Beginn kurzfristige Workshops oder Projekte sein. Es fällt Männern leichter, sich für eine begrenzte Zeit und ein klares Ziel zu verpflichten, als für einen regelmässigen Kurs. In gemischten Gruppen könnten die Bedürfnisse der Männer und Frauen angesprochen werden und sie allenfalls auch mal geschlechtergetrennt etwas erarbeiten lassen. Gerade bei Kindern ist die Begeisterung vieler Mädchen für rosa Kleidchen eher abschreckend für Jungs – und auch gewisse Mädchen.
Den tanzfreudigen Männern wünsche ich, dass sie ein Angebot finden, das ihnen zusagt und den Mut, es auch auszuprobieren! Und sich nicht abschrecken lassen, falls sie der einzige Mann sein sollten.
Weitere Informationen: manntanzt - Tina Mantel
Videolink: manntanzt
Informationen Jubiläumsworkshops
Hier lesen sie die Arbeit in englischer Sprache “manntanzt - how male dancers destabilize gender roles”
Social Media: @manntanzt auf Facebook und Instagram
Fotocredit: Roman Bernhard
Quelle: Tanzvereinigung Schweiz TVS - 06/2022
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Perfektionismus
IADMS - Ressource Paper für Tänzer:innen und Tanzpädagog:innen
In Zeitungsrezensionen werden oft die Worte "perfekt" oder "makellos" verwendet, um darauf hinzuweisen, dass bei einer Tanzaufführung etwas Erstrebenswertes geschehen ist. Aber ist Perfektion oder Exzellenz vorteilhafter? Gibt es einen Unterschied zwischen den beiden, und wenn ja, was könnte er für Tänzerinnen und Tänzer und für diejenigen, die sie unterrichten bedeuten?
Die Psychologin Harriet Braiker hat einmal gesagt: "Das Streben nach Exzellenz motiviert, das Streben nach Perfektion ist demoralisierend". Vielleicht in Anerkennung der Tatsache, dass ein Tänzer oder eine Tänzerin hoch streben und hart arbeiten muss, bevor er oder sie eine gute Leistung erbringen kann, versuchen Pädagog:innen manchmal, Schülerinnen und Schüler zur Perfektion zu inspirieren.
In diesem Beitrag werden zunächst die aktuellen Vorstellungen über Perfektionismus, einschließlich seiner positiven und negativen Aspekte, beschrieben. Anschließend wird ein Überblick über einschlägige Forschungsarbeiten zu den Beziehungen zwischen Perfektionismus und einer Reihe von Indikatoren für Wohl- und Unwohlbefinden oder Krankheitsbildern gegeben. Der Beitrag befasst sich auch mit der Frage des Perfektionismus unter Tanzpädagog:innen, Schüler:innen und Tanzenden und schließt mit Empfehlungen für die Praxis ab.
Der Artikel wurde von Sanna Nordin-Bates in Zusammenarbeit mit dem IADMS Dance Educators’ Committee 2014 verfasst.
Hier lesen Sie den ganzen IADMS Artikel in englischer Sprache Perfectionism - Ressource Paper for Dancer and Teachers
Hier finden Sie viele weitere spannende Ressourcen und Informationen IADMS - International Association for Dance Medicine and Science
Quelle: IADMS - Dance Educators’ Committee, 2014
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In y/our Shoes - The Role of Empathy in Coaching Dancers
Masterthesis von Ilana Werner
Die Verantwortung, die das Coaching von Tänzer:innen mit sich bringt, ist enorm hoch. Wenn wir über Kunst sprechen, egal ob es sich um eine Statue, ein Lied, ein Gemälde oder ein Tanzwerk handelt, sprechen wir normalerweise über das Endprodukt. Der Weg zu einem fertigen Bühnenstück ist jedoch ein sehr komplexer, vielschichtiger und vor allem kollaborativer Prozess.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sich Ilana Werner mit dem Thema Empathie im Bereich des Coachings auseinandergesetzt und die Beziehung und das Zusammenspiel von Tänzer:innen und Tanzpädagog:innen, Ballettmeister:innen und Probeleitenden beleuchtet. In einer Podiumsdiskussion spricht sie mit drei erfahrenen Experten, über die Schönheit dieser Aufgabe, die Rolle der Empathie im Arbeits- und Lernprozess, aber auch über Schwierigkeiten und Herausforderungen, und die katastrophalen Folgen eines Mangels an Empathie.
Ilana Werner verbrachte 12 Jahre ihrer Karriere als erste Solistin beim Bayerischen Staatsballett in München und tanzte danach beim Ballet du Capitole in Toulouse und dem Ungarischen Nationalballett in Budapest. 2021 absolvierte sie ihren Master of Arts in Teaching and Coaching Dancers an der ZHdK in Zürich, sie ist international als Gastcoach an Schulen und Compagnien tätig und war Ballettmeisterin am Tanz Luzerner Theater, ist zertifizierte Übersetzerin und mittlerweile auch in der Betrugsverhinderung eines namhaften Kreditunternehmens tätig.
Hier lesen Sie die Masterarbeit auf englisch In y/our Shoes - The Role of Empathy in Coaching Dancers
Video Link In y/our Shoes
Quelle: Ilana Werner, 05/2021
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DancePodGuest - fit 4 performing arts
Interview mit Angélique Keller
Angélique Keller ist ausgebildete Sportwissenschaftlerin, hat an der Uni Bern Dance Science studiert und lange Jahre als Sporttherapeutin an der Schulthess Klinik Zürich (Swiss Olympic Centre) gearbeitet und professionelle Athlet:innen und Tänzer:innen auf ihrem Weg zurück zum Sport oder auf die Bühne begleitet.
2018 hat sie fit4performingarts Angélique Keller gegründet, ein Angebot, dass sich an Tänzer:innen, Tanzpädagog:innen und Tanzinstitutionen aus allen Bereichen richtet. Es umfasst Check-ups, Konditions-, Präventions- und Back-to-stage Programme, Konsultationen sowie Dance Science Workshops & Vorträge. Ausserdem beschäftigt sich Angélique vertieft mit Spiraldynamik und verschiedenen Bewegungsformen und hat unter anderem Konditionsprogramme für das Ballett Zürich, das Landestheater Ballett Salzburg und das Ballett Leipzig konzipiert.
In der zweiten Episode des DancePodGuest spricht Angélique über ihre Arbeit mit Tänzer:innen, ihre Motivation und Ziele und über gesundes und nachhaltiges Training, im Laien- als auch professionellen Bereich, über alle Tanzsparten hinweg. Ausserdem geht sie verschiedenen Trainigsmythen auf den Grund, betont die Wichtigkeit von bewussten Ruhephasen und erzählt von ihrer Interventionsstudie zum Thema plyometrische Sprungkraft, die sie im Rahmen ihres MAS Studiums mit dem Ballett Zürich durchgeführt hat.
Hören Sie hier das ganze Interview in deutscher Sprache DancePodGuest - “fit 4 performing arts”
Weitere Informationen zu Angélique Keller finden Sie unter www.fit4performingarts.ch
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 05/2022
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Tango trifft auf Dance Science
Interview mit der TVS-Stipendiatin Annatina Luck
Annatina Luck ist Tangotänzerin, Tanzpädagogin, Choreografin und hat 2013, zusammen mit Daniel Aranda, ihre eigene Tanzschule "La Porteña”, im Herzen von Zürich eröffnet. Sie ist Gewinnerin des TVS-Stipendiums 2021 und studiert aktuell an der Uni Bern im Studiengang MAS Dance Science.
Bewegung war schon immer deine Leidenschaft. Du hast deine Ausbildung zur zeitgenössischen Tänzerin an der Universität der Künste in Amsterdam und an der Alvin Ailey School in New York gemacht, wie bist du zum Tango gekommen?
Nach meiner vierjährigen Ausbildung in New York, war für mich klar: Hier will ich leben. Nachdem ich eine Green Card gewonnen hatte, stand mir nichts mehr im Wege. Fast 20 Jahre lang nannte ich New York mein Zuhause und tanzte, choreografierte und unterrichtete modernen Tanz. Bei einer abendfüllenden Show im „Steps on Broadway“, wo ich meine Choreografien präsentierte, sah ich zum ersten Mal eine Tango-Performance. Ich war so fasziniert, dass ich am nächsten Tag meine erste Tango Lektion nahm und von da an wusste ich: Das ist meine Zukunft.
Seit Jahren unterrichtest du sowohl an deiner eigenen Schule, als auch als Gastdozentin in der Schweiz und im Ausland. Welche Haltung liegt deiner pädagogischen Tätigkeit zu Grunde?
Im Vordergrund steht immer die Person, der:die Schüler:in. Den Inhalt der Lektionen passe ich immer wieder aufs neue den Bedürfnissen der Schülern:innen an. Es braucht Flexibilität und Kreativität, denn nur im Verstehen des Einzelnen kann der Tango vollumfänglich vermittelt werden.
Mein Unterricht folgt den Prinzipien des traditionellen argentinischen Tangos, und es ist mir wichtig dass die Schüler in einem sicheren Umfeld lernen können. Ich achte darauf, dass die Atmosphäre trotz der anspruchsvollen Inhalte entspannt und locker bleibt.
Du hast 2021 eines der TVS-Stipendien erhalten, um das CAS “Dance Science: Health & Performance” an der Uni Bern zu machen. Was hat dich dazu motiviert, dieses Studium in Angriff zu nehmen?
Das mag lustig tönen, aber in erster Linie Dr. Derrick Brown! Er war 1992 mein Lehrer an der Universität der Künste in Amsterdam, wo ich meine Ausbildung als Tänzerin absolvierte. Damals wie heute war er eine Inspiration für mich. Als ich anfing, mich für das Studium zu interessieren und sah, dass er als Studienleiter und Dozent aufgeführt war, war ich mir sicher, dass mich dieses Studium weiterbringen würde. Zudem hat mich auch mein Partner, der selbst Wissenschaftler ist, motiviert.
Wie hast du organisatorisch das Studium und den beruflichen Alltag unter einen Hut gebracht?
Anfangs war es eine Herausforderung, weil ich neben Beruf und Studium noch eine 2 jährige Tochter habe. Aber wie bei vielen Dingen im Leben, wenn es Spass macht und die Motivation da ist, kann man vieles unter einen Hut bringen. Dr. Andrea Schärli, die Studienleiterin des MAS/CAS Dance Science, hat mir von Anfang an versichert, dass sie viel Verständnis für unterschiedliche Lebensumstände hat und dass es eine gewisse Flexibilität im Studium gibt.
Du hast im Rahmen deiner CAS Weiterbildung eine Literaturstudie verfasst: ”Can Tango Improve the Quality of Life in Non-Professional Dancers” und bist darin der Frage nachgegangen ob und wie Tango die Lebensqualität von nichtprofessionellen Tanzenden verbessern kann? Kannst du uns etwas mehr dazu erzählen?
Als professionelle Tangotänzerin interessierte mich das Thema natürlich und viele Faktoren, die ich intuitiv wahrgenommen hatte, bestätigten sich mir auch bei der Recherche zum Thema.
Die Vorteile des Tangotanzens sind erwiesenermaßen weitreichend. Studien haben gezeigt, dass Tangotanzen Depressionen und Stress reduzieren, Achtsamkeit fördern und die psychologische Funktionalität positiv beeinflussen kann. Außerdem kann Tangotanzen das Sturzrisiko bei älteren Menschen verringern und die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Frage gewidmet, wie Tangotanz und Musik kognitive Prozesse und kortikale Aktivitäten beeinflussen können. Es gibt aber noch viel zu erforschen, um Zusammenhänge und Einflüsse genauer verstehen zu können.
Du bist selber seit Jahren Tangotänzerin und -lehrerin, wie hat die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema deine pädagogische Arbeit beeinflusst?
Ich habe gelernt, mich im Unterricht differenzierter und präziser auszudrücken. Ich habe ein besseres Verständnis für das Wie und Warum der Dinge, und dadurch werden die Erklärungen für die Schüler:innen fundierter. Ich verstehe die Ursachen jetzt viel besser und dies gibt mir die Möglichkeit, die Schüler:innen besser zu unterstützen. Ich sehe viele Dinge, die im Unterricht als Pädagogin und auch bei mir als Tänzerin verbessert werden können. Das betrifft verschiedene Bereiche, über die wir gelernt haben, z. B. Anatomie, Verletzungsprävention, motorisches Lernen, Unterricht für verschiedene Altersgruppen, Psychologie und mehr. Ich bin sicher, es wird noch viel Interessantes kommen, ich bin ja erst im 2. Jahr meines Studiums.
Was würdest du angehenden Stipendiat:innen mit auf den Weg geben?
Ich kann die Ausbildung nur empfehlen. Natürlich kommt es immer auf den Hintergrund des Einzelnen an, aber ich hatte aufgrund meiner Leidenschaft für das Tanzen wenig Erfahrung mit dem wissenschaftlichen Ansatz. Mir hat es den Horizont geöffnet, und ich sehe Wege, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Welche Erlebnisse mit und im Tanz haben dich besonders geprägt, wenn du zurückblickst? Was waren für dich die schönsten Tanzerfahrungen?
Im Tanz haben mich vor allem das Überwinden von Herausforderungen, das Nicht-Aufgeben und die Freude am Lernen geprägt. Die Disziplin, die Kameradschaft, die Fähigkeit, komplexe Bewegungsabläufe zu erlernen und kreativ zu sein, kann in fast jedem Lebensbereich außerhalb des Tanzes angewendet werden.
Es gab viele schöne Tanzerlebnisse im Unterricht, auf der Bühne, auf Tourneen, aber was letztlich für immer bleibt und für mich am schönsten ist, sind die Freundschaften, die daraus entstanden sind.
Woraus schöpfst du, was inspiriert dich bei deiner Arbeit?
Inspirationen gibt es viele: einerseits selber Neues zu lernen, anderseits mich am Fortschritt anderer zu freuen und vor allem immer wieder neue Wege zu entdecken. Nach mehr als 20 Jahren, seit ich meine erste Tangostunde genommen habe, habe ich nie aufgehört zu lernen.
Weitere Informationen zu Annatina Luck
Weitere Informationen zu den TVS Stipendien finden Sie unter Bildungsbeiträge
Foto: Leon Le Photography
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 05/22
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Let’s Dance! - Mein Körper gehört mir
Tanzdokureihe auf Arte
Die neue 6-teilige Tanzdokureihe von Arte zeichnet die Geschichte des Tanzes vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute nach und geht dabei auf sämtliche Formen von Ballett über HipHop bis zum Volkstanz ein. Sie lässt Tänzer und Choreographen aus der ganzen Welt zu Wort kommen – die Thematik des Körpers im Tanz zieht sich wie ein roter Faden durch die Sendungen.
„Let’s dance!“ geht Körpermustern jenseits der Norm und Akzeptanz in der Gesellschaft nach. Die Dokumentation befasst sich mit den Schönheitsidealen im 20. Jahrhundert aus Sicht des Tanzes. Zudem zeigt sie auf, wie eine Norm durchgesetzt, hinterfragt und dann aufgebrochen wird, und wie letztlich in jeder Choreographie das Verhältnis zum Instrument des Tanzes, dem Körper, neu definiert wird.
Zur Sendung Let’s Dance! - Mein Körper gehört mir
Quelle: www.arte.tv / 06.2022
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Contemporary Approaches to Dance Pedagogy - die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Eine Literaturstudie zu aktuellen Ansätzen in der Tanzpädagogik
Die tanzpädagogische Praxis hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert und weiterentwickelt. Laut Banon (2010) ist Tanz eine intellektuelle, körperliche und sensorische Reaktion auf die Erfahrung der Welt.
Während im traditionellen Übertragungsmodell, die Schüler:innen vor allem durch Nachahmung bestimmte Bewegungsmuster und -vokabular lernten, die von einer erfahrenen Lehrperson vorgegeben wurden, nutzen viele Tanzpädagog:innen mittlerweile ein breites Spektrum an Unterrichtsstrategien, -Methoden und Werkzeugen, um ihre Schüler:innen zu motivieren und begeistern.
Anu Sööt (Doctor of Phyilosophy) ist Dozentin an der Universität Tartu in Estland. In diesem Artikel teilt sie die Erkenntnisse und Ergebnisse einer Literaturstudie zu allgemeinen Entwicklungstrends und Herausforderungen in der zeitgenössischen Tanzpädagogik. Auf Grundlage der Literaturrecherche wurden sieben Hauptthemen identifiziert, die im Artikel näher erläutert werden:
- Das ganzheitliche Modell der Tanzpädagogik
- Selbstregulierung und Reflexion im Lernen
- Der somatische Ansatz
- Tanz als Kunstform in Bezug auf die Tanzpädagogik
- Formen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kunstformen
- Die Rolle neuer Technologien und Massenmedien in der Tanzpädagogik
- Der multikulturelle Ansatz, Geschlecht und Sexualität
Hier lesen Sie den Originalartikel in englischer Sprache
Contemporary Approaches to Dance Pedagogy
Quelle: Anu Sööt & Viskus, Ele, Procedia - Social and Behavioral Sciences. 112, 2014
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Spiegelneuronen und zeitgenössischer Tanz
Ein Artikel über die Rolle und Funktion von Spiegelneuronen
Serena Loprevite ist Tanzschaffende, Choreografin, Kinesiologin und hat ihren Master in klinischer Posturologie an der Universität Pisa abgeschlossen. In diesem, nicht nur für zeitgenössische Tänzer:innen anregenden Artikel, setzt sie sich mit Fragen der Funktion und Rolle von Spiegelneuronen in Lern- und Beobachtungsprozessen, sowie der Fähigkeit zur Empathie auseinander.
Die Erkenntnisse eröffnen eine neue Perspektive auf die Art und Weise, wie Tänzer:innen und Tanzschüler:innen mit ihrer Umwelt, ihren Mittanzenden und dem Publikum in Beziehung treten.
Spiegelneuronen wurden zum ersten Mal in den 1980er Jahren von einer Gruppe Neurowissenschaftler:innen, unter der Leitung von Prof. Giacomo Rizzolatti, an der Universität Parma entdeckt. Das Forschungsteam stellte fest, dass zwischen der motorischen Region und dem Wahrnehmungsbereich ein "Spiegelungsphänomen" auftritt und dass diese Klasse von Neuronen, die als "Spiegel" bezeichnet werden, beim Menschen auf die gleiche Weise aktiviert werden, wenn eine Geste selber ausgeführt, als auch, wenn die Ausführung der Geste nur beobachtet wird.
Diese Entdeckung offenbart einen neuen Aspekt der Integration von Wahrnehmung und Handlung: Wenn die Tanzschüler:innen den Raum betreten, nehmen sie ständig nonverbale Informationen auf. Noch bevor ein Kind die Anweisung der Tanzlehrperson verstanden hat, imitiert es sie. Bei reiferen Schüler:innen, umfasst die Nachahmung nicht nur die Abfolge der Bewegungen, sondern auch ihre emotionale Kraft.
Spiegelneuronen sind also beteiligt in Lern- und Beobachtungsprozessen und spielen eine grundlegende Rolle bei der Übertragung von Empathie und dem “Lesen” getanzter Aktionen.
Der Artikel lädt dazu ein, verschiedene Aspekte des Tanzunterrichts unter neuen Gesichtspunkten zu reflektieren.
Lesen Sie den ganzen Artikel in italienischer Sprache hier I neuroni specchio e la danza contemporanea
Autorin: Dr. Serena Loprevite
www.serenaloprevite.com
Redaktion: SID - Scienza In Danza
www.scienzaindanza.com
Quelle: 04/22 SID - Scienza In Danza
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DancePodGuest - ein Podcast rund um den Tanz
Interview mit Marianne Kaiser
Marianne Kaiser hat ihr Leben dem Tanz und der Bewegung verschrieben, sie ist Tanzpädagogin, Inhaberin der KAISER TANZSCHULE Zürich, Organisatorin der KAISER Bälle und war Jurymitglied bei der Fernsehsendung «Darf ich bitten?». Ausserdem beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit mit der Feldenkrais Methode, Zen Meditation, Neurotango, Tai Chi und ist aktuell dabei, ihre eigene Tai Chi Tango Methode zu entwickeln.
In der ersten Episode des DancePodGuest Podcasts erzählt Marianne Kaiser wie sie zum Tanz gekommen ist, was sie in ihrer pädagogischen Arbeit inspiriert und bewegt, welchen Höhepunkten und Stolpersteinen sie begegnet ist und wie sie dazu kam ihre eigene Tai Chi Tango Methode zu entwickeln.
Hören Sie hier das ganze Interview als Podcast DancePodGuest - ein Interview mit Marianne Kaiser
Was inspiriert dich in deiner Arbeit?
Wir Tanzschaffenden können Wegbereiter sein für Entwicklungen beim Menschen. Man geht spielerisch vor, doch dahinter ist Tiefe und die Erkenntnis, dass jeder Moment wichtig und einmalig ist. Bei der Zen Meditation sagt man am Ende des Tages: Seid stets achtsam, niemals nachlässig! Wenn man Schüler:innen als Gäste betrachtet, so inspirieren sie. Jede Begegnung wird in jedem Moment zur gemeinsamen Entdeckungsreise.
Was waren deine schönsten Erlebnisse?
Immer wieder GROSS war für mich, junge Debütantenpaare auszubilden, über die Jahre hinweg waren es insgesamt ca. 5000 junge Menschen, um in ihren festlichen Kleidern aufs gesellschaftliche Parkett zu treten - und mich danach von ihnen loszulösen. Schön ist auch, wenn ich beim ersten Unterricht ein entspanntes Lächeln auf den Gesichtern der Lernenden sehe oder bei meinem TAI CHI TANGO Tränen in einem Gesicht entdecke.
Worin siehst du die Aufgabe einer Tanzlehrperson?
Freude zu bereiten. Das Erlernen soll lustvoll und schmerzfrei sein. Man trägt auch eine grosse Verantwortung. Man kann Menschen Welten eröffnen. Der Tanz soll ein Mittel werden, äusserlich und innerlich zu wachsen.
Wie siehts du die Verbindung zwischen Lehrperson und Schüler:innen?
«Liebe deine Schüler» hat vor X-Jahren ein deutscher Tanzlehrer an einem Kongress gesagt. Schön, wenn man das echt ausstrahlt!Didaktisch und pädagogisch sollte man sich immer hinterfragen, ob es nicht noch bessere Methoden gäbe. Man darf sich der eigenen Didaktik und Pädagogik nie zu sicher sein.
Was ist dir wichtig, wenn du Feedback gibst?
Loben, loben, loben und fest motivieren, dass man es auch «noch etwas anders» tun könnte.
Was hast du selber gelernt durch deine pädagogische Tätigkeit?
Moshe Feldenkrais hat mich gelehrt das Lernen zu lernen. Ich versuche dies stets über meine Schüler:innen und über bestmögliche Aufmerksamkeit.
Was fasziniert dich am Tanzstil, den du unterrichtest?
Zur Zeit entwickle ich mein TAI CHI TANGO. Ich suchte seit langem eine starke Meditationsform im Tanz. Meine Tai Chi Form wurde von einem Tänzer entwickelt. Sein Spirit und mein eigenes Tanzempfinden leiten mich.
Words of wisdom?
Weisheit? Ums Himmels Willen. Nein, Tanz ist nicht Abgeklärtheit, sondern spontane Lebensfreude! Ohne «words», Dogmen und Vorstellungen sein – frei davon sein!
Weitere Informationen finden sie unter www.kaisertanz.ch
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS 03/2022
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connectivedance - Faszien & Tanz
Interview mit Lisa Lareida
Lisa Lareida ist Tanzschaffende, Choreografin, Tanzpädagogin und Neuroorthopädistin. Vor Kurzem hat sie ihren Master an der ZHdK in Zürich im Bereich Teaching and Coaching Dance Professionals abgeschlossen und sich in ihrer Abschlussarbeit mit der Verbindung von Faszien und Tanz auseinandergesetzt. Im TVS Interview spricht sie über das Prinzip des connectivedance und wie das Wissen um Faszien den Tanzunterricht bereichern kann.
Du bist Tanzschaffende, Choreografin und Tanzpädagogin. Wie bist du zum Tanz gekommen? Was fasziniert dich an Tanz und Bewegung?
Schon als Kind habe ich mich sehr viel bewegt und viel Sport gemacht. Sobald Musik gespielt wurde, tanzte und sang ich. Seit ich mich erinnern kann, folge ich diesem inneren Impuls, der für mich etwas vom Natürlichsten der Welt ist. Das Besondere am Tanz ist die Kombination aus vielseitiger Bewegung und Musikalität. Diese unendliche Vielfalt fand ich nirgendwo anders als im Tanz. Die Bewegung ist (m)ein Lebenselixier, das mich ausgleicht, mich selbst spüren lässt, mir Freude bereitet und mich mit Menschen verbindet.
Nebst dem Tanz bist du auch ausgebildete Orthopädistin und hast einen Masterabschluss in Neuroorthopädie. Wie hat dein medizinischer Hintergrund deinen Zugang zu Tanz und Bewegung beeinflusst? Gibt es da Verbindungen?
Der Tanz ist, wie auch meine Vorliebe für das Handwerkliche, seit frühster Kindheit Teil von mir. Ich realisierte früh, dass die Zeit des Schulbankdrückens für mich nach den obligatorischen neun Jahren ein Ende finden würde und entschied mich für eine Lehre als Orthopädistin. Während dieser Lehre entdeckte ich ein weiteres Interessensgebiet, das mich seit jeher begleitet und meinen Werdegang zeichnete. In meiner Tätigkeit als Orthopädistin baute ich mein Verständnis des menschlichen Körpers im medizinischen Bereich aus und erweiterte dieses während meiner Masterausbildung in Neuroorthopädie. Zugleich bot mir meine Arbeit die Möglichkeit, meiner handwerklichen Kreativität Raum zu geben und mit Menschen, unter Berücksichtigung ihrer vielfältigen Individualität, zusammen zu arbeiten. Daneben widmete ich mich weiterhin intensiv dem Tanz. Ich denke, es war die Kombination all dieser Bereiche, die mein Interesse an der ganzheitlichen Betrachtung der Bewegung nachhaltig geprägt hat.
Welche Haltung liegt deiner tanzpädagogischen Arbeit zugrunde?
Die Nachhaltigkeit; und zwar gleich auf mehreren Ebenen. Als Tanzschaffende stehe ich unter einem gewissen Kreativitätsdruck. Kreativität ist etwas, das nicht forciert werden kann, sondern entsteht. Ich habe bemerkt, dass mir sehr viel an einem Austausch mit meinen Schüler:innen auf Augenhöhe liegt. Nicht nur sie lernen etwas von mir, nein ich lerne ganz viel von ihnen. Ich liebe die Fragen, die Schwierigkeiten und die Prozesse, die während einer Unterrichtstunde auftauchen. Sie wecken meine Neugierde und rufen so auf ganz natürliche Weise Kreativität hervor. Auch die Bewegung an sich ist für mich zentral. Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, welche Bewegung wie, wo und wann Sinn macht im Unterricht. Jeder Mensch weist einen individuellen Bezug zur Bewegung auf und Bewegungen wirken sich unterschiedlich auf verschiedene Körper aus. Es fasziniert mich, zu ergründen, was im Körper genau passiert und welche Auswirkung eine Bewegung auf einen Organismus, eine Stimmung und in der Gesamtheit auf das Körpergefühl hat. Mein beruflicher Werdegang liefert mir dafür die pädagogischen und choreografischen Facts sowie das medizinische Wissen. So verweben sich meine Erfahrungen zu einer ganzheitlichen Betrachtungs- und Unterrichtsweise, die es mir erlaubt, mit meinen Schüler:innen nachhaltig zu tanzen und zu lernen.
Vor Kurzem hast du deinen Master in Teaching and Coaching Dance Professionals an der ZHdK in Zürich abgeschlossen und dich in deiner Abschlussarbeit der Verbindung von Faszien und Tanz gewidmet. Das Thema scheint aktuell in aller Munde zu sein und doch ist es noch ein relativ junges Forschungsfeld, gerade auch in Bezug auf Tanz. Wie bist du darauf gekommen, dich damit auseinanderzusetzen?
Ich habe mich mit zwanzig Jahren stark mit der Haltung und muskulären Dysbalancen des Körpers auseinandergesetzt. Infolge meiner Skoliose habe ich die Rolfing Therapie entdeckt, die schon lange faszial arbeitet. Das erste Mal nach einer Therapie, hatte ich das Gefühl, dass mein Körper ausbalanciert war. Von diesem Moment an war ich mir der immensen Bedeutung der Faszien bewusst. In den folgenden Jahren erkannte ich, wie wirkungsvoll der Tanz in seiner Vielfalt an Bewegungen, Wahrnehmungs- und Anpassungsprozessen für die Faszien ist. Ich legte mein Augenmerk auf die Qualität, in der eine Bewegung ausgeführt wird, da diese die Wirkung auf die Faszien und den Körper determiniert. Welche Bewegung wirkt wie und warum? Wie kann Tanz auch in hoher Intensität den Körper zugleich stärken, ausbalancieren und nähren? Durch die Brille meines interdisziplinären Werdeganges und mit dem Fokus auf die faszialen Strukturen schärfe ich seither mein Verständnis des Tanzes. In diesem Sinne waren es die Faszien, die mich erkennen liessen, wie meine verschiedenen Interessensgebiete miteinander in Verbindung zu bringen sind.
Wie hat das deine Wahrnehmung vom Körper beeinflusst und sich auf deine pädagogische Arbeit ausgewirkt?
Individuelle Körper weisen individuelle Bedürfnisse auf. Es gibt kein Richtig oder Falsch. In diesem Sinne sehe ich mich in der Verantwortung, meinen Schüler:innen eine Vielzahl von Möglichkeiten anzubieten, einen eigenen Weg zu entdecken, um die Qualität einer Bewegung zu erfahren. Daher arbeite ich auch weniger an der Form, sondern viel mehr an der Intention einer Bewegung. Dieser Ansatz eröffnet wiederum auch mir eine Vielfalt an Möglichkeiten, deren Eruierung mein Interesse weckt. Für mich besteht die Schönheit des Tanzes nicht darin, die Individualität in eine Form zu zwängen, sondern aus dem eigenen Körper und der Qualität eine Form zu finden. Diese Haltung integriere ich in meinem physisch intensiven Unterricht, indem ich neben Übungen und Phrasen auch Improvisationen sowie Momente der Bewegungsrecherche gestalte. Diese ermöglichen die Suche nach dem Ursprung der Bewegungsqualität.
Wer länger bei mir im Tanzen ist, versteht mit der Zeit, dass es genau diese Phasen des Unterrichts sind, welche die Möglichkeit bieten, an den Kern der Bewegung zu gelangen. Die Suche prägt auch mein Unterrichtskonzept, welches somit nie eine endgültige Form finden wird. Ich versuche immer wieder neue Wege zu finden, etwas fühlbar zu machen, wodurch eine Verkörperung überhaupt erst möglich wird. Was schön ist, denn das ist und bleibt eine Herausforderung für mich und ich entwickle mich stets weiter.
Kannst du uns erklären was man unter dem Begriff connectivedance versteht und welche Rolle dieses Konzept in deinem Unterricht und in deiner künstlerischen und pädagogischen Arbeit spielt?
Vor Kurzem habe ich connectivedance als einen Ort des Austauschs gegründet. Mein Anliegen ist es, eine Verbindung von Tanzlehrer*innen zu schaffen, die sich auch mit der Nachhaltigkeit des Tanzes auseinandersetzen. Zudem soll connectivedance einen Raum für die individuellen Bewegungswelten der unterschiedlichen Tanzstile bieten, indem sie sich zu einem ganzheitlichen Lernfeld vereinen können.
Mein, im Rahmen der Masterausbildung, realisiertes Spiel bietet die Möglichkeit, den Unterricht stetig weiterzuentwickeln. Ich habe eine Methode kreiert, die keine gesonderte Unterrichtseinheit darstellt, sondern sich spielerisch in alle Elemente einer Stunde integrieren lässt und somit viel Raum für Kreativität bietet. Auf diese Weise generieren Pädagogen:innen spielend neues Material und Impulse für ihren Unterricht. Zudem öffnet die Methode auch interessante choreografische Felder.
In welcher Form können Erkenntnisse aus deiner Forschungsarbeit den Tanzunterricht bereichern?
Ich denke, dass meine Erkenntnisse und diejenigen derer, die in einem ähnlichen Feld forschen, dem Tanz einen ganz neuen Stellenwert in unserer Gesellschaft geben können. Werden die interdisziplinär entwickelten Tools angewendet, kann es den Unterricht vielfältiger machen, die Tanzlehrer:innen kreativ inspirieren und neue Bewegungen generieren; sprich den Tanz(-Unterricht) im Kleinen und Grossen nachhaltiger gestalten. Weil nicht mehr die Form und Perfektion das primäre Ziel sind, wird der Tanz zudem zugänglicher und könnte auf Grund der gesundheitsfördernden Wirkung gar gewinnbringend im Alltag der Gesellschaft verankert werden. Ein Paradigma-Wechsel, welcher die Traditionen, die sich über mehrere Generationen gebildet haben, im medizinischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Kontext reflektiert und weiterentwickelt.
Du hast im Rahmen deiner Abschlussarbeit an einem Kartenset gearbeitet, dass man im Tanzunterricht als Inspirationsquelle verwenden kann. Kannst du uns etwas mehr dazu erzählen?
Ich möchte mein Spiel „fascia dance game“, welches ich unter dem Label connectivedance im Rahmen meiner Masterabeit entwickelte, möglichst bald veröffentlichen. Das Spiel beinhaltet 25 Karten, die den Tanz aus der Perspektive der Faszien betrachten und Unterrichtimpulse liefern. Ich habe bewusst die Form des Spieles gewählt, da ich den Spielenden, entsprechend meines nachhaltigen Ansatzes, die Freiheit lassen möchte, mit den Karten zu experimentieren und zu kreieren.
Für Fragen und Infos: [email protected] Webseite: connectivedance | Lisa Lareida Dance Video Entstehungsprozess Spiel
Lektorat Interview: Sarah Elena Liechti
Quelle: Tanzvereinigung Schweiz TVS, 03/2022
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Emotionen in der Tanztherapie
Interview mit Brigitte Züger Integr. Tanz- und Bewegungstherapeutin FPI, Kunsttherapeutin Bewegungs- und Tanztherapie (ED)
Brigitte Züger ist Kunsttherapeutin/Bewegungs- und Tanztherapie (ED) und integrative Tanz- und Bewegungstherapeutin FPI. Sie ist Mitglied des International Dance Council CID-UNESCO, dem Weltverband IACEAT und mehreren Berufsverbänden in der Schweiz und im Ausland. Sie ist in eigener Praxis in Basel und als Dozentin an der FHNW tätig. 2020 hat sie das Ausbildungsinstitut ZOE SCHOOL FOR DANCE MOVEMENT THERAPY gegründet und leitet die Schule auch. Das Institut bildet Tanztherapeutinnen auf akademisch angelehntem Niveau aus und führt sie zur Eidg. höheren Fachprüfung Kunsttherapie/Bewegungs- und Tanztherapie. Im TVS Interview spricht sie über Tanztherapie und welche Rolle Emotionen in unserem Leben, in der Bewegung und in Lern- und Lehrprozessen spielen.
Du bist Tanz- und Bewegungstherapeutin und hast dich im Verlauf deines Lebens mit diversen Körper- und Bewegungsmethoden auseinandergesetzt. Was fasziniert dich an Tanz und an der bewegten Körper- und Therapiearbeit?
Erst einmal möchte ich darlegen, wie wir Tanztherapeut:innen den Tanz definieren: Tanz ist erlebte Bewegung, welche ihre Dynamik durch emotionale Anbindung und innere Haltung bekommt.
Mich fasziniert es, wie jeder Mensch sich anders ausdrückt, obwohl wir alle dieselbe Körperstruktur haben. An der Therapiearbeit interessiert mich, dass einerseits die bewegte Person mit der Zeit erlebt, dass der Körper in Bewegung immer tiefere Einsichten und Erkenntnisse offenbart und dass andererseits die bewegende Person sehr schnell merkt, was ihr guttut und was nicht. Mich fasziniert es, Menschen darin zu begleiten: Welche Bewegungs- und Erlebensanleitung braucht jemand, damit dieser Prozess in Gang kommt? Als Guideline dienen mir dafür meine tanztherapeutisch spezifischen Bewegungsassessments und -interventionen. Da dieser Prozess bei jedem Menschen einzigartig und ausgesprochen individuell ist, braucht es von meiner Seite viel Gegenwärtigkeit, Wissen und auch Intuition. Meine langjährige Erfahrung ist natürlich auch sehr hilfreich … Diese Mischung fasziniert mich ausserordentlich und der therapeutische Prozess gelingt mir dann, wenn ich mich wahrhaftig auf mein Gegenüber einlasse. Gelingt das, entsteht Neues, Unvorhergesehenes, Beindruckendes, nicht Erwartetes.
Was ist Tanztherapie?
Dafür gibt es die Definition von der European Association for Dance Movement Therapy (EADMT), die mir entspricht und mir gefällt:
Tanztherapie ist die therapeutische Nutzung von Bewegung zur Förderung der emotionalen, kognitiven, körperlichen, spirituellen und sozialen Integration des Individuums. Tanz als Körperbewegung, kreativer Ausdruck und Kommunikation ist Kernbestandteil von Tanztherapie. Ausgehend von der Tatsache, dass der Geist, der Körper, der emotionale Zustand und die sozialen Interaktionen miteinander verbunden sind, wird die Körperbewegung das Mittel zur Beurteilung der Situation oder des Geschehens, aber auch Ausgangspunkt für die tanztherapeutischen Intervention.
Was hat dich dazu bewegt, dein Leben dem Tanz und der Bewegungstherapie zu verschreiben? Wie bist du zum Tanz gekommen?
Als ich 18 Jahre alt war, wurde mir klar, dass ich nur Mensch werden kann, wenn ich mehr Verbindung zu meinem Körper habe. Also bin ich Gymnastiklehrerin geworden, weil mich die anmutige Bewegung sehr faszinierte. In dieser Ausbildung bin ich mit dem Modernen Tanz in Verbindung gekommen, was mich ausdrucksstark und vital hat werden lassen. Es war ein Gefühl von tiefer Zufriedenheit, die keinen Worten nahekommt: erlebte und gelebte Lebendigkeit in allen Variationen und weiterreichender als meine Körpergrenzen: Ein Ruf und Hall durch das ganze Universum. Das hat mir das befriedigende Gefühl der Verbundenheit und Aufgehobenheit vermittelt. Nach meinem Tanzstudium in New York war mir klar, dass ich nicht in erster Linie „Tanzschritte“, sondern das durch den Tanz erlebbare vitale Körpergefühl in seinem ganzen Ausdruck vermitteln möchte. Das gelang mir erst, als ich merkte, dass „die Seele mittanzen muss“.
Auf welcher Grundhaltung basiert deine therapeutische, pädagogische und künstlerische Arbeit?
Definitiv und absolut eine humanistische Grundhaltung. Dafür bin ich dankbar. Jeder Mensch ist einzigartig und wird als ein Individuum betrachtet, dessen Körper, Geist und Seele miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen. Das kreative Potential jedes Menschen wird erkannt, erfasst, geschätzt und unterstützt. Dabei wird dem Individuum die Fähigkeit, anderen Menschen dieselben Rechte zu gewähren und darüber einen Diskurs zu führen, zugestanden und auch von ihm erwartet.
Die humanistische Sichtweise betrachtet den Menschen eingebettet in ein ökologisches und soziales Umfeld, mit dem er in Resonanz treten kann. Er hat ein Recht auf Freiheit sowie die Berechtigung und Verantwortung auf Selbstbestimmung. Dieses Menschenbild stellt die Wechselwirkung von inneren Prozessen und der Resonanz auf äussere Gegebenheiten in den Vordergrund. Aus diesem Grund betrachten wir den Menschen auch als holistisches Wesen.
In diesem Jahr begleitet uns das Thema Tanz und Emotionen. Kannst du uns aus tanztherapeutischer Sicht erzählen, was Emotionen sind, welche Funktion sie in unserem Leben haben und welche Rolle sie in der Tanztherapie spielen?
Emotionen sind sogenannte „Marker“. Sie zeigen uns auf, wie wir uns fühlen und geben uns Informationen darüber, wie wir uns verhalten sollten: Angst zeigt uns auf, dass wir vorsichtig sein müssen. Freude zeigt uns auf, dass wir mit allen Umständen rund um uns herum an einem guten Ort sind. Wut ist die Kraft, die uns ermöglicht uns, unseren eigenen Raum wieder einzunehmen usw.
Das Wort Emotion ist nicht weit weg vom Wort Motion. In der Tat berichtet uns Antonio Damasio davon, dass jede Emotion auch eine Veränderung des Muskeltonus ist. Er meint damit auch, dass der Körper, resp. die Bewegung und die Emotionen eigentlich EIN Vorgang sind, denn er sagt auch, dass jede Veränderung einer Emotion auch eine Veränderung des Muskeltonus ist oder umgekehrt. Somit bewegen wir uns in der Tanztherapie also ständig zwischen Erleben (der Bewegung, der Emotionen, Stimmungen, innerer Bilder) und aktiver Bewegung. Somit werden Erkenntnisse generiert, die bis dahin im Unbewussten gelebt haben.
Ich beobachte, dass Menschen, die ihre Emotionen vernachlässigen in dem Masse auch ausdruckslose Körper haben und Menschen, die Ihre Emotionen zurückhalten, eher verspannte Körper haben. Das kann mit dem oben beschriebenen Prozess bearbeitet werden.
Wie siehst du aus tanztherapeutischer Sicht das Verhältnis zwischen Körper und Psyche?
Da müssten wir erst einmal definieren, was die Psyche ist. Nehmen wir einmal an, dass die Psyche die Gesamtheit des Fühlens, Empfindens und der Gedanken (als Folge des Fühlens und Empfindens) ist. In diesem Fall ist der Körper das Mittel für diese Funktionen. In diesem Sinne ist der Körper ausführend und schafft auch Kommunikation und daraus folgend Beziehungen zu den Dingen und Menschen in unserer Lebenswelt.
Wir haben gelernt, unsere Emotionen im digitalen Raum durch Emojis auszudrücken. Wie erlebst du den Umgang der Menschen mit Emotionen in deiner therapeutischen Arbeit?
Ich liebe Emojis, sie geben den Worten die «richtige Farbe» und den Hinweis auf die Emotion der/des Sender:in. Sie tragen demzufolge zu einer klaren Kommunikation bei, weil die Emotion, die durch die kurzen Sätze verlorengeht, durch das Emoji kommuniziert wird.
Welchen Umgang mit Emotionen und mit dem eigenen Körper würdest du dir in unserer Gesellschaft wünschen? Wo siehst du in dieser Hinsicht Entwicklungspotential?
Ich würde mir wünschen, dass es bekannter ist, dass unsere Emotionen in einer direkten Verbindung zu unserer Bewegung stehen: Wir sagen ja auch, dass wir „bewegt“ seien, wenn uns etwas emotional betrifft. Das stimmt, denn wie bereits erwähnt, geht laut Antonio Damasio jede Emotion mit einer Muskeltonusveränderung einher.
Wir sprechen nicht mehr von negativen Emotionen, sondern unterscheiden zwischen eher angenehmen resp., eher unangenehmen oder herausfordernden Emotionen. Negativ heisst in der Physik „nicht mehr fliessend“. Das macht Sinn, denn wir haben die Tendenz, unangenehme Emotionen festzuhalten oder sogar zu unterdrücken, was wir mit unseren Muskeln machen. Die Krux ist, dass fliessende Emotionen sich sehr schnell verändern, was heisst, dass blockierte Emotionen sich nicht verändern können, was wir ja gerade nicht wollen. Man darf auch nicht vergessen, dass wenn wir Emotionen blockieren, wir auch uns, unser Bewusstsein, unsere Eindrücke, unseren vitalen Ausdruck und im schlimmsten Fall auch unsere Organe blockieren. Es ist ein Zustand, wie eingefroren sein. Die Entwicklung in unserer Kultur sollte auf den authentischen Emotionsausdruck ausgerichtet sein.
Welchen Einfluss nehmen Emotionen auf Lern- und Lehrprozesse und was bedeutet das für unsere tanzpädagogische Tätigkeit?
Erlebte Emotionen machen durchlässig und öffnen uns und unsere Wahrnehmung. Wir werden neugierig, was die wichtigste Grundlage für den Lernprozess ist. Sobald wir überfordert sind, entsteht Stress und Verspannung. In Stresssituationen schaltet der Körper auf Gefahr, die Gefahrenminderung resp. die ganze physische und psychische Kraft des Körpers wird für das Ausschalten oder für die Überwindung der Gefahr verwendet. Neugierde und Offenheit verschwinden, der Lernprozess ist blockiert. Für die Pädagogik heisst das, dass eine vertrauensvolle Lernumgebung und Raum und Zeit für die Exploration wichtig sind. Für die Tanzpädagognnen wünsche ich mir, dass sie wüssten, dass eine Emotion auch eine Muskeltonusveränderung, also eine Bewegung ist und dass sie auch mit diesem Bewusstsein unterrichten.
Woraus schöpfst du? Was inspiriert dich in deiner Tätigkeit?
Mich inspiriert der Mut meiner Klient:innen, sich immer wieder mit ihren verborgenen, zurückgehaltenen oder noch unbekannten Emotionen zu verbinden. Ausserdem schöpfe ich aus dem Staunen über das Auftauchen von beeindruckenden Erkenntnissen für den persönlichen Wachstumsprozess, wenn Menschen ihre Emotionen und ihre Bewegung (wieder) fliessen lassen können. Das ist auch pure Vitalität und Lebensfreude.
Wie hat deine Auseinandersetzung mit Tanztherapie und verschiedenen Körpertechniken dein Leben und deine pädagogische Tätigkeit über die Jahre beeinflusst? Was hast du gelernt?
Ich habe gelernt, dass dem Körper eine unendliche und sehr beeindruckende Intelligenz zugrunde liegt: Der Schlüssel dazu ist das Bewusstsein für den Körper, seine Strukturen, von den Knochen über die Organe bis hin zu den Zellen und natürlich der ganze und unendliche Reichtum der Bewegung.
Was würdest du Tanzpädagog:innen aus deinem reichen Erfahrungsschatz mit auf den Weg geben?
Vermittelt den Schüler:innen die Neugierde, die Entdeckungslust und die Intelligenz des Körpers.
Weiter Informationen www.zoe-tanz.ch
Lesen sie den Blogeintrag Emotionen? Emotionen in der Tanztherapie
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 03/2022
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Beyond steps: The need for pedagogical knowledge in dance
Ein Artikel über die Notwendigkeit von pädagogischem Wissen im Tanz
Edward C. Warburton ist Tanzwissenschafler und Professor an der University of California. In diesem interessanten Artikel untersucht er verschiedene Faktoren, welche die Qualität von Tanzunterricht beeinflussen.
Er unterstreicht die Wichtigkeit von fundierten, pädagogischen Kenntnissen, im Gegensatz zu rein inhaltlichem Wissen und der Vertrautheit mit dem zu unterrichtenden Fach. Eine wirkungsvolle und nachhaltige Unterrichtspraxis sollte dementsprechend nicht nur Überlegungen enthalten, WAS und WANN unterrichtet wird, sondern auch die Frage WIE diese Inhalte vermittelt werden. Dabei spielt auch das «Lehren für das Verstehen - learning for understanding» eine grosse Rolle, was für Warburton ein ganz anderes Unterfangen ist, als das Training für das Abrufen von Schritten und Routinen. Dazu gehören auch eigene Denkmuster, persönliche Überzeugungen und Grundannahmen über Tanz und Tanzvermittlung zu hinterfragen und reflektieren.
Warburton argumentiert, dass es in Kreisen der Tanzpädagogik immer noch wenig einheitliche Vorstellungen darüber gibt, was einen guten Pädagogen ausmacht. Die Entscheidungen über die Qualität von Lehrpersonen werden immer noch ad hoc und oft basierend auf der tänzerischen Erfahrung und dem beruflichen Ruf gefällt. Doch nicht jede:r berühmte Tänzer:in, weiss automatisch auch, wie man unterrichtet. Daher ist es, in seinen Augen umso wichtiger jungen Tänzer:innen zu vermitteln, dass Pädagogik, genauso wie Choreografie ein Handwerk ist, die erlernt und erarbeitet werden muss.
Lesen Sie den Originalartikel auf Englisch: Beyond Steps: The need for pedagogical knowledge in dance
Quelle: Warburton, Edward C. (2008). Beyond steps: The need for pedagogical knowledge in dance. Journal of Dance Education, 8(1), 7-12.
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DanceAbility
Eine Tanzmethode für alle: Interview zu DanceAbility mit Manuela Runge und Jeanine Elsener
DanceAbility ist eine inklusive Tanzmethode für alle Menschen. Jede:r soll mittanzen können, unabhängig von körperlichen, geistigen oder kulturellen Voraussetzungen, ob Anfänger:innen oder professionelle Tanzschaffende. Die Methode basiert auf den Grundlagen des zeitgenössischen Tanzes und der Improvisation, besonders der Contact Improvisation und wurde vom Amerikaner Alito Alessi entwickelt.
“Wir sehen immer, was geht und nicht, was nicht geht”
Manuela Runge ist Mitbegründerin vom Verein TANZflug, Leiterin Theater&Schule - Künstlerische Vermittlung am Schauspielhaus Zürich, arbeitet seit vielen Jahren als Theater- und Tanzschaffende mit diversen Gruppen und setzt sich aktiv für Kunst und Kultur für alle und mit allen Menschen ein.
Jeanine Elsener ist Tänzerin und Bewegungspädagogin. Sie unterrichtet für verschiedene Institutionen und ihre eigenen Bewegungskurse und realisiert künstlerische Projekte. In den letzten Jahren hat sie sich auf Tanzimprovisation und den inklusiven Tanz fokussiert. Mit der Ausbildung als DanceAbility Teacher konnte sie diese Arbeit vertiefen und setzt sich ein diese Tanz-Methode zu vermitteln und weiter zu verbreiten.
Wie seid ihr zum Ersten Mal mit DanceAbility in Berührung gekommen?
Manuela: Ich habe viel mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, in einem theaterpädagogischen Kontext und gemerkt, dass ich über Bewegung und Improvisation mit den Jugendlichen sehr gut in Austausch komme. Während meiner tanzpädagogischen Ausbildung habe ich zum ersten mal an DanceAbility Kursen teilgenommen und bin dann nach Wien, wo es eine grosse DanceAbility Community gibt. Im Rahmen vom Tanzfestival ImPulsTanz habe ich Alito Alessi kennengelernt, der dort unterrichtet hat. Das hat mich sehr bewegt und dadurch, dass ich immer mehr erfahren habe über die Kultur, über die Arbeit und die inklusive Haltung, habe ich gemerkt, dass es eigentlich genau das ist, was ich auch in meiner Arbeit suche und habe im Jahr darauf dann den das Teachers Training gemacht.
Jeanine: Bei mir war es so, dass ich die Möglichkeit bekommen habe ein inklusives Tanzprojekt zu machen und mich dadurch vertieft mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Ich habe recherchiert, wer das schon gemacht hat. Und bin dann so in einem DanceAbility Workshop bei Manuela im Tanzhaus Zürich gelandet. Das hat mich begeistert und ich habe diese Erfahrung in mein Projekt einfliessen lassen und gemerkt: Ich möchte noch mehr wissen. So bin ich dann auch nach Wien gegangen. Mir war es wichtig Alessi persönlich zu erleben und auch die ganze Philosophie dahinter, wirklich von ihm, der die Methode entwickelt hat, übermittelt zu bekommen.
Ihr seid beide auch noch in diversen anderen Bereichen tätig. Inwieweit haben eure Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit DanceAbility eure pädagogische und künstlerische Arbeit ganz allgemein beeinflusst?
Jeanine: Mich hat es vor allem auch Geduld gelehrt. Dass man wirklich jeden Menschen in seinem eigenen Tempo arbeiten, lernen und bewegen lässt. Und im künstlerischen Bereich, dass ich von der Improvisation ausgehe und mit dem arbeite, was da ist, was einem gegeben wird. Und auch, dass man jeden Menschen einfach so nimmt, wie er ist, weil dann lernen wir alle und das ist das Schöne daran.
Manuela: Ja, das kann ich unterstreichen. Auch in meiner Arbeit mit Jugendlichen, denke ich reflektierter darüber nach, wie leite ich etwas an? Wie spreche ich mit den jungen Menschen? Oder wie spreche ich überhaupt in einer Leitungsfunktion? Wie schaffe ich es, dass sich alle mitgenommen fühlen? Das gelingt natürlich auch nicht immer. Und es beeinflusst sicherlich auch, dass ich mir viel mehr Gedanken mache über die Gesellschaft. Wer Zugang zu künstlerischer Arbeit hat und und wer nicht? Und warum das so ist? Und das sind wichtige Fragen, wenn man in der privilegierten Situation ist, dass man anleiten kann.
Was sind eure schönsten Momente oder Erlebnisse und was inspiriert euch bei der Arbeit?
Jeanine: Es gibt viele Momente, aber für mich sind es vor allem die Begegnungen im Tanz. Als Teilnehmerin dieses starke Zugehörigkeitsgefühl in der Gruppe zu erleben, aber auch als Lehrerin, wenn das Feedback kommt, dass Menschen sich besser fühlen als vorher, ein gemeinsames Erlebnis hatten oder eine Erfahrung aus dem Workshop mitnehmen können.
Manuela: Für mich ist es dieses sich frei fühlen als Teilnehmerin, zu wissen, ich bin okay, so wie ich bin. Ich muss hier nichts zeigen oder etwas machen, wo ich vielleicht das Gefühl habe, das kann ich nicht. Es ist eine grosse Offenheit da, die mich auch immer wieder berührt und auch das Vertrauen, das ganz schnell entsteht unter den Tänzer:innen. Und dass man sich so schnell nahe kommt, ohne Worte, nur über den Körper und über die Körpersprache. Und das ist einfach schön.
Ihr habt es vorhin schon erwähnt, DanceAbility als Tanzmethode basiert auf Improvisation. Wie würdet ihr den Unterschied zwischen einer DanceAbility Stunde und einer “herkömmlichen” Improvisationsstunde beschreiben? Gibt es überhaupt einen Unterschied?
Jeanine: Ein wichtiger Punkt ist, dass alle die gleichen Informationen und Instruktionen bekommen, ganz unabhängig von den individuellen Voraussetzungen. Das schafft eine gemeinsame Basis, die es allen ermöglicht teilzuhaben. Wir sehen immer, was geht und nicht, was nicht geht.
Manuela: Ja genau, die Diversität als Mehrwert sehen und nicht als “Oh, was mach ich jetzt? Da ist jemand, der kann das und das vielleicht nicht”, sondern zu schauen was kann dieser Mensch? Was können die Menschen im Raum? Und wie können wir das künstlerisch als Mehrwert sehen und miteinander entdecken und erforschen? Das will ich jetzt auch niemandem in einem herkömmlichen Improvisationsworkshop absprechen, aber das ist für uns ein ganz wichtiger Fokus.
Was können Tanzpädagog:innen aus einem DanceAbility Workshop für ihre eigene Unterrichtstätigkeit mitnehmen?
Jeanine: Ich denke, die Arbeit mit Improvisation ist eine wertvolle Bereicherung für den Tanzunterricht. Es geht darum, den Teilnehmenden Momente zu schenken, ganz sich selbst zu sein und sich aus den eigenen Empfindungen heraus zu bewegen, seiner Intuition zu folgen und der Kreativität freien Lauf zu lassen.
Habt ihr Ziele oder Wünsche für die Zukunft? Oder noch ein paar letzte Worte, die ihr uns auf den Weg mitgeben möchtet?
Jeanine: Mein Wunsch ist es, einen niederschwelligen Zugang schaffen zu können. Dass alle, die tanzen möchten, die Möglichkeit bekommen, an einen Ort zu gehen, wo sie tanzen können. Und mein persönlicher Wunsch in der aktuellen Zeit ist auch, dass wir uns wieder näher begegnen können, den Tanz erleben und die Freude teilen können.
Manuela: Ich wünsche mir, dass Tanz und Kultur zugänglicher und diverser werden, sei es nun auf der Bühne, im Zuschauerraum, oder in Leitungspositionen. Und ich wünsche mir, dass sich Menschen und Institutionen, die das Privileg haben, dies zu ermöglichen, sich auch damit auseinandersetzen, sich informieren, sich mit Menschen treffen, die eine Expertise darin haben und versuchen, Zugänge zu schaffen. DanceAbility ist die Methode, die wir anwenden und mit der wir Spass haben, aber es gibt viele weitere Möglichkeiten inklusiv zu arbeiten.
Anmerkung zum Schluss - “nothing about us, without us”
Manuela: Mir ist es wichtig noch zu sagen: Wir sind jetzt hier drei Frauen, ohne sichtbare Behinderung, die über inklusive Arbeit sprechen. Ich stehe sehr hinter der Aussage “nichts über uns, ohne uns” - und wir haben deshalb auch versucht Corina Arbenz, eine gehörlose Künstlerin, die uns bei den DanceAbility Workshops unterstützt und assistiert einzuladen. Leider hat sie keine Dolmetscherin gefunden. Dies zeigt auch wieder die Stolpersteine auf. Es ist in unserer Gesellschaft leider immer noch so, dass ich als privilegierte, weisse, nicht behinderte Person mehr Zugänge habe und die Struktur auf mich ausgerichtet ist.
Das Interview als Podcast findest Du über folgenden Link: DanceAbility
Du möchtest aktiv werden: Inklusive Tanzworkshops nach der DanceAbility Methode
Du möchtest dich weiter informieren: DanceAbility Deutschland
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 01/2022
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«Da tanzt der Bär» Teil 2
Fortsetzung des Interviews mit Tamara Gassner: Tanzen ist wie musizieren – einfach machen!
Das Lehrmittel von Tamara hat den Praxistest bestanden. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen mit dem Lehrmittel und wir gehen vertieft auf die Möglichkeiten und Grenzen des Einbezugs von Tanz im Kindergarten ein.
Tanzen ist wie musizieren – einfach machen! Dieser Satz prägt den Einstieg zu deiner Page dance4school.ch. Wie muss ich diesen Satz verstehen? Was motiviert dich zu deinem Tun?
Viele Lehrpersonen denken beim Thema Tanz sofort an eine Choreografie oder eine Show. Also eigentlich bereits an das Endprodukt. So braucht es grossen Mut sich an das Thema zu wagen. Bei Musik ist das anders. Da wissen bereits alle, dass man das einfach machen kann. Wir alle singen mal unter der Dusche, beim Autofahren oder würden sofort mit Trommeln beginnen, sobald wir ein Tamburin in die Hände bekämen. Tanzen kann man auch einfach machen – natürlich besser nicht während dem Autofahren ; ))
Dein Lehrmittel «da tanzt der bär» wurde im Frühling in der Praxis getestet. Die Rückmeldungen sind sehr positiv… …das Lehrmittel ermöglicht die altersgerechte Gestaltung der Tanzsequenzen …das Lehrmittel motiviert, dem Tanzen einen zentralen Platz im Kindergarten- und Unterstufenalltag zu geben
Welche Ziele aus dem Lehrplan21 deckst du mit deinem Lehrmittel ab?
Das Lehrmittel ist angepasst an den Lehrplan 21 und deckt die Ziele aus Musik und Tanz ab. Das sind Ziele aus den Bereichen Körperwahrnehmung, Darstellen und Gestalten, Tanzen, Sensomotorische Schulung, Körperausdruck zu Musik, Bewegungsanpassung an Musik. Die genau formulierten Ziele findet man auf Lehrplan21.ch
Wie würdest du deinen pädagogischen Ansatz beschreiben?
Das Experimentieren und Erfinden soll im Vordergrund stehen. Kreativitätsförderung mit dem Ziel neue Lösungen zu finden und die Persönlichkeit zu entwickeln. Damit Kinder aber überhaupt kreativ sein können, braucht es Anreize und adäquate Hilfestellungen. Ein Lehrmittel gibt den Lehrpersonen die notwendige Unterstützung, um die Kinder zu fördern.
Was ist deines Erachtens der grosse Unterschied zwischen dem «Vorzeigen und Nachmachen» und dem von dir gewählten pädagogischen Ansatz?
Tanzunterricht heisst für viele Lehrpersonen, dass sie einen Tanz einstudieren sollen oder müssen und diesen dann den Kindern beibringen sollen. Viele Lehrmittel funktionieren so. Da gibt es einen Beschrieb wie die Bewegungen auszuführen sind und eine passende Musik dazu. Im Lehrmittel „Da tanzt der Bär“ sollen die Kinder die Basis des Tanzes und der Bewegung vermittelt bekommen und im Anschluss kreativ sein dürfen. Mithilfe jeder Tierkarte, werden ein passendes Bewegungsmuster und die Fortbewegungsform ausgeführt. Dabei werden wichtige Bewegungskompetenzen gefördert. Der Spruch, wie auch die Hilfswörter dienen der Lehrperson im Anschluss dazu, die Kinder zu kreativen Prozessen zu animieren.
Ich habe diesen pädagogischen Ansatz gewählt, da er perfekt zu der Zielgruppe passt. Kindergärtler/innen und 1.Klässler/innen sind noch sehr unbefangen, haben viele eigene Ideen und freuen sich über kreative Aufgabenstellungen. Sie haben eine kurze Auffassungsgabe und können sich noch nicht lange konzentrieren. Da sind flexibel einsetzbare, kurze Bewegungseinheiten genau das Richtige.
«Ich habe gestaunt, wie lange die Kinder bei einzelnen Bewegungen verweilen können. Sie hüpfen, rollen, springen, laufen, drehen unglaublich ausdauernd zur Musik.» Aline, Kindergärtnerin
Die moderne Hirnforschung weist seit einiger Zeit darauf hin, dass es für die Entwicklung von Kindern förderlich wäre, ihre individuellen Ressourcen zur Entfaltung zu bringen anstatt Kompetenzen zu vermitteln. Dein Ansatz scheint in dieser Hinsicht einen revolutionären Touch zu haben. Liege ich hier richtig? Wie stehst du als Lehrerin zu dieser Annahme?
Als Theater- wie auch als Tanzpädagogin arbeite ich schon sehr lange nach diesem Ansatz. Wenn man ein Team leitet ist es wichtig zu wissen, wen man wo und wie am besten einsetzen kann. Da gibt es das schöne Kinderbuch, das wunderbar zu diesem Thema passt: «Wenn die Ziege schwimmen lernt» von Nele Moost und Pieter Kunstreich. Ein Buch über Tiere, die eine neue «Kompetenz» lernen sollen. Wunderschön dargestellt, wie dann nebst dem Affen, dem Kletterlehrer und dem Pinguin, dem Schwimmlehrer auch die Eule als Fluglehrerin aufgeben muss, als sie dem Elefanten das fliegen beibringen möchte. Jedes Tier hat seine eigene, ganz besondere Fähigkeit. Ein Affe soll im Klettern gefördert werden und eine Ente im Schwimmen und Tauchen.
Die Entfaltung nach individuellen Ressourcen scheint mir auch bei Kindern sehr erstrebenswert. Es ist jedoch eine grosse Herausforderung trotzdem noch jedes Einzelne gezielt zu fordern und fördern. Auch die Planung, Organisation und Struktur des Unterrichts wird komplexer – denn man hat ja nicht nur Elefanten oder nur Ziegen in einer Klasse…
Du hast Tiere gewählt, um den kreativen Prozess in Bewegung zu bringen. Warum?
Die Kinder brauchen ein Vorwissen um kreativ zu werden. Tiere wecken bereits bei kleinen Kindern Assoziationen und Bilder von Gesehenem oder Erlebtem. Die Tiere sind ideal um alle Fortbewegungsformen wie auch die Bewegungsmuster erfahrbar zu machen. Jedes Tier hat seine Eigenheit bzw. Besonderheit. Der Bär zum Beispiel fördert das homolaterale Bewegungsmuster (rechte und linke Körperhälfte), das Gleichgewicht und das rhythmische Gehen. Sobald er auch noch Fische fangen muss, können die Kinder zusätzlich die Reaktionsfähigkeit und Koordination trainieren.
Zappelige Kinder oder Kinder, welche «aus der Reihe tanzen» können in der freien Bewegung ihr volles Potential entfalten und werden von der Gruppe positiv wahrgenommen. Diese Rückmeldung hat dir eine Kindergärtnerin im Rahmen der Testphase geben. Könnte sich der Kreative Kindertanz als ernstzunehmendes Mittel der Inklusion entwickeln?
Das Tanzen unterstreicht «neue» Fähigkeiten der Kinder. Der Körper und seine Wahrnehmung stehen dabei im Vordergrund. Ich stelle immer wieder fest, dass im Tanzen plötzlich andere Kinder als üblich zu „Leadern“ werden. Das ist sehr schön zu beobachten. Tanzen verbindet und macht glücklich! Wenn wir tanzen schüttet das Gehirn Glückshormone aus. Das kann eine Klasse oder eine Gruppe so richtig zusammenschweissen.
Es gibt wissenschaftliche Studien, welche nahelegen, dass Kinder mit Entwicklungsstörungen oft Probleme im Bewegungsverhalten zeigen. Kannst du uns von Erfahrungen berichten, welche den Umkehrschluss zulassen?
Die Gehirnforschung macht grosse Fortschritte. Man weiss, dass Bewegung der Motor einer gesunden Entwicklung bedeutet. Durch Bewegung lernen die Kinder sich selber besser einzuschätzen, lernen ihren Körper und auch ihre Umgebung kennen. Durch Bewegung erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit, was wiederum entscheidend ist für die Persönlichkeitsentwicklung. Bewegung ist leben – wir leben durch Bewegung.
Erfahrungen die ich bis jetzt gemacht habe sind zum Beispiel Jungs, die lernen Emotionen zu zeigen oder auch Mädchen, die durchs Tanzen an Selbstvertrauen gewinnen. Die Arbeit im Bereich der Körperwahrnehmung hilft ihnen sich gut zu fühlen. Das Tanzen kann das Vertrauen in den eigenen Körper steigern, was in vielen Lebensbereichen eine Bereicherung sein kann. Ich bin überzeugt, dass die Arbeit mit dem Körper Entwicklungsdefizite aufholen kann. Tanz kann auch eine gute therapeutische Ergänzung sein zum Beispiel im Bereich der Psychomotorik.
«Grundsätzlich geht es mir nicht darum, dass die Kinder besser tanzen können, sondern dass sie die Musik, sich selbst und die Gruppe bewusster wahrnehmen.» Petra, Kindergärterin
Der Beobachter hat 2020 berichtet, dass drei bis fünf Prozent der Kinder in der Schweiz ein ADHS diagnostiziert haben. Kannst du dir vorstellen, dass der Kreative Kindertanz bei der Entwicklung von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität präventiv eingesetzt werden kann?
Tanzen hat ganz viel mit Wollen ohne Müssen zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder im Tanzunterricht einen Ausgleich zum Alltag finden können. ADHS ist ein sehr grosses Feld und die Diagnosen extrem unterschiedlich. Klar ist, dass Tanz als eigene Ausdrucksform viele Möglichkeiten bietet. Mit dem Tanzen kann ich was sagen ohne zu reden, ich kann Emotionen zeigen ohne zu weinen, ich kann mich körperlich betätigen ohne Leistungsdruck und ich kann meine eigenen Lösungen finden auf Umwegen. Das Tanzen bietet den Kindern neue Strategien, die sie auch im Leben anwenden können.
Noch eine letzte Frage: Du bist Angestellte an einer Tanzschule, arbeitest als Berufsschullehrerin, bist Tanzpädagogin und selbst als Tänzerin und Choreographin engagiert. Wo holst du dir Kraft für dieses grossartige und vielseitige Engagement?
Ich bin Visionärin. Der Tanz gehört in bzw. an die Schulen. Meine Vision treibt mich an. Jeden Tag versuche ich kleine Ziele zu erreichen. Dabei versuche ich eine gute Balance zu finden zwischen Familie und Arbeit, was mir ehrlich gesagt aber auch nicht immer gelingt. Jeden Tag was zu finden was mir Freude bereitet, gibt mir Kraft. Wenn ich am Abend zufrieden bin und weiss, dass sich der Tag gelohnt hat, bin ich happy.
Du möchtest das Kartenset bestellen?
Hier kannst du das tun: Bestellung Lehrmittel «Da tanzt der Bär»
Du möchtest deinen Kinder im Bereich Tanz und Musik fördern? Du suchst eine einfache Methode, die flexibel und einfach einsetzbar ist? Du möchtest praxinahe Tipps und Tricks für die Unterrichtsgestaltung?
Dann könnte die Fortbildung genau das Richtige für dich sein. Tamara Gassner, Lehrperson, studierte Tanzpädagogin und J&S Expertin im Bereich Tanz stellt dir das Lehrmittel vor und zeigt dir praxisnah und mit viel Engagement wie du deine Kinder an den Tanz heranführen kannst.
Weitere Infos und Anmeldung: Fortbildung zum Lehrmittel «Da tanzt der Bär»
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 09/2021
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Dance for Health
Richtlinien für die Entwicklung von gesundheitsspezifischen Tanzprojekten
Dance for Health bietet ganzheitliche, evidenzbasierte Aktivitäten für den Einzelnen zur Bewältigung und Anpassung an körperliche, geistige und soziale gesundheitliche Herausforderungen. In Dance for Health-Sitzungen beziehen geschulte Lehrkünstler Menschen als Tänzer und nicht als Patienten in eine freudvolle, interaktive, künstlerische Praxis ein.
Im Rahmen des Dance for Health Kommitees, in dem auch die Universität Bern vertreten ist, wurde eine Infograpfik angefertigt, um Tanzpädagogen bei der Entwicklung von Gesundheitsprojekten im Genre Tanz zu unterstützen.
Weitere Informationen in Englisch: International Association for Dance Medicine & Science
Infografik zum Download (nur auf Englisch verfügbar): Developing a Dance for Health Project: Considerations
Quelle: IADMS Dance for Health Committee, 2021
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Männliche Haltung zum Freizeittanz
Eine Tanzmuffelstudie
Niemand kommt als “Tanzmuffel” auf die Welt. Die Tatsache, dass die Vermittlung tänzerischer Fähigkeiten nicht als schulische Aufgabe verstanden wird und dass Jungen im Laufe ihrer Entwicklung wenig, sehr spät oder gar nicht mit grundlegenden Tanzfertigkeiten konfrontiert werden, könnte eine bedeutsame Ursache für die mangelnde männliche Beteiligung am Freizeittanz sein.
Warum sind Männer in vielen Tanzstilen noch immer untervertreten? Corinna Janson beschäftigt sich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit für den MAS in Dance Science an der Universität Bern eingehend mit dieser Frage und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen im Hinblick auf die explizite Gestaltung von Tanzangeboten für Jungs.
Hier können Sie die Zusammenfassung der Studie downloaden.
Tanz hat in vielerlei Hinsicht einen positiven und gesundheitsfördernden Einfluss auf den Menschen. Dabei setzt jede tänzerische Stilrichtung Schwerpunkte und trainiert jeweils ganz bestimmte Bewegungsqualitäten.
Mehr von Corinna Janson: Workshop in Tanzhologie im Herbst 2021 in Zürich
Mehr über Corinna Janson: Tanzhologie Studio
Quelle: Corinna Janson, Tanhologie Studio, 2021
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Spiegel im Tanzunterricht: Hilfreich oder Hindernis?
Spiegel gehören zur Grundausstattung vieler Tanzstudios. Sind diese für die tänzerische und mentale Entwicklung der Schüler förderlich?
Dieser Artikel wirft einen kritischen Blick auf den Gebrauch von Spiegeln im Tanzstudio und untersucht die Frage, ob und inwiefern Spiegel einen Einfluss auf das Körperbild und die technische Entwicklung von Tänzerinnen und Tänzer haben.
Quelle: SALLY A. RADELL, Research Paper for Dancers and Teachers, IADMS Research Paper, 2019
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Gesundheit durch Tanz
Interview mit Corinna Janson, Heilpraktikerin und Tanzpädagogin
Corinna Janson, Begründerin der Tanzhologie® und Leiterin des Tanzhologie Studios in Bad Kreuznach, hat als 4-Jährige mit Ballettunterricht begonnen und später eine Ausbildung als Naturheilpraktikerin absolviert. Heute gibt sie Tanzunterricht mit einem therapeutischen Bewusstsein. Im Interview mit TVS beschreibt sie ihren Lebensweg von der leidenschaftlichen Tänzerin in die therapeutische Tätigkeit und wieder zurück.
Sie sind Heilpraktikerin und Tanzpädagogin. Was war zuerst? Das Tanzen oder die therapeutische Tätigkeit?
Das ist bei mir fast wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei: Ich habe schon als 4-jährige mit Ballettunterricht begonnen und kann mir ein Leben ohne Tanz nicht vorstellen. Mit 19 Jahren fiel allerdings meine Entscheidung, Tanz als Hobby zu pflegen und mich beruflich anderen spannenden Themen zuzuwenden. Begeistert von der ganzheitlichen Menschenbetrachtung in der Klassischen Homöopathie absolvierte ich 1995 eine 3jährige Vollzeit Ausbildung zur Heilpraktikerin und arbeitete dann zunächst 14 Jahre lang als Homöopathin in einer Gemeinschaftspraxis zusammen mit meinem Mann, der sich auf die Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert hat. Nebenberuflich habe ich aber schon seit meinem 18 Lebensjahr mit Bewegung gearbeitet: als Übungsleiterin habe ich Aerobic unterrichtet, Gymnastikkurse für Gruppen der Rheuma Liga gegeben, Aqua Fitness Kurse geleitet, und meine Ballettlehrerin durfte ich auch schon in jungen Jahren und bei vielen Gelegenheiten im Unterricht vertreten, bevor ich mich tanztherapeutisch, tanzmedizinisch und tanzpädagogisch fortgebildet habe.
Heute verbinden Sie ihre therapeutische Arbeit mit dem Tanzen und leiten das Tanzhologie Studio in Bad Kreuznach. Wie sind sie dazu gekommen?
Ich gebe Tanzunterricht mit einem therapeutischen Bewusstsein und mein Angebot im Tanzhologie Studio ist als gesunde Freizeitbeschäftigung gedacht. Nachdem ich selber als junge Heilpraktikerin kein alltagskompatibles Freizeitangebot mit Tanz finden konnte, das Gesundheit, Kunst und Kreativität verbindet, begann ich 2003 mit der Entwicklung eines eigenen Konzeptes. Durch meine tanztherapeutische Ausbildung bei Dr. Detlef Kappert in Essen konnte ich mein Konzept mit tanzpsychologischen Inhalten komplementieren. Für mich war Dr. Kappert damals so etwas wie der „Hahnemann des Tanzes“ und er inspirierte mich zur Begriffsfindung „Tanzhologie". Tanzhologie unterrichtete ich zunächst neben der Praxistätigkeit, allerdings beanspruchte mein Tanz-Forschungsinteresse immer mehr Raum, so dass ich mir Unterstützung in der Praxis suchte, um genügend Zeit zu haben, diesem auch nachzugehen.
2011 starb dann plötzlich und unerwartet meine Ballettlehrerin, zu der ich ein enges Verhältnis hatte und deren künstlerische Aktivitäten mich über 30 Jahre lang geprägt haben. Ich war damals kurz vor dem Abschluss des Zertifikates in Tanzmedizin (bei ta.med) und fühlte mich als Therapeutin auch verantwortlich, die Gruppen dieser Tanzschule irgendwie „aufzufangen“. So nahm ich die Herausforderung an, das Studio zu übernehmen, zunächst in der Absicht, für den tanzpädagogischen Part eine Lehrkraft einzustellen, und meinen eigenen Schwerpunkt auf die Organisation des Studios und die Tanzhologie-Kurse zu legen. Dass es sich doch anders entwickelt hat, und ich mittlerweile seit 10 Jahren Ballett unter einem ganzheitlichen Aspekt vermitteln darf, dafür bin ich meinen Studiomitgliedern und meinem Schicksal sehr dankbar.
Sie legen ihre Arbeit die Vorstellung einer untrennbaren Verbindung von Körper, Geist und Emotionen des Menschen zugrunde. Wie begründen Sie diese Annahme?
Von dieser Verbindung gehen sämtliche große naturheilkundliche Heilverfahren unisono aus -seien es westliche oder fernöstliche Methoden- und es entspricht dem, was ich erlebe, bzw. in meiner Praxis erlebt habe. So ist es in den ausführlichen homöopathischen Anamnesen oft zu beobachten, dass sich ein bestimmtes Thema bei einem Menschen auf den unterschiedlichen Ebenen widerspiegelt. Als Homöopathin verstehe ich Krankheitssymptome als „Sprache der Lebenskraft“ die sich im Körper und im Gemüt ausdrücken. Es gilt in erster Linie diese Sprache zu verstehen und darauf mit adäquaten Mitteln zu reagieren, damit Heilungsprozesse in Gang kommen können.
Wie unterscheiden sich Tanztherapie und Tanzhologie®?
Tanzhologie® ist als allgemein gesundheitsfördernder Tanzunterricht konzipiert, der die positiven Effekte verschiedenster Tanzstile in Kombination mit Entspannungstechniken zum Wohle des Menschen nutzt. Anders als Tanztherapie ist Tanzhologie® keine Methode um pathologische Muster zu therapieren, sondern dient der Gesundheitsprophylaxe und der Persönlichkeitsentwicklung. Es ist eine abwechslungsreiche und freudvolle Freizeitbeschäftigung in der Gruppe, die Tanztechnik vermittelt und individuellen Bewegungs- und Ausdrucksbedürfnissen Raum gibt, ohne dass persönliche Probleme in den Stunden tiefergehend thematisiert werden.
Sie beschäftigen sich eingehend mit der Wechselwirkung von Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl und haben unter anderem den Einfluss von Tanztraining auf das Körperbild von Patientinnen mit Essstörungen erforscht. Zu welchem Schluss sind sie dabei gekommen?
Die Erfahrungen aus dem Tanzprojekt mit den Anorexie- und Bulimiepatientinnen bestärken mich in der Ansicht, dass Tanzunterricht einen wertvollen Beitrag in der heutigen Gesellschaft leisten kann, um der Entfremdung vom eigenen Körper entgegen zu wirken. Dabei haben sowohl freie Tanzübungen in Form von Improvisation, als auch Elemente aus dem Klassischen Ballett, einen sehr förderlichen Einfluss.
Ich fand es erstaunlich, dass bei einigen Probandinnen schon mit einer geringen Zahl an Tanz-Interventionen sehr nachhaltige Ergebnisse erzielt werden konnten! Das spricht absolut dafür, das Potential von Tanz noch viel umfassender zu erforschen und gezielter zu nutzen.
Es gibt einige Fachpersonen, die eine therapeutische Ausbildung fordern, um den positiven Nutzen des Tanzens auf die psychische Gesundheit auszuschöpfen. Wie stehen Sie dazu?
Grundsätzlich bin ich der Ansicht: Wenn man therapeutisch tätig sein möchte, sollte man auch eine therapeutische Ausbildung absolvieren. Im Tanz liegt ein unglaublich grosses Potential, um auf einfache und freudvolle Art und Weise Genesungsprozesse in Gang zu setzen oder sie zu unterstützen. Wer mit dem Medium Tanz körperlich oder psychisch leidende Menschen verantwortungsbewusst begleiten möchte, braucht neben einer umfassenden eigenen Tanzausbildung auch eine entsprechende Schulung und Erfahrung im Umgang mit Patienten.
Gleichzeitig finde ich, dass wir gar nicht genug darauf hinweisen können, welchen grossen Einfluss jeder Tanzlehrende auf Gesundheit und Persönlichkeitsbildung seiner SchülerInnen und StudentInnen hat. Auch für Tanzpädagogen (und insbesondere wenn sie mit Kindern arbeiten!) ist es wichtig, ein Bewusstsein für den (durchaus vorhandenen!) therapeutischen Wirkungsgrad im Tanzunterricht zu entwickeln.
Inwiefern lassen sich die Erkenntnisse und Erfahrungen der Tanzhologie® in die Tanz-Unterrichtstätigkeit mit Laien integrieren?
Meine Erkenntnisse und Erfahrungen aus Tanzhologie fließen in sämtliche Bereiche meiner Tanzschule ein. Im Ballettunterricht baue ich regelmäßig in allen Altersstufen Elemente aus Tanzhologie ein. Das sind insbesondere Improvisationsübungen, aber auch Zentrierungsübungen, Wahrnehmungsschulungen und Entspannungstechniken. Ich halte es für wichtig, sich eine gute Bewegungstechnik anzueignen, ohne dabei die Fähigkeit der freien Bewegungsgestaltung zu verlieren.
Um zur körperlichen Gesundheit beizutragen achte ich auf eine ausgewogene Beanspruchung des Körpers bei meinen Choreografien; und Aufführungen konzipiere ich so, dass die Mitwirkenden sich mit dem, was sie darstellen identifizieren können, indem ich sie mittels Tanzhologie-Elementen aktiv an den kreativen Gestaltungsprozessen beteilige.
Zum Abschluss: Viele Tanzschulen leiden unter Männermangel. Sie haben ihre Abschlussarbeit im Rahmen MAS Dance Science der Uni Bern dem Thema «Männliche Haltung zum Freizeittanz – eine Tanzmuffelstudie» gewidmet.
Haben Sie einen Tipp für Frauen, welche ihre Männer zum Tanzen motivieren wollen?
Leider NEIN! Diese Studie habe ich zwar gewissermassen entworfen, weil ich nach einem Trick gesucht habe, um Tanzmuffel in Tänzer zu verwandeln - aber letzten Endes ist durch diese Untersuchung vor allem mein Verständnis für Tanzmuffel gewachsen. Für die Tanzkunst werden Männer in unserer Gesellschaft schlecht vorbereitet. In den entscheidenden Jahren, in denen sich musische und tänzerische Grundfertigkeiten gut einprägen, werden Jungen im deutschsprachigen Raum vom Tanzen eher abgehalten, als gefördert. Und später sollen sie dann - ohne die Grundfertigkeiten verinnerlicht zu haben- beim Paartanz „die volle Verantwortung für das Gelingen übernehmen“ - so hat es ein bekennender Tanzmuffel ausgedrückt. Kein Wunder, dass sie dazu keine Lust haben, auch wenn sie grundsätzlich sehr gern den Körperkontakt beim Tanzen mögen und auch das Tanzen mit einer Partnerin lieben. Einfach mal so abtanzen, ohne festgelegte Schritte und Verantwortung: das mögen die meisten Männer jedenfalls fast genauso gerne, wie Frauen. Wir können uns da nur als Gesellschaft bemühen in Zukunft in der Erziehung auch frühzeitig die Körperbildung durch Tanz für Jungen zu fördern. Hier bleibt noch viel zu tun und zu forschen.
Vielen Dank für das Interview Frau Janson. Wir freuen uns, Sie im Herbst in Zürich für den Tanzhologie-Workshop begrüssen zu dürfen.
Weitere Infos und Anmeldung: Tanzhologie - Eine Unterrichtsmethode zur Gesundheitsförderung durch Tanz
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 03/2021
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«Da tanzt der Bär» I
Interview mit Tamara Gassner, Lehrerin, Tanz- und Theraterpädagogin und Performance Künstlerin
Tamara Gassner bildet seit über 20 Jahren Tanzpädagogen aus und hat vor kurzem ein neues Lehrmittel für Kindertanzpädagogik herausgegeben. Im Interview mit TVS spricht Sie über ihre Leidenschaft und Berufung als Tanzpädagogin und wie es dazu gekommen ist, ein Tanzlehrmittel für Kindergarten und Unterstufe mit dem Titel «da tanzt der Bär» zu gestalten.
Matchless bildet seit über 20 Jahren Tanzpädagogen aus. Die Ausbildung ist in ihrer Form nach wie vor einzigartig in der Schweiz. Wie ist es dazu gekommen?
Vor zwanzig Jahren gab es nur wenige Tanzschulen und auch sehr wenige Tanzlehrerinnen- und lehrer. Eine Tanzpädagogik-Ausbildung fehlte auf dem Schweizer Markt. Als wir unser Team erweitern wollten, stellte sich die Suche als sehr schwierig heraus. So kam die Idee, dass wir unsere TanzlehrerInnen selber ausbilden könnten. Mit meinem Knowhow als Schullehrerin, der langen Tanzerfahrung, einem passenden Studium in Bern und einem wertvollen Team mit vielen Ressourcen, war dies schlussendlich möglich. Die Ausbildung bietet ein gutes Basiswissen und ein solides Fundament um in die Berufswelt als Tanzpädagoge oder Tanzpädagogin einzusteigen. Wir sind stolz, dass sich unsere Lehrstätte schon seit zwanzig Jahren bewährt. Aktuell freut es uns, dass wir trotz Corona «hoffentlich» im April mit einem neuen Lehrgang starten dürfen.
Die Absolvierung eines Praktikums bildet einen gewichtigen Bestandteil der Ausbildung. Warum ist dies so wichtig?
Tanzpädagoge ist man nicht einfach – man wird es erst richtig durch die Praxis. Umso wichtiger ist es, erste Erfahrungen im Berufsleben schon früh zu sammeln.
Der Praktikumsort dient der Pädagogin zur direkten Umsetzung des Gelernten und gewährleistet so einen direkten Einstieg ins Berufsleben. Ein Praktikum ist eine Tätigkeit, die praktische Erfahrung im Beruf vermittelt und den Lernenden eine Chance bietet, ihre Fähigkeiten neben dem Lehrgang auszubauen und das Gelernte daraus in die Praxis umzusetzen. Zudem kann ein Praktikum die Suche für einen zukünftigen Job um einiges erleichtern! Konnte man sein Können an einer Tanzschule schon mal zeigen und sich beweisen, ist es naheliegend, dass man anschliessend eine Anstellung bekommt.
Welches sind aus Sicht der TeilnehmerInnen die grössten Stolpersteine auf dem Weg zum Tanzpädagogen?
Mit diesem Beruf wird man nicht reich! Es ist immer wieder schwierig den Beruf so in sein Leben zu integrieren, dass es möglich ist davon zu leben. Wie viele Stunden kann und soll ich pro Woche unterrichten? Wie viele Stunden bedeuten für mich Leidenschaft und ab wann wird es zum Alltag? Was kann mein Körper leisten, was kann ich ihm zumuten?
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich die Absolventinnen während des Lehrgangs entwickeln. Wie sie sich selber besser kennenlernen, wie sie ihren Körper verändert wahrnehmen. Durch die Arbeit mit sich selbst und die Auseinandersetzung mit der Materie können Fragen plötzlich beantwortet werden. Pläne werden geschmiedet und Richtungen gewechselt - Ziele erreicht und Herausforderungen angenommen.
Kommt Zeit kommt Rat! Es braucht oft einfach viel Zeit, bis sich die Teilnehmerinnen ihren Weg zurechtgelegt haben. Die Organisation und Struktur, den eigenen Arbeitsrhythmus finden, bedeutet eine grosse Herausforderung.
Neuerdings bieten Sie auch Online-Fortbildungen im Bereich der Kindertanzpädagogik an. Was hat Sie dazu bewogen?
Wir sind seit zwei Jahren bereits an einem Konzept für eine Online Ausbildung im Bereich Tanz und Aerial Pädagogik. Unser Ziel wäre es, dass auch Interessenten aus dem Tessin, der Romandie, Graubünden oder sogar aus den umliegenden Ländern an unserer Ausbildung teilnehmen könnten.
Mit den Online Fortbildungen wagen wir einen ersten Schritt in diese Richtung. Wir bieten so gezielt pädagogische Inhalte, die auch online gut vermittelbar sind. Die Corona Zeit hat uns dabei noch einen Extraschub verpasst. Wir hatten ein bisschen mehr Zeit und Energie und sind nun gespannt auf die nächste Ausgabe. Es ist eine Weiterbildung zum Thema «Improvisation als Unterrichtsmethode» und findet an zwei Freitagabenden Ende April statt.
Nun haben Sie ein Tanzlehrmittel entwickelt, das bereits im Kindergartenalter ansetzt. Warum bereits so früh?
Tanzen macht glücklich und fördert ganzheitlich! Also kann man nicht früh genug damit beginnen. Lange bevor unsere Kinder sprechen lernen, kommunizieren sie über ihren Körper mit ihrem Umfeld und entwickeln einen natürlichen Drang sich zu bewegen. Die Bewegung ist der Motor einer gesunden Entwicklung.
Im Rahmen der obligatorischen Schule hat Tanzen immer noch sehr wenig Platz. Das ist sehr schade und hat bestimmt verschiedene Gründe. Antje Klinge, Vorstandsmitglied im Bundesverband Tanz in Schulen e.V. hat das 2018 gut beschrieben: Vielleicht liegt es an der mangelnden Ausbildung der Lehrkräfte, die in ihrem Studium nur für kurze Zeit mit Tanz konfrontiert werden. Oder aber auch an der anspruchsvollen Aufgabe, einen besonders sensiblen, da körpernahen Handlungsbereich anzubieten, der in der Öffentlichkeit einen schweren Stand hat und meist nur in seiner professionellen Ausrichtung als Bühnen- und Showtanz oder im Kontext populärer Musikclips Anerkennung findet. Mit dem Projekt Dance4School setze ich genau an diesem Punkt an und möchte Hindernisse überbrücken. Lehrpersonen sollen mit Hilfe von geeigneten Lehrmitteln und Hilfestellungen einen einfachen Zugang zur Vermittlung von Tanz erhalten. Langjährige Tanzerfahrung ist nicht notwendig, um Kinder für den Tanz zu begeistern.
Mit dem neusten Lehrmittel «da tanzt der Bär» gehe ich noch einen Schritt weiter. Bereits Lehrpersonen auf Kindergarten- und Unterstufe, können Kinder mit Leichtigkeit an den Tanz heranführen. Es geht dabei nicht nur ums Vormachen und Nachahmen, sondern vielmehr ums Experimentieren und Finden. Das Lehrmittel besteht aus Tierkarten, die wichtige Bewegungsmuster und Fortbewegungsformen bei kleinen Kindern erfahrbar machen und die Basis tänzerischer Kompetenzen vermitteln. Mit dem Einsatz der Karten werden Ziele des Lehrplans 21 aus dem Bereich Musik und Tanz Kindergarten und Unterstufe abgedeckt.
«Da tanzt der Bär» wird aktuell in der Praxis getestet. Fortsetzung folgt...
Weitere Informationen zum Projekt «Dance4school»
Weitere Informationen zur Ausbildung in Tanzpädagogik für Erwachsene
Weitere Informationen zu den Online-Kurse
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 03/2021
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Tanzpädagogik im Erwachsenenalter
Eine Möglichkeit die psychische Gesundheit zu bewegen?
Anna Pilchowski, Sozialpädagogische Bildungsforscherin, erschliesst in ihrem Artikel die Möglichkeiten, welche das Tanzen in der sozialen Arbeit haben kann. Das Potential des Tanzens liegt in der Kombination von Bewegung, Musik und sozialer Interaktion und bietet sich als emotionaler und psychischer Ausgleich und als kreatives Medium zur Stressreduktion an.
Menschen eines Alters zwischen 30 und 60 Jahren werden mit individuellen und entwicklungsspezifischen kritischen Lebensereignissen und mit leistungsgesellschaftlichen Strukturen konfrontiert sowie mit einer Pluralisierung von Lebensentwürfen, die Leistungs- und Entscheidungszwänge generiert und persönlichkeitsbildende Maßnahmen in den Hintergrund geraten lässt. Dadurch besteht die Gefahr einer negativen Beeinflussung ihrer psychischen Gesundheit. Das dadurch bedingte Verlangen der Individuen nach Handlungsfähigkeit verweist auf den Bedarf der Zielgruppe. Tanzpädagogik setzt an der Persönlichkeitsbildung an und kann anhand tanzpädagogischer Dimensionen eine Möglichkeit der Lebensbewältigung nach Lothar Böhnisch darstellen, die sich auf das psychische Wohlbefinden auswirken, wodurch Annäherungen an das Wirkungspotential auf die psychische Gesundheit dargestellt werden können. In diesem Kontext stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die Tanzpädagogik in der Sozialen Arbeit aufweist. Denn die körperliche Auseinandersetzung in der Tanzpädagogik kann – trotz bestehender Grenzen – niedrigschwellige Zugänge eröffnen.
Weiterlesen
Zur kürzlich erschienen Publikation von Anna Pilchowski: Tanzpädagogik im Erwachsenenalter. Eine Möglichkeit die psychische Gesundheit zu Bewegen (2021)
Quelle: Anna Pilchowski, Kulturelle Bildung Online, 2020
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Teenagerinnen tanzen für eine bessere psychische Gesundheit
Ergebnis einer Studie mit 112 Mädchen im Alter von 13 bis 19
Depressionen, Stress, Müdigkeit und sogar Kopfschmerzen, unter denen junge Mädchen leiden, können durch regelmäßigen Tanz gelindert werden.
Die Studie mit dem Titel "Influencing Self-rated health among adolescent girls with dance intervention" wurde von der Physiotherapeutin, Anna Duberg von der Universitätsklinik Örebro und Doktorandin an der Örebro Universität in Schweden durchgeführt.
Weiterlesen
Quelle: Anna Duberg et. al., The American Journal Archives of Pediatrics and Adolescent medicine (JAMA), 2013
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Lebenselixier Tanz
Wer sich im Rhythmus der Musik bewegt, stärkt nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die Psyche
Ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren ist für den Gesundheitseffekt von Tanzen verantwortlich: unter anderem die Musik, die Berührung sowie die körperliche Bewegung. Und dabei wurde uns diese Form der Bewegung in die Wiege gelegt.
Ich kann nicht tanzen!« Wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört? Oder ihn vielleicht selbst ausgesprochen? Viele Menschen, insbesondere in nördlichen Ländern wie Dänemark, Deutschland oder England, tanzen sehr wenig, weil sie meinen, es nicht zu können. Die Angst ist allerdings unbegründet. Die Fähigkeit, einem Rhythmus zu folgen, ist uns laut wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Wiege gelegt.
Lesen Sie den gesamten Artikel im Spektrum Gehirn&Geist
Quelle: Julia F. Christensen, Spektrum.de, 03/2020
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Ballett für alle
Über die Anpassung von Unterrichtsformen zur Erhöhung der Barrierefreiheit
Clare Guss-West ist Vorsitzende des IADMS-Komitees "Dance for Health" und internationale Lehrbeauftragte an der Universität Bern. In diesem interessanten Beitrag spricht sie über moderne Entwicklungen und Inklusion im Ballettunterricht.
Mehr als jede andere Tanzform stellt das Ballett mit seinem vorherrschenden Fokus auf die physische Leistung, der äusserlichen Form und Konformität mit traditioneller Ästhetik vielleicht die größten Herausforderungen für alle Aspekte der Barrierefreiheit dar, und doch wächst die Nachfrage nach angepasster Ballettpraxis schnell. Institutionen wie die Royal Academy of Dance und das Adaptive Dance Program der Joffrey Ballet School begrüßen diese Entwicklung und integrieren in vielen Fällen Kinder mit motorischen Herausforderungen in den regulären Unterricht.
Zum englischen Originalartikel
Quelle: Clare Guss-West, IADMS Blog, 12/2020
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Wirkung eines einwöchigen Tanzprojekts auf die soziale Interaktion
Eine wissenschaftliche Perspektive: Tanz macht Schule
Als ich aufwuchs, hatte ich die Gelegenheit, den Tanz von klein auf zu erleben, und das habe ihn bis heute beibehalten. Bei meiner derzeitigen Arbeit als Tanzlehrer in verschiedenen Tanzschulen kann ich beobachten, welche positiven Auswirkungen Tanz auf die Gruppendynamik und jedes einzelne Kind im Studio haben kann.
Das Ergebnis meiner Studie legt nahe, dass gemeinsames Tanzen die Empathiefähigkeit und die Verbundenheit zwischen Gleichaltrigen erhöht.
Lesen Sie die Zusammenfassung der Studie von Anouk Lehner, MAS Dance Science, auf Englisch: Effect of a one-week-dance-project on the social interaction between students and teachers in a public school
Quelle: Anouk Lehner, MAS Dance Science, 2018
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Einfluss von Tanztraining auf das Körperbild von Patientinnen mit Essstörungen
Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl im Tanz
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Tanzunterricht ein geeignetes Mittel ist, um das Verhältnis zum eigenen Körper und das Selbstwertgefühl zu verbessern.
In unserer Konsumgesellschaft wird sehr viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt, der Körper wird mehr und mehr zur Ware und „geht als fühlender Körper verloren.“ (Zitt, 2008, S.143). Eine allgemein zunehmende Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt häufig zur Entwicklung eines negativen Körperbildes und gipfelt in Krankheitsbildern wie Anorexie und Bulimie, die maßgeblich in Industrieländern vorkommen (DGPM, 2010, S. 20). Sie sind gekennzeichnet durch eine pathologische Entfremdung vom eigenen Körper und seinen Bedürfnissen und gehen typischerweise mit gravierenden Körperwahrnehmungsstörungen einher. Um den Effekt von Tanz auf die Entwicklung eines positiven Körper- und Selbstwertgefühls zu verdeutlichen, wurden für diese Projektarbeit sechs Probanden mit Essstörungen untersucht.
Projektarbeit downloaden: Einfluss von Tanztraining auf das Körperbild von Patientinnen mit Essstörungen
Weitere Informationen zur Autorin und der Methode: Tanzhologie Studio
Quelle: Corinna Janson, www.tanzhologie.de
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Tanz & kreative Bewegung: Effekte auf die Selbstwirksamkeit und das Wohlbefinden von Senioren
Wissenschaftliche Perspektive: Wohlbefinden im Alter
Tanzen wird von der WHO (2018) als gesundheitswirksame körperliche Aktivität für ältere Erwachsene empfohlen. Trotzdem gibt es nur wenige Studien zu diesem Thema. Mit dieser Arbeit versucht Carla Winkelmann im Rahmen ihrer Abschlussarbeit für das MAS Dance Science diese Lücke zu schliessen.
Quelle: Carla Winkelmann, MAS Dance Science, 2018
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Zeitgenössischer Tanz bietet viele Möglichkeiten zur gelebten Inklusion
Ein Interview von Alessandro Schiattarella «Strano» mit Catja Loepfe, Künstlerische Leiterin des Tanzhaus Zürich
Catja Loepfe ist künstlerische Leiterin des Tanzhaus Zürich und setzt sich seit 2017 verstärkt für Inklusion ein. Dieses Interview ist im Rahmen der Publikation der Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis entstanden. Die Fachstelle setzt sich für die kulturelle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein und begleitet Kulturinstitutionen im Rahmen von Labelpartnerschaften.
Zum vollständigen Artikel auf der Seite vom Tanznetzwerk Schweiz reso
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Jahrbuch Tanzforschung 2020: Sinn und Sinne im Tanz
Perspektiven aus Kunst und Wissenschaft
Aus der Perspektive unterschiedlicher AutorInnen aus Kunst und Wissenschaft werden Wege aufgezeigt, wie aus verschiedenen Situationen neuartige Zugänge zu künstlerischer, forschender und vermittelnder Praxis entspringen können.
Ähnlich und doch verschieden: Sinn und Sinne im Tanz. Sinn steht für Sinnhaftes, für Einsicht und Vernunft - und mit Sinne wird alles Sinnliche, wird Erfahrung und Wahrnehmung verbunden. Tanz macht Sinn, Tanz ist Sinnlichkeit. Aus der Reibung dieser beiden Pole entstehen für den künsterlischen Tanz wie auch für deren Erforschung neuartige Ansätze. Das im Körper gespeicherte Wissen spielt dabei eine bedeutende Rolle. Aus der Perspektive unterschiedlicher Autorinnen und Autoren aus Kunst und Wissenschaft werden Wege aufgezeigt, wie aus verschiedenen Situationen neuratige Zugänge zu künstlerischer, forschender und vermittelnder Praxis entspringen können.
Dieses gtf-Jahrbuch enstand in Zusammenarbeit mit dem Institute for the Performing Arts and Film (IPF) der Züricher Hochschule der Künste.
Bestellen bei Transcript Verlag
Quelle: Transcript Verlag, 08/2020
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Tanztherapie: Wie Tanzen heilen kann
Tanzen wirkt nicht nur präventiv. Tanzen kann auch heilen.
Tanztherapie kann bei nahezu jeder Erkrankung eine wunderbare begleitende Massnahme darstellen. Sie kann aber auch beim Gesunden die persönliche Entwicklung fördern. Ina Sauther durchforscht für sie die aktuelle wissenschaftliche Studienlage.
Zum vollständigen Artikel: Zentrum für Gesundheit
Quelle: Ina Sauther, Zentrum für Gesundheit, 05/2020
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Buchtipp | Tanzen macht nicht nur glücklich, sondern auch schlau
Der Bestseller von Lucy Vincent jetzt auf Deutsch erhältlich
Gehirn im Viervierteltakt: Wir haben es immer gewusst, aber nun ist es wissenschaftlich belegt. Tanzen macht nicht nur glücklich, sondern auch schlau.
Die Kombination aus Rhythmus, musikalischem Gehör, Choreographiearbeit, asymmetrischem Training von linker und rechter Körperhälfte, Koordinationsvermögen (alleine, als Paar oder in der Gruppe) und Ausdauertraining fördert und fordert unterschwellig den Denkapparat. Das lässt sich in der Gerontologie und Demenztherapie wunderbar umsetzen, aber auch im schulischen Kontext gibt es hiermit eine Alternative zum Geigenunterricht.
Weitere Informationen finden Sie beim Goldmann Verlag
Quelle: Goldmann Verlag, 02/2020
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Emotionale Intelligenz im Tanz
Infoblatt 7
Emotional intelligente Tänzer und Tanzpädagogen können einschätzen, welche Handlung voraussichtlich welche Emotionen auslösen werden, um dann dieses Wissen in eine verantwortungsvolle Entscheidungsfindung einfliessen zu lassen.
Die Info-Blätter können für 10.00 Euro (3,50 Euro für Mitglieder) bei der ta.med - Gemeinnütziger Verein für Tanzmedizin bezogen werden.
Quelle: ta.med, Thom Hecht, M.PHil., M.A., 04/2017
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Tanz wirkt! Wirkt Tanz?
Rückblick auf den Forschungstag Tanztherapie 2019 der Gesellschaft für Tanzforschung GfT
Am 11. Mai fand der Forschungstag Tanztherapie 2019: "Tanz wirkt! Wirkt Tanz?" statt. Er wurde vom Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschlands (BTD) in Kooperation mit der Gesellschaft für Tanzforschung (gtf) und der Medical School Hamburg veranstaltet.
Das Anliegen des Forschungstags Tanztherapie 2019 war es, den gegenwärtigen Stand der tanztherapeutischen Forschung in den Blick zu nehmen, die vielfältigen Formen der Forschung in der Tanztherapie sichtbarer zu machen und sich zu fragen: Wie, warum, für wen und vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund forschen wir?
Auf der Webseite der Gesellschaft für Tanzforschung GfT finden Sie den gesamten Beitrag mit Berichten von TeilnehmerInnen über die Vortrage und Workshops
Quelle: Gesellschaft für Tanzforschung GfT, 05/2019
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Impulse und Perspektiven für Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer
Interview mit Frau Dr. Andrea Schärli, Leiterin MAS in Dance Science der Universität Bern
Über aktuelle Forschungsschwerpunkte und die vielseitigen Entwicklungsmöglichkeiten für TanzlehrerInnen
Seit 2015 leiten Sie den MAS in Dance Science der Universität Bern. Was hat sich in den vergangenen vier Jahren verändert?
Das Interesse an der Dance Science ist ungebrochen und sogar noch gewachsen. Wir haben vor vier Jahren mit einer Gruppe von über 20 Studierenden angefangen, die alle vor einem Jahr abgeschlossen haben. Auch bei der dritten Runde haben wir wieder über 20 Studierende. Es sind inzwischen immer mehr Studien zu unterschiedlichen Tanzstilen und vermehrt auch interdisziplinäre Arbeiten verfügbar, welche nebst der Medizin auch die Fachbereiche Psychologie, Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Pädagogik und Biomechanik umfassen.
Unsere Studierenden widerspiegeln diesen Trend. Der tänzerische Hintergrund reicht von Breakdance, Orientalischem Tanz, zeitgenössischem Tanz, Jazztanz bis hin zu Musicaltanz. Auch liegt das Interesse nicht mehr ausschließlich im professionellen Bühnentanz, sondern auch in der Spezialisierung auf verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Gerade die gesundheitlichen Effekte von Tanz bei Seniorinnen und Senioren ist ein Thema, auf welches ich von Journalisten in letzter Zeit immer wieder angesprochen werde. Das scheint ein ‚hot topic‘ zu sein.
Tanzen wird immer noch gerne als Fitnesstraining eingestuft. Wie sehen Sie das?
Tanzen kann natürlich als Fitnesstraining dienen, je nach Tanzstil und Lehrer. Oft steht aber nicht das ‚Workout‘ im Vordergrund, sondern das Erlernen von komplexen Bewegungsabläufen, das Bewegen mit Musik, die Imagination oder die Interaktion mit dem Tanzpartner. Interessanterweise zeigen zum Beispiel viele Studien auf, dass gerade Balletttänzerinnen und -tänzer im Bereiche der aeroben Ausdauer nicht über eine gleich gute Fitness verfügen wie durchschnittlich aktive Menschen. Die Aussage, dass Tanz ein Fitnesstraining sei, ist also mit Vorsicht zu geniessen. Wenn ein vollumfängliches Fitnesstraining mit Ausdauer und Kraftrainingselementen erwünscht ist, dann ist Tanzen sicherlich nicht die erste Wahl.
In den Neurowissenschaften ist das Interesse am Tanzen stark gestiegen. Ist die Entdeckung der Spiegelneuronen dafür verantwortlich? Wie können wir uns diese Entwicklung erklären?
Tanz ist in der Tat für die Neurowissenschaften sehr interessant. Das rührt daher, dass Tänzerinnen und Tänzer sich unglaubliche lange Choreographien einprägen können und dass sie ein fast unendliches Bewegungsrepertoire aufweisen. Die Spiegelneuronen sind ein wichtiger Aspekt beim Erlernen dieser Bewegungsabfolgen.
Darüber hinaus zeigen neuere Studien deutlich auf, dass der Tanz als Aktivität sich von anderen Bewegungsformen, wie zum Beispiel Joggen oder Fitnesstraining abhebt, gerade im Kampf gegen neuro-degenerative Erkrankungen wie Demenz. Beim Tanzen sind die exekutiven Funktionen (z.B. die Fähigkeit zum Dual Tasking) kontinuierlich angesprochen. Und es sind eben genau solche Aktivitäten mit komplexer Koordination in Verbindung mit kognitiven Herausforderungen, die unserem Gehirn und Körper optimal schulen, sowohl in der Kindheit als auch im Alter.
Welcher Forschungszweig kommt ihrer Meinung nach im Moment noch zu kurz? Wo wünschen Sie sich neue Forschungsschwerpunkte?
Es gibt immer noch wenige methodisch gut durchdachte Studien, die Effekte von Tanz auf die Gesundheit und das Wohlbefinden verschiedener Bevölkerungsgruppen untersuchen. Hier gibt es sicherlich noch Bedarf. Auch fände ich es schön, wenn der Bereich des motorischen Lernens vermehrt auf Tanz übertragen wird und mit tanzspezifischen Studien vorangetrieben wird.
Der MAS in Dance Science bietet ein breit abgestütztes Weiterbildungsprogramm, welches weit über die motorischen und biomechanischen Aspekte der Bewegung zur Musik hinausgeht. Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Ausrichtung?
Wir wollen vor allem Praktiker aus dem Feld des Tanzens mit theoretischen Konzepten zu verschiedenen Disziplinen wie Anatomie, Physiologie, Neurowissenschaften, Biomechanik, Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Psychologie und Pädagogik ausrüsten, damit sie ihre Tätigkeit reflektieren können und neue Impulse erhalten. Wichtig ist uns auch, die Forschungsmethode und das Lesen und Verstehen von wissenschaftlichen Artikeln zu vermitteln, damit die Teilnehmenden in Zukunft ihre Inhalte und Methoden evidenzbasiert wählen können. Dies ermöglicht auch das Erstellen neuer Programme/Curricula, zum Beispiel Tanz für Seniorinnen in einem Altersheim. Zu diesem Thema bieten wir im Oktober und November übrigens zwei Workshops an.
Welche Möglichkeiten eröffnet eine fundierte Aus- und Weiterbildung den TanzlehrerInnen in der Schweiz?
Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer erhalten die Möglichkeit, ihr Training evidenzbasiert und nach neusten wissenschaftlichen Standards auszurichten und sich so von anderen Anbietern abzuheben. Mit einer Weiterbildung zum Beispiel in der Dance Science können auch Ideen für neue Angebote entwickelt werden.
Bevor Sie in die Forschung eingestiegen sind, haben Sie sich unter anderem auch intensiv mit Tanzpädagogik auseinandergesetzt und waren selbst aktiv als Tanzlehrerin am Gymnasium tätig. Was sind ihre Erfahrungen?
Ja, das stimmt. Ich hatte auch in den Niederlanden unterrichtet und da war Tanz sogar ein Maturafach. Es sind immer noch meist die Mädchen, die freiwillig zum Tanzen kamen und die sich fürs Tanzen begeistern liessen. Eine Umfrage in UK zeigt, dass Tanzen die zweit beliebteste körperliche Aktivität nach Fussball ist. Da muss unbedingt angesetzt werden. Die Jugendlichen sollen mit tollen Angeboten im Tanzbereich zur Bewegung motiviert werden. Momentan unterrichte ich auch Tanz für die Sportwissenschafts-Studierenden und da ist es wunderbar zu sehen, dass grad auch die jungen Männer extreme Fortschritte erzielen und das Tanzen richtig zu schätzen lernen. Einer hat mal gesagt: „Schade habe ich nicht früher gemerkt wie cool Tanzen ist!“
Welche Rolle spielt das Tanzen für Sie im Bildungsprozess von Kindern und Jugendlichen?
Tanzen ist wichtig für die Bewegungsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es wird in der Schweiz aber leider stark vernachlässigt. Im neuen Lehrplan ist es einerseits der Musik und andererseits dem Sport zugeteilt. Es sollte aber unbedingt ein eigenständiges Fach sein, was auch den Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer zusätzliche Anerkennung geben würde. Die meisten Sport- und Musiklehrer können das Fach nur ansatzweise vertreten. Bei uns am ISPW gibt es Forschung zum Einfluss von physischer Aktivität/Sportunterricht auf die kognitive Leistung von Schülern (Gruppe von Prof. Dr. Mirko Schmidt). Dabei hat sich gezeigt, dass komplexe Bewegungsaufgaben zu höheren Leistungen in der Schule führen können. Tanz würde da also eine wichtige Rolle spielen, wenn es denn nur angeboten würde.
Welche Rolle spielt das Tanzen in der Gesundheitsprävention?
Bewegungen im Allgemeinen und Tanzen im Speziellen können viele Krankheiten und Probleme vorbeugen. Wie oben schon genannt, sind es eben komplexe Bewegungsaufgaben, welche für die Kognition und z.B. im Kampf gegen die Demenz entscheidend sein können. Hier sehe ich ein riesiges Potential, welches bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Es ist zu hoffen, dass wir mit Studien Fakten auf den Tisch legen können und dann Politiker und Vertreter von Krankenkassen überzeugen können, dass das Tanzunterricht eine sehr effektive Prävention und/oder Rehabilitation sein kann.
Was trägt das MAS-Programm zu dieser Entwicklung bei?
Wir versuchen mit Studien, die Vorzüge des Fachs Tanz aufzuzeigen und so dann vielleicht auch irgendwann die Politiker davon überzeugen zu können!
Weitere Informationen: Weiterbildungsangebot der Universität Bern in Dance Science
Quelle: TanzVereinigung Schweiz TVS, 2019
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Tanzen und Gesundheit aus sportmedizinischer und sportpsychologischer Sicht
Positive Gesundheitseffekte des Tanzens aus Sicht der Medizin
„Bewegung ist Medizin“, ein Slogan, der in den letzten Jahren sehr populär wurde und aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht grundsätzlich Richtigkeit hat. Doch inwiefern hält das Tanzen, was es verspricht? Eine kurze und kritische Bestandsaufnahme zur aktuellen Studienlage von Dr. Wolfgang Schobelsberger.
Quelle: Dr. Wolfgang Schobelsberger, Verein für Gesundheitsfördernden Gesellschaftstanz, 2019
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Cool facts, hot feet
Menschen tanzen aus Spaß, Erholung, sozialen Gründen und zunehmend auch für ihre Gesundheit. Es gibt etwas Einzigartiges am Tanz, wie er inspiriert und motiviert
Dieser Report legt den Fokus auf unterschiedliche Altersgruppen, Tanzstile, Settings und medizinische Bedingungen im Rahmen der Erforschung von Freizeittanz.
Der Schwerpunkt liegt auf Forschungsarbeiten und Evaluationsberichten, bei denen ein wissenschaftlicher Ansatz bei der Erhebung und Analyse von Daten verfolgt wurde. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz von randomisierten Kontrollstudien, validierten Messgeräten für körperliche Aktivität und der psychischen Gesundheit sowie statistische Standardverfahren. In der Übersicht werden auch Zeitschriftenartikel aufgeführt, bei denen die Forschungsmethodik nicht den aktuellen wissenschaftlichen Standards entspricht, aber wichtige Hinweise für die Auswahl von zukünftigen Forschungsschwerpunkten liefern können.
Hier können Sie den gesamten Bericht Dancing to health - a review of the evidence von People Dancing UK herunterladen.
Quelle: People Dancing, The foundation for community dance, UK
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Tanz ist mehr als Therapie
Eine qualitative Analyse des therapeutischen Tanzunterrichts für Parkinson-Betroffene
Welche Vorteile und Grenzen hat der Tanzunterrricht für Parkison-Bertroffene und wie sollen die Lektionen gestaltet werden, damit die Teilnehmer einen möglichst grossen Nutzen davon tragen?
Nebst der Verbesserung der Motorik können gut strukturierte Tanzkurse auch die soziale Verbundheit erhöhen. Aus Sicht der Teilnehmer ist die sorgfälltige Planung und Anpassung der Kursinhalte an die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen ausschlaggend für die Qualität der Kurse.
Diese Studie wird TVS-Mitgliedern auf Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt.
Quelle: Priscila A. Rocha et. Al. Complemetary Therapy in Medicine
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Tanzen wirkt als wahres Gehirntraining und macht geistig fit
Eine Studie der Universität Bochum zur Gesundheit von Senioren
Tanzen hält fit und wirkt als wahres Gehirntraining, was schon länger bekannt ist. Aber wie effektiv hilft es beispielsweise älteren Menschen? Genau das haben jetzt Bochumer Forscher getestet – mit verblüffendem Ergebnis: Übten die betagten Probanden nur einmal pro Woche ein speziell für ältere Leute entwickeltes Tanzprogramm, verbesserte dies ihre geistige Fitness und steigerte ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit.
Lesen Sie den gesamte Artikel im Wissenportal von Neuronalfit
Und hier noch ein visueller Beitrag auf Focus Online zur Inspiration: Tanzender Senior stielt Strassenmusiker die Show
Quelle: Neuronalfit, Marcel Liechti, Gehirntrainer GfG, 03/2019
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Tanzen sollte vom Hausarzt verschrieben werden
Eine Zusammenfassung der vielfältigen Nutzen des Tanzens
Tanzen ist eine ganzheitliche Körperaktivität, bei der du ganz schön ins Schwitzen kommst. Deine Gesundheit wird es dir danken, wenn du regelmäßig tanzt, denn dieser Sport wirkt sich auf viele Bereiche deines Körpers aus:
Muskeln: Durch die Bewegung verbessert sich die Funktion deiner Muskelzellen. Deine Koordinationsfähigkeit wird gefördert. Verspannungen lösen sich und treten seltener auf. Zudem können deine Muskeln bei Belastung besser und schneller reagieren.
Stützapparat: Sehnen und Bänder werden durch die rhythmische Bewegung kräftiger durchblutet. So kannst du deine Gelenke besser schützen. Aber auch diese profitieren vom Tanzen. Deine Beweglichkeit wird erhalten und sogar verbessert.
Wirbelsäule: Tanzen ist eine Sportart, bei der es auf die richtige, aufrechte Haltung ankommt. Das erhöht die Beweglichkeit deiner Wirbelsäule. Du wirst feststellen, dass du dich allgemein aufrechter halten wirst. So beugst du Bandscheibenvorfällen vor.
Organe: Die Bewegung sorgt dafür, dass dein Herz leistungsfähiger wird. Deine Durchblutung verbessert sich. Die gesteigerte Sauerstoffversorgung sorgt für eine bessere Funktion deiner Lunge, verbrauchte Luft wird schneller ausgeschieden.
Immunsystem: Tanzen erhöht die Anzahl der Killerzellen deines Immunsystems. Damit kann dein Körper Infekte schneller abwehren: Du wirst nicht mehr so schnell krank werden.
Fettverbrennung: Durch das rasche Tempo einiger Tänze (Disco-Fox, Jive) verändern sich deine Enzyme. Es bilden sich viel mehr Enzyme, die Fett verbrennen. So wirst du auf Dauer eventuell vorhandenes Hüftgold los – und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sich neuer „Speck“ ansammeln kann.
Gedächtnissteigerung: Dein Gehirn wird, wie bei jedem Ausdauertraining, besser durchblutet. So wirst du wach, leistungsfähig und kannst dir viel mehr merken. Im Laufe deines Lebens lässt normalerweise die Verknüpfung der Nervenzellen untereinander nach – das so genannte neuronale Netz wird abgebaut. Tanzen verbessert die Verknüpfung deiner Gehirnzellen untereinander. Die koordinierten und rhythmischen Bewegungen erhalten so dein Gehirn jung. Es ist sogar möglich, dass sich verkümmerte Bereiche des Gehirns wieder regenerieren. Nachgewiesen ist, dass Tanzen das Lernvermögen und das Gedächtnis verbessert.
Hormone: Durch die Bewegungen steigt die Serotoninproduktion. Das macht dich glücklich und kreativ. Darüber hinaus wird auch das Kreativitätshormon ACTH vermehrt produziert. Dadurch entspannt sich dein Körper, dein Geist aber wird hoch leistungsfähig. TänzerInnen sind überdies Menschen, die Probleme kreativer lösen als andere – sie sind es gewohnt, auch die rechte, kreative Gehirnhälfte mit einzusetzen.
Endorphine: Das Tanztempo sorgt dafür, dass nach einigen Übungsstunden Endorphine freigesetzt werden. Das sind körpereigene Stoffe, deren Wirkung mit Drogen vergleichbar ist. Allerdings sind sie viel harmloser. Sie sorgen „nur“ dafür, dass du dich entspannst, glücklich und zufrieden fühlst.
Unser Buchtipp zum Thema
Tanzmedizin, Anatomische Grundlagen und gesunde Bewegung, Josef Huwyler, Hogrefe, 2013
Dieses grundlegende Lehrbuch der Anatomie und Sportmedizin ist aus der jahrzehntelangen Arbeit des Autors mit Tänzern hervorgegangen. Es vermittelt Tanzpädagogen, professionellen Tänzern und Tanzschülern praktisch nutzbare Kenntnisse über ihren Körper, die direkten Bezug zu ihrer Arbeit haben. Der verständliche und ausführliche Text wird durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht. Das Buch dient auch dem Arzt als Leitfaden für seine Lehrtätigkeit an Ballettschulen. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis bietet die Möglichkeit zu weiteren Informationen.
Quelle: Gesundheitswissen.de
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Tanzen als Medizin: Mit Schwung gegen Altersbeschwerden
Portrait einer Tanzgruppe der besonderen Art
Gut für die Kondition, für Psyche und Gedächtnis: Tanzen kann, vor allem für ältere Menschen, mehr sein als nur ein Ausdruck von Lebensfreude.
Zum vollständigen Artikel der Deutschen Ärztezeitung
Weiterführende Informationen zur Tanzgruppe ArtRose
Quelle: Jörg Schurig, Deutsche Ärztezeitung, 2017
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Tanzen ist der gesündeste Sport
Tanz stimuliert den Körper als Ganzes, aktiviert das Gehirn, macht Menschen glücklich und schafft sozialen Zusammenhalt.
Man kann es nicht oft genug sagen. Der Tanz hat positive Auswirkungen auf den Körper, das Gehirn, die Stimmung und das soziale Verhalten. Diese Aktivität, die Kinder zum aufblühen bringt, Paare bindet und Rentner verjüngt, ist für Männer vorteilhafter als jeder andere Sport, sagt die Neurobiologin Lucy Vincent in Make your brain dance!
Zum vollständigen Artikel in der fränzösischen Zeitschrift Le temps
Quelle: Marie-Pierre Genecand, Le temps, 2019
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Wenn Kinder tanzen
Ein spannender Beitrag über den Nutzen von Tanzen bei Kindern
Tanzen hat einen positiven Einfluss auf die körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern. Die Fähigkeit zu tanzen ist bereits vorhanden, bevor Kinder sprechen können.
Kinder bewegen sich auf eine angeborene Weise: Bewegung dient dazu, Gedanken oder Gefühle auszudrücken. Wenn ihre Bewegungen strukturiert und bewusst ausgeführt werden, wird es zum Tanz. Wenn du Kinder hast, fragst du dich vielleicht, wie du ihre unerschöpfliche Energie am besten kanalisieren kannst. Für Mädchen und Jungen jeden Alters ist der Tanz eine ausgezeichnete Alternative zum Teamsport.
Zum französischen Originalartikel auf Partenaire de danse
Quelle: www.partenaire-danse.fr
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Jahrbuch Tanzforschung 2018: Tanz – Diversität – Inklusion
Das Jahrbuch der Gesellschaft für Tanzforschung Gtf versammelt grundlegende Positionen zu Diversität und Inklusion im und durch Tanz
Diversität, Teilhabe und Inklusion sind in aktuellen Debatten in Bildung, Wissenschaft, Politik und Kultur zentrale Leitbegriffe und Mitgestalter gesellschaftlicher Entwicklungen.
Im Tanz spielt Diversität seit langem eine bedeutende Rolle, sei es als tanzkünstlerisches Thema, als Impuls für kreatives Schaffen, im Rahmen tanzpädagogischer Vermittlungsprozesse oder auch in tanztherapeutischen Kontexten. Zudem zeichnet sich Tanz durch sein hohes Teilhabe- und Inklusionspotenzial aus.
Das Buch ist auf Open Access zum Download verfügbar.
Quelle: Susanne Quinten / Christiana Rosenberg (Hg.), Transcript Verlag, 2018
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«So und nicht anders»
Ein Tanzprojekt, welches das Menschsein zelebriert
Dass Tanzen nicht dem sportlich-akrobatisch-dynamischen Körper vorbehalten ist, zeigt das Tanzprojekt von Jeannine Elsener und Massimiliano Madonna am Tanzfestival 2019 in Zug. Eine einzigartige Darbietung, welche das Menschsein zelebrierte, die Akzeptanz des Einzelnen und die gemeinsame Leidenschaft im Vordergrund stellt.
Die Bilderstrecke des Projekts ist berührend und inspirierend zugleich.
Hier geht es zum Artikel in der Zuger Zeitung.
Quelle: https://sososo.ch/home/
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Aktuelle Studien zu Tanzinterventionen mit Kindern
„Moving Systems“ als multidisziplinärer Ansatz gegen Schulabbruch und zur Lernförderung
Dieser Artikel beschäftigt sich mit bewegungs- und tanzorientierten Interventionen in zwei verschiedenen Schulsettings. Die erste Studie wurde in Deutschland an einer damaligen achten Hauptschulklasse mit SchülerInnen durchgeführt (Schaub-Moore 2017), welche ein hohes Risiko trugen, den Schulabschluss nicht zu bestehen bzw. die Schule vorzeitig abzubrechen. Die zweite Studie wurde von Sarnadinha, Pereira, Ferreira, Fernandes und Veiga (2018) mit Vorschulkindern in Portugal durchgeführt und untersuchte die Auswirkungen einer Psychomotorik- und einer Tanz- und Bewegungsintervention bei Kindern mit besonderem Förderbereich.
Die Studie von Dr. rer. soc. Iris Bräuninger steht auf Research Gate zum Dowonlad bereit.
Quelle: Dr. rer. soc. Iris Bräuninger, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, 03/2019
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Tanzen wirkt positiv auf unsere Hirnleistung
Interview mit Neurowissenschaftler Wolfgang Knecht
Der Neurowissenschaftler Wolfgang Knecht von der ETH Zürch erklärt, wie Wellness fürs Gehirn funktioniert und wie Sie Ihr Denkorgan in Topform bringen
Die Wirkungen von Tanz aufs Gehirn werden derzeit an der ETH untersucht. Das Spezielle daran ist, dass dabei die akustische Welt auf die Bewegung trifft und somit mehrere Funktionen gleichzeitig aktiviert werden – beispielsweise die Aufmerksamkeit, und die Sensorik und eben die Motorik. Das hat einen positiven Effekt auf unsere Hirnleistung. Basierend auf diesen Ergebnissen werden nun Spiele hergestellt, welche verschiedene geistige und körperliche Funktionen trainieren können.
Zum Interview im Tagesanzeiger
Quelle: Sarah Fluck, Tagesanzeiger, 03/2019
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Takt für Takt gesünder
Tanzen macht glücklich, fit und ist ein gutes Mittel gegen Altersbeschwerden und Fettpölsterchen. Und alle können es lernen!
Wer tanzt, trainiert Körper, Geist und tut seiner Seele Gutes. Andrea Schärli, Dozentin und Fachleiterin Tanz des Instituts für Sportwissenschaft in Bern: «Tanzen ist eine der effektivsten und gesündesten Sportarten überhaupt. Verglichen mit beispielsweise Joggen, Radfahren oder Krafttraining hat Tanzen den Vorteil, dass es körperliche Aktivität mit kognitiven Herausforderungen und sozialen Komponenten vereint.»
Ingrid Peter (73) kreist geschmeidig ihre Hüfte zum Aufwärmlied «079» von Lo & Leduc. Dann kubanische Salsamusik. Schnelle Schritte, Drehungen und Hüpfen. Alles in roten Absatzschuhen. «Nach dieser Stunde bin ich pflotschnass. Ich tobe mich aus und tanke gleichzeitig neue Energie», sagt die Rentnerin aus Bolligen (BE). Jeden Mittwochabend besucht sie einen Salsakurs nur für Frauen in der Berner Tanzschule Muevete.
Hier können Sie den vollständigen Artikel im Drogistenstern downloaden
Das könnte Sie auch Interessieren: Senioren Tanz Bern - ein interdisziplinäres Projekt
Quelle: Vanessa Naef, Drogistenstern, 02/2019
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Tanzstunden müsste es auf Rezept geben
Interview mit den Neurowissenschaftlern Julia F. Christensen und Dong-Seon Chang
Sich zu Rhythmen zu bewegen macht nicht nur Freude, sondern trägt immens zu unserer Gesundheit bei. Zwei Neurowissenschaftler erklären, warum man unbedingt öfter das Tanzbein schwingen sollte.
Lesen Sie den vollständigen Aritkel in der Frankfurter Allgemeine
Hier geht es direkt zum Beststeller von Julia F. Christensen und Dong-Seon Chang: Tanzen ist die beste Medizin - Warum es uns gesünder, klüger und glücklicher macht. Oder Sie lassen sich durch das Interview mit Julia F. Christensen insprieren
Quelle: Katrin Hummel, Frankfurter Allgemeine, 02/2019
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Buchtipp | Tanzen ist die beste Medizin
Warum es uns gesünder, klüger und glücklicher macht
Gesundheit und Tanzen sind zwei Seiten derselben Medaille: Zu tanzen lindert nachweislich die Symptome von Parkinson und Depression; es schult den Gleichgewichtssinn, die Koordination, hilft gegen Demenz besser als jedes Gehirnjogging, kurz, es macht uns zu einfühlsameren, geduldigeren, glücklicheren und anziehenderen Menschen. Tanzen kann sogar Beziehungen retten, denn: Liebe geht durch die Beine. Die Autoren verraten, warum wir überhaupt tanzen, dass Tanz Ausdruck von Gefühlen sein kann, warum er als gesellschaftlicher Kitt dient, als Symbol für Schönheit und Verführung gilt und zur Heilung von Körper, Geist und Seele beiträgt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse lebendig und anschaulich vermittelt: Bei bei exlibris bestellen
Quelle: Rewolth Taschenbuch, 09/2018
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Sophie tanzt. Und tanzt. Und tanzt.
Tanzen als Lebeneselexier
Eine Tanzstudentin sitzt nach schwerer Erkrankung im Rollstuhl. Doch aufzugeben kommt für Sophie Hauenherm nicht in Frage. Jetzt hat die 18-Jährige ihre Bachelorprüfung an der Palucca-Hochschule abgelegt.
Als sich die 18-jährige bei ihrer Abschlussprüfung verbeugt, muss sie dabei sitzen bleiben – im Rollstuhl. Das Publikum ist wie gebannt. Dem bewegenden Auftritt folgt ein Moment der Stille. Dann Standing Ovations.
Lesen Sie den vollständigen Arikel der Deutschen Ärztezeitung und im Spiegel Online
Quelle: Jörg Schurig, Ärzte Zeitung online und Spiegel Online 07/2018
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Die Heilkraft des Grooves
Warum das Tanzen in vielen Kulturen der Welt tief verankert ist
Der Mensch ist ein Tänzer. Doch warum nur? Forscher beginnen, das rauschhafte Verhalten zu enträtseln. Experimente zeigen: Die rhythmische Bewegung zu Musik verführt und verbindet – und kann sogar Kranken heilen. Es ist ein Fest für den Körper, eine Ode an die Gemeinschaft und die Ästhetik, getanzter Sex und Leidenschaft pur.
Zum Originaltext auf Spiegel Online
Quelle: Philip Bethge, Spiegel Online, 02/2018
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Dank Tanz weniger Stürze
Eine Untersuchung durch Studenten der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Bewegung und Tanz können gerade bei Patienten mit eingeschränkter Mobilität das Sturzrisiko senken. Diese Annahme haben drei Studentinnen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in der Praxis überprüft.
Lesen Sie den vollständigen Presseartikel im Freiämter
Bewegungs- und Tanzangebote für Senioren finden Sie auf sicherstehen.ch, einer Initiative von des BFU, Pro Senectute und Gesundheitsförderung Schweiz
Quelle: Der Freiämter, 12/2017
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Ich kann meinen Herzschlag spüren
Tanzen verbessert die Selbstwahrnehmung und erhöht die Präsenz im eigenen Körper
Interozeption ist der Prozess der Wahrnehmung von Signalen des Körpers, einschließlich Herzfrequenz (HR) und Magensignale und wird als ein Mechanismus beschrieben, der entscheidend an der Schaffung von Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein beteiligt ist.
Die Aufgabe der Herzschlagwahrnehmung ist ein Werkzeug zur Messung der interozeptiven Genauigkeit (IAcc) von Menschen. IAcc korreliert positiv mit Messungen des Selbstbewusstseins und mit Attributen wie emotionaler Sensibilität, Empathie, prosozialem Verhalten und effizienter Entscheidungsfindung. Die interozeptive Genauigkeit ist in der Allgemeinbevölkerung auf einem moderaten Niveau, und Versuche, Gruppen von Menschen zu identifizieren, die aufgrund ihrer spezifischen Ausbildung (z.B. Yoga, Meditation) einen höheren IAcc aufweisen könnten, waren nicht erfolgreich. Eine aktuelle Studie mit Musikern deutet jedoch darauf hin, dass die in der Kunst ausgebildeten Personen einen hohen IAcc-Wert aufweisen könnten. In dieser Studie wurde der IAcc an 20 professionellen Tänzern und 20 weiblichen Kontrollpersonen anhand der Herzschlagwahrnehmung getestet. Tänzer hatten einen höheren IAcc, und dieser Effekt war unabhängig von ihren niedrigeren Herzfrequenzen (ein Proxy-Mass für körperliche Fitness), ihrer Zählfähigkeit und ihrem Wissen über Herfreuquenzen. Eine zusätzliche Analyse zwischen den Gruppen nach einem Median-Split in der Tänzergruppe (basierend auf jahrelanger Tanzerfahrung) ergab, dass sich die IAcc-Werte der Juniortänzer von der Kontrollgruppe unterschied und die IAcc der Seniortänzer höher war als die der Juniortänzer und der Kontrolle. Die Dauer der Tanzerfahrung korreliert also positiv mit IAcc. Demgegenüber wurden keine Korrelationen zwischen IAcc und Fragebogen-Messungen von Empathie, emotionaler Erfahrung und Alexithymie gefunden. Diese Ergebnisse werden im Kontext aktueller Theorien des Abfangens und der Emotion diskutiert, die die Merkmale des Kunsttrainings hervorheben, die mit IAcc in Verbindung gebracht werden könnten.
Zur Studie von Julia F. Christensen (kostenlose Anmeldung auf Researchgate erforderlich, nur auf Englisch)
Quelle: Julia F. Christensen, Psychophysiology, 2017
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Tanz der Neuronen
Wenn tanzen klüger macht
Tanze mit deinem Kortex. Welche Auswirkungen hat das Tanzen auf unsere Intelligenz und gibt es einen Unterschied zwischen professionellem Wettbewerbstanzen und freiem Improviationstanz?
Seit Jahrhunderten wird über den gesundheitlichen Nutzen des Tanzes in Fachbücher geschrieben, meist als körperliche Betätigung. In jüngster Zeit haben wir eine umfangreichere Forschungsbewegung über die gesundheitlichen Vorteile des Tanzes gesehen, wie z.B. den Abbau von Stress und die Erhöhung des Serotoninspiegels, mit einem Fokus auf das allgemeine Wohlbefinden des Einzelnen. Schließlich wurde ein weiterer, eher unerwarteter Nutzen untersucht, der die Leser dieses Beitrags begeistern dürfte: Tanzen macht uns oft intelligenter.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf dem französischen Blog von Tango Kiosk
Quelle: Samuel Deberles, Tangokiosk, 09/2017
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Not all about sex?
Neuronale und bio-behaviorale Funktionen des menschlichen Tanzes
Tanzen bewegt und viele empfinden eine natürliche Freude beim Tanz. Diese Studie beschäftigt sich mit der Hypothese, dass Tanzen bemerkenswerte neurobiologische Effekte auf den Körper hat, welche weit über einen kurzfristigen Stimmungsanstieg und einen gesteigerten Sinn für Ästhetik hinausgehen.
Ein integrativer Überblick über die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Verhaltensforschung schafft Klarheit bezüglich der Auswirkungen des Tanzes auf den Menschen, unabhängig des kulturellen Hintergrundes. Im ersten Teil wird die zentrale Bedeutung des Tanzes für das menschliche Leben auf dem Hintergrund der Archäologie, der vergleichenden Psychologie, der Entwicklungspsychologie und der interkulturellen Psychologie dargelegt. Im zweiten Teil werden die empirischen Evidenzen für sechs neuronale und bio-behaviorale Funktionen des Tanzes überprüft: (1) Aufmerksamkeitsfokus, (2) grundlegende emotionale Erfahrungen, (3) Bilder, (4) Kommunikation, (5) Selbstintimation und (6) sozialer Zusammenhalt. Auf dieser Basis werden unterschiedlichen Sichtweisen über die Funktion des Tanzes für den Menschen diskutiert: (1) Tanz ist reines Vergnügen, (2) beim Tanzen geht es nur um Sex, (3) Tanzen dient ausschliesslich dem Stimmungsmanagement und erhöht das subjektive Wohlbefinden, und (4) Tanz ist nur Experten vorbehalten. Als junges Forschungsfeld sind die Beweise immer noch lückenhaft nicht vollständig schlüssig. Dieser Überblick zielt darauf ab, einen Schritt in Richtung einer Systematisierung eines neuen Forschungsfeldes zu machen: einer neuro- und bio-behavioralen Wissenschaft des Tanzes.
Dieser Artikel wird TVS-Mitgliedern auf Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt.
Quelle: Julia F. Christensen, Annals of the New York Academy of Science, August 2017
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Tanzen gegen Ticks
Die bewegende Geschichte eines Jungen mit Tourette-Syndrom
Wenn Dominik tanzt, ist er in seiner Welt. Kein Gedanke an Krankheit oder peinliche Auffälligkeiten. Dass er ein Tourette-Syndrom hat, wussten lange Zeit nur wenige. Jetzt hat seine Mutter ein bewegendes Buch darüber geschrieben, wie er mit Ballett die Tics überwunden hat.
Lesen Sie den vollständigen Artikel der Deutschen Ärztezeitung
Quelle: Ruth Ney, Deutsche Ärztezeitung, 02/2017
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Move your arm like a swan
Ein Programm für Parkinson-Betroffene: Dance for PD®
Die körperlichen Symptome der Parkinson-Krankheit können sich wie eine Falle anfühlen. Langsamkeit der Bewegung, Steifheit, Gleichgewichtsverlust und Zittern machen Aktivitäten des täglichen Lebens schwierig bis unmöglich, und die Menschen werden isoliert, ihr Körper eine unvorhersehbare, unempfindliche Last.
Dance for PD®, eine Zusammenarbeit zwischen der Brooklyn Parkinson Group und der weltberühmten Mark Morris Dance Group, arbeitet daran, diese Belastung zu verringern. Das Programm arbeitet mit professionellen Tänzern in Tanzstudios zusammen, welche mit Parkinsonbetroffenen Strategien zur Erhöhung ihres Bewegungsspielraumes und zur Verbesserung des Gleichgewichts entwickeln, indem sie ihren Körper kreativ und ausdrucksstark einsetzen.
Artikel wird TVS-Mitglieder auf Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt.
Mehr Informationen und Tanzkurse für Parkinson-Betroffene finden sie auf Parkinson Schweiz
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Tanzen statt Psychopharmaka?
Eine interessante Übersicht aktueller wissenschaftlichen Studien
Was wäre, wenn regelmäßiges Tanzen, welcher Stil auch immer, eine wirksame Therapie gegen Depressionen wäre? Zu diesem Ergebnis kommen mehrere wissenschaftliche Studien.
Die Ergebnisse auf Französisch im Überblick bei Partenaire de danse
Weitere Informationen zur Tanz- und Bewegungstherapie von der Universitätsklinik Zürich
Unser Buchtipp zum Thema
Die Kunst und die Wissenschaft der Tanz- und Bewegungstherapie - Leben ist Tanz, Sharon Chaiklin, Hilda Wengrower, Oriold Bücher Verlag, 2017
Diese Übersetzung von The Art and Science of Dance/Movement Therapy: Life is Dance deckt eine große Bandbreite der Anwendung der Tanz- und Bewegungstherapie bei verschiedenen Gruppen ab und zeigt zugleich auf, wie und weshalb diese Therapieform so geeignet ist, Veränderungen zu bewirken. Das Buch ist eine einmalige Sammlung, in der jedes Kapitel sowohl theoretische als auch praktische Aspekte, darunter Fallstudien, bespricht. Einige Kapitel vermitteln ergänzende Informationen wie die über die Methoden zur Beobachtung von Bewegung, die Anwendung der Forschung zu kulturellen Unterschieden und des Bewusstseins für diese in der Praxis der nonverbalen Kommunikation. Aktuelle Literaturhinweise erleichtern es den Leserinnen und Lesern, sich in Fragen zu vertiefen, die sie interessieren.
Quelle: Partenaire de danse
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Tango für Parkinson-Betroffene: Ein vielsprechender Weg
Eine Initiative der Klinik Lengg
Mehrere internationale Studien konnten zeigen, dass sich Tango-Tanzen nachweislich positiv bei Morbus Parkinson auswirkt: insbesondere auf Gleichgewicht, Beweglichkeit, Wahrnehmung, Denkvermögen und das Ermüdungssyndrom (Fatigue). Davon inspiriert bot das Zürcher RehaZentrum Lengg der Klinik Lengg im Juni 2016 einen Tango-Schnupperkurs an.
Zum Kursangebot der Klinik Lengg
Weitere Informationen und aktuelles Kursangebot auf Parkinson Schweiz
Quelle: Klinik Lengg, 2017
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Rock 'n' Fit
Tanzen hält den Geist fit
Wer regelmässig tanzt, senkt das Risiko, an Demenz zu erkranken. Das zeigen Forschungen aus den USA. Nicht zuletzt deshalb boomen Seniorentanzanlässe.
Zum vollständigen Artikel in der Coop Zeitung
Hier finden Sie Seniorentanzgruppen in ihrer Nähe: Seniorentanz Schweiz
Quelle: Thomas Comagno, Coop Zeitung, 11/2016
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Tanzen macht die Seele frei
Ausbrechen aus dem Alltag – beim Tanzen fällt das Jugendlichen leicht
Musik geniesst in unserer Gesellschaft einen weitaus höheren Stellenwert als der Tanz. Zu Unrecht. Wenn Kinder tanzen, spüren sie Glück. Erwachsenen fällt es oft nicht leicht, einfach draufloszutanzen. Dabei lohnt es sich, sich ganz der Bewegung hinzugeben.
Lesen Sie den gesamten Ariktel im ElternMagazin Fritz+Fränzi
Quelle: Sibylle Dubs, ElternMagazin Fritz+Fränzi, 12/2016
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Tanzheimer
Senioren schwingen das Tanzbein
Tanzen soll im Alter unmöglich sein. Von wegen! Das dachten sich drei ZHAW-Studentinnen die sechs Tanzstunden für Senioren organisierten. Sogar Teilnehmer mit Rollator konnten am Programm mitmachen. Ein Erfahrungsbericht.
Mehr Informationen zum Tanzheimer-Projekt auf der Webseite der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW
Quelle: Carla De-Vizzi, Winterthurer Stadtanzeiger, 01/2016
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Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz
Pädagogische Postulate und ihre Bedeutung für die Unterrichtspraxis in Deutschland
Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz gilt als schlüssiges Argument um Tanz an der Schule zu unterrichten. Doch welche Wirkung zeigt zeitgenössischer Tanz auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Schülerinnen und Schüler? Was bedeutet es, zeitgenössischen Tanz zu unterrichten? Welche Aspekte einer möglichen Persönlichkeitsentwicklung werden durch den zeitgenössischen Tanz angesprochen? Und letztlich: Lassen sich Wirkungen von zeitgenössischem Tanz auf einer psychologischen Ebene nachvollziehen?
Generell zeigen die Schülerinnen und Schüler des Tanzprojektes neue Bewegungserfahrungen und freudvolle Erlebnisse im Umgang mit Körperlichkeit und Körperkontakt. Es wird während des Tanzens eine soziale Erfahrung angeboten. Eine damit einhergehende Beeinflussung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung kann empirisch teilweise nachvollzogen werden. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Ausdruck und Kreativität wird angestrebt, lässt sich aber nicht mittelbar messen. Gerade der zeitgenössische Tanz hat die individuelle Förderung und die Entfaltung des kreativen Potentials jedes einzelnen Schülers und jeder Schülerin im Fokus und gibt damit Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung. Dabei zeigen sich spezifische Erfahrungen, die gerade durch die Konfrontation mit Tanzen ausgelöst werden, wie „neue Bewegungserfahrungen zu machen“ oder die Erfahrung, sich selbst vor Publikum zu präsentieren. Vor allem aber werden die Schülerinnen und Schüler in ein Gesellschaftsgebiet eingeführt, das den Umgang mit Körperlichkeit spielerisch und frei von Leistungsgedanken vermitteln kann und das ist existentiell wichtig als Grundlage für Gesundheit und Glück.
Hier können Sie die vollständige Doktorarbeit von Isolde Cäcilia Reichel downloaden: Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz
Quelle: Isolde Cäcilia Reichel, 2016
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Tanz und Gehirn: Eine Rezension
Wie tanzen die Plastizität des Gehirns beeinflussen kann
Tanz ist eine universelle Form des menschlichen Ausdrucks, die eine reiche Quelle für wissenschaftliche Studien bietet. Der Tanz bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Plastizität des Gehirns und seine Interaktion mit dem Verhalten zu untersuchen.
Mehrere Studien haben die Verhaltenskorrelate des Tanzes untersucht, aber über die Hirnbasis des Tanzes ist weniger bekannt. Studien zur Tanzbeobachtung deuten darauf hin, dass lang- und kurzfristiges Tanztraining die Gehirnaktivität in den Aktions- und Simulationsnetzwerken beeinflusst. Trotz methodischer Herausforderungen gibt es heute Ergebnisse zum Neuroimaging während des Tanzes und mehrere Gehirnregionen, welche beim Tanzen aktiv sind, wurden lokalisiert. Vorarbeiten aus unserem Labor deuten darauf hin, dass ein langfristiges Tanztraining sowohl die graue als auch die weisse Gehirnsubstanz verändert.
Die vorliegende Arbeit umfasst funktionelle Neurobildgebungsstudien zur Tanzbeobachtung und -performance sowie strukturelle Neurobildgebungsstudien von erfahrenen Tänzern. Um den laufenden Dialog zwischen Tanz und Wissenschaft zu fördern, werden zukünftige Richtungen der Tanz- und Gehirnforschung sowie deren Implikationen diskutiert. Die Erforschung der Neurowissenschaften des Tanzes wird zu einem besseren Verständnis der Gehirn-Verhaltensbeziehungen und der Plastizität des Gehirns bei Experten und Nicht-Experten führen und kann bei der Entwicklung tanzbasierter Therapieprogramme angewendet werden.
Zur vollständigen Studie auf Englisch: Annals of the New York Academy of Sciences
Quelle: Falisha J. Karpati, Annals of the New York Academy of Sciences, 2015
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Tanzen fördert die Aufmerksamkeit
Wie das Tanzen unsere Wahrnehmung verändert
Daria Höhener, eine passionierte Tänzerin, erarbeitete im Rahmen ihrer Maturaarbeit am Gymnasium in Trogen ein Tanzprojekt und bestätigt mittels eines wissenschaftlich erprobten Konzentrationstest die These: „Tanzen fördert die Aufmerksamkeit bei Primarschülern, Kantonsschülern, jüngeren und älteren Erwachsenen“.
Quelle: Daria Höhener, April 2014
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Verräterischer Hüftschwung
Wie jemand tanzt, sagt eine Menge über seine Persönlichkeit aus
Vom Stammestanz der Massai in Kenia bis zur Techno- Party im angesagten Berliner Club – getanzt wird in allen Kulturen. Die rhythmischen Bewegungen zur Musik machen nicht nur Spaß, sie erfüllen auch viele wichtige Aufgaben: Götter beschwören, Regen bringen, Gegner beeindrucken, Gemeinschaft und Kampfesgeist stärken. Die aus evolutionärer Sicht wohl wichtigste Funktion aber dürfte die Balz sein. Da unterscheiden die Menschen sich wenig von vielen Tierarten, die wunderbare Tänze aufführen, um potenzielle Partnerinnen zu beeindrucken oder Konkurrenten einzuschüchtern.
Quelle: Eva Tenzer, freie Wissenschaftsjournalistin, 01/2014
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Tanz und Kulturelle Bildung
„Jeder Mensch ist ein Tänzer“ (R. v. Laban): Tanz als ästhetisch-expressives Bildungsmedium
Claudia Fleischle-Braun, ehemalige Dozentin für Gymnastik und Tanz an der Universität Stuttgart schreibt über die Grundlagen, den Wert und die Vielfalt der tanzpädagogischen und -künstlerischen Vermittlungsarbeit im Rahmen der Kulturellen Bildung.
Tanz ist eine nonverbale Darstellungs- und Ausdrucksform des Menschen, in deren Zentrum die subjektive ästhetische Inszenierung des Körpers und eine Formung der Bewegung in Raum und Zeit stehen. Die Erscheinungsformen und Funktionen des Tanzes sind geprägt von ihrem jeweiligen geschichtlichen und soziokulturellen Umfeld. Daher spiegeln die verschiedenen traditionellen Tanzformen und stilistischen Spielarten des zeitgenössischen Tanzes ein jeweils eigenes Verständnis von Körperlichkeit und Bewegung wider, das sich in unterschiedlichen ästhetischen Idealen, Normen und Praktiken äußert. Verschiedene Tanzstile beinhalten und zeigen daher immer auch kollektive oder individuelle Wahrnehmungs- und Umgangsweisen mit dem Körper; und sie können den Zeitgeist und die Lebensgefühle einer Generation erfahrbar werden lassen.
Weiterlesen
Quelle: Claudia Fleischle-Braun, Kulturelle Bildung Online, 2013
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Tanzen ist Leben: Die Energie zum Tanzen ist unerschöpflich
Interview mit Gunter Kreuz , Musikkognitionsforscher an der Universität Oldenburg
Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie. Die Bewegung zur Musik verleiht Kraft und Selbstbewusstsein, sagt Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg. Im Interview erklärt der Musikkognitionsforscher, warum Tanzen entspannt und wie es gegen Krankheiten hilft.
Lesen Sie das vollständige Interview mit dem Musikkognitionsforscher Gunter Kreuz auf Spiegel Online
Quelle: Frederik Jötten, Spiegel Online, 2013
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Eine Stunde Tanz pro Woche hält Geist und Körper fit
Wie sich Aufmerksamkeit, Reaktion, Balance und Lebensstil in sechs Monaten verbessert
Tanzen hält fit, das konnten Forscher der Universität Bochum schon vor einiger Zeit nachweisen. Jetzt testeten sie eine spezielle für Senioren entwickeltes Tanzprogramm mit verblüffendem Ergebnis: Selbst zuvor inaktive Senioren konnten nach sechs Monaten Training nur einmal pro Woche für eine Stunde, nicht nur ihre körperliche Fitness, sondern auch ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit, erheblich steigern.
Lesen sie den gesamten Artikel aus dem Pressespiegel der Ruhr Universität Bochum. Zum englischen Originalartikel auf Frontiers in Aging Neuroscience.
Quelle: Ruhr Universität Bochum, 02/2013
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Tanzen macht Schule: Die Rolle des Tanzes im Bildungsprozess
Neue Horizonte im Bildungssystem
Diese Studie soll ermutigen den im schulischen Kontext üblichen methodischen Ansatz zu überprüfen, da er kognitive Prozesse überbetont und die für die Persönlichkeitsentwicklung äusserst wertvollen körperlich-spielerisch-kreativen Erfahrungen vernachlässigt.
Keine andere Aktivität hat einen vergleichbaren Einfluss auf Körper, Geist und Emotionen wie das Tanzen. Mehr denn jede andere Ausdrucksform, kann das Tanzen Kinder helfen ihren Körper zu bewohnen und ungenutzte Potentiale zu entfalten.
Hier können Sie die Studie Marzia Candela downloaden: The role of Dancing in the educational process
Quelle: Marzia Candela et.al., 4th International Conference on new Horizons in Education, Procedia, Social and Behavioural Science, 2013
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Kreativer Kindertanz
Interview mit Gisela Peters-Rohse
Es gibt kaum einen Tanzpädagogen in Deutschland, der nicht mit Gisela Peters-Rohse gearbeitet hat! Sie unterrichtet auf der ganze Welt: Indonesien, Philippinen, Russland, China. Im Interview spricht Sie über ihren Zugang zum Tanz, ihre persönlichen «Meister» und erfolgreiches Unterrichten.
Das Interview ist auf Deutsch und wurde auf Tanznetz publiziert: Sechs Fragen an Tanzlehrer die uns bewegen
Unser Buchtipp zum Thema:
Das Kind und sein Tanz von Gisela Peters-Rohse
Gisela Peters-Rohse ist eine Legende im Bereich des Kindertanzes - wie keine zweite deutsche Pädagogin genießt sie in diesem Metier auch international höchstes Ansehen. Das beruht einerseits auf ihrer in vielfacher Hinsicht besonderen Persönlichkeit, auf Phantasie, Empathie, Intuition und all den »guten Eigenschaften«, die ein Pädagoge für überzeugende Ergebnisse benötigt. Grundlage ihres Erfolges ist aber auch ihre in langjähriger Erfahrung und Entwicklung erarbeitete Methodik.
Hier bestellen
Quelle: Patricia Kapp in Sechs Fragen an die Tanzlehrer, die uns bewegen, Tanznetz.de, 02/2021
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Tanz als Alltagskultur
Résumé von Ulla Ellermann und Barbara Flügge-Wollenberg
Tanz als Alltagskultur und was sie für Kinder und Jugendliche leisten kann: Von der Förderung der Sozialkompetenz und dem verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper bis hin zur Akzeptanz von anderen Kulturen
Tanz als Alltagskultur kann nur verstanden werden, wenn zunächst klar ist, dass es den Tanz nicht gibt, sondern eine Vielzahl von unterschiedlichen Erscheinungsformen und Stilrichtungen, wie z.B.: Historischer Tanz, Klassischer Tanz, Moderner Tanz, Zeitgenössisch Künstlerischer Tanz, Tanztheater, Zeitgenössische Tanzformen wie HipHop, Jazz, Show etc., Gesellschaftstanz mit Walzer, Tango, Rumba, Cha-Cha-Cha etc. bis hin zum deutschen oder internationalen Volkstanz. Hinzu kommt, dass sich die Vermittlung in allen Bereichen einerseits an die TanzkünstlerInnen, die professionellen BühnentänzerInnen und andererseits an die Laien wendet, die mit unterschiedlicher Motivation und Befähigung tanzen – vom Kleinkind bis zum Erwachsenen.
Weiterlesen
Quelle: Ulla Ellermann, Barbara Flügge-Wollenberg, Kulturelle Buildung Online, 2013
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Der Rollstuhl tanzt mit
Portrait einer begeisterten Tanzlehrerin
Für ein paar Stunden den schwierigen Alltag vergessen und sich beim Tanzen körperlich und geistig fordern: Dieses Ziel verfolgt die St. Galler Tanzlehrerin Irene Gasser mit ihren Rollstuhl-Tanzkursen.
Lesen Sie den vollständigen Artikel im Tagblatt
Weitere Informationen zu Kursangeboten von Rollstuhltanz
Quelle: Yvonne Foster, Tagblatt, 2012
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Der Volkstanz als Prozess des Interkulturellen Lernens
Eine explorative Studie
Kann Tanzen einen Beitrag zum Erwerb von interkultureller Kompetenzen leisten und welche Bereiche umfasst er? Dieser Frage hat Tolga Candas Altinok seine Dissertation an der Deutschen Sporthochschule Köln gewindet.
Der einleitenden Frage geht die Annahme voraus, dass Tanzen ein geeignetes Medium ist, um die Kommunikationsfähigkeit zu fördern. Hier liegt ein entscheidender Unterschied zwischen Tanz und Sport: Sport betont vor allem den Gedanken des Wettkampfes, beim Tanzen steht hingegen der soziale Aspekt im Vordergrund. So kommen Studien zum Thema „interkulturelles Lernen“ zu folgender Stellungnahme: „Tanz ist ein Medium, das eine ganzheitliche Annäherung und Begegnung mit fremden Kulturen gestattet, da durch das Erleben und Aneignen der kulturspezifisch geprägten und kodifizierten Körperbewegungen und Tänze Begleitinformationen über die jeweilige Herkunftskultur und deren Gesellschaft vermittelt werden können.
Zur Dissertation von Tolga Candas Altinok, eingereicht am Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung in Köln.
Unser Buchtipp
Konzepte der Tanzkultur - Wissen und Wege der Tanzforschung von Margrit Bischof und Claudia Rosine, erschienen im Transcript Verlag, 2010
Abstract: Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Wissensbereichen liefern in diesem Studienbuch profunde Standortbestimmungen zu den Themen der Tanzforschung und illustrieren ihre Position anhand von Beispielen. Ein Leitfaden zu den Konzepten der Tanzkultur, der neue Wege zum Wissen eröffnet.
Quelle: Tolga Candas Altinok, 2011
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Tanz, Selbstvertrauen, Alter und Geschlecht
Warum es sich lohnt, früh mit dem Tanzen zu beginnen
Tanzvertrauen ist ein Masstab für das domänespezifische Selbstwertgefühl, das die subjektive Wahrnehmung einer Person betreffend ihrer Tanzfähigkeiten beschreibt. Diese Studie beschäftigt sich damit, wie sich das Selbstvertrauen von TänzerInnen in Abhängigkeit von Geschlecht und Altersgruppe verändert.
Über 13’000 Menschen sahen sich ein Video an und füllten dann eine Online-Umfrage aus. Die Ergebnisse zeigen auf, dass das Tanzvertrauen zwischen den Geschlechtern und Altersgruppe variiert, so dass Frauen im Allgemeinen ein höheres Maß an Tanzvertrauen haben als Männer, und das Tanzvertrauen ändert sich an signifikanten Punkten im Entwicklungszyklus. Frauen verfügen in der frühen Adoleszenz über ein hohes Selbstvertrauen beim Tanz, fallen jedoch nach dem 16. Lebensjahr deutlich ab. Im späten Teenager-Alter steigt das Selbstvertrauen wieder kontinuierlich an, bevor es sich in der Mitte des Lebens einpendelt. Es gibt einen signifikanten Rückgang des Tanzvertrauens bei Frauen, wenn sie ihre späten 50er Jahre erreichen.
Bei Männern beginnen die Selbstvertrauenswerte beim Tanzen niedrig und steigen dann während der späten Teenagerjahre und Anfang der 20er stetig an, bevor sie Mitte der 30er Jahre wieder abflachen. Es gibt eine signifikante Zunahme des Tanzverständnisses bei Männern, wenn sie Mitte 60 sind. Die Ergebnisse und die Verbindung zwischen Social Dance und Selbstwertgefühl werden im Rahmen von zwei theoretischen Modellen des Selbstwertgefühls diskutiert, dem "Reflected Appraisal Model" und dem "Competencies Model".
Die englische Studie wird TVS-Mitglieder auf Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt.
Quelle: Lovatt, P., Science Direct, Personality and Individual Differences, 2011
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Use it or lose it: Tanzen macht dich schlauer
Eine wissenschaftliche Studie über den Einfluss des Tanzens auf die kognitive Leistungsfähigkeit
Die Wirksamkeit von Tanzen auf den Punkt gebracht. Richard Powers fasst aus verschiedenen Studien Erkenntnisse über die aussergewöhnliche, positive Wirkung auf die kognitive Leistungsfähigkeit durch Tanzen zusammen. Er kennt sich damit aus! Richard Powers unterrichtet seit über 40 Jahren an der Stanford University’s Dance Division “historic and contemporary social dance”. Lesen Sie weiter oder gehen Sie tanzen!
Bis anhin wurde dem Tanzen vor allem positive Effekte bei der Steigerung des körperlichen Wohlbefindens und ein sozialer Nutzen zugeschrieben. Seit einiger Zeit belegen nun Studien, dass Tanzen auch einen wesentlichen Einfluss auf die mentale Leistungsfähigkeit des Menschen hat. Ein Vergleich mit anderen kognitiven und körperlichen Aktivitäten belegt, dass Tanzen nicht nur einen sehr hohen Einfluss auf die Bildung von neuen Nervenbahnen im Gehirn hat und sogar Demenz-Erkrankungen vorbeugen kann, sondern auch schon bei Kindern die mentale Leistungsfähigkeit erhöht. Der Schlüssel liegt darin, dass Tanzen mehrere Funktionen des Gehirns – namentlich kinästhetische, rationale, musikalische und emotionale – gleichzeitig aktiviert. Der Tanzstil ist nicht relevant. Vielmehr ist die Art und Intensivität der individuellen Beteiligung, beim Entstehen der Bewegung und in der Begegnung mit dem Tanzpartner ausschlaggebend. Und – je öfter wir tanzen und je früher wir mit dem Tanzen beginnen, desto grösser der Nutzen!
Lesen Sie den gesamten Arikel von Richard Powers in Englisch: Use It or Lose It: Dancing Makes You Smarter, Longer
Wer sich im Detail mit der Thema "Freizeitaktivitäten und das Risiko von Demenz bei älteren Menschen" auseinandersetzten will kommt hier zur Originalstudie im New England Journal of Medicine.
Quelle: Richard Powers, Stanford Dance, 07/2010
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Shall we dance?
Eine Studie über die Wirkungen des Tanzens auf das Wohlbefinden
Die positive Wirkung musikalischer Erfahrungen für Gesundheit und Wohlbefinden wurden bereits in vielen Studien aufgezeigt. Die empirische Arbeit konzentrierte sich auf musikalische Aktivitäten wie Hören und Singen, wobei die möglichen Auswirkungen des Tanzes vernachlässigt wurden. In der vorliegenden Studie haben 475 nicht-professionelle erwachsene Tänzer an einer Online-Umfrage teilgenommen, die darauf abzielte, die Vorteile des Tanzes zu untersuchen.
Die quantitative und qualitative Analyse ergab, dass das Tanzen in mehrfacher Hinsicht einen potenziell positiven Einfluss auf das Wohlbefinden hat. Es wurden positive Effekte auf physischer, sozialer und spiritueller Ebene festgestellt. Insbesondere wurde ein erhöhtes Selbstwertgefühl und eine Verbesserung von Bewältigungsstrategien in Konfliktsituationen festgestellt. Diese explorative Studie bildet einen Ausgangspunkt für ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Amateurtänzen auf das allgemeine Wohlbefinden und liefert überzeugende Argumente, warum das Tanzen in die Agenda der öffentlichen Gesundheitsförderung aufgenommen werden sollte.
Zur englischen Publikation im Arts & Health Magazin
Zum deutschen Originaltext in der Dissertation von Cyntia Quiroga Muricia (Schrift B)
Quelle: Cynthia Quiroga Murica, C, Arts & Health, 2010
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Gesundheitliche Aspekte des Tanzens
Vom Gefühl zur systematischen Forschung
Tanzen wird seit jeher mit der Förderung von Heilungsprozessen und Gesundheitspflege verbunden, aber erst in den letzten Jahren ist das Interesse an der systematischen Erforschung des gesundheitlichen Nutzens markant angestiegen.
Der Beitrag des Tanzes zur Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden kann aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Einerseits kann der Tanz als Freizeitbeschäftigung mit potenziell gesundheitsförderndem Nutzen angesehen werden. Andererseits wird der Tanz im klinischen Kontext als eine unterstützende Therapie bei einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Problemen eingesetzt. Diese Publikation von Cynthia Quiroga Muricia untersucht die verfügbaren Evidenzgrundlagen für die Zuordnung von spezifischen gesundheitlichen Vorteilen zum Tanz.
Publikation bei Oxford Schoolarship unter dem Titel Dance and health – exploring interactions and implications. Die deutsche Fassung finden Sie in der Dissertation von Cynthia Quiroga Murcia (Schrift A).
Quelle: Quiroga Murcia, C., & Kreutz, G., 2010
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Tango hat Einfluss auf Stress- und Sexualhormone
Hintergrundwissen zu einem im Jahr 2009 zum Weltkulturerbe erkorenen Tanzstils
Tango hebt nicht nur die Stimmung, sondern hat auch nachweislich Einfluss auf die Menge der Stress- und Sexualhormone im Körper. Das mit Stress assoziierte Hormon Cortisol nimmt beim Tango-Tanzen ab, dagegen schüttet der Körper beider Partner in erhöhtem Maß das Sexualhormon Testosteron aus.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf Fokus Online oder gehen Sie direkt zur Publikation von Cynthia Quiroga Murcia, MSc im Journal of Music and Medicine: Emotional and Neurohumoral Responses to Dancing Tango Argentino: The Effects of Music and Partner.
Das könnte Sie auch Interessieren: Tanzen - Subjektive und psychobiologische Wirkung, Dissertation von Cynthia Quiroga Murcia.
Quelle: Deutsche Presseagentur, 10/2009
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Die psychobiologische Wirkung des Tanzens
Eine Studie zum Tango-Tanz
Welcher Einfluss haben Musik- und Partnerwahl auf den Hormonhaushalt des Körpers? Die vorliegende Studie untersucht die hormonellen Reaktionen des Körpers beim Tangotanz und die spezifischen Einflüsse von Musik- und Partnerwahl.
Die Auswertung der Daten von 22 Tänzern deuten darauf hin, dass Bewegung mit Musik und Partner positivere Auswirkungen hat auf emotionalen Zustand als Bewegung ohne Musik oder ohne Partner. Darüber hinaus wurden mit dem Vorhandensein von Musik Verringerungen der Cortisolkonzentrationen festgestellt, während Erhöhungen des Testosteronspiegels mit der Anwesenheit eines Partners verbunden waren. Die Studie belegt positive psychobiologische Reaktionen der TänzerInnen und trägt dazu bei, den unterschiedlichen Einfluss von Musik und Partnerwahl zu verstehen.
Zur englischen Publikation im Music and Medicine Journal oder zum deutschen Originaltext in der Doktorarbeit von Cynthia Quiroga Murcia (Schrift D)
Quelle: Cynthia Quiroga Murcia, MSc, Music and Medicine, Juli 2009
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Kinder brauchen Musik, Spiel und Tanz
Rhythmik als ganzheitliches Bildungsangebot in der frühkindlichen Erziehung
In allen Kulturen der Welt gibt es dasselbe Phänomen: Begeisterte Kinder, die zu einem Lied mit elementarer Lebensfreude tanzen und singen. Die Affinität und Faszination, die von Musik und Tanz ausgehen, sind letztendlich unabhängig vom Lebensalter, von der Intelligenz, vom Kulturkreis und auch von Wahrnehmungsdefiziten und Behinderungen. Musik wird als universelle Sprache betrachtet. Der Mensch lässt sich von Musik emotional "fesseln" und bewegt sich gerne dazu rhythmisch, wenn es vielleicht nur mit dem großen Zeh ist!
Quelle: Sabine Hirler, Frühe Kindheit – die ersten sechs Jahre im Themenheft „Kinder und Musik“, 2005
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